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"Ich bin,
was ich tue."
(Reinhold Messner)
Guten Tag!
2011-09-12 Der Ausspruch von Reinhold Messner passt auf Vieles. Mit ihm kann man auch Konzepte erklären - oder besser verdeutlichen, dass es keine sind, dass man keine hat. Hat die neue private Betreibergesellschaft mit einem Gesellschafter, der sich als Hotelier bezeichnen lässt und einem ehemaligen Autoverkäufer (Fiat in Dortmund) an der Spitze, überhaupt ein Konzept, um eine Rennstrecke erfolgreich zu führen? - Nun, man versucht überall das Höchstmögliche heraus zu pressen. Mir ist das gerade wieder bei der Ausrichtung der Super-Bike-Weltmeisterschaft aufgefallen.
Man braucht Übernachtungen. Also versucht man eine Veranstaltungsreihe über mehrere Tage zu generieren. Und man plakatiert im Umfeld der Rennstrecke so:
Immerhin ist die Super-Bike-Weltmeisterschaft noch erwähnt. Aber welcher der Sportfahrer fühlt sich von einem Motiv angesprochen, dass eigentlich eine ganz andere Zielgruppe anspricht? - Am Rennsonntag habe ich dann noch einmal ein paar Hinweise der privaten Betreibergesellschaft an der B 258, der Hauptzufahrt zur Rennstrecke, fotografiert.
Es ist weder hier ein Hinweis auf die Super-Bike-WM zu finden...
...noch da:
Aber so ist das eigentlich inzwischen fast überall geworden. In den "Verwaltungen" der Automobilhersteller, wo auch Spezialisten etwas besonderes leisten, geht es genauso zu. Man hat verlernt, in Zusammenhängen zu denken und entsprechend zu gewichten. Aber so ist es auch in den Verlagen. Und entsprechend fällt die Berichterstattung aus. Sie richtet sich im Wesentlichen an der Meinung von Herstellern aus, die wiederum deutlich vom Marketing beeinflusst ist. Da kommt es nicht darauf an, ob etwas wirklich Sinn macht, sondern dass man den Dingen einen Sinn mitgeben kann, der die Erlöse maximiert.
Nein, natürlich muss es keinen Vorteil für den Kunden bringen, aber der muss das Gefühl haben, dass es so ist. Am Erreichen dieses Zieles arbeiten dann alle Hand in Hand. Teilen in dieser Kette muss man zugute halten, dass sie das System eigentlich nicht begriffen haben. Sie handeln - werden sie sagen - nach bestem Wissen und Gewissen. Aber hier handelt es sich dann oft um Leute, die eigenes Denken, ein selbständiges Bemühen um das Erkennen von Hintergründen, verlernt haben.
Bevor z.B. der Motorradmarkt "kippte", haben mich leitende Mitarbeiter einer japanischen Herstellerfirma mal gefragt, wie ich mir das ideale Motorrad vorstelle. Ich habe damals (vor Jahrzehnten!) gesagt: Zweizylinder, 800 ccm, 80 PS, eine flache Drehmomentkurve und maximal 150 Kilogramm.
Man war nicht begeistert. Meine lieben Kollegen hatten andere Vorstellungen, die den Marketingspezialisten besser passten. Und so gibt es jetzt die Monster von mehr als 200 Kilogramm, mit über 150 PS Leistung, natürlich mit ASR und ABS. Und eine auflagenstarke Zeitschrift wie die "ADAC Motorwelt" fordert dann z.B.: "Und die EU muss ABS schnellstens für alle Motorräder und Leichtkafträder vorschreiben."
Eine solche Forderung ist ganz im Interesse der Industrie, die schon viel in die gesetzliche Verankerung einer solchen Idee investiert hat. Auch z.B., indem man Politiker zu Vorführungen von Motorrädern mit ABS durch Stuntman (?) eingeladen hat. Man muss die aus meiner Sicht unsinnige Forderung der "Fachpresse" lesen, um zu begreifen, dass sie die Problematik, die in solchen Lösungen liegt, überhaupt nicht versteht. Kennt man z.B. das ABS-System von BMW, dass ein Abheben des Hinterrades mit einem Öffnen der Bremse vorne beantwortet? - Man muss sich mal mit BMW-Fahrern unterhalten haben, um zu verstehen, in welche Situationen einen ein solches ABS-System bringen kann. (Natürlich kann man nur mit denen sprechen, die überlebt haben. Ich z.B:mit dem "schnellsten Schornsteinfeger Deutschlands".)
In England gab es auf Kinderspielplätzen beim Fallen schon mal Kopfverletzugen. Da hat es dann eine Vorschrift gegeben, nach der der Boden um die Spielgeräte weich (sozusagen "federnd") ausgelegt sein muss. Ergebnis: Es gibt jetzt mehr Knochenbrüche, weil die Kinder davon ausgehen, dass ihnen jetzt weniger passieren kann.
Benimmt sich eine Mehrheit von Autfoahren dank der vielen Fahrassistenz-Systeme nicht inzwischen auch so wie die Kinder in England? - Dieses Verhalten ist normal, menschlich. Man sollte als Hersteller immer begreifen, für wen man neue Produkte entwickelt. Aber denen geht es zunächst mal um Gewinnmaximierung. Und die Politiker helfen dabei. Weil die auch keine Ahnung haben. (Was man leider auf vielen Gebieten erlebt.)
Die FAA (Federal Aviation Administration), die amerikanische Flugsicherheitsbehörde, hat gerade in einer Studie festgestellt, dass viele Piloten inzwischen das Fliegen verlernt haben, da sie sich immer häufiger auf die automatische Flugsteuerung verlassen. Nach
Angaben der FAA, die Daten von mehr als 9000 Flügen und 46 Flugunfällen auswertete, waren die "Flughilfen" bei mehr als 60 Prozent der Unfälle und 30 Prozent der größeren Zwischenfälle der Grund für das Versagen der Piloten ins "Krisensituationen".
Auto- und Motorrad-Fahrer sind inzwischen dank der "Hilfen" der Industrie (die man sich gut bezahlen lässt und darum auch propagiert werden) auf dem besten Weg, in die gleiche Situation zu kommen. Piloten können ohne Computerhilfe inzwischen kaum noch ein Flugzeug steuern; Motoradfahrer können ohne ASR und ABS (und andere computergesteuerten Hilfssysteme) nicht mehr Motorradfahren, Autofahrer werden zu instinklosem (und rücksichtslosem) Verhalten "erzogen". - Was dann wieder bestraft werden muss. Mit hohen, eindrucksvollen Strafen.
Und wer bestraft die "Auslöser" in Politik und Wirtschaft?
Guten Tag!
Wilhelm Hahne