28. März 2012: Lieber Leser!

Es gibt immer wieder einen Anlass, einige Dinge – auch solche aus der Vergangenheit – in einen Zusammenhang zu bringen. Oder ihn einfach herzustellen, obwohl die Erlebnisse (meist sind es solche) nicht zusammenpassen. - Scheinbar. - Heute fiel mir beim Blick in die Zeitung ein: Bruder Hubert hat Geburtstag! - Und beim Weiterblättern: Ach ja, das OLG Koblenz-Probem! - Und beim Weiterblättern...

28. März 2012: Lieber Leser!

Ich habe vier Brüder und zwei Schwestern. Alle haben den gleichen Vater, die gleiche Mutter, aber alle unterscheiden sich in ihrer Art, ihrem Denken, ihrer Außen-Darstellung deutlich voneinander. Wollte ich den Unterschied zwischen meinem Bruder Hubert und mir z.B. an Personen verdeutlichen, deren Namen im Moment schon mal gesprächsweise fallen, dann ist der ungefähr so groß wie zwischen Joachim Gauck und Kai Richter. - Nun raten Sie mal, wer Wer ist?

Es war wohl auch Kai Richter der die „Verwendung“ meines Bruders bei der Darstellung der Aktivitäten einer privaten Betreiberfirma am Nürburgring als richtig und gut empfand. Sicherlich war auch Jörg Lindner der gleichen Meinung.

Diese Meinungseinheit driftete nach meiner Kenntnis dann später auseinander. Aber immerhin höre ich aus dem Nürburg-Umfeld, dass mein Bruder aktuell wieder „vor Ort“ ist. - Nein, er hat sich nicht bei mir gemeldet, weil er meine Meinung „zur Sache“ kennt. - Ich bin eben auch meinem Bruder gegenüber ehrlich.

Eigentlich bin ich ihm gegenüber nicht anders, wie ich immer gewesen bin. Ich habe niemals mit meiner Meinung „hinter dem Berg gehalten“, war immer auf der Suche nach der Wahrheit, dem Tatsächlichen. Schließlich kann man sich – aus welchen Gründen auch immer – irren. - Aber selten, ganz selten habe ich dann wirklich Argumente gehört, die mein Denken, meine Feststellungen  deutlich beeinflussen konnten.

Meine letzte Geschichte (Thema: VLN) schlägt derzeit hohe Wellen. Ich merke das an den vielen Telefonanrufen. Nein, man möchte nichts schriftlich geben, aber: Gut, dass bestimmte „Wahrheiten“ nun endlich mal angesprochen wurden. Es ist erstaunlich, was ich bei solchen Gelegenheiten alles erfahre. Vieles scheint „noch schlimmer zu sein“ als von mir dargestellt.

Aber es ist in „unglückliches Thema“, dass nicht in die derzeitige Situation passt. Und „dumm ist es schon“, dass ich es gerade jetzt angepackt habe, wo doch... - Es gibt immer genügend Gründe etwas nicht zu tun. Ich habe – auch in der Vergangenheit – solche Gründe nicht akzeptiert.

Ich habe recherchiert, bin zu Erkenntnissen gekommen, habe die vielleicht noch mit Fachleuten intern diskutiert und – veröffentlicht. Was häufiger zu „Entsetzen“ führte als bekannt wurde.

Und wenn, dann wurde z.B: hinter vorgehaltener Hand geflüstert, ich hätte ein Vorstandsmitglied beleidigt. Ich habe nur still lächeln können.

Ein Vorstandsmitglied hatte eine Reihe von Kollegen – und mich – bei einem Tischgespräch belogen. - Fand ich. - Als er danach aufstand bin ich auch aufgestanden und habe ihm abseits der Gesprächsrunde gesagt, dass seine Zahlen wahrscheinlich der „internen Sprachregelung“ entsprechen würden, aber tatsächlich... - Und ich habe ihn mit den echten Zahlen konfrontiert. - Ich wollte nicht dass er glaubte, er hätte auch mich belügen können.

Aber der Mann war tödlich beleidigt, hat mich von der nächsten Firmen-Veranstaltung wieder ausladen lassen. Und dann wurde gegen mich „gekämpft“. Dumm, dass ich bei dieser Firma auch darauf gestoßen bin, dass beim Anlaufen einer Serie etwas (aus Kostengründen) in der Serie anders verbaut wurde, als es im Versuch entwickelt worden war. Oder dass ausgerechnet ich feststellen musste, aus welchem Grund bei gleicher Motorisierung eine Getriebeübersetzung bei einem Stufenheckmodell anders war als bei einem Fließheck. - Was natürlich zunächst bestritten wurde.

Noch „dümmer“, dass der Vorstand aus einer meiner Geschichten erfahren musste, was vor ihm betriebsintern verheimlicht worden war. - Bei dieser Firma speziell kam es dann immer sofort zu großen Suchaktionen: Wo ist die undichte Stelle?

Wahrscheinlich hat man mit diesem Suchen zuviel Zeit an der falschen Stelle verplempert, denn diesem Hersteller geht es derzeit nicht so besonders.

Bei einem anderen lief ich scheinbar auf, weil meine Fahrwerkeinschätzung sich deutlich von der einer großen Fachzeitschrift unterschied. Da konnte doch nur ich mich vertan haben. - Eine Fehleinschätzung? - Die Vorstandsuntersuchung ergab: Nein, keine Fehlleistung von mir, sondern es gab eine (unverdiente) „gute Beurteilung“ durch die Fachleute der Fachzeitschrift. Weil die Firma vorher wohl noch niemals ein Fahrzeug mit einer Fahrwerkschwäche auf die Räder gestellt hatte. - Man hatte offensichtlich das objektive Testergebnis vor dem Schreiben im Kopf korrigiert.

Ergebnis: Das Fahrwerk wurde in der Serie abgeändert. - Mein geschilderte Eindruck war richtig gewesen.

Ich habe solche Abläufe immer normal behandelt, habe daraus keine großen Aktionen gemacht, aber mir offensichtlich auch keine Freunde geschaffen. Denn durch mich entstanden oft erst Probleme. So hat sich die Industrie dann aus Bequemlichkeitsgründen lieber mit JA-Sagern umgeben. Das schafft Ruhe. - Nur viel später dann den umso größeren Ärger. Aber dann sind die Verantwortlichen oft schon ein Stück weiter. - Oft weg.

Wenn ich heute lese, dass die Landesregierung in Mainz den Vorschlag einer Untersuchungskommission akzeptiert hat, ihre Pläne in Sachen Fusion der OLG's Koblenz und Zweibrücken aufgegeben hat, dann muss ich lächeln. - So macht man das in der Politik. Man darf jedenfalls nicht „das Gesicht verlieren“. - Da hat man von den Japanern gelernt.

Lesen Sie bitte jetzt noch mal, was ich damals in der OLG-Sache recherchieren konnte. Es sagt auch etwas über den Zustand der derzeitigen Regierung aus. Dieser Zustand bleibt unverändert, wird sich – vielleicht – noch mal in der Entscheidung verdeutlichen, die jetzt in Kürze im Fall „Nürburgring 2009“ (genau: in Sachen Kündigung der privaten Betreibergesellschaft) fallen wird.

Überall wird aber spürbar sein, dass man sich möglichst gegenseitig nicht wehe tun will. - Wenn du mir nichts tust, dann tue ich dir auch nichts. - Und irgendwie profitiert man davon.

Damit wäre ich dann wieder bei meinem Bruder, mit dem ich früher auch im Sandkasten gespielt habe. Wenn er mir nicht meine Burg kaputt gemacht hat, dann habe ich ihn auch mit meinen Förmchen spielen lassen. Aber die „Kindergartenzeit“ ist nun vorbei. Man sollte doch heute in der Lage sein, anstehende Probleme auf „erwachsene Art“ zu lösen. Damit aus kleinen Problemen per Saldo keine Dramen werden. Bei Automobilfirmen z.B. keine Rückrufaktionen.

Dann sind (vielleicht) auch keine „Krisenkommunikationsgipfel“ notwendig, wie gerade wieder einer an der Uni Köln durchgeführt wurde. Mit vielen klugen Leuten. Einsichtig und anpassungsfähig, clever und taktisch gut. - Man war weitgehend „unter sich“. - Und man bleibt auch gerne „unter sich“. Man setzt sich auch selber Grenzen: „Wie weit darf investigativer Journalismus gehen?“

Wer solche Fragen stellt, weiß eigentlich wenig vom Journalismus ursprünglicher Prägung und seiner Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. Meine ich.

Im Herbst letzten Jahres fasste die Mitarbeiterin einer Düssedorfer Kommunikations-Agentur die aktuelle Situation in einem interessanten Beitrag zusammen, in dem dann u.a. zu lesen war:

„Schon unter den Nachwuchskräften stehen sich Idealisten und Pragmatiker gegenüber: Einige junge Journalisten sehen in PR reines „Teufelszeuge“. Andere können sich prinzipiell vorstellen, auf beiden Seiten des Schreibtischs zu arbeiten oder wechseln im Laufe ihres Berufslebens die Lager. Der Deutsche Journalisten-Verband DJV weist Nachwuchs-Journalisten schon heute darauf hin, dass die Grenze zwischen Journalismus und PR in Zukunft immer mehr verwischen werde.“

Wie sehr schon jetzt die Grenzen verwischt sind, würde sich aktuell am Beispiel der Mazda Motor Europe GmbH, dem Mazda-Importeur, verdeutlichen lassen. Dazu nur so viel: Es sind darin wohl auch Journalisten verwickelt, die erfolgreich gewechselt haben. Und manches ist dann eben „verwischt“. - Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Es gab schon viele Hausdurchsuchungen. Man hört auch die Vokabel „Untersuchungshaft“.

Ich bleibe also bei meinen journalistischen Leisten. - Wenn Sie, lieber Leser, gestatten. - Und sage meinem Bruder dann auf diesem Weg „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“. Er ist – was immer er derzeit auch tut – mein Bruder, dessen Geburtstag ich sogar im Kopf habe.

Aber muss ich deshalb alles gut finden was er macht?

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne

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2 Kommentare

ihr beitrag "lieber leser"

sehr geehrter herr hahne, bei ihrer kritischen berichterstattungen zu den privaten pächtern des nürburgringes sollte die eigene familie aussen vor bleiben aus anstand und objektivität.

Meine Gedanken zum 28. März 2012

Sehr geehrter Herr Krause, ich habe in meinen Gedanken zum 28. März 2012 die aktuelle Funktion meines Bruders in meinem Leben distanziert und sachlich beschrieben. - Denke ich. - Und weil mein Bruder Teil der - nennen wir es - Strategie der neuen privaten Betreiber ist, muss er auch Erwähnung finden. In einem Beitrag, den ich als Journalist (nicht als "älterer Bruder") verfasst habe. Ich bemühe mich nicht nur um Objektivität, sondern auch um Offenheit, damit sich die Öffentlichkeit durch das Nichterwähnen von Fakten, die einige Leute (aus taktischen Gründen) der Privatsphäre zurechnen würden, nicht getäuscht fühlt. Ich respektiere aber Ihre Einstellung. - Bitte respektieren Sie meine, als Journalist. Mit freundlichen Grüßen Wilhelm Hahne

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