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BikeWorld Nürburgring schließt die Pforten: per Saldo für Landesvater (RP) Kurt Beck ein ungewollter Millionenverlust
Zu einem "letzten Spatenstich" wird es von der Landesregierung Rheinland-Pfalz, von Kurt Beck, vom Aufsichtsratsvorsitzenden der Nürburgring GmbH, Prof. Dr. Ingolf Deubel, unter diesen Umständen wohl keine Einladung geben. Scheinbar "plötzlich und unerwartet" ist das "Motorrad-Kompetenz- und -Servicezentrum am Nürburgring" (Eigenwerbung) dahin geschieden. Nun wird es endlich (!) verkauft an eine Firma, die dort nichts mit Motorrädern im Sinn hat: Aston Martin. Vorher durfte so etwas auch nicht geschehen. - Anweisung vom "Chef"? - Hier in Motor-KRITIK lassen wir noch einmal die Geschehnisse in groben Zügen abrollen. Alles erscheint heute so wie ein "Vorspiel" zur Massenvernichtung von Millionen. Denn merke: Nur Übung macht den Meister. Nach diesem kleinen Vorspiel dürfen wir dann jetzt den regionalen Thriller "Nürburgring 2009" erwarten. Mit den gleichen Hauptdarstellern. Und wir notieren - ganz langsam zum Mitschreiben:Politisch gewollte Fehlplanung war nur als Euro-Millionengrab ein Erfolg
08-01-18/05. - Es waren wirklich nur wenige Millionen. Denn der Titel bezieht sich auf die Gründung der BikeWorld Nürburgring GmbH unter Beteiligung der Nürburgring GmbH. Weil ein solches Motorrad-Kompetenz- und -Servicezentrum in direkter Nähe des Nürburgring-Nordschleife praktisch unentbehrlich war. Meinte man. Sagte man. Und die Nürburgring GmbH, unter Leitung Ihres Geschäftsführers Dr. Walter Kafitz, stieg mit einer Beteiligung von 49 Prozent ein. Es war, sagt der Landesrechnungshof, "ein Seiteneinstieg".
Ich begann in März 2004 meine erste größere Geschichte zum Thema "BikeWorld Nürburgring" mit den Sätzen: "Katastrophen kündigen sich nicht an. Und die, die sie auslösen, wissen oft nicht was sie tun."
Und ich schrieb gegen Ende dieser Geschichte - wie gesagt, im März des Jahres 2004: "Erstaunlich - für mich - ist die Größe des Objekts, die auch nicht damit erklärt werden kann, dass praktisch ein Restaurant eingegliedert wird, wo Motorradfahrer Speis' und Trank finden. (Und nicht nur die.) Wenn ich die von mir geschätzte Investitionssumme mit dem - auch nach meiner Schätzung - möglichen Umsatz vergleiche, die laufenden Kosten berücksichtige, dann hat diese neue Firma nur eine geringe Überlebenschance. Obwohl sie sicherlich nicht nur von Firmen wie BMW deutlich gestützt werden wird. Schon aus politischen Gründen."
Außer mir gab es sicherlich viele Leute die meine Bedenken teilten. Und wenn im Jahre 2004 dann plötzlich ein leitender Mitarbeiter der Nürburgring GmbH "ausgeschieden wurde", so hatte das wohl seinen tieferen Grund in der Besorgnis, die Arno Elmer (um den handelt es sich) in die wirtschaftliche Zukunft von Landesbeteiligungen hegte. Und die hatte er wohl - an Dr. Kafitz vorbei - gegenüber einem Aufsichtsratsmitglied der Gesellschaft geäußert.
Wenn ich nun in diesen ersten Tagen des Jahres 2008 feststellen muss, dass das "Motorradgeschäft" in Nähe der Nordschleife wohl niemals ein Geschäft werden konnte, weil nun auch der Nachfolger der GmbH, ein Motorradhändler mit Erfahrung, die Wirtschaftlichkeit dieses Betriebs nicht herstellen konnte, dann werden doch wohl alle Bedenken, die jeder normale Bürger mit einem gesunden Empfinden für wirtschaftliche Zusammenhänge gegen ein solches Projekt haben musste, in der Praxis bestätigt.
Vorher, noch unter Dr. Kafitz, wurden sehr häufig die immer wieder wechselnden Geschäftsführer zu den verantwortlichen "Buhmännern" gemacht, jeweils entlassen und durch neue ersetzt, was denn der Chef der Nürburgring GmbH noch im Januar 2007 so begründete: "BikeWorld ist so ein Thema. Es läuft nicht so, wie wir es uns erhoffen, da muss man reagieren, insbesondere, wenn interne Fehler gemacht werden. Wenn wir die Leute noch belohnen, die Mist machen, dann wären wir wirklich völlig falsch am Platz."
Zu diesem Zeitpunkt war die BikeWorld noch im Mitbesitz der Nürburgring GmbH, aber die in den ersten Jahren aufgelaufenen Verluste waren unübersehbar geworden. Und auch der Druck der Motorradhändler aus dem regionalen Umfeld nahm zu, weil man nicht verstehen konnte, dass das Betreiben eines Motorradhandels die Aufgabe eines "staatlichen Unternehmens" sei, das mit einer ganz anderen Zielsetzung Jahrzehnte vorher mal gegründet worden war. Auf solche - und ähnlich Fragen - wurde von Dr. Kafitz dann so geantwortet: "Wenn man es nur als Motorradgeschäft sieht, sicherlich nicht. Für die Nürburgring GmbH hat es aber eine stark touristische Komponente und ist aus Marketinggründen von großer Bedeutung. Zudem wollen wir die Zweiradfahrer stärker an den Nürburgring binden."
Aber die Landesregierung war da schon - und besonders der Landes-Chef Kurt Beck - durch "Offene Briefe" öffentlich stark unter Druck geraten. Mich erstaunte damals schon die von mir gegenüber zwei, drei Monate später zur Schau gestellte scheinbare Gleichgültigkeit von Landespolitikern zum Thema "BikeWord Nürburgring". Bis ich erfahren musste, das der Chef des Landes Rheinland-Pfalz, zu 90 Prozent Anteilseigner bei der Nürburgring GmbH, wohl die Weisung erteilt - oder "den Wunsch" geäußert hatte: Ab Mitte des Jahres (2007) will ich nichts mehr zu dem Thema hören.
Und so bemühte sich dann auch die Nürburgring GmbH um einen Verkauf. Erstaunlich war, dass sie aber nicht jedes Angebot ernst nahm - so schien es jedenfalls - das sie im Falle der BikeWorld Nürburgring für Grundstück und Gebäude, die Immobilie also, erreichte. Verkauft wurde diese Firma erst, als dieses "Ereignis" z.B. in einem Medium dann - Anfang Juni 2007 - so dargestellt werden konnte:
"Die Nürburgring GmbH und die Phönix Sport GmbH haben mit sofortiger Wirkung sämtliche Anteile an der BikeWorld Nürburgring GmbH veräussert. Damit zieht sich die Nürburgring GmbH aus dem Motorradhandel zurück. Erwerber der BikeWorld ist die Brückner Firmengruppe aus Altendiez, die bereits im Motorradhandel sowie im Hospitality Bereich für Motorsportveranstaltungen und Eventmarketing tätig ist. Über den Kaufpreis wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart."
Damit schien das Kapitel "BikeWorld" für die Landesregierung, für Landtag und Politiker, offiziell abgeschlossen. Und mir wurde schnell klar, warum der neue Käufer ausgerechnet ein Motorradhändler sein musste: So konnte man offiziell nachweisen, dass die Neugründung eines Motorradhandels unter Einsatz von Landesmitteln, im Ansatz keine Verschwendung von Steuermitteln gewesen sein konnte, da schließlich ein erfahrener Motorradhändler... -
Aber es gilt in diesem Zusammenhang auch die Information zu beachten: "Über den Kaufpreis wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart."
Meine Recherchen zum Thema Verkauf ergaben eigenartige "Fehler" in den notariell beglaubigten Verkaufsverträgen (die dann nachträglich korrigiert wurden) und zu meiner Überraschung auch, dass die Belastungen im Grundbuch, noch aus der Beteiligungszeit der Nürburgring GmbH herrührend, auch nach dem Verkauf an die Brückner Firmengruppe nicht getilgt waren. Sie waren auch zum Zeitpunkt der (noch) laufenden aktuellen Kaufverhandlungen Anfang Januar 2008 (zwischen der Brückner-Gruppe und Aston Martin) noch vorhanden.
Es kann aber eigentlich kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Firma Aston Martin die bisher von der BikeWorld Nürburgring genutzte Immobilie kaufen und übernehmen wird. Natürlich wird der Kaufpreis davon abhängig sein, ob die Belastungen - noch aus der Zeit der Beteiligung der Nürburgring GmbH stammend - mit übernommen werden. Aber die Belastungen sollten eigentlich nicht so hoch sein, dass sie - bei der zur Zeit verhandelten Kaufsumme (mir bekannt) - einen Gewinn durch die Brückner-Gruppe in Altendiez unmöglich machen würde.
Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo der Landesrechnungshof des Landes Rheinland-Pfalz einmal untersuchen sollte, wie viel Millionen Steuergelder in diesem "politisch gewollten" Projekt unwiderbringlich vergraben wurden. Damals, nach dem Bau der BikeWorld teilte man mir auf Anfrage mit, dass man immer nur im Nachhinein tätig werden könne. - Nun, da das Ende der BikeWorld Nürburgring als "politisch gewollte" Investition in den regionalen Motorradmarkt endgültig feststeht, könnte man eigentlich hier nicht nur einen Schlussstrich ziehen, sondern auch eine Endabrechnung auf- und öffentlich machen. - Oder hat der normale Bürger und Steuerzahler kein Anrecht darauf?
Denn das Ende der Immobilie als Motorradgeschäft ist definitiv: BMW in München hat den Händlervertrag beendet und empfiehlt anderen Motorradhändlern aktuell, doch - wenn man etwas brauchen würde - "Schnäppchen" bei Einrichtungsgegenständen dieses Betriebs zu machen, die jetzt zum Verkauf stehen. Nach meinen Informationen sollen Gebäude und Grundstück in der Gottlieb-Daimler-Straße in 53520 Meuspath gegen Ende Januar zur Übernahme durch Aston Martin zur Verfügung stehen, da durch diese Firma für den neuen Verwendungszweck noch Umbauten vorgenommen werden müssen und da die Briten ihre neue Errungenschaft noch in der vor uns liegenden Testsaison (u.a. auf der Nordschleife des Nürburgrings) nutzen wollen.
Hier ein paar "Beweisfotos" die im Abstand von neun Tagen in diesem Jahr gemacht wurden. Hier welche vom 4. Januar 2008:
Das ist die Rückseite der BikeWorld Nürburgring, die sich auf der Vorderseite - von der B 258 her betrachtet - so präsentierte:
Das war am 4. Januar, wo das Fenster unter dem BMW-Zeichen (links) z.B. noch gut gefüllt war:
Und natürlich gab es auch "auf dem Acker" noch den Hinweis auf die Besonderheit der BikeWorld Nürburgring:
Am 13. Januar habe ich dann die BikeWorld Nürburgring wieder fotografiert. Damit meine Leser vergleichen können:
Das macht dann so schon einen etwas "stilleren" Eindruck. Nicht nur weil Sonntag ist. Das Fenster unter dem BMW-Zeichen stellte sich so dar:
Und wenn der Schriftzug "Bikeworld" hier noch golden glänzt, so liegt das an dem Sonnenschein dieses schönen Sonntagvormittags. Der Eingang stellte sich so dar:
Nicht nur die Schaufensterpuppe wirkt ausgezogen. Nach meiner Kenntnis hatte z.B. die Firma CocaCola zu diesem Zeitpunkt auch schon ihr Eigentum ausgebaut. Denn der Termin für die Aufgabe der Immobilie, für die vorgesehene Änderungsnutzung durch den neuen Käufer steht fest: am 31. Januar 2008 muss die Übergabe erfolgen können. Und BMW - und die anderen hier beteiligten Motorradfirmen haben einen Standort in Deutschland weniger.
BMW wird übrigens den damals gekündigten BMW-Motorradhändler Schmitz, Adenau nicht wieder mit einem neuen BMW-Motorradhändlervertrag ausstatten. Die Zeit hat gegen Schmitz gearbeitet. Die Münchner Motorradbauer, deren Motorräder (zum großen Teil) in Berlin entstehen, hatten nämlich vor Jahren auf eine Ausweitung ihres Marktanteils durch eine "Modelloffensive" gesetzt. Das wurde aber durch einen starken Einbruch des Motorradgeschäfts verhindert. So ist man denn heute froh, mit dem vergrößerten Modellangebot seinen Händlern eine Basis zum Überleben bieten zu können, musste aber dafür dann auch noch die Zahl der Händler verringern. Auch in 2008 wird die Zahl der autorisierten BMW-Motorradhändler noch einmal um eine rd. zweistellige Stückzahl in Deutschland weiter abnehmen. Da passt es natürlich nicht, wenn ein Händler - in diesem Falle Schmitz, Adenau - neu hinzu käme.
In München ist man eigentlich über die Aufgabe der damals so begrüßten Neugründung "BikeWorld" - weil damals "politisch gewollt" - sehr erfreut. So hat man mal wieder einen Händler weniger, ohne dass man eine Kündigung aussprechen musste.
Was für die Münchner ein "freudiges Ereignis", ist eigentlich für die Landespolitiker in Rheinland-Pfalz, verantwortliche Aufsichtsräte und auch den Geschäftsführer der Nürburgring GmbH wie ein "kräftiger Watschen". Und sollte mit einem Blick in die Zukunft eigentlich daran erinnern, dass bei der nächsten Fehlentscheidung nach Fehleinschätzungen (trotz positiver Gutachten - aber auf welcher Basis?) dann das Ende droht. - Zunächst einigen der handelnden Personen.