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Tatsache: Nachfolgende Geschichte ist das Geburtstagsgeschenk eines langjährigen Lesers dieser Seiten aus der Eifel an W.H.
Exakt heute, am 18. Januar 2008, wird Wilhelm Hahne 75 Jahre alt. Dass er sich nicht so alt fühlt, ist die eine Sache, die andere ist, dass er die Erfahrung aus 75 Jahren in diesen Informationsdienst einbringen kann. Er hat in diesen Jahrzehnten überwiegend nicht nur in der Automobil- und Motorrad-Branche gearbeitet, sondern auch in ihr gelebt. Das macht den Unterschied. Darum ist er auch immer wieder begeistert, wenn er auf Leute trifft, die ähnlich "gestrickt" sind. - Man kann seine Leser nicht alle kennen. Aber man lernt eine Reihe über Leserbriefe kennen, spürt sehr oft die Ähnlichkeit von Auffassung und Denken. Der Schreiber nachfolgender Geschichte ist auch gegenüber Motor-KRITIK nicht kritiklos. Er schreibt z.B. in einem Leserbrief: "Ich möchte Ihre Ausführungen nicht bewerten, dafür weiß ich zu wenig darüber. Zudem glaube ich nur was ich sehen oder essen kann. - Allerdings glaube ich auch nur wenigen "Auto Fachzeitschriften", weil ich KFZ- Mechaniker bin und einmal in einem Hotel voller internationaler Automobil-Journalisten mehrere Tage im Ausland übernachtet habe... - Aber er weiß um "die viele Arbeit" die hinter meinen Geschichten steckt und gehört zu den "Nürburgring-Fans", die "besorgt die Entwicklung der letzten Jahre beobachten". Weil ich zu wissen glaube, dass "seine" Geschichte, eine Eifel- und Nürburgring-Geschichte, viele meiner Leser interessiert, habe ich ihn gebeten (weil er es eigentlich nicht wollte), mir diese Geschichte zum Geburtstag, zum Fünfundsiebzigsten, zu schenken. - Nach einigem Zögern war er bereit, und ich bin nun in der glücklichen Lage, ein Stück Leben im Umfeld des Nürburgrings vor meinen Lesern auszubreiten. - Ich habe auch passend - manchmal auch unpassend - eine Menge Fotos (ohne weitere Erklärung) eingestreut. Diese Geschichte macht insgesamt auch deutlich, was bei der Nürburgring GmbH fehlt und was eigentlich in deren direktem Umfeld ungenutzt vorhanden ist. - Und so ist nicht erstaunlich, wenn eine Aussage meines Lesers zum Titel dieser Geschichte wird, die auch von mir sein könnte und hoffentlich auch in meinen bisherigen Nürburgring-Geschichten ein wenig spürbar wurde:"Ich hoffe, dass der 'Ring' noch die Kurve kriegt!"
08- 01 -18/01. - Keine weiteren Vorreden. Ich lasse jetzt sofort meinen Leser erzählen:
"Ich bin 5 Kilometer von Kelberg entfernt aufgewachsen. Je nach Windrichtung konnte man in den 60er und 70ern dort die Rennmotoren hören. Sogar in der Pfarrkirche zu Uess wurde man beim pflichtgemäßen, sonntäglichen Kirchgang vom Brummen der Motoren angenehm abgelenkt.
Durch meinen rennverrückten Vater, der jede freie Minute am Nürburgring als Streckenposten - oder sonst wie - in der Organisation als Mitglied des damals berühmten AC Mayen vor Ort war, "musste" ich als Kind zwangsläufig auch sehr oft dort sein. Mein Vater war einer der ersten (Go-) Kart- Rennfahrer, die - so wie er immer sagte - durch Graf Berghe von Trips, seinem großen Idol, gefördert wurden. Zumindest ließ der sich bei ein, zwei Rennen blicken und hatte die Idee für "diese Dinger" angeblich aus seiner Zeit im Amerika mit gebracht. Früher hatte mein Vater also so etwas Seltenes zu Hause stehen, wie es heute etwa ein Formel BMW ist. Heute ist ein Kart ein Ding, das auf jedem Jahrmarkt zu haben ist. Kartbahnen wurden - seit "Schumi" - überall und für Jedermann gebaut. Das "Ding" meines Vaters habe ich heute noch in meinem Besitz: ein AUCAS Stihl 1960.
Als einfacher Arbeiter beim Bau (sein Großvater war als Subunternehmer einer der Erbauer des Rings ab 1925 mit 5 Leuten , ein paar Schaufeln und 2 Schubkarren) und werdender Vater (ich bin Jahrgang 1962) musste er seine kurze Motorsport-Karriere jäh beenden, als dieser Amateursport dann "professionell" (man könnte auch sagen: unbezahlbar) wurde. Ich glaube, damals wurden dann im Kartsport die ersten Slicks eingesetzt, während mein Vater noch mit schubkarren-ähnlichen Reifen hinterher fahren musste.
Nachdem sein Idol, Graf Berghe von Trips, in Monza - nach seinen Worten - "getötet wurde", konnte sich meine Mutter gegenüber meinem Vater nicht durchsetzen: ich musste auf den Namen Wolfgang getauft werden. Als 3jähriger schaffte ich es, mangels Kindersitz unseren VW Käfer in einen Totalschaden zu versetzen, indem ich versuchte den Schlüssel des Schaltschlosses (Erinnern Sie sich an diese Diebstahlsicherung vor Urzeiten?) heraus zu ziehen. Das Auto parkte mit mir alleine dummer Weise an einem Abhang. Und die Handbremse war wohl schadhaft. Und ich denke ... - Aber der Volkswagen war ein Totalschaden.
Jedenfalls waren meine Eltern zu einem Neukauf gezwungen. Bei Auto Wagner in Welcherath (heute gehört das Gebäude Porsche, wird zum Testbetrieb genutzt) gab es "familientaugliche", viersitzige Karts zu kaufen: den NSU PRINZ.
Papas Auto ist immer das Beste. So denkt man als Sohn, als Junge. Und so drückte ich im Gras neben dem Streckenposten in einem Holzhäuschen sitzend bei Tourenwagen Rennen immer einem NSU die Daumen. Klar! In miserabler Schönschrift geführte Rundentabellen ...
...in manchen meiner gesammelten Programm Hefte (mehrere hundert!) aus der "Guten alten Zeit" (vor dem Lauda Unfall) ...
...können dies heute noch belegen. Den Jägermeister NSU TT von Willi Bergmeister habe ich übrigens vor ein paar Jahren fürs AUDI Museum neu aufgebaut auch den Spiess Rennspider mit Wankel Motor, der mal GT Bergmeister aller Klassen war.
Bei schlechtem Wetter durfte ich im Hauptposten-Häuschen an der Nordkehre sitzen. Das war langweilig. Was sollte man als Kind auch sonst tun an so einem Wochenende? Ach ja, leere Bierflaschen an der "Hatzenbach" oder "Quiddelbacher" Höhe einsammeln brachte eine enorme Steigerung meines Taschengeldes. Ich kann mich noch gut an die Holzbuden erinnern und fragte mich als Schüler manchmal, ob die Leute wirklich nur wegen der Rennen - oder diesen Buden gekommen sind? Und dann die langhaarigen, bunt gekleideten Typen, mit ebenso bunten, Pril-Blumen beklebten ausrangierten Ford Transit zum "Übernachten", mit ihren ebenso zottelig wirkenden Freundinnen, fielen mir neben hunderten von Zelten auf. "Am Tag als Conny Kramer starb" plärrte laut aus einer selbstgebauten riesigen Lautsprecherbox auf dem Dach eines dieser Ford-Mobile. Jochen Luck hörte dann niemand mehr - aus einer der wenigen TK-Esser Lautsprecher-"Tüten". Als ich später meine erste Freundin hatte, da wusste ich dann, warum viele junge Leute den "Ring" als "Campingplatz" benutzen, sich aber kaum die Rennen an sahen. - Wer durfte auch damals schon vor der Ehe (!) im Haus der Freundin übernachten?
Das "Flair" werde ich nie vergessen: Indianer-Feuer überall. Toilette war - leider - nur Mutter Natur. - Schei.....! - Heute, wenn ich meinen Kindern vom "Ring" erzähle, bedauere ich, dass es - für mich - damals nur einen Kodak-Fotoapparat gab. Den gab es zur Erstkommunion. Wert heute: 50 Cent. Heute gibt es zum gleichen Anlass eine Video-Kamera. Auf die Filmkassette von "damals" gingen höchstens vier Bilder - und oben war ein Würfel drauf, der 4mal Blitzlicht erzeugte. - Ein paar von den Bildern habe ich noch. - Es war "was los" in den Siebzigern! - Erinnern Sie sich?
An die Südschleife kann ich mich nur noch sehr schwach erinnern. Aber warten Sie mal: da ist mir mal aus einem BMW Renngespann irgendein zischendes heißes Motorteil entgegen geflogen. Und dann - erinnere ich mich - dass dort mal ein Damenteam fuhr, wirklich nicht schnell, aber die Zuschauer grölten munter wenn sie vorbei kamen. Oder: dass Howard Carpendale von Hannelore Werner im Formel 3 überrundet wurde. Ganz toll kann ich mich daran erinnern, dass Hoss - der von Bonanza - in einem Eifeland Formelwagen...
...mit Cowboy Montur gesessen hat. Dabei musste dann (es wurde wahrscheinlich durch Erwin Derichs gemacht) die GFK-Verkleidung demontiert werden. Die lag nur lose oben drauf.
Mein Vater arbeitete zwischenzeitlich in Kelberg bei Hennerici. Darum habe ich viel gesehen, was oft gar nicht zu der damaligen - etwas hinter dem Mond liegenden - Eifel passt. Bei uns Zuhause war natürlich auch die Formel 1 ein großes Thema.
Vor allen Dingen in dem Moment, als mein Vater, als Klasse 2-Führerscheinbesitzer, Rolf Stommeln's Eifelland F1 zum Sportstudio nach Mainz fahren durfte. Das war für Eifelland (und Stommeln) zwar ein kurzes Gastspiel, aber zu dem Zeitpunkt stand mein Berufswunsch fest: ich werde Stommelens Formel 1 Monteur. (Ich war ungefähr 10 Jahre alt. ) Ich sammelte in dieser Zeit stolz Autogramme aller dieser Rennfahrer-Stars, an die ich durch Papa nahe genug ran kam.
Manchmal "musste" ich Sonntags mit zu Rennslalom-Läufen, die in irgendwelchen Kasernen oder auf irgendwelchen Parkplätzen durchgeführt wurden. Unser Familienwagen wurde dabei immer hart ran genommen. Ich kann mich an sehr viele Zuschauer, Beschallung, Wurstbuden, usw. erinnern. Papa wurde damals Vizemeister im Gau Mittelrhein. Dabei war das Auto völlig serienmäßig. Kein Sicherheitsgurt, kein Lederlenkrad., keine Leichtmetallfelgen. Radkappen saßen auf den Stahlfelgen. Hochbeinig kam das Wettbewerbsfahrzeug daher. Nur ein Eifelland Aufkleber (anscheinend gab es dafür ein paar Liter Sprit oder ähnliches) zierte die "Sportkarosse".
Das Auto wurde mit den wahlweise erhältlichen Scheibenbremsen bestellt und statt Diagonal- kamen Kleber-Gürtelreifen drauf. Der selbstklebende Gürtel-Aufkleber - um dem Neureifen herum gepappt - war prima um das Fahrrad zu verschönern. Das gab es zu der Zeit bei Conti übrigens auch, glaube ich. Dort wo im Armaturenbrett ein Radio reingehörte, war werksseitig eine schicke Blende vorhanden. Ob Papa aus Gewichtsgründen oder weil sonst auch fast keiner im Auto ein Radio hatte, auf dieses Teil verzichtet hat, weiß ich nicht. Handschuhfach und Kofferraum wurden leer geräumt, kann sein, dass etwas mehr Luft in die Reifen gepumpt wurde, aber das war's dann auch. (Wenn man das heute einem modernen Motorsportler erzählt, wird man für verrückt gehalten. Aber es stimmt!)
Alle waren stolz, wenn Papa einen Senfglas großen Pokal mit brachte. Einmal, auf dem Ulmener Weiher( Eisslalom), hat er sogar die ganz Großen wie Dieter Kern zersägt, (offensichtlich mit einer für's Eis zu starken Alpine). Rallies fuhr er auch mit dem Auto. Alles bezahlbar! Mit dem kleinen preiswerten NSU war man damals oft ein König. (NSU-Werbung: "Fahre Prinz und Du bist König!")
Seine Motorsport-Kumpels feierten immer viel am Ring oder in den stets prall gefüllten Orts-Gaststätten (die heute wie ausgestorben sind). Es gab in unserer Gegend - und ich spreche von der Eifel - viele kleine Ortsclubs und Bergrennstrecken. Aus heutiger Sicht schätze ich, dass jeder Zweite, der damals am Steuer eines PKW die Hatzenbach verlassen hat, den Führerschein hätte abgeben müssen. Oder irre ich mich da? Die meisten mir bekannten Streckenposten waren oft sogar sehr, sehr durstig. - Aber lassen wir das... -
Für mich waren der NSU und Papa die Größten und genau so wollte ich auch werden! Als der NSU TT 1971 von VW gekillt wurde (ich bezeichne diese angebliche Fusion als "Feindliche Übernahme" und Ausbeutung einer großartigen Entwicklungsabteilung - K70/ Ro80 usw. ), da rief ich mal inmitten der Erwachsenen Motorsport Kumpels lauthals: "Einen TTS werde ich mir kaufen, wenn ich groß bin und auch damit Rennen fahren". -Alle haben mich ausgelacht. - Aber ich hab's ihnen später gezeigt.
Ach ja, meine arme Mutter starb immer fast vor Angst, wenn wir mal durchs Ahrtal mussten, nach Bonn, die Tante besuchen oder in eine Klinik am Venusberg .Die Route ging stets über die Auffahrt "Müllenbach" bis "Breidscheid" und wenn es machbar war, später bei der Rückfahrt ab dort über den Rest der Strecke wieder zurück. Ich fand das toll! So eine Achterbahn gab es auf keiner Kirmes und auf dem NSU Rücksitz fand ich es besonders lustig, dass beim scharfen Bremsen Mamis kopfstützenlose Sitzlehne immer nach vorne klappte, an der ich mich gerade festzuhalten versuchte.
Eine andere Hatzenbach Anekdote werde ich nie vergessen: die, als wir mit einem Kumpel von Papa im Mercedes 190er SL in Feuerrot (es war das "Nitribit-Modell") nach einem Rennen losgefahren sind. Der hatte das gebrauchte Ding für ein paar hundert Mark mit Motorschaden gekauft und einen sparsamen Diesel Motor implantiert. Viele Zuschauer umlagerten uns geradezu, um den Sound dieses Supersportwagens (der war das damals!) zu erleben. Ich saß hinten im Notsitz und fühlte mich wie ein Affe im Zoo. Hans startete, nachdem der "Glühüberwacher" sich hellrot glühend meldete (das hat damals bei kalten Motoren fast eine Minute, eine "Ewigkeit", gedauert) die 40 Diesel-Pferde - und alle guckten doof, als sie das Geklackere des Dieselmotors hörten. Ein Sportwagen war damals auf den Nürburgring-Parkplätzen selten. Dort standen doch meist nur Käfer, Kadett, Escort oder eben Simca und NSU herum. Darum war dieser "Zwitter", der heute natürlich ein Vermögen wert sein würde, für die Jungs auch etwas Tolles. - Bis sich das Ding dann als echter "Heizöl-Ferrari" entpuppte. Es glaubt einem das heute sowieso keiner mehr, obwohl bei Autos bis Juli 1971 so etwas sogar vom TÜV eingetragen wurde. (Ab da gab es zum ersten Mal Abgasvorschriften in Deutschland.) Weil wir nun einmal beim Thema "Damals" sind, noch ein paar Ergänzungen zu "das glaubt dir keiner":
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Zu Grundschulzeiten musste ich täglich mit meinem Tornister die B258 in Richtung Katzwinkel überqueren. Einige hundert Meter weiter oben hatte ein Betrunkener (kein Nürburgring Fan!) meinen Bruder bei einem solchen Versuch tot gefahren. Verständlicherweise war eine solche Bundesstraßenüberquerung für mich und meine Mitschüler also immer mit Angst verbunden. Nicht aber, wenn am 'Ring' wieder Rennen war. Dort fuhren ab Mitte der Woche schon die ersten "Radkappenlosen" und bunt beklebten "Fans-Automobile" hin. Das Highlight für uns Kinder war das "Elefantentreffen". Ich saß dann mit meinem Freunden stundenlang Nachmittags an dieser Stelle. (Ich muss aber gestehen, dass sich außer der vorbei schnaufenden Dampflokomotive der Bundesbahn in unserem Dorf auch keine andere Attraktion bot.)
Oder aber: ein aus unserer Kindersicht "berühmter" Rennfahrer stellte Rennwagen und viele teure Rennreifen in einem alten Bauerhof ab. Wir haben als Kinder immer am Zaun gestanden, wenn die "Kumpels" von diesem Rennfahrer dort auftauchten, um irgendetwas in dieser Scheune ein- und auszuladen. Das war etwas anderes als die Hausschlachtungen oder Opa beim Sensen dengeln zuzugucken. In einer Sylvesternacht fackelte dann die Scheune - und Alles - ab. - Heute steht an dieser Stelle nun ein wunderschönes Gemeindehaus. Da kommt man dann nicht mehr übers offene Kellerloch, über eine der berühmten Kartoffelrutschen, hinein, wie das sonst - damals - bei den alten Häusern und Scheunen möglich war.
Zurück zum "Elefantentreffen", dem endlosen Treck von dick vermummten Motorradfahrern, dem wir begeistert stundenlang an der B 258 zu guckten. Natürlich durfte ich auch fast immer mit ins Fahrerlager, was mir so dicht gefüllt vorkam, als wären dort Hunderttausende gewesen.
Als 13- und 14jähriger bin ich dann dort selbst mitgefahren. Seit meinem 12. Lebensjahr sammelte ich alles was mit NSU zu tun hatte: Mopeds, Teile, ganze Motorräder. Was nicht auf wilden Müllkippen, am Waldrand, oder umsonst zu haben war, kaufte ich zu Preisen von 10 bis maximal 50 Mark den Leuten ab. Die hatten sowieso meist vor, ihren "Schrott" dem Althändler mitzugeben. Vorzugsweise bei Kleinbauern konnten in den Scheunen oft gute Exemplare gefunden werden. Mein Vater hatte nix dagegen, und Oma hatte einen stillgelegten Bauernhof zum Lagern.
Und so kam es, dass ich außer auf unseren geteerten Feldwegen - und im Karnevalszug als Kradmelder...
...verkleidet - meine 98er und 125er NSU F0X auf der guten alten Betonschleife fahren konnte. Zu Hause musste ich immer auf der Hut sein...
...aber beim Elefantentreffen fühlte ich mich sicher. Da war die Gefahr gering, den "Grünen Männchen" in die Arme zu fallen.
Ich bin also ein Nürburgring-Fan. Und wenn nun irgend Jemand etwas Negatives gegen den Nürburgring sagt (wie es bei Motor-KRITIK manchmal den Anschein hat), dann könnte ich in Rage geraten. Aber die Dinge liegen ja anders. Anders heute, anders "damals". - Warten Sie bitte noch ab.
Erst rannte Lauda in den Graben, dann gab es eine Schießerei beim Elefantentreffen 1977. Ich war entsetzt als es hieß: keine Formel 1 mehr; das "Elefantentreffen" per Gesetz verboten, die "1000 Kilometer"- und Tourenwagen Rennen wurden nach der Ölkrise (und dem Rückzug der Werke) auch immer kleiner, was meine Mutter an den Fremdenzimmer-Buchungen bei uns zu Hause auch bemerken musste. (Auch wir daheim haben vom 'Ring' ein wenig profitiert.) Manchmal war Mama war auch als Karten-Kontrolleurin zusammen mit einigen anderen Ehefrauen unterwegs, deren Männer sonst ewig alleine zum Ring gepilgert wären. OK, für die Streckenposten gab es zwar nur ein paar Mark und eine Fresstüte. Aber das war zusätzlich. Und diese Kontrolleure (oder Kontrolleurinnen) waren wegen der vielen Löcher im Zaun an der Nordschleife bitter nötig. - Damals hätten die den FIA-Zaun an den Zuschauerplätzen dringend brauchen können. (Natürlich hinter den Plätzen - und nicht wie jetzt - an der falschen Stelle.)
Dafür gab es nun das durch mich favorisiertes Rennen am 'Ring' - und so konnte es dazu werden: Nachdem die NSU TT und TTS fünf Jahre nach Produktionsende aus der Homologation flogen und aus dem "normalen" Tourenwagen Sport verschwinden mussten, sah es mit der Rennbeteiligung nicht gut aus. Die ursprüngliche Nürburgring Show mit ein paar Motorrädern und alten Autos aus der Gründerzeit des 'Ring' mutierte nun langsam zum Oldtimer Grand Prix. Motorräder waren auch mehr der Schwerpunkt des Zuschauerinteresses (sie müssen heute schon lange draußen bleiben), und für mich waren diese Zweiräder sowieso der "Hit", weil dort die Weltmeister Maschinen aus den 50er Jahren und z.B. ein Wilhelm Herz, der NSU Weltrekordmann und (damals) Hockenheim-Chef, z.B. leibhaftig mit der Kompressor NSU angeschossen kamen. Ganz zu schweigen von Walter Zeller, der mit einer "Gummikuh" (es war natürlich die Werks RS) zu fliegen schien. Wem soll ich heute noch vorschwärmen, was für ein Gefühl das für mich war? Ich kannte das vorher nur aus Büchern und Erzählungen.
Nachdem die gestartet sind - ich stand direkt an der Startlinie unter der Holztribüne - rannte ich sofort durch den Tunnel zur Gegengeraden, wo man meinte, noch den Windzug spüren zu können, obwohl schon ein Maschendrahtzaun weit hinter der Strecke montiert war. "Professor" Krakowitzers aufgeladene 350er Doppelkolben DKW (ex. Kurt Mansfeld von 1939) konnte einen nicht nur wahnsinnig machen, sondern im Tunnel sogar vorüber gehend taub. Jene Dinger die nach Kriegsende verboten waren, blieben bis Heute.
Von diesen Dingern erzählten die "Alten" im Dorf genau so viel wie von Ihren Kriegserlebnissen. Mein Vater hatte als Schüler Werner Haas, unseren späteren dreifachen Weltmeister auf NSU, auf der Hecke am "Tiergarten" liegend live gesehen, und mir immer wieder davon erzählt. Als einer von acht Kindern per pedes angereist, konnte sich mein Vater den Eintritt nicht leisten. Da mussten Lücken in der Hecke reichen. Und nun waren die Dinger für mich live zu erleben, obwohl die nur eine kurze Demo und keine Grand Prix-Distanz fuhren. Nur noch einmal haben mir die Tränen vor Glück am Ring so in den Augen gestanden: als Michael Schumacher seinen ersten Formel 1 Sieg am Ring im Beneton heraus fuhr. - Nun genug geschwärmt!
Als ich 18 wurde standen bei mir ca.15 NSU Motorräder - teilweise selbst restauriert - herum. Das Gymnasium hatte ich zugunsten einer KFZ Lehre (bei einem ehemaligen NSU Händler!) geschmissen und war bereits dabei, einen NSU TT als Winterfahrzeug neben meinem zugelassenen NSU Gespann vorzubereiten.
Sehr hilfreich war - wegen des Sportzubehörs - dass Mami´s Cousin aus Kottenborn innerhalb der immer noch intakten aber stillgelegten Südschleife, einen gut gehenden Schrottplatz betrieb. Dort ging es nach der Berufschule immer hin um NSU Prinz-Teile zu sichten. Die bekam ich fast geschenkt, weil sich niemand mehr dafür interessierte. Als ich nun mit meinem TTS, 10 Jahre nachdem ich lauthals verkündet hatte, "Den kauf ich mir wenn ich groß bin", den ehemaligen Zweiflern vorstellte, da guckten die ganz dumm aus der Wäsche. OK, der Motor war nur mit einem Vergaser (das wegen der anfänglich zu hohen Versicherung Prämien als Lehrling notwendig) statt mit 4 ausgestattet, aber sonst sah das Ding nicht schlecht aus. Der Wagen kostete mich 100 DM in der Anschaffung, ohne die Innereien, die ich aus einem 80 Mark teuren, durchgefaulten Serien-Prinz ausbaute. Mein Wagen fuhr früher mehrere Bergrennen und war 1972 Klassensieger beim 36 Stunden Rennen unter Wittlicher Motorsport Größen und steht seit 7 Jahren bei AUDI im Museum, als Leihgabe zwischen Stucks V 8 Audi 100 und Röhrls Rallye Quattro.
Sogleich wurde eine Nationale Lizenz beantragt, und ich fuhr mit meinem Altwagen zu einem Örtlichen Automobil Slalom. Dort wurde ich schon als Gesamtsieger angesehen, bevor man überhaupt unter die Haube geguckt hatte. Vorderreifen, Stückpreis 35 Mark, "Made in Poland"; hinten alt und hart, aber mit noch gutem Profil. Ich fuhr ganz vorsichtig, weil mir schon eine der gebrauchten Antriebswellen beim Training daheim brach. Schließlich musste ich mit diesem Auto ja per Achse wieder nach Hause und am nächsten Tag zur Lehrstelle.
Wahrscheinlich bin ich Letzter geworden, aber ein anderer NSU, ein 1300er, fuhr den Gesamtsieg nach Hause, und es gab einen weiteren Klassensieg für NSU in der Klasse bis 1000ccm. - Und das fast 10 Jahre nach Produktions-Ende.
Ich musste folgendes registrieren: keine Beschallung, keine Zuschauer, keine Wurstbuden - dafür wurde der Sieger NSU dann am Ende auf einen Rennanhänger geschoben, vor den ein teures Wohnmobil gespannt war. Ich sah mir die Reifen genau an: Formel 1-Mischung mit Strassenzulassung. "Die halten nur 600 km", bekam ich erklärt; sie kosteten im Stück mehr als mein ganzes Auto. Der Motor war von Spiess für den wohlfeilen Betrag von 15000 DM getunt, gab sein Besitzer an.
Ich fuhr frustriert nach Hause und musste erkennen, dass mein Traum wohl zu Ende war. Nach der Lehre müsste ich ja noch 15 Monate zum Bund... - und dann... - Beim von "meinem Ortsclub" veranstalteten "Risselbergrennen" in Niederstattfeld ,wo ich noch selber Streckenposten war, wurde längst kein NSU Prinz mehr zugelassen, dort gab es nur noch zwei Gruppe 6-Prototypen mit NSU Motor in der sterbenden 1300er Klasse, die eigentlich in den 60er Jahren doch die Klasse schlechthin gewesen war.
Trost fand ich nun im 3. Lehrjahr (bekanntlich keine Herrenjahre, wo man mit 240 Mark netto nicht mal die Benzinausgaben decken kann) bei diversen Nordschleifen-Touristen-Fahrten mit meinem Auto. - Kann es sein das der Mann mit der GmbH Uniform und der ledernen Geld- und Quittungstasche damals nur 5 Mark haben wollte? (In 2008 werden nun - für die gleiche Strecke - 21 Euro verlangt!)
Außerdem fuhr ich mit dem Fahrzeugmaterial, das eigentlich für die Strasse zu schlecht war...
...beim Auto Cross mit. Das war damals in der Vulkaneifel eine sehr beliebte Sportart, um "Motorsport für Jedermann" zu betreiben. Anders als beim Slalom gewann ich beim ersten Rennen 3 Pokale...
...startete dafür in 4 Klassen bis hin zu der von 3 Liter; und ein Sponsor gewann die eigentliche - aus meiner Sicht wichtige - nämlich die 1300er, und wurde am Jahresende Meister - mit meinem Auto. Der zog mir mein Auto zu den Rennen nach Wolfsfeld, Spangdahlem, Daun, Trittscheid und Krautscheid, zahlte Sprit und dies und das. Ein paar Mal ging es nach Belgien und das machte unheimlich Spaß. Leider kamen dann die "Grünen" und die Naturschützer (Zuschauer trampeln seltene Unkräuter kaputt, die es nur noch auf der ganzen Welt in dieser einzigen Lavagrube gibt usw.) Heute wirken diese Schilderungen wie Legenden. - Heute.
Vergessen war für mich der - ohnehin im Umbau befindliche - Nürburgring. Außer dem Oldtimer GP wurde von mir noch ein letztes Mal vor dem Fall des Start Ziel Hauses und Dunlop Turmes etwas anderes besucht: 1980 und 1981 veranstalteten ehemalige NSU Rennfahrer ein NSU TT/TTS- Treffen an "Start und Ziel", wo ich auch noch dabei war.
- Aber dann war Schluss.
Schnell wurden meine Tuningkünste im Cross von anderen verlangt und mein aufgebessertes Budget erlaubte mir den Ankauf weiterer NSU Raritäten wie einen ehemaligen Gruppe 6 Brixner NSU (so welche waren bei den ersten 1000 km Rennen hinten dabei) und einen Flügeltürer Namens NSUGepard (so etwas fuhr August Stawicki aus Bonn bei den Sportwagen Rennen am Ring Ende der 60er), sowie einem NSU Thurner mit Flügeltüren. Einen ehemaligen Berg NSU mit Deutschen Meister Titel konnte ich auch noch in Teilen günstig erstehen. Gleich nach der Eröffnung des neuen Rings gab es dann ein paar mal die Möglichkeit, bei NSU Sonderläufen teilzunehmen, was mir eine wahnsinnige Freude bereitete. Der Ring war für mich wieder wie früher das Größte.
An der Holztribüne vorbei mit "offener Tüte", das werde ich nie vergessen. Beim Saisonfinale 1988 las ich später die Namen Frentzen und Schumacher mit Formel König oder Formel Ford in meinem Programmheft. Die Rennteilnahme kostete nicht viel. Dabei sein war alles. Es ging um die "Goldene Ananas" in "Blaumann", Turnschuhen, Motorrad Helm zu 100 Mark. Die Lizenz war der Klasse 3 Führerschein. Reifen bekam man aus einem der zahlreichen Formel 3 Teams, gebraucht zu 50 Mark das Stück. Ich kaufte immer nur die vorderen, die waren für einen alten Gruppe 2 NSU perfekt. - Dann wurde dieser Spaß weg reguliert. - Von wem wohl??
Ja, das mit dem Formel 1 Comeback - wovon jeder wie selbstverständlich ausging - das war so eine Sache. Mit nur einem Auftritt nach dem Neubau! Schnell war in unseren (sicherlich laienhaften) Reihen der Hockenheim-Konkurrent als Sündenbock ausgemacht. Geld spielte da schon eine (zu große?) Rolle im Motorsport.
Jedenfalls saß ich 1985 für einen Eintrittspreis von unter 50 Mark auf der Wiese beim "Hatzenbach Bogen" (wie der damals noch heißen durfte) und wusste nicht so richtig in Fahrt zu kommen, weil ich ja außer Bellof und Winkelhock keinen Fahrer mehr kannte. Außer meiner Freundin ging auch keiner mit zum Ring. Mein letztes Formel 1 Rennen als Zuschauer war gewesen, als Jochen Maas bis zum Rennabbruch in Führung lag, weil am Bergwerk etwas passiert war... - Damals, Mitte der 70er, sind wir zu Hause statt in Urlaub noch nach Spa , Zolder und Zandvoort gefahren.
Im Fahrerlager sah ich den Monteuren beim Getriebewechsel zu oder holte Autogramme von allen Fahrern außer James Hunt, der gerade von halbnackten Marlboro-Weibern (heute sagt man wohl Boxenludern) umringt war. Harald Ertl saß in Zolder ganz alleine auf dem Hinterreifen seines Fahrzeugs und erklärte mir als 13jährigem sein Auto. Das fand ich als normal Sterblicher - bis heute - einfach genial. Es kann sein, dass mein Vater irgendwie von seinen Bekannten ein Fahrerlagerticket umsonst bekommen hatte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das damals viel gekostet hat.
In den 80er Jahren konnte mich der Nürburgring nicht sehr oft anlocken. Wirklich nicht. Außer beim 24 Stunden Rennen. (Ach ja, in den 70ern saß ich als Kind mal die ganze Nacht in einer NSU Box, weil Papa für den AC Mayen in der Boxengasse den Fahrerwechsel zu kontrollieren hatte oder so was. Und dieser NSU wurde Klassensieger... - Da muss man doch einen Schaden nehmen - oder was meinen Sie?)
Na ja, beim ersten "Rock am Ring" war ich auch dabei, nun mit Braut aber im Zelt in der "Hatzenbach". Mein Fahrzeug war eine NSU mit Beiwagen Baujahr 1954. Mit meinen Kumpels haben wir schön gegrillt und auch etwas getrunken. Es war irgendwie wie "24 Stunden Rennen" oder "Elefantentreffen" aber halt ohne Rennen, dafür gab es dann "Haschbrüder" (und Schlimmeres!) aus allen Teilen Europas gebündelt. Als ich an der Kirche in Nürburg etwas Trinkwasser zum Rasieren und Kaffee kochen holen fuhr, schauderte mich der Anblick dieser "Ring Besucher", die überall auf den Gehwegen und sogar am Friedhof (wo es einen Wasserhahn gab) "total fertig" herum lagen. - Das war nichts für mich... -
DTM, 24 Stundenrennen, Zelten am "Kallenhard" und plötzlich wieder die Formel 1 in den Anfängen der 90er Jahre, ließen in mir die Motorsport-Begeisterung wieder hoch kommen, leider fanden sich nur wenige Gleichgesinnte im Umfeld. Irgendwie muss der Umbau - oder sonst etwas - einen Schnitt in die seit den 40er Jahren anhaltende Begeisterung der treuen Ring Fans in meiner Bekanntschaft gemacht haben. Nur noch wenige der "Alten" konnte man jetzt dort antreffen. Zu teuer - und bis auf Schumi kamen auch keine Deutschen Fahrer. Der neue Campingplatz ist eben nicht wie früher die "Hatzenbach". - "Quiddelbacher Höhe" ist gesperrt - und andere Sprüche - waren dann wahrscheinlich nur Ausreden.
Mittlerweile hatte ich meine NSU Sammelleidenschaft zum Beruf gemacht und restaurierte nun nicht weit vom Ring entfernt, auch die NSU Exponate der AUDI AG. Als ich den Siegerwagen des Eröffnungsrennens 1927 von Jupp Müller für AUDI restaurieren durfte (NSU Kompressor, Klasse bis 1500 ccm, vierfach-Sieger GP von Deutschland, AVUS 1926) konnte ich plötzlich wieder ein Highlight erleben: bei der Eifel Klassik pilotierte ich diesen Wagen zusammen mit Rosemeyers 16 Zylinder, den beiden 12 Zylinder Typ D und dem W125 von Carraciola in einem Demolauf. Weil mir die Überrundungen Freitags auf dem Wecker gingen, kürzte ich Samstags und Sonntags stets ab (Kurzanbindung) und war bei Start und Ziel trotz riesigem (10fachem) Leistungsdefizit immer vorne. Die Leute merkten das an Start und Ziel nicht und waren begeistert. Ich lachte mich halbtot. Nürburgring, das ist das Größte... -
Die Youngtimer-Trophy wurde ins Leben gerufen. Vorher waren meine NSU Autos, die ich 20 Jahre tagtäglich ab 1980 gefahren bin, nirgends mehr gefragt. Nun kaufte ich mir feuerfeste Wäsche, studierte das ONS Handbuch und merkte: das wird nicht billig. Ich baute meinen Wagen ordentlich und gesetzesgetreu auf und seufzte, als ich den Formel 1 konformen Bell Helm bezahlen musste. Na ja, einmal dabei sein, das muss was Tolles sein. Ein Jahr lang habe ich mich gefreut, im Rahmenprogramm des 24 Stunden Rennens dabei sein zu können. Das musste das Größte sein: 100.000 Zuschauer rund um die Strecke, zusammen mit den "Großen" im Fahrerlager herumlaufen... -
Sie wissen was ich meine, was das 24 Stunden Rennen kurz nach dem Senna-Unfall war: Keine GT´s, alles Autos zum Einkaufen fahren, leider immer schlechtes Wetter, ich glaube einmal nur um die 11.000 zahlende Besucher, die man aber nirgends sehen konnte.
Ich war begeistert, bis ich zur technischen Abnahme rollte. Ein Rennauto, das kein Formel 1 ist, braucht einen Kat. - Punkt ONS Handbuch, Ziffer sowieso. Das hatte ich mir für zuletzt aufgehoben. Niemand konnte mir für dieses Auto etwas ordentliches raten außer, ein leer geräumtes VW Golf-Teil anzuschrauben. Aber Pfuschen war noch nie mein Ding und das fand ich unsportlich.
Da ich als KFZ Meister ein wenig Bescheid wusste über Sinn und Unsinn eines Kat, an einen Wagen mit 4fach Weber Vergasern oder einer alten Kugelfischer Einspritzanlage, wie ich sie von Spiess besaß, kaufte ich mir ein besonders edles und teures Teil von einem Sierra Cosworth. Da sowieso niemand etwas misst wollte ich - gesetzestreu- einen Kat dran haben, jedoch wollte ich auf die Pferde von einst nicht verzichten. Bei Testfahrten mit einem den Lambda Wert anzeigenden Messgerät, das ich zur Abstimmung heranzog konnte ich mit diesem überdimensionierten Teil keinen schlimmen Leistungsverluste feststellen, aber hinten wurde es verdammt heiß. Ein NSU TT Motor ist früher immer froh gewesen, wenn bei Langstreckenrennen das Wetter eher kühl war; nun musste auch noch ein völlig unsinniger Kat dran gebaut werden, aber der Enthusiasmus... -
Ob Sie es glauben oder nicht: Obwohl ich zusätzlich zum Geräusch hemmenden Kat den Schalldämpfer montiert hatte, mit dem ich 20 Jahre zur Arbeit und alle 2 Jahre durch den TÜV fuhr, schickte mich die Technische Abnahme 3 Mal zurück. Wegen der armen Singvögel hätte der BUND Mikros im Wald hängen, und wenn" Wir" zu laut wären dürfte das 24 Stunden Rennen nicht gestartet werden. Deshalb 98 Phon usw., usw. -
Zuerst fuhren wir bis nach Ulmen um ein VW Käfer Endrohr zu kaufen, das vorübergehend im Fächerkrümmer eingelegt wurde: immer noch zu laut. Zum Schluss suchten wir Bierdosen und hämmerten die passend ins Endrohr hinein, so, dass ich fast nicht mehr starten konnte. Als der KUCKUCK endlich drauf war, entfernten wir diesen Unsinn wieder, das Ansauggeräusch war sowieso lauter als der Auspuff. - Mann! - Ich hätte einfach die Haube wie die anderen Prinz Fahrer zumachen sollen.
Die Stimmung sank bei mir und meinen Freunden auf den Nullpunkt, denn es wurde mit "Schwarzer Flagge" gedroht, dem, der zu laut im Rennen sei.
Freitags dann im Training, überholten mich dann einige Speichenrad Engländer und eine Corvette mit offenen Rohren. Kein Kat, kein Topf - nix!
Was war das nun wieder? - Außer Formel Eins durften auch FIA-Tourenwagen und -GTs bis Baujahr 1965 "offen fahren", und davon fuhren halt einige hier mit, um das Feld bis auf 210 Starter zu füllen. - Kein Wunder bei den Startgebühren.
.Ich war sauer und fühlte mich (Entschuldigung!) verarscht. Bei einem Tankstopp bemerkte ich, dass an meinem gesamten Heck der Lack verbrannt war. Kurz darauf verreckte mein teurer Einspritzmotor wegen Überhitzung.
Kleiner Einschub: Mit einem solchen 1300er wurden Willi Bergmeister und Wolfgang Wolf beim "Großen Preis der Tourenwagen" 1975 als Gesamt-Vierter hinter den 3,3 l CSL-BMW Coupes und als Divisionssieger bis 2 Liter abgewunken. Das war bis dahin für mich das schönste Tourenwagenrennen, das ich live erlebt habe.
Ich fuhr wütend nach Hause, baute - um die fast 1000 Mark Startgeld - nicht zu verlieren, einen schwächeren 4fach-Vergasermotor ein. Das hat die ganze Nacht gedauert weil ich alleine war und meine Freunde schon mal das Lagerfeuer für das 24 Stunden Rennen vorbereiteten. Ich fuhr dann auch - noch immer völlig ohne Schlaf - am Samstag Morgen das "500km-Rennen" zu Ende - aber wirklich Spaß gemacht hat mir das nicht. Übrigens schien es fast so, dass Nachmittags nur eine Leistungsprüfung stattfinden sollte, denn die 100.000 Zuschauer - von denen immer gesprochen wurde - die waren nicht an der Strecke. Ich hatte den Eindruck, es seien nur ein paar Hundert gewesen.
Ein Jahr später habe ich das noch mal wiederholt. Mit mäßiger Beigeisterung. Aber gemessen an den Investitionen alleine der Klamotten wäre einmal dieses Rennen zu fahren, dann zu wenig gewesen. Bei der "Eifel Klassik" konnte ich nun für AUDI an den Start gehen - mit "meinem" Wagen - und gewann das 300 km Rennen, allerdings in meiner schwach besetzten Klasse. - OK, das hat mich als Nürburgring Fan doch ein wenig Stolz gemacht.
Mit Audi bin ich dann mal über den Tellerrand "Eifel" hinaus gekommen. Mäßige Begeisterung habe ich auch in Hockenheim gespürt, wo ich zum ersten mal 1998 hinfuhr um Rennmotorräder und Autos von AUDI Tradition einzusetzen und selber zu fahren. - Dann der wirkliche Schock! - Es gibt sie noch: rennbegeisterte Zuschauer mehr als die Anlage fassen kann in Italien, Montlhery, der Steilwand bei Paris, England, Donnington, Isle of Man, Snetterton, Brands Hatch - und dann als "Krönung" das "Festival of Speed" beim Lord March. Bis zu 150.000 Besucher!
Im Vorverkauf ausverkauft! Das Ticket zu 70 Pfund, Programmheft 10 Pfund... - Der nackte Wahnsinn! Alle Autos die ich aus meiner Kindheit vom 'Ring' kannte, viele Fahrer (soweit sie es überlebt hatten), Fittipaldi, Andretti, usw.; Formel 1,1000km-Autos, Indy-, Motorräder mit Agostini, Redman, einfach alles. Die fuhren mit den Sachen, die sie früher schon trugen oder halt mit Lederkappe wie im Falle von John Surtees, der den Silberpfeil von Caracciola pilotierte.
Ich habe mehr als einmal gedacht: wieso können wir Deutschen, die doch das Automobil erfunden haben, so etwas nicht? Warum hat man den alten 'Ring' nicht stehen lassen, mit der Holztribühne und allem Drum und Dran, und einfach die Formel 1 Strecke irgendwo daneben gebaut?
Wer will wie ich 1978 eine Gänsehaut bekommen, wenn eine Kompressor NSU von Heiner Fleischmann oder Schorch Meiers BMW mit 98 Phon auf der heutigen Gegengerade am Ring ohne Fernglas nicht zu erkennen ist, dann vorbei fahren? - Aber die fahren da nicht, weil alle Besitzer solcher Fahrzeuge entweder gar nicht mehr oder nur noch im Ausland fahren!
Seit einigen Jahren arbeite ich auch für private Sammler und setzte genau diese Maschinen ein. Alle fünf Weltmeister Maschinen von NSU sind bei mir in der Eifel, nur wenig vom 'Ring' entfernt, restauriert worden; dazu viele andere berühmte Maschinen von BMW, Horex, König (Vierzylinder), - und inzwischen habe ich sogar eine URS von Helmut Fath im Team. Wir werden überall gerne gesehen außerhalb des Wirkungsbereiches der OMK (DMSB). Jawohl, mit offenen Rohren, Fahrern die keine Lizenz besitzen (die bekommen über 60 keine beim DMSB mehr, waren aber Weltmeister (Dieter Braun) oder 6facher Deutscher Meister, wie Ernst Hiller, der beste BMW Fahrer heute - seit Walter Zeller tot ist - und im Alter von 78 Jahren noch im letzten Jahr (jawohl 2007) unter anderem die TT Strecke auf der Isle of Man, Spa, den Salzburgring, auf einer Königswellen-.BMW RS aus meinem Team umrundet hat. In Italien fahren wir auch gerne, nicht nur wegen des Wetters. Vor einiger Zeit habe ich für Giacomo Agostini eine Dreizylinder MV Agusta vorbereitet. - Sie wissen was ich meine, wo der Unterschied liegt? - Und dieser Unterschied bestimmt die Stimmung!
Sehr gerne würde ich diesen Sound wieder am Ring hören. Das geht aber nicht. Letztes Jahr habe ich 12 Maschinen beim "Jan Wellem Pokal" ausgestellt. Unter anderem die Haas Weltmeister Rennmax von 1954 und eine, wie sie 1955 von H.P.Müller zum WM Titel gefahren wurde. Dieses Mal im Sattel der dreifache Deutsche Meister Heiner Butz, der Letzte, der auf einer NSU Max 1963 noch den Titel geholt hat. Wir hatten aufgeladene DKW´s ,eine König 500, so eine, mit der ein Fahrer wie Kim Newcombe 1973 Vizeweltmeister wurde (der Motor war eigentlich ein Motorboot Rennmotor und kam aus Berlin), eine BMW RS 54, und andere. Als wir für einen Korso auf der Grand Prix-Strecke die Dinger warmlaufen ließen zuckten sicherlich die Verantwortlichen zusammen. Das Pace Car hinter dem wir "Lizenzlose, Halbschalen-Helm fahrende, zu laute Outlaws" zu bleiben hatten schaffte es nicht, dass wir an den Werksmaschinen den ersten Gang ständig eingekuppelt nutzen konnten. Wir fuhren also wie befohlen, bei solchen "gefahrträchtigen Situationen" deutlich unter den im DMBS Handbuch für "Paraden" vorgeschriebenen 60 km/h. Hier nieder zu schreiben, wie Heiner Butz, der seinen 70 feierte und bis 1991 in der Europameisterschaft mit einer 500er Honda unterwegs war, das würde hier den Rahmen sprengen. - Nie wieder Nürburgring Grand Prix-Strecke!
Wir hatten aber das Glück (einige das Pech), zusammen mit 150 Vorkriegsautos die Nordschleife zwei Stunden lang mit den Vorkriegs-Rennmotorrädern zu umrunden. Sogar eine Fahrt über die "Südschleife" war im Programm - oder besser, auf dem, was davon übrig ist. Jürgen Möhle schaffte es sogar die Strasse am Campingplatz sperren zu lassen, so dass Ernst Hiller und Heiner Butz freudestrahlend "ihre alte Südschleife" noch einmal unter die Räder nahmen. Hat Spaß gemacht - obwohl es einige Motorräder heruntergehauen hat. Sogar das Original Bergauf-Stück zum "Scharfen Kopf" wurde frei geschnitten, nachdem die Hecken dort jahrzehntelang wuchern durften. Ich fuhr eine Kompressor DKW, wie sie vor dem Krieg zehnmal Europameister, also quasi Weltmeister, war.
So etwas werden Sie, lieber Leser, seit den 80er Jahren am Ring nicht mehr gesehen oder gehört haben, denn die laufen mit 98 Phon einfach nicht.
Als ich in diesem Jahr die "Lap of Honour" damit auf der "TT" in der Irischen See fuhr, da waren die Fans begeistert. Es wissen mehr Engländer heute als Deutsche, dass 1938 so eine DKW unter Ewald Kluge, seit 1907 das erste ausländische Fabrikat mit dem ersten ausländischen Sieger bei einem TT Rennen, dem Rennen aller Rennen (bis 1976 im WM Kalender) war. Dort hört man die Legende, das dieses Motorrad bis nach Schottland zu hören war. Auch Schorch Meier und die BMW kennen die Engländer alle noch. - Und in Deutschland?
In Laguna Seca, 1999 beim Montherey Historic Race, fuhr der AUDI Vorstand, Dr. Franz-Josef Paefgen, (der kann es wirklich!) mit Baseball Mütze beherzt den 16- Zylinder Auto Union von Stuck. - Michele Alboretto, Frank Biela, Emanuele Pirro fuhren die anderen Silberpfeile und meine Wenigkeit den Kompressor NSU - alle mit Lederkappe usw.
Dort war ich stolz auf mein Land, auf das, was meine Vorfahren geleistet haben; denn die Amerikaner sind schier umgefallen als die Audi Sport-Monteure am 16 Zylinder die Motorhaube abmachten um die Warmlaufkerzen zu wechseln. Ich behaupte dass dieser Auftritt - und danach die Siege mit dem R8 - im Amiland einen Run auf die Audis ausgelöst hat. - Kann ja sein, dass ich davon keine Ahnung habe... - Aber schau'n Sie mal auf die (Verkaufs-)Zahlen.
Das lauteste Auto dort war der kleine NSU Wankel Spider von 1965,den ich auch für den Einsatz dort vorbereitet hatte. Das ist nach dem Le Mans Siegerfahrzeug von Mazda das lauteste jemals gebaute Rennauto. Als Gast fuhr ein zweimaliger Nordamerikanischer Tourenwagen Meister mit seinem Original NSU TTS mit. Beim Wankel Spider haben die Ami-V8-Kenner nicht schlecht gestaunt, als sie erleben konnten, was ein 500 ccm Kammervolumen Wankel-Motörchen mit über 11.000 Touren alles zu leisten in der Lage ist. - Aber das ist ein anderes Thema.
Ich glaube in West-Deutschland geht vieles schief. Es gab nur ein paar hundert Besucher beim 75sten Jubiläum des Hockenheim Rings dieses Jahr, bei dem ich (weil zuständig für die Motorräder im Rennsport Museum dort ) mitgemacht habe. OK, denen geht es nicht gut, Werbung war im Vorfeld fast keine gemacht worden. Auch das Wetter war schlecht. Aber am 'Ring' lief ja wegen der 80 Jahre Jubiläum auch nichts Größeres. Bei der 60 Jahrfeier war ich noch aktiv dabei; das war zwar verregnet - aber toll.
Anders ist das im Osten! Schleiz...
...80 Jahre Sachsenring: volles Haus! - "Zschorlauer Dreiecksrennen": Zuschauer ohne Ende! Das sind zwar "wilde" Veranstaltungen, ohne DMSB Einfluß, aber (deswegen?) Begeisterung pur. Rührende Szenen gibt es immer wieder, wenn ältere Ostler mit in den 50er Jahren geschossenen Bildern kommen und meinen ergrauten Fahrern erzählen, wie glücklich sie nun seien, nach 50 Jahren endlich das ersehnte Autogramm zu bekommen. Nicht jedem wurde damals der Zutritt ins kapitalistische Fahrerlager und seinen Fahrern erlaubt, die man von den sozialistischen Fahrern trennte. Wenn Dieter Braun mit uns unterwegs ist( Sachsenring GP Sieger 1972), werden wir fast von den Zuschauern zerquetscht. Wann gibt es das am Ring bei vergleichbaren Veranstaltungen? Dort stehen Emotionen und Spaß nicht im Vordergrund. Ach ja, wenn ein Rennmaschinen-Besitzer einmal bei einem Oldtimer Motorrad Rennen, beim Jan Wellem Pokal oder in Hockenheim, dabei sein will, dann kostet das ca. 1000 Euro nebst neuestem Rossi Helm usw., ohne die umfangreichen Umbauten an seiner - sonst auf der ganzen Welt zugelassenen ( außer bei uns) Maschine. Manchmal lasse ich Bekannte aus Italien oder Holland einfach in meinen Sonderläufen mitfahren, denn z.B. in Holland kann man jedes Wochende an Rennen teilnehmen - und das für einen Jahresbeitrag von 30 Euro. Ok, die FIA-Zäune gibt es dort nicht, ab und zu ein Strohballen muss reichen; aber wer fällt denn auch mit einem Oldtimer hin, wenn er als Fahrer etwas wert ist? - Im DMSB-Bereich werden Sie kaum noch Maschinen finden die an einem Rennen früher teilgenommen haben. Ausnahmen sind neuere Produktion-Racer, wie die Yamaha TZ usw., die in großen Stückzahlen produziert wurden. Ich akzeptiere diesen "Breitensport", aber mit wirklicher Historie hat das für mich nichts zu tun.
Sie merken, ich bin ein wenig motorradlastig geworden, den Traum vom Autorennen fahren (als "Otto Normal") habe ich schon lange ausgeträumt. Ich finde es schade, aber wie ich aus den Beiträgen in Motor-KRITIK zum Nürburgring herauslese, bin ich nicht der Einzige. Meine alten Rennfahrer erzählen mir immer von "Früher", als sie sich aus ehemaligen Wehrmachtsmaschinen, die sie im Wald gefunden haben, die ersten Rennmaschinen gebaut und dann evtl. bei Grasbahnrennen ihre Karriere begonnen haben. Das waren einfache Leute, rennsportinfiziert, und die haben Startprämien schon als Amateure bekommen. Bei 3-400.000 Zuschauern und nur wenig vorhandenen Rennmaschinen war der Veranstalter dazu gezwungen. Einmal in Fahrt gekommen und nach den ersten Platzierungen konnte die alte Vorkriegsmaschine dann gegen eine neuere getauscht werden, usw.
Nun ging es an's Verdienen. Im Ausland, in Holland, Samstags gestartet, dann rüber nach Deutschland. Sonntags noch mal ein Rennen. An einem Wochenende. Wolfgang Brand aus Hannover, der letzte noch lebende NSU Werksrennfahrer, der in meinem Team auch die Werks-Rennmaschinen fährt, wurde "damals" nach einigen privaten Erfolgen nach Neckarsulm zu einem "Casting" (sagt man heute wohl) eingeladen und wurde so Werksfahrer, und flog dann mit Haas per Charter Jet nach Monza zum GP.
OK, die unmittelbare Nachkriegszeit ist lange vorbei, aber wer das Rennen fahren für junge Zuschauer unerreichbar macht, der wird deren Kinder in einigen Jahren nicht an den Kassenhäuschen der Rennstrecken stehen sehen. Es sei denn, Tina Thurner boxt gegen Regina Halmich auf dem Boxendach, Heino singt zusammen mit Robby Williams im Duett oder Michael Schumacher spielt Fußball mit dem FC Bayern auf der Start und Ziel- Geraden gegen die WM Mannschaft von Italien.
Vor ein paar Jahren stand ich kopfschüttelnd in Daytona vor einer Anlage, die unbegreiflicherweise alle die Zuschauer - von dem der Ring für 2009 träumt - an einem Wochenende fasst und anzieht, um Autos im Kreis fahren zu sehen. Ich könnte viel dazu erzählen, aber das würde - auch an einem 75. Geburtstag - wirklich zu lang.
Aber erzählen sollte ich noch... - Aber NEIN, ich mache jetzt Schluss. Obwohl es noch viel zu erzählen gäbe. Von "damals", vom "Ring". Um es kurz zu machen: Ich hoffe, dass der Ring doch noch die Kurve kriegt!
Und: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! - Machen Sie weiter mit Motor-KRITIK."