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Exakt zum Termin des Formel 1- Grand-Prix in der Eifel gab es einen ruhigen Demonstrations-Spaziergang mit Transparenten, auf denen zu lesen stand, dass man für einen Schutz und Erhalt des guten alten Nürburgrings auf bewährte Art ist.
In relativ kurzer Zeit hatten sich so um 200 Fans des Nürburgrings über das Internet gefunden, die bereit waren, nicht unbedingt den Großen Preis zu besuchen, sondern diesen Anlass zu nutzen, um auf einige Ungereimtheiten beim "Betreiben" des Rings eine breitere Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Da war ein Fan z.B. rund 600 Kilometer angereist, fuhr anschließend noch mal die 600 Kilometer zurück nach Hause. Und hatte nichts von der Formel 1 gesehen, weil die ihn auch weniger interessierte als der Erhalt des Nürburgrings. Darum - nur wegen der Demo - war er in die Eifel gereist. Man sieht den Erhalt einer Traditionsrennstrecke gefährdet. Man traut den neuen privaten Betreibern nicht, die tatsächlich ohne jede praktische Erfahrung auf dem Gebiet nun eine Rennstrecke zu "handeln" versuchen. Ein Immobilienkaufmann (den man aber nicht an seine Geschäfte erinnern darf) und ein Hotelkaufmann (der eigentlich praktisch niemals einer war) versuchen alles herauszuquetschen, was so eine Rennstrecke überhaupt hergeben kann. Ein Facebook-Mitglied und Nürburgring-Fan dazu auf den Internetseiten: "Erst wenn der letzte Slick verrottet und die Nordschleife unter Moos verschwunden ist, werden die Herren einsehen, dass man mit Hotelbetten keine Rennen fahren kann!" - Schöner kann man es nicht sagen. Aber um 200 Fans wollten einige mehr zum Nachdenken anregen. Politiker versuchten es derweil auf andere Art. - Eigentlich füllen aber alle Aktionen nur die Zeit......bis zu einer EU-Entscheidung
11-08-18/04 – Natürlich ticken die Uhren. Auch in Brüssel. Schon im Spätherbst dieses Jahres wird es zumindest einen Zwischenbescheid aus Belgien geben. In zwei Abteilungen wird dort an der Beurteilung der a) aktuell gültigen Verträge zwischen dem Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch die Nürburgring GmbH und b) der Überprüfung der Geldströme (Subventionen, Fördergelder, Staatskredite usw) gearbeitet. Dass offiziell gegebene schriftliche Zusagen (z.B. gegenüber Bürgermeistern) nicht gehalten wurden, ist da fast schon zweitrangig.
Was die Nürburgring-Fans aufregt: Inzwischen geht vieles am Nürburgring - wie man so schön sagt - "den Bach runter". Darauf wollte man aufmerksam machen, wenn man - via Facebook - zu einer Demonstration aufgerufen hatte. Nein, man wollte nicht auf die Barrikaden gehen, sondern eigentlich nur "schlafende Fans" wecken.
Schon in der Frühe des Grand-Prix-Sonntags versammelte man sich in der Gemeindehalle von Nürburg. Nürburg ist ein kleines Dorf mit weniger als 200 Einwohnern, das dem Nürburgring auch seinen Namen gab.
Der Bürgermeister...
... auch ein vielfach Geschädigter der "neuen Situation", hatte die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich selbst bin so gegen 10 Uhr von Virneburg über die B 258 nach Nürburg gefahren, habe keinerlei Stockungen oder Staus erlebt. Der Verkehr war um diese Zeit "locker".
Ich hatte den Veranstaltern schon im Vorfeld der Veranstaltung, zu der ich auch offiziell eingeladen war, erklärt, dass ich nicht als Demonstrationsteilnehmer, sondern ausschließlich als Journalist teilnehmen würde. Ich hatte dem einladenen Herrn geschrieben:
Hallo Herr XXX,
vielen Dank für Ihre Einladung.
jeder kennt meine Grundeinstellung zum Thema Nürburgring, aber auch
"Nürburgring 2009" mit seinen handelnden Personen.
Ich habe als Journalist bisher immer versucht, eine kritische Distanz allen
Seiten gegenüber zu bewahren, ohne mein Recht auf eine eigene Meinung
aufzugeben oder gar meine Verpflichtung als Journalist zur Information der
Öffentlichkeit zu vergessen.Mit einer direkten Teilnahme an der geplanten Aktion - die ich übrigens als
richtig und gut empfinde - würde ich meine Einstellung aber aufgeben,
sozusagen Teil einer kritischen Masse werden. Die gibt es
(hoffentlich!) auch ohne mich. Ich möchte auch in dieser Phase nicht die
Position eines kritischen Beobachters aller Seiten (!) verlassen.So werde ich am 24. Juli sicherlich auch in Nürburg sein, aber als
beobachtender - und dann berichtender - Journalist. Ich habe diese Position
auch nicht aufgegeben, als der Versuch unternommen wurde, mich durch
Anzeigen in eine eindeutige Position zu bringen. Ich habe mich aus dieser
Zuordnung durch gerichtliche Klärung der Situation befreit. Die "Akteure"
sahen dabei nicht so gut aus. Was sicherlich die Spannungen zwischen uns
vergrößert hat, wie man mit den vielen EV's gegen mich beweisen kann.Ich bin sicherlich heute die Person, die die meisten gerichtlichen Aktionen
hinzunehmen hat. Was nicht nur einen großen Zeit-, sondern auch Geldaufwand
bedeutet. Andere wissen das auch. Das heißt in der
Praxis: Die Einen greifen an, viele Andere bieten möglichst keine
Angriffsfläche. Und so kommt eine andere Gruppe dann über die Runden.
Von der Politik abgeschirmt, denen sie ja zu einem bestimmten Zeitpunkt
"geholfen" hat. - Eine Hand wäscht die andere.Mich hat diese Situation "einsamer" gemacht. Es gibt Leute, die einen
offiziellen Kontakt zu mir scheuen, weil man ja nicht wissen kann... -
Lebenserfahrene Leute sprechen dann von "pragmatischem Verhalten". - Damit
man immer auf der "richtigen Seite" ist.
Ich habe solche Situationen zu allen Zeiten erlebt. Sie sind nicht neu, ja
geradezu "menschlich", entsprechen einer "modernen Auffassung".Darum ist es gut, wenn am 24. Juli öffentlich verdeutlicht wird, dass es
auch "altmodische" Leute mit Rückgrat gibt, dass der Nürburgring keine
Provinz ist und "Nürburgring 2009" keine Provinzposse. Es sollte ein Thema
sein - bzw. werden - , das ALLE interessiert, weil auch an diesem Beispiel
gezeigt werden kann, wie die Wähler (und
Steuerzahler) heute von der Politik "verschaukelt" werden.Ich hoffe, Sie verstehen mich, meine Einstellung und meine Entscheidung.
Herzliche Grüße
Wilhelm Hahne
Meine Einstellung wurde nicht nur akzeptiert, sondern auch wegen seiner Klarheit mit Beifall bedacht. So war auch der Empfang am Formel 1-Sonntagmorgen in der Nürburger Gemeindehalle freundlich.
Es war heißer Kaffee da, es gab belegte Brötchen, man stand in kleinen Gruppen zusammen und diskutierte und es gab hier und da ein Interview für Radio- oder Fernsehstationen.
Ich selbst hatte abgelehnt auf der Demo-Veranstaltung irgendwelche Reden zu schwingen. (Man hatte mich als Buchautor in dieser Sache und Intimkenner der Situation darum gebeten) Ich bemühte mich da lieber um eine aufmerksame Beobachtung aller Vorgänge um das Thema Nürburgring, auch hier während dieser Veranstaltung. Aber Frau Lemke wollte gerne ein paar Worte sagen und der Moderator, Ossi Kragl (der übrigens auch die Audio-Technik zur Verfügung gestellt hatte), reichte ihr gerne das Mikrofon.
Frau Wirtschaftsministerin Lemke im O-Ton: "Es ist mal kommuniziert worden, die ist froh, dass sie jetzt nichts mehr mit dem Nürburgring zu tun hat. So ist das definitiv nicht! Wir haben an dieser Stelle die Macht noch einmal aufgeteilt, für Kontrolle gesorgt. Darum bin ich heute auch hier. Ich möchte Kontakt zu Ihnen halten."
Vorher hatte sie schon - auf die (nun) Zuständigkeit des Innenministeriums für das Projekt "Nürburgring 2009" bezogen - erklärt (während ihr Ministerium die Gelder für den Tourismus verwaltet): "Das geht nicht mehr alleine jetzt." - Und sie bezog das auf die Art, wie "früher" Geld in das Projekt geflossen war. Scheinbar unkontrolliert.
Dafür darf als Beispiel gelten, dass in der Vergangenheit (auf die Kurt Beck nicht mehr zurück blicken möchte!) so um 40 Millionen Euro der Nürburgring GmbH "mal eben" zum Ausgleich für Verluste durch die Formel 1 rübergeschoben wurden, die jetzt erst im aktuellen Haushaltsplan auftauchen. Ist das nicht ein Verstoß gegen alle Gesetzmäßigkeiten einer ordentlichen Haushaltsführung? - Wird nicht so auch eine Frau Lemke ganz aktuell wieder einmal "überrollt"?
Frau Lemke möchte "nachsteuern". Sagt sie. Und sie versichert: "Es ist nicht im Interesse der Landesregierung, dass Sie hinten runterfallen, dass Sie die Arbeit verlieren, dass Sie kein Geschäft mehr machen können. Wenn man da eben Schwierigkeiten hat - an dieser Stelle - dann müssen die ausgeräumt werden. Wir haben aber die juristische Ausgangslage zu beachten. Es gibt Verträge - aber auch Ermittlungsverfahren. Die wollen auch in aller Ruhe durchgeführt werden. Da muss die Staatsanwaltschaft ermitteln, da ist der EU-Kommissar am arbeiten. ... Wir werden die Ergebnisse entsprechend bewerten. Das ist die Vereinbarung bei uns in der Koalition. ... Und ich gucke da auch sehr genau. Darauf dürfen Sie sich verlassen."
Für diese klaren Aussagen bedankt sich Ossi Kragl, Geschäftsführer einer Marketing-Agentur in Nürburg, der hier - wie schon gesagt - die Moderation übernommen hatte und auch zu den Geschädigten der neuen (politsch gewollten!) Entwicklung zählt und - leidet. Die anwesende Gruppe der Demonstranten, die hier angereist waren, um für den Nürburgring zu demonstrieren, hatten nicht nur aufmerksam zugehört...
...sondern spendeten auch zustimmend Beifall.
Als sich der Demonstrationszug gegen 11 Uhr von der Gemeindehalle aus in Bewegung setzte, gab es nur wenig Verkehr auf der B 258.
Die Polizei hatte den Veranstaltern der Demo exakt die richtige Zeit empfohlen und war zu allen Zeitpunkten ein "echter Freund und Helfer".
Dann kam die relativ kleine Gruppe der Demonstranten, die aber durch den mitgeführten Schilderwald schon für Aufsehen sorgte.
ei einem Landgericht
Sie zog ruhig und diszipliniert in Richtung des zweiten Kreisverkehrs...
...am "Lindner-Hotel". Dort war die Wende zum Weg zurück geplant. Doch dem Leiter der Veranstaltung wurde dann per Funk gemeldet, dass Frau Lemke und Herr Jörg Lindner schon vorher Aufstellung genommen hatten, um die Demo-Teilnehmer zu empfangen.
Ich habe hier Frau Lemke durch eine kleine rote Markierung sichtbarer gemacht, als sie es eigentlich auf diesem - aus großer Entfernung gemachten Foto - eigentlich ist. Der Demonstraitonsleiter, gegenüber den Behörden zur ordnungsgemäßen Abwicklung verpflichtet, musste eine Entscheidung treffen, da lt. amtlicher Genehmigung ein Anhalten verboten war. Und wenn nicht nur Eveline Lemke, sondern auch noch Jörg Lindner "im Weg gestanden hätten", wäre der Ärger mit der Polizei unvermeidlich gewesen.
Also entschloss sich der "Versammlungsleiter", zur Umkehr und gab auch die entsprechende Anweisungen.
Und so kam der Demonstrationszug den gleichen Weg zurück, ohne den eigentlich festgelegten Wendepunkt erreicht zu haben.
Warum Evelin Lemke, "unsere" Wirtschaftsministerin, versucht hatte, zusammen mit Jörg Lindner, dem Geschäftsführer der vom Land sozusagen "zwangsweise verordneten" privaten Betreibergesellschaft, Nürburgring Automotive GmbH, weitere Worte an die dann inzwischen auf der genehmigten Demo-Strecke befindlichen gleichen Leute - wie vorher in der Gemeindehalle - zu richten, muss das Geheimnis unter den Koalitionspartnern bleiben. - Meine ich.
So löste sich die Demo dann ohne Zwischenfälle an der Gemeindehalle in Nürburg wieder auf.
Die Schilder wurden wieder zurück gestellt...
...und man ging - wegen des "Lemke/Lindner-Zwischenfalls" ein wenig kopfschüttelnd auseinander. Leider hatte das regnerische Wetter einen pünktlichen Überflug eines einmotorigen Flugzeugs mit einem Schleppbanner "SAVE THE RING" verzögert. Die Besucher der Rennveranstaltung kamen erst später in den Genuss des nachdenklichen Schauens...
... denn das Wetter hatte sich zum Start der Formel 1 hin verbessert, was erst dann den Start des Flugzeuges ermöglichte... (Leider habe ich kein fototechnisch besseres Foto finden können, aber ich bin Sonja dankbar, dass sie im richtigen Moment nicht nur nach oben geblickt, sondern sich auch ihres Handys erinnert hat.)
...aber nicht unbedingt für volle Tribünen sorgte. (Das Foto wurde mir von einem Freikarten-Nutzer zur Verfügung gestellt, deren Zahl bei dieser Veranstaltung wenigstens vierstellig wear.) Obwohl später von Politikern der Landesregierung die "tolle Leistung" der neuen Betreibergesellschaft im Fall dieses Formel 1-Rennens besonders gewürdigt wurde. Auch durch entsprechende (millionenschwere?) Zugeständnisse, die für die Bewohner der Region unverständlich bleiben müssen. Nicht nur dort. Auch die zu den Koalitionspartnern zählende Eveline Lemke wird in Mainz nicht entzückt über die derzeitige Entwicklung sein.
Die Stimmung zwischen den Koalitionspartnern ist vielleicht mit einer dann während der F1-Veranstaltung zufällig beobachteten Situation gut beschrieben:
Während Eveline Lemke zusammen mit Jörg Lindner zur Demo eilten, um dort dämpfend und vermittelnd einzugreifen, trafen sie in der Lobby - direkt vor dem Ausgang - auf eine Herrengesellschaft, die aus Kurt Beck, Roger Lewentz und Kai Richter bestand. Die Herren hatten es eilig, wollten schnell - natürlich mit dem Auto - zu Bernie Ecclestone. - Beobachter berichten von "eisigen Mienen" bei der Begegnung der Koalitionspartner.
Jörg Lindner und Eveline Lemke waren danach auf dem Bürgersteig an der B 258 gut aufgestellt. Dachten sie. Sie wollten die Demo praktisch vor dem offiziell genehmigten Wendepunkt abfangen.
Aber dann drehten die Teilnehmer der Demo ab, bevor sie die "Dämpfer" in Sachen Nürburgring erreicht hatten. Nein, nicht die Polizei hatte die Demonstranten gestoppt, sondern die waren per Funk über die Positionierung des "Alptraumpaares" (so nannte es ein Teilnehmer der Demo) informiert worden. Und da ihnen lt. Genehmigungspapier der Kreisverwaltung jedes Anhalten verboten war... -
Nein, so hatte sich die neue Wirtschaftsministerin sicherlich nicht das Ende der Demo (und ihres Besuchs) vorgestellt. Sie hätte gerne vermittelt. Obwohl ihr wohl klar ist, klar sein sollte... - Na ja, es ist schwer die Gedanken in anderer Leute Köpfe zu lesen.
So hat sie dann gedankenvoll - zusammen mit Jörg Lindner - den Rückweg angetreten. Schließlich muss man sich als Politikerin den Realitäten stellen.
Andere, nicht die Demonstranten, waren "besser drauf". So konnte ich schon Besucher der Veranstaltung fotografieren, die eine Ahnung vom möglichen Sieger dieses Nürburgring-Grand-Prix hatten.
Ein anderer wusste es - weit vorher - noch besser:
Und Jörg Lindner gesellte sich dann später der o.g. Herrentruppe hinzu. Ihn wird der Ausgangs des Rennens nicht interessiert haben. -
Schließlich geht es um viel Geld. - Ganz gleich für wen. - Eigentlich.
Aber wer weiß schon wie Jörg Lindner und Kai Richter denken?
MK/Wilhelm Hahne