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Sie nannte sich „VLN“, als sie 1977 von einem Mitarbeiter der Nürburgring GmbH ins Leben gerufen wurde. Sie war als „Breitensport-Rennserie“ angedacht. Und wurde auch so durchgeführt. Sie war in ihrer Art auf die Motorsportler zugeschnitten, die den Motorsport als „ihren Sport“ empfanden und dafür manches Opfer brachten. Aber das Nenngeld war „zivil“, der Sport „machte Spaß“. Da das „Qualifying“ (wie man heute sagt) vor dem Rennen durchgeführt wurde, das auch zeitmäßig so lang war, dass zwei Fahrer davon etwas hatten, konnte man sich nicht nur die Kosten teilen, sondern man war auch Sonntags wieder bei seiner Familie. Freitagabends fuhr man zum „Ring“ und Samstagabends war man wieder zu Hause. Aus „VLN“ wurde „NLS“, die Nürburgring Langstrecken-Serie, die aber schon für die Veranstalter zum Geschäft wurde. Immerhin ist heute – also aktuell – bei „Wikipedia“ noch zu lesen: „Im Schnitt sind bei einem Rennen mehr als 175 Fahrzeuge am Start, die in der Regel von mehreren Fahrern pilotiert werden, die sich am Steuer abwechseln.“ - Das mit 175 Fahrzeugen ist längst Vergangenheit, aber es braucht jetzt bis zu vier Fahrer, um die Kosten stemmen zu können. - Einer der früheren Höhepunkte für einen „normalen“ Motorsportler, das 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife ist dagegen schon unerschwinglich geworden. - Dazu will ich nachfolgend ein paar erklärende Sätze für meine Motor-KRITIK-Leser folgen lassen. - Denn wie das Beispiel „Wikipedia“ zeigt, zirkulieren noch Vorstellungen „von gestern“, während die aktuelle Realität eine andere geworden ist:
Breitensport: Er ist „breiter“ und teurer geworden!
Am 22. März 2025 – in diesem Monat -läuft das erste Rennen der „NLS“-Serie in diesem Jahr. Am 20. Februar 2025 wurde „schon“ das „Sportliche Reglement 2025“ veröffentlicht. Am gleichen Tag erschien auch das „Technische Reglement 2025“. Immerhin schon einen Monat vor dem ersten Rennen! - (Das ist natürlich ironisch gemeint!)
Das „Organisatorische Reglement 2025“ wurde am 25. Februar veröffentlicht. Die drei Teile haben insgesamt einen Umfang von 134 Seiten! - Ja, der Breitensport ist auch papiermäßig in die Breite gegangen. Zu den 134 Seiten gibt es dann noch einen „Leitfaden für Teilnehmer“ und 17 Anlagen.
Das alles soll man nicht nur bis zum ersten Rennen gelesen, sondern auch in seinem Wettbewerbsfahrzeug richtig umgesetzt haben.
- Wichtig! - Die Anlage 2.9 betrifft z.B. die Pflichtwerbung auf dem Fahreroverall
- Wichtig! - Die Anlage 2.10 macht deutlich, wie die Pflichtwerbung auf dem Fahrzeug anzubringen ist!
Aber es ist sogar eine Anlage 2.14 verfügbar, ein „Antrag auf Ausnahme von Werbevorschriften“, auf dem dann zu lesen ist: „Bitte in Druckschrift ausfüllen“.
- Man sollte aber nicht nur schreiben, sondern muss auch rechnen können!
Natürlich kostet die Teilnahme an den einzelnen Rennen Geld! Nicht nur Nenngeld, sondern auch Benzingeld, Reifengeld, man hat Lizenzkosten, und, und, und.
Aber theoretisch – wirklich ganz theoretisch – könnte man auch mit einem E-Automobil starten. Denn es ist in 2025 auch eine Klasse „V Elektro“ ausgeschrieben. - ??? -
- Aber so ist klar erkennbar, wie sehr die Breitensport-Veranstalter ihren Finger am Puls der Zeit haben und darauf achten, in der Öffentlichkeit irgendetwas argumentieren zu können.
Natürlich können die Veranstalter des Saison-Höhepunkts am Nürburgring (davon gibt es übrigens einige!), dem 24h-Rennen, da nicht zurück stehen. Dort ist auch diese Elektro-V-Klasse ausgeschrieben.
- Haben Motorsport-Experten vergessen zu denken, bevor sie solchen Blödsinn in die Ausschreibung aufnahmen?
Ich kenne keine E-Automobil, das – im Renntempo gefahren – auf der Nürburgring-Nordschleife in der Lage wäre, mehr als 4 Runden zurück zu legen. - Was soll das also? - Meine Mutter, die als Schuhverkäuferin gearbeitet hatte, würde sagen:
„Das macht aber einen richtig schlanken Fuß“!
Natürlich war das 24h-Rennen „früher“ auch mal eine wirkliche „Breitensport-Veranstaltung“. Bei der ich übrigens auch so um zehn Mal als Fahrer dabei war.
Ich habe gerade noch mal nachgesehen, weil ich mich an das beste von mir eingefahrene Ergebnis bei einem 24h-Rennen zu erinnern glaubte. Richtig! - 1995 beendete ich zusammen mit meinem Bruder Bernd und Wolfgang Savelsberg dieses Rennen mit einem Opel Astra Gr. N auf Platz 10 des Gesamtklassements, das damals von den BMW M3 dominiert wurde.
Im gleichen Jahr fuhr dann „unser Team“ – in diesem Fall - Wolfgang Savelsberg, „Juppi“ Bermes und ich, beim 24h-Rennen in Spa nicht nur einen Klassensieg ein, sondern gewannen für das Mühlner-Team den Pokal für die 1995 erstmals ausgeschriebene „European Community Challenge 1995“. Die war europaweit für das bestplatzierte Gruppe N-Fahrzeug in den beiden großen 24h-Rennen ausgeschrieben. Das war ein Ansatz, doch „die Kleinen“ (Gr. N) nicht zu vergessen! - Schon vergessen?
- So nebenbei: Ein 24h-Rennen in Spa ist anstrengender für einen Fahrer, als eins am Nürburgring. - Das wird, weil es sich so gut anhört, meinst anders bewertet. Aber es ist tatsächlich so, wie hier von mir geschrieben!
Vor Wochen traf ich einen Bekannten, der gerade auf jemanden getroffen war, der mal so zum Spaß, weil er das immer schon mal wollte, ein 24h-Rennen am Nürburgring mitfahren wollte. Natürlich nicht mit einem eigenen Automobil. Er wollte mal nicht nur als Zuschauer dabei sein, sondern so richtig „mitten drin und nicht nur dabei sein“. Und er hat gefragt, was das wohl so kosten könne.(Unter uns: Geld ist da schon vorhanden.)
Mein kenntnisreicher Freund hat ihn aufgeklärt, dass er dann für die Vorbereitung auf dieses 24h-Rennen so um 50.000 Euro in die Hand nehmen müsse. Da ist dem Mann „in bestem Alter“ fast die Tasse Kaffee aus der Hand gefallen. -Was? - Wieviel?
„Was soll denn dann das 24h-Rennen noch kosten?“
Hat er gefragt. Er hat auch eine Antwort bekommen, die ich hier aber nicht wiederhole, weil ich meine Leser nicht schon an dieser Stelle erschrecken möchte. Aber ich kann sie gerne mit ein paar „Kernzahlen“ bekannt machen, die ich der 2025er Ausschreibung entnommen habe.
- Das reine Nenngeld beträgt zum Nennschluss 7.950 Euro
- Der Benzinkostenvorschuss einschl. MWSt. 5.500 Euro
Die Nenngeldkosten zahlen alle. Die gesamtsiegfähigen Automobile, wie z.B. die GT3, müssen 8.000 Euro als Benzinkostenvorschuss zahlen.
Diese „Basiszahlen“ habe ich nur notiert, damit zumindest ein paar Zuschauer beim diesjährigen 24h-Stunden-Rennen eine Ahnung davon haben, wie sich der so genannte „Breitensport“ inzwischen entwickelt hat!
Ich rechne „über den Daumen“, dass eine Runde Nürburgring mit einem GT3 beim 24h-Rennen rd. 2.000 Euro kostet. Wenn denn wirklich mal alle 24 Stunden durchgefahren werden – was „früher“ schon mal möglich war, dann wurden von einem siegreichen GT3 dann in der Spitze – das war 2023 – 162 Runden zurück gelegt. Da hat man dann – nach meiner Rechnung um 300.000 Euro „verballert“!
Das schließt natürlich alle Kosten der Vor- und Nachrüstung ein. Aber mit solchen Zahlen muss man heute bei einer „Breitensport-Veranstaltung“ realistisch rechnen!
Ich kann jenen Privatfahrer verstehen, der mir vor Wochen sagte, dass sich „sein Team“ überlegt, in diesem Jahr das 24h-Rennen nicht zu fahren, zumal man nach den letzten Erfahrungen nicht sicher sein kann, dass das Rennen überhaupt über 24 Stunden geht. Es wurden auch schon mal nur 50 Runden von einem Gesamtsieger des 24h-Rennens zurück gelegt. Im letzten Jahr fuhr man auch nur 9 Stunden lang und es gab jede Menge Ärger.
- Tatsächlich kann man mehr Spaß für weniger Geld haben, wenn man aktuell kein 24-Stunden-Rennen, sondern ein paar Rennen einer anderen Serie fährt!
In der Ausschreibung zum diesjährigen 24h-Rennen hat man die Zahl der Teilnehmer schon auf 150 beschränkt. Aber es wird tatsächlich 2025 noch „beschränkter“ zugehen!
Das ist eine Vorhersage! - Die grundsätzlich auch die NLS betrifft. - Auch da greift man derzeit noch „nach den Sternen“. - Was auch nicht verboten ist. - Man versucht auch einen „Sidestep“, indem man – versuchsweise? - im Juli eine „NLS-Light“-Rennen ausschreibt. Aber der NLS klebt der ADAC wie „ein Klotz am Bein“.
Es wäre eigentlich an der Zeit, sich mal wirklich der Zeit anzupassen! Heute wird jede Verteuerung des Motorssport mit „mehr Sicherheit“ erklärt. Und das man doch „mit der Zeit gehen müsse“! Alles wäre eben teurer geworden!
Richtig! - Mit der Zeit – und einem immer Mehr an Kosten - werden wir dann nicht mehr fahren, sondern „gehen müssen“!
Mich informierten gerade Motorsportler, dass nicht nur die Lizenzen teurer geworden sind, sondern die inzwischen auch nur noch „digital“ erhältlich sind. Dafür gibt es dann vom DMSB zusätzlich eine „Motorsport-ID-Card“. - Das wusste ich zwar, aber neu war mir:
- Bis jetzt hat noch kein Lizenz-Besteller die „Motorsport-ID-Card“ erhalten, obwohl er sie mit bezahlt hatte!
Auf der DMSB-Internetseite war – und ist – die Kunststoffkarte so angekündigt:
„Die Motorsport-ID ist ab der Saison 2025 das Ausweisdokument im Motorsport und begleitet den Lizenznehmer über mehrere Jahre. Die Motorsport-ID wird bei der erstmaligen Bestellung einer Jahreslizenz individuell gedruckt und einmalig als Karte an den Kunden versendet. Dabei stehen den Lizenznehmern vier Farben zur Auswahl.“
Einer der Sportfahrer, zu denen ich Kontakt habe, informierte mich aktuell, dass inzwischen auch zum Erhalt einer Lizenz in 2025 eine normale ärztliche Voruntersuchung nicht mehr genügt.
Inzwischen ist auch noch eine aufwändige Gesichtsfeld-Perimeter-Messung erforderlich. Das kann den Erhalt einer Lizenz um Wochen verzögern. Die Messung muss von einem Augenarzt oder Optiker erfolgen. Aber welcher Optiker kann das schon? - Und wo erhält man kurzfristig einen Termin bei welchem Augenarzt?
- Die Kosten dafür? - Ach, da ist nur mit einem „kleinen Sümmchen“ von um 150 Euro zu rechnen.
Kein Wunder, dass der DMSB in den nächsten Jahren mit einem weiteren Rückgang beim Lizenz-Verkauf rechnen muss – aber auch rechnet. Denn die wirtschaftliche Situation unserer Motorsport-Fans hat sich nicht in gleichem Maße entwickelt, wie die Kosten, die beim Mitfahren bei einer „Breitensport-Serie“ auftreten.
Was übrigens die wirtschaftliche Situation des DMSB weiter schwächt, der sich schon mit der Auflösung der DMSW GmbH zu Ende des Jahres 2023 „selber ins Knie geschossen“ hat. - Da ist übrigens im April eine interessante Mitgliederversammlung zu erwarten!
- In den letzten Wochen höre ich immer öfter Klagen von Betroffenen, die unter der aktuellen Entwicklung des Motorsports leiden!
Der Rundstreckensport scheint an Bedeutung zu verlieren, das Interesse an „normalen“ Rallye-Veranstaltungen nimmt zu, zumal man da noch (etwas übertrieben) mit „Oldtimern“ erfolgreich unterwegs sein kann.
Wenn es nicht den DMSB geben würde, der inzwischen z.B. auch – NEU - Sportwarte-Lizenzen , gültig für jeweils eine Veranstaltung, zum Preis von 18 Euro anbietet. Plus Ausbildungskosten und dem entsprechenden Zeitaufwand für die Sportwarte.
Beim DMSB scheint man nicht rechnen zu können! - Das wird für einen Rallye-Veranstalter evtl. sehr, sehr teuer, erhöht das Nenngeld und… - Die Katze beißt sich in den Schwanz!
Meine Großmutter sagte in ähnlichen Fällen:
„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!“