Ein Hering-Missverständnis? "Preise nahe am Wucher"?

Motorsport kann auch eine Konstante für Nepp sein. Dieses Mal soll nicht von seltsamen Preiserhöhungen bei Steaks die Rede sein, sondern von einem Benzinpreis, den man nicht "künstlich niedrig halten" wollte. Am Nürburgring.

Wir wissen es vom "alten" Wirtschaftsminister, Hendrik Hering. Der sagte schon im Oktober 2010 voraus ("Obwohl das erste Geschäftsjahr erst im April 2011 endet", schrieb die "Rhein-Zeitung" damals"), dass die Nürburgring GmbH bereits mit Pacht "in Millionenhöhe" rechnen kann. Feriendorf und Hotel wurden damals schon als "hochrentierlich" bezeichnet und von der "Grüne Hölle" wurde behauptet: ""Läuft gut". Und der Wirtschaftminister verlautbarte, dass er auch von Richter - er meinte den Vertragspartner seiner Regierung, Kai Richter - gut 10 Millionen zurüch haben wolle. "Anders als vom Rechnungshof berechnet", schrieb damals am 12. Oktober 2010 die "Rhein-Zeitung", "habe er beim Transfer von Landesgeldern auch nicht Zinsgewinne von 1,9 Millionen kassiert". Wirtschaftsminister Hering (SPD) sagte: "Das Geld ist nicht geflossen." - Da lässt dann die neue Betreibergesellschaft andere Gelder fließen. In die richtige Richtung. Und wenn Hendrik Hering "damals" von Preisen "nahe am Wucher" sprach, dann meinte er sicherlich nicht die von der neuen Betreibergesellschaft von ihren Kunden verlangten Beträge, sondern wohl, dass das "alte Missmanagement" den "damaligen" Vertragspartnern Preise eingeräumt hat, die denen dann tolle Gewinne ermöglichten. (Man muss seine missverständlichen Formulierungen entschuldigen, denn Hendrick Hering ist nur gelernter Jurist.) Das neue Düsseldorfer Dream-Team hat die damaligen Fehler jetzt abgestellt. Jetzt soll möglichst viel in die eigene Tasche fließen. Wenn man so manche Details betrachtet, dann muss man sich fragen:

Ein Hering-Missverständnis? "Preise nahe am Wucher"?

11-05-23/05 - Wie war das eigentlich gemeint? - Richter/Lindner haben in der Jetztzeit richtig zugeschlagen. Der Industriepool muss bluten, die Streckenmieter auch. Nicht jeder kriegt die Strecke, darf auf die Strecke. Da werden Prozesse geführt, dürfen noch Klagen erwartet werden, ist eine ganze Region irgendwie verunsichert. - Man wartet auf einen EU-Zugriff.

Ich weiß nicht, was Hendrik Hering damals dem Parlament alles an Zahlenmaterial (in Gutachten!) vorgelegt hat. Bis heute ist noch keine Bilanz der neuen Betreibergesellschaft sichtbar geworden. Sie muss auch noch keine Bilanzen veröffentlichen, dafür ist es noch zu früh. Darum schaut man umso aufmerksamer auf Details, aus denen sich schließen lässt, dass die neuen privaten Betreiber nicht etwa z.B. den Motorsport fördern, wie es eigentlich im ursprünglichen GmbH-Vertrag steht, sondern dass man sich fördern lässt: Durch entsprechende Forderungen.

Ich habe mal auf die Benzinpreise in der Boxengasse bei den VLN-Rennen geachtet. Die wenigsten Fahrer tun das. Es fällt auch kaum auf, dass die Preisangaben abgeklebt sind. Damit man sich bei den Teams nicht auf die falschen Zahlen konzentriert. Und abzurechnen ist lt. Ausschreibung (2011) mit der "Nürburgring GmbH".

Nun ist schon auffallend, dass sich das Preisniveau für Super Plus in der Boxenstraße, deutlich von dem an der um 50 Meter vorher liegenden Tankstelle unterscheidet. Es ist eine Mundorf-Tankstelle. Mundorf ist der Lieferant für das Benzin auf dem Nürburgring-Gelände, so dass ich diese Firma auch angeschrieben habe. Aber es kam keine Antwort. - Also habe ich erinnert. - Keine Antwort. - Also habe ich noch einmal zusammengefasst - und das war das dritte E-mail an die Firma Mundorf:

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider haben Sie auf meine Anfrage vom 1. Mai und meine Erinnerung vom 3. Mai nicht reagiert.

Nicht reagiert hat - zunächst - auch die NAG auf entsprechende Fragen von mir.

Ich habe dann die VLN angeschrieben, die mir zwar auch nicht direkt eine Antwort geben konnte,
weil man keine Erklärung hatte. Die hat man dann bei der NAG eingeholt und mich informiert.

Nur Stunden nach dieser Info durch die VLN kam dann auch eine Antwort von der NAG, die natürlich
der der VLN entsprach. - Nur eine Antwort - bzw. Erklärung zu den stark überhöhten Benzinpreisen
in der Boxengasse des Nürburgrings - von Ihnen steht noch aus.

Es wäre nett, kurzfristig von Ihnen zu hören, damit ich Ihre Funktion in meiner Geschichte (die ich in
der kommenden Woche zu schreiben gedenke) zu dem Thema richtig darstellen kann. Ich wäre
sonst ausschließlich auf Informationen aus "zweiter Hand" angewiesen.

Nach den mir vorliegenden Informationen beziehen Sie das am Nürburgring verkaufte Super Plus-Benzin
aus der gleichen Raffinerie (in Wesseling) wie z.B. Ihre Konkurrenz aus Andernach. - Was allerdings
auch keine Erklärung für die vorhandene Preisdifferenz für die gleiche Ware an der Tankstelle "Döttinger
Höhe" und der rd. 3 km entfernten Boxengasse am Nürburgring wäre.

Drei Kilometer Entfernungsunterschied würden sich auch nicht durch höhere Logistikkosten erklären
lassen. Bleibt nur eine selbstbewusste Kalkulation. Von Ihnen? - Von der NAG?

Sie können mir sicherlich eine Erklärung liefern, die mir noch fehlt.

Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne

Dem Schreiben können Sie praktisch entnehmen, was ich alles getan habe, um zu einer klaren Einschätzung der bestehenden Situation zu kommen. Natürlich waren auch Rennteilnehmer schon mal in der jeweiligen Rennleitung aufgetaucht, hatten sich über den Benzinpreis beschwert, um zu erfahren: Damit habe man nichts zu tun. Da sei die Nürburgring GmbH verantwortlich. - Jedenfalls wird vom Teilnehmer mit der - lt. Ausschreibung 2011 - das Benzin abgerechnet. Es kann aber auch sein, dass das eine nicht exakte Formulierung ist und das die neue Betreibergesellschaft... - Oder doch nicht?

Das kann auch sein, da Fahrzeuge dieser Gesellschaft nicht unbedingt an den eigenen Tankstellen betankt werden, sondern rd. drei Kilometer entfernt an der ED-Tankstelle "Döttinger Höhe". Dort tankt auch schon mal Herr Jörg Lindner sein Motorrad voll, füllt Kai Richter den Tank seines Geschäftswagen. - Man sollte schon auf den Pfennig - pardon, Cent! - achten. - Nehmen wir doch mal die Situation an einem Rennwochenende:

Das ist die Preisanzeige an der "Döttinger Höhe". Im Hintergrund erkennt man die Nürburg. Und der Preis für Super Plus beträgt 1,63.9 Euro pro Liter. Wenige Kilometer weiter, am Rande des neuen Fahrerlagers, nun bei einer Mundorf-Tankstelle, beträgt der Literpreis für Super Plus...  

...exakt 1,74.9 Euro, ist also 11 Cent teurer.

 

Wenn wir jetzt noch 50 Meter weiter gehen, an irgendeine der Tanksäulen in der Boxengasse, dann zeigt ein Blick hinter das abgeklebte Feld auf der Tanksäule... 

...1.97,9 Euro, also noch einmal 23 Cent mehr. Verglichen mit dem Preis für Super Plus an der "Döttinger Höhe" beträgt der Preisunterschied exakt 34 Cent. Kein Wunder, dass schon mal ein Fahrer mit einem (unzugelassenen!) Rennfahrzeug versucht, z.B. beim Freitagtraining an der "Döttinger Höhe" zu tanken. Bei einem 100 Liter-Tank beträgt der Unterschied immerhin 34 Euro. - Aber da wacht dann die Polizei. Vor Wochen wurde jemand gestellt, der tatsächlich versuchte dem Wucherpreis (oder hatte Herr Hering das anders gemeint?) für Benzin in der Boxengasse des Nürburgring zu entkommen. - Strafanzeige!

Die Nürburgring Automotive GmbH sieht das alles ganz kaufmännisch und schreibt auf eine entsprechende Frage an die VLN, die von mir dazu angestoßen wurde und dann wiederum an mich schrieb:

"...nachfolgende Stellungnahme der Nürburgring Automotive GmbH zu den Benzinpreisen am Nürburgring 2011 :

Originaltext :

Benzinpreise Boxengasse:

Durch die hohen Vorhaltungskosten für die Tankanlagen insbesondere in der Boxengasse (viel Technik, viele Tanksäulen und diverse Erdtanks) bei vergleichweise geringen Abgabemengen müssen auch die Verkaufspreise für das Benzin entsprechend angepasst werden. Wir können es uns nicht leisten, die Preise künstlich niedrig zu halten sondern sind dazu angehalten, kostendeckend zu arbeiten.

Bitte diese Information ggf. auch an alle Teilnehmer weiterleiten ! ..."

Die "geringen Abgabemengen" sind vielleicht deshalb so gering, weil die Herren der NAG ihre Fahrzeuge an den billigeren Tankstellen auffüllen lassen, einschl. der von ihnen inzwischen selbst eingesetzten Renn-Taxi-Fahrzeuge (z.B. Aston Martin). Die Mehreinnahmen in der Boxengasse (verglichen mit dem normalen Tankstellenpreis) dürfte bei einer einzigen Veranstaltung (z.B: 6-Stunden-Rennen) im fünfstelligen Eurobereich liegen.

Aber die Privatfahrer aus dem Breitensport werden auch mit anderen, scheinbar kleinen Beträgen zur Kasse gebeten. So muss ein Team für die Verwendung eines Satzes Heizdecken 40 Euro zahlen. Pro Satz! - Pro Team sind da denn mindestens vier Satz im Einsatz. Sind die Stromkosten am Nürburgring so hoch? - Was zahlt die NAG für den Strom beim RWE und was verbraucht man mit einem Satz Heizdecken maximal?
Was die leitenden Herren Gesellschafter der NAG nicht wissen können: Heizdecken dienen der Sicherheit, sind keine sichtbare Garnierung von supersportlichem Verhalten. - Beispiel:

Die Rennreifen eines bstimmten Fronttrieblers werden in kaltem Zustand mit 1,2 bar befüllt. Würde man das Fahrzeug so - mit kalten Reifen - auf die erste Runde schicken, würde der Fahrer vielleicht erst in der "Fuchsröhre" mit Reifenschaden von der Strecke fliegen, denn der Rennreifen braucht - um optimal genutzt zu werden - 2,2 bar Luftdruck. Die hat er aber erst am Ende der ersten Runde erreicht. Nur mit einem vorgeheizten Reifen kann man also von Beginn einer ersten Runde an - zunächst zwar noch vorsichtig - so fahren, wie es unter Rennbedingungen üblich ist.

Aber man hätte das den Herren Lindern und Richter auch einmal erklären sollen, da deren einziger Bezug zum Motorsport (nach eigenen Aussagen), der Besitz der Führerscheine 1 und 3 ist. - Immerhin!

Und ab 1. Juli präsentieren sie dann eine neue Geschäftsleitungs-Hilfe, die vorgibt (besser: es wird so dargestellt), schon mit Bernie Ecclestone über Formel 1-Verträge verhandelt zu haben. Da müssen Zweifel angebracht sein, wenn einer Internet-Quelle dazu entnommen werden kann:

"...Neben dem Oberbürgermeister, der dem ehemaligen Geschäftsführer bedingungslos vertraut habe, dürfte sich insbesondere der zweite Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler über den Wechsel von Dr. Schmidt zum Nürburgring ärgern. Während Seiler die neuen Formel-1- und DTM-Verträge erfolgreich ausgehandelt habe, könnte Schmidt sich dieses Insiderwissen vom Nürburgring nun versilbern lassen...."

Wenn Sie, liebe Leser, das noch einmal im Zusammenhang lesen wollen - auch um zu begreifen, wie ernst diese Darstellung genommen werden darf - dann klicken Sie einfach auf:

http://www.morgenweb.de/region/hockenheim/20110521_mmm0000001692357.html

Das ist also - wie Sie dem Datum entnehmen können - eine "frische" Darstellung, die aufgrund von Aussagen honoriger Leute entstand. -

Am Nürburgring wird in nächster Zukunft eben alles im kostendeckenden Dienst des motorsportorientierten Nürburgrings stehen. Wird man hören. - Und der touristischen Ausweitung, Frau Lemke. (Das ist die NEUE - die Hering nachfolgte - und nun zum falschen Spiel die wichtigen Gelder beisteuern soll.)

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 5 (bei 1 Bewertung)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!