"Eine Aggregation der Einzelbewertungen wird nicht vorgenommen"

Das Golfplatzprojekt am Nürburgring soll umgesetzt werden, weil es ein unlöslicher Teil im Genehmigungsverfahrens "Nürburgring 2009" war und ist. - Dann fehlt nur noch die Umsetzung des Teils "Wintersportgebiet Jammelshofen"

Ich habe mich an mehreren Tagen durch 289 Seiten Genehmigungsmaterial für das Golfplatzprojekt gelesen. Keine Angst: Es gibt, d.h. es soll einen Privatinvestor geben. Man muss in dieser Sache vorsichtig sein, denn: Das hatten wir alles schon mal. Schließlich fiel dann ein Finanzminister ein paar Spaßmachern in die Hände. So wird es wahrscheinlich die Staatsanwaltschaft sehen (müssen?). Nur dass über das Ergebnis niemand lachen kann. Zwei Schecks waren ungedeckt. Es ging zwar nur um lächerliche 100 Millionen. Aber auf dem Konto des amerikanischen Finanzexperten waren nie mehr als 500 Dollar gewesen. Daran sieht man doch schon, dass das alles nur ein großer Spaß war, der den deutschen Steuerzahler nun... - Aber was sollen wir uns über ein paar hundert Millionen rauf oder runter streiten. Lachen wir jetzt gemeinsam über das neue - ergänzende - Golfplatzprojekt, nahe dem Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings gelegen. Natürlich soll dieser Golfplatz etwas Besonderes werden. Damit er nicht als Konkurrenz zu irgend einem anderen in diesem Gebiet gelegenen Geschäftsbetrieb gesehen werden kann: Er hat fünf Sterne. Überall. "Es soll kein konventioneller Clubgolf entstehen", habe ich gelesen. Aber das ergibt sich auch schon daraus, dass in der "Schalltechnische Machbarkeitsstudie" geschrieben steht: "Anhand dieser Feststellung handelt es sich bei dem Areal, auf dem die Golf-Village-Anlage erschlossen werden soll, um ein vom Lärm sehr stark belastetes Gebiet". - Wie das bei einem 5-Sterne-Golfplatz eben sein muss. Bezeichnenderweise habe ich in der Masse von - für mich z.T. unverständlich - beschriebenem Papier einen Satz gefunden, den ich als Titel für diese Geschichte geeignet halte, weil er auch den Gesamtwert dieser Genehmigungs-Unterlage wirklich deutlich macht:

"Eine Aggregation der Einzelbewertungen wird nicht vorgenommen"

10-06-28/01 - Zunächst einmal: Alles was Sie hier lesen, ist eigentlich geheim. Ich schreibe auch nur darüber, weil ich einen Anspruch erfüllen muss, den die Staatsanwaltschaft Koblenz an mich hat: Geheimnisverräter. - Ich hoffe, dass Herr Dr Hund, der Leitende Oberstaatsanwalt, mit mir zufrieden ist, zumal ich die Dinge so darzustellen versuche, dass sie jeder - also auch er - versteht. Dazu habe ich z.B. im Falle der Titelzeile (s.o.) ein Lexikon bemühen müssen. (Entschuldigung! - Das liegt an meinem Niveau.)

Was ist "Aggregation"? - Das ist das Zusammenfassen detailierter Daten zu größeren Einheiten, um sie übersichtlicher zu machen und ihre Interpretation zu erleichtern. - Also hat man das in den mir vorliegenden Gutachten nicht gemacht. Warum? - Das habe ich mir von einem Fachmann mit Behördenerfahrung dann erklären lassen: "Man muss eine solche Vorlage so ausführen, dass sie niemand versteht."

Haben Sie verstanden? - Das ist also im Falle dieser Basis für das endgültige Genehmigungsverfahren genauso, wie mit dem Finanzierungsmodell des Herrn Finanzminister Prof. Deubel. Das auch niemand verstanden hat. Aber man hat daran geglaubt und es verteidigt. Kurt Beck z.B., der gerade mal in Bulgarien war, um von großen Vorbildern zu lernen. - Entweder wie man es macht - oder wie man es nicht macht. - Ich weiß es nicht. Vielleicht wird man es bald wissen, denn via Bulgarien wird eine Menge Schwarzgeld gewaschen. Russisches zum Beispiel. - Ich habe es im Internet gelesen. Es soll dort auch richtige mafiöse Strukturen geben. - Davon kann man als Politiker nur lernen.

Aber zurück von der Beck'schen Bildungsreise* nach Bulgarien auf den Golfplatz in der Eifel, der bisher nur in Plänen existiert. Er soll auch nur so um 30 Millionen Euro kosten. Spielgeld also. (Gemessen an den Kosten für "Nürburgring 2009") Damit sollen dann 50 - 70 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das habe ich in der Projektbeschreibung gelesen. Das hat auch großen Eindruck auf mich gemacht. Denn ich weiß inzwischen, wie toll sich neu geschaffene Arbeitsplätze selbst dann verkaufen lassen, wenn sie eigentlich nicht existieren. Wie z.B. im Industriegebiet von Meuspath, wo nur dann richtig Menschen, arbeitende Menschen, anzutreffen sind, wenn im Kalender "Industriewochen" ausgewiesen sind.

Am Golfplatz soll das alles ganz anders werden. Da sind sogar um 130 Parkplätze geplant, da "wird mit einem durchschnittlichen PKW-Aufkommen von 128 PKW pro Betriebstag maximal ausgegangen". Direkt am Clubhaus, beim Golf-Hotel oder -Gästehaus.

Ach, Sie meinen, es gäbe im Umfeld Übernachtungsmöglichkeiten genug? - Gemach! - Hier am Golfplatz hat alles "5-Sterne-Niveau". Da gibt es sonst nichts Vergleichbares im Umfeld. Darum gibt es auch nicht nur ein Golf-Hotel (mit "Zigarren-Lounge"!) mit 86 Betten (einschl. Gästhaus), ...

...sondern es sind auch rund 66 Eigentums-Appartements geplant und 23 exklusive Privat-Wohnhäuser und -Villen.

Damit kann man wohl die Ansprüche der Golf-Touristen mit hohen Ansprüchen abdecken. Wie gesagt: Alles 5-Sterne. Wie ich in einem Gutachten lesen konnte:

"Bei einer hypothetischen Auslastung von 70 Prozent und jährlich 21.973 Übernachtungen im geplanten Golfclub am Nürburgring ergibt sich ein Nettoprimärumsatz von 9,1 Mio. €. Aus der Nettowertschöpfung von 5,4 Mio. € resultieren ca. 300 Arbeitsplätze."

Ich denke, dass bei dieser Rechnung auch ein Parkwächter berücksichtigt wurde. Natürlich in Livre. - 5-Sterne eben. (Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch fließend. - Exakt so wie die Beschilderungen im ring°boulevard z.B.) "Gerade im Bereich der zahlungskräftigen Geschäftskunden wird dies in einem entsprechenden Standard erwartet", habe ich gelesen. Da kann man wirklich nicht erwarten, dass der eine 4-Sterne-Absteige akzeptiert. Außerdem wurde aus Gesprächen mit Eventagenturen und Businesskunden deutlich - so habe ich gelesen - "dass zusätzliche Eventmöglichkeiten und Rahmenprogramme fehlen". - Ich verstehe das: Der Hubschrauberlandeplatz auf dem Lindner-Hotel ist nicht zu gebrauchen, da keine Genehmigung vorliegt, der ring°racer existiert funktionstüchtig nur in Prospekten... - Überall schimmert die Armut der Eifel durch. - Entschuldigung! - Aber es wird in den Gutachten und Beschreibungen auch deutlich zum Ausdruck gebracht: "Sowohl die Kunden der Automobilhersteller, als auch die Besucher der Oldtimer-Veranstaltungen, verfügen über eine hohe Affinität zum Golf."

Also bauen wir denen doch mal eine richtig schöne 18-Loch-Anlage hin. Luftlinie nur etwa ein Kilometer vom Grand-Prix-Kurs entfernt. Wenn man vom "Herren Champion-Abschlag" ausgeht, ergibt sich bei der vorgesehenen Gesamtlänge der 18 Spielbahnen ein "Par 72" (das hat nichts mit dem Alter der Spieler zu tun!) von ca. 6.410 Meter. - Natürlich sind Golfcarts im Angebot. Es gibt Semirough, Halfrough, Bunker, Teiche und - natürlich - natürliches Grün.

Die Anlage soll in der Nähe dert Ortsgemeinden Welcherath, Brückthal und Kirsbach entstehen und liegt damit im "Einwirkungsbereich" der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings, wobei "die vorhandene Topografie ...

...eine direkte Sichtverbindung zur Grand-Prix-Strecke" nicht erlaubt. Leider ist jedoch "durch metrologische Beugungseffekte eine ungehinderte Einwirkung der Geräuschimmissionen von der Rennstrecke nicht auszuschließen", heißt es in einem Gutachten. Und dann später: "'Gesunde Wohnverhältnisse' im Sinne der DIN 18005 sind daher nicht gegeben".

So wird empfohlen: "Aufgrund dieses Sachverhaltes sollte geprüft werden, in wieweit das Golf-Village nach Osten hin in Richtung K 92 verschoben werden kann. Im Bereich dieser Kreisstraße sind bis zu 7 dB(A) niedrige Beurteilungspegel zu erwarten, so dass dort auch bei Rennveranstaltungen Pegel, die einen 'enteignenden Eingriff' darstellen, nicht erreicht werden." - Na bitte, geht doch! - Natürlich "sollten sich die Fenster der Wohnräume jedoch ausschließlich in Ost- und Südostrichtung orientieren. Dies gilt ebenso für Aussenwohnbereiche, wie Terassen, Balkonen etc., die sich dann auch im Schutze der Gebäude befinden müssten".

Aber auch in diesem Gutachten gibt es die entschuldigende Anmerkung: "Die oben getroffenen Aussagen beziehen sich auf die mir zur Verfügung stehenden Unterlagen und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit."'

So ist das natürlich auch mit den "Angaben" in meiner Geschichte. - Aber fassen Sie mal den Inhalt von 289 Seiten so zusammen, dass sich kein Buch ergibt.

Alle drei betroffenen Gemeinden hben übrigens lägnst dem Golfplatzprojekt zugestimmt. Kirsbach und Brücktal haben JA gesagt und da konnte auch der Gemeinderat von Wecherath nicht zurück stehen: Sechs Gemeinderatsgleider stimmten dafür, einer dagegen.

Grund und Boden des geplanten Golfplatzes gehört natürlich den unterschiedlichsten Besitzern und musste zunächst aufgekauft werden. Da wurden dann die für Ackerland üblichen Beträge geboten. Aber Kai Richter hatte mit seinen Geboten für die Grundstücke in Drees (Ferienhäuser) die Preise verdorben. Auch in Welcherath erwartete man mehr. Da war es natürlich ein reiner Zufall, dass das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel, die Abteilung Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung (Flurbereinigungsbehörde) am 15. Dezember 2009 ein "Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren" für das "Kirchspiel Welcherath" anordnete. Bei der Kreisverwaltung in Kelberg hörte ich dazu: "Irgendwo müssen wir schließlich mal damit anfangen." - Und siehe da: Inzwischen hat der Privatinvestor (aus Holland) alle Grundstücke zu "vernünftigen Preisen" (nicht aus seiner Sicht) angekauft. - So hörte ich. - Natürlich gilt der "Verwaltungsakt" der Flurbereinigung nicht nur für Welcherath, sondern für "näher bezeichnete Teile der Gemarkung Welcherath, Brücktal, Kirsbach und Reimerath sowie in geringem Umfang für Teile der Gemarkungen Boos, Lind, Mannebach, Meuspath und Zermüllen.".

Ein Auszug aus der Begründung: "Die sofortige Vollziehung liegt auch im öffentlichen Interesse. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und die damit investierten öffentlichen Mittel tragen ganz erheblich zur Erhaltung eines bedeutenden Wirtschaftsfaktors in der Landwirtschaft bei. Im Hinblick auf den raschen Strukturwandel in der Landwirtschaft und die erwartete wirtschafts-, arbeitsmarkt und strukturpolitische Bedeutung des Golfplatzprojektes ist es erforderlich, dass die mit der Flurbereinigung angestrebten Ziele möglichst schnell verwirklicht werden."

Aber kommen wir zunächst noch einmal zu den ersten Seiten des "Erläuterungsberichts" zum "Raumordnungsverfahren gemäß § 15 Raumordnungsgesetz i.V.m. § 17 LPIG Rh.-Pfalz". Der Stand der Darstellung bezieht sich auf "Juni 2010", ist also sehr aktuell. Obwohl man sich natürlich mit den "ollen Kamellen", dem "Raumordnungsverfahren 2006" auseinandersetzen muss:

"Das vorliegende Raumordnungsverfahren für das 'Golfplatzprojekt am Nürburgring' dient aufgrund von erforderlich gewordenen Modifikationen und Ergänzungen des ursprünglichen Rahmenkonzeptes einer ergänzenden Prüfung der Vereinbarkeit des zwischenzeitlich stärker ausgestalteten Projekts mit den Erfordernissen der Raumordnung. Der geplante Golfplatz ist hierbei nicht losgelöst, sondern vielmehr weiterhin als wesentlicher Teil der 'Erlebnisregion Nürburgring' und des hierbei zugrunde liegenden Konzeptes anzusehen."

Klar! - Dass inzwischen aus "Erlebnisregion Nürburgring" schon lange "Nürburgring 2009" wurde, ist den Gutachtern nicht aufgefallen. - Warum auch? - Das ist ja Jacke wie Hose. Aber wenn man dann aus dem "alten" Unterlagen zum Raumordnungsverfahren von 2006 zitiert, dann stimmt z.B. folgende Formulierung aktuell nicht mehr: "Eigentümerin der Rennstrecke ist die Nürburgring GmbH, die vom Land Rheinland-Pfalz (90%) sowie vom Landkreis Ahrweiler (10%) getragen wird." - Der Landkreis Ahrweiler "trägt" nicht mehr. Er tut nur noch so. Er ist eigentlich - entsprechend eines Beschlusses im Kreistag - ohne Einfluss auf die weiteren Geschicke der Nürburgring GmbH. Die neu geschaffene "Beirat"-Position ist ohne Bedeutung, da sie keinen Einfluss bedeutet. Landrat Pföhler ist nicht mehr im Aufsichtsrat, die 10 Prozent haben keine Vertretung mehr. - Diese Darstellung nur, weil das vielleicht meinen Lesern entgangen ist.

In den 2006er Unterlagen zum Raumordnungsentscheid geht es auch mit falschen Daten weiter: "Rund zwei Millionen Menschen im Jahr besuchen die Veranstaltungen und Attraktionen am Ring." - Zwei Millionen! - Traumzahlen von Phantasten! - Das sollte längst klar sein. Aber hier am Nürburgring hatte manchmal der Wahnsinn Methode. - Man frage doch einmal den Caterer Broich (Düsseldorf), der sich längst aus seinem (scheinbar!) attraktiven Vertrag gelöst hat. In einem Telefonat mit mir hat seinen hier in der Eifel erlittenen Verlust auf rd. 750.000 Euro beziffert. Oder man frage doch einmal bei WARSTEINER nach, wie denn die Umsätze in Relation zu den von Dr. Kafitz gemachten Versprechungen zum F1-Grand-Prix waren. (Allerdings Zufriedenheit nach "Rock am Ring" bei WARSTEINER. Man verzeichnete den größten Bierumsatz der Firmengeschichte auf einem einzelnen Event. - Aber da stimmten auch die Zahlen.)

Um noch mal in "alten, optimierten" Angaben zu wühlen: "Rund 50 Prozent des Umsatzes der Nürburgring GmbH wird durch die Formel 1 generiert." - Von Verlusten wird nicht gesprochen. Das passt eben nicht in die "politische Landschaft". Da ist in der "alten Version" von "zu geringen Bettenkapazitäten" die Rede, von "große Wachstumspotentiale", die Gutachter "im Bereich Freizeit und Event" bescheinigen.

Na ja, - "Antragsteller für das Raumordnungsverfahren war die Nürburgring GmbH".

Was den Golfplatz betraf, so hat der "Antragsteller ... nach einer sachgerechten Vorprüfung und -auswahl anhand nicht zu beanstandener Kriterien zwei mögliche Golfplatzstandorte, und zwar in der Gemarkung Quiddelbach/Herschbroich in der Region Mittelrhein-Westerwald und in der Gemarkung Welcherath/Kirsbach/Brücktal in der Region Trier ins Raumordnungsverfahren eingebracht". Und Welcherath hat gewonnen. Na ja, es mussten 4 ha Waldfläche gerodet werden. Aber - Zitat : "Ein gänzlicher Verzicht auf Waldrodungen am Standort Welcherath hätte letztlich zur Folge, dass auch dieser Standort nicht zum Tragen käme und die Golfplatzplanung als Bestandteil der Erlebnisregion Nürburgring nicht realisiert werden könnte".

Also: Rodung muss sein, denn man erfährt eine Seite später, dass die rheinland-pfälzische Landesregierung "das Projekt Erlebnisregion Nürburgring, dessen Bestandteil die Golfplatzplanung ist, zu einem Leuchtturmprojekt des Landes" erkoren hat. Und Kurt Beck hatte wohl Prof. Deubel zum "Leuchtturmwächter" gemacht. Darum war der wohl nach seinem offiziellen Ausscheiden aus der Landesregierung auch als Urlauber noch mal nach Sylt gereist. Weil es dort auch Leuchttürme gibt? - Oder hatte er "zufällig" dort seinen großen Investor (so hat er ihn tatsächlich mal vorgestellt) Kai Richter getroffen?

Übrigens kommt man in den Unterlagen zu der interessanten Feststellung, "dass sich der Golfsport gesellschaftlich immer mehr zum Breitensport entwickelt". -??? - Warum denn alles im "5-Sterne-Format"? -Vielleicht, weil die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden und sich der Anteil der Reichen dramatisch erhöht? - Da muss natürlich ein Ventil geschaffen werden.

Natürlich sollte man nicht alles so genau nehmen, was auf 289 Seiten Schwarz auf Weiß zu lesen ist. Es wird ganz deutlich ausgesprochen: "...die Errichtung einer zeitgemäßen und wirtschaftlich tragbaren Golfanlage auf dem Standort nördlich von Welcherath bedingt, dass einige Vorgaben des vorliegenden Raumordnerischen Entscheides nicht in Gänze eingehalten werden können."

Man sollte eben das Landesplanungsgesetz (LPIG) vom 10. April 2003, zuletzt geändert durch Gesetz vom 2. März 2006 kennen. Darin sind in § 1 die Leitvorstellungen des Landes Rheinland-Pfalz aufgeführt, dass - Zitat:

  1. die freie Entfaltung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft gewährleistet ist,
  2. der Schutz, die Pflege und Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen gesichert sind,
  3. die Standortvoraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung gesichert und verbessert werden,
  4. die Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung langfristig offen gehalten wird,
  5. gleichwertige Lebensbedingungen für die Menschen gesichert oder hergestellt werden,
  6. sie zur Verwirklichung des Prinzips der Geschlechtergerechtigkeit beiträgt,
  7. sie der besonderen Möglichkeiten und Bedürfnisse alter und behinderter Menschen Rechnung trägt,
  8. sie dem besonderen Anspruch junger Menschen auf Entwicklung und Entfaltung gerecht wird.

Lassen Sie mich hier noch ein Zitat anfügen, das ich handschriftlich in der Akte mit dem Vermerk "Herrlich!" versehen habe:

"Ziel des Raumordnungsverfahrens ist es, die Raumverträglichkeit einer Linienführung einer Trasse oder eines Standortes zu prüfen und zu bestimmen. Dabei werden Umweltverbände, Einwohner und Behörden bei der Entscheidung mit einbezogen. Somit ist das Raumordnungsverfahren für Einwohnerinnen und Einwohner transparent und nachvollziehbar."

Nun stellen Sie sich bitte doch einmal vor, lieber Leser, Sie hätten mich nicht als "Geheimnisverräter".

Was übrigens die Standorte Quiddelbach/Herschbroich und Welcherath deutlich unterscheidet: "Für die Wildkatze und den Luchs wird das Gefährdungspotential relativ gering eingestuft". - In Welcherath. Dort gibt es übrigens folgende Aufteilung der benötigten Flächen:

"Grünland (Wiesen, Weidern) rd. 55,3 ha; Ackerland rd. 12,7 ha; Wald rd. 6,8 ha; übrige Flächen, wie z.B. Gewässer, Feldgehölze, Wege rd. 2,4 ha."

Damit wären wir dann bei Flora und Fauna, bei Tieren und Insekten. (Menschen hatten wir ja schon.) Die von mir eingesehene "Umweltverträglichkeitsstudie zum Raumordnungsverfahren" stammt übrigens aus März 2010. Ich habe mal nachgesehen: Da lag hier - und in Welcherath - Schnee. - Aber schließlich sollte zu "abiotische und biotische Faktoren" schon etwas gesagt werden. Auch hier. Aber das wurde - für mich - richtig schwer. Und ich habe erfahrene Praktiker (auf diesem Gebiet) konsultieren müssen, um hier zu ein paar passenden Sätzen zu finden.

Also das mit der durchschnittlichen Temperatur/Jahr habe ich noch begriffen: 7 - 8°C. (Durchschnittliche Temperatur im Juli - wenn Sie es gerne wärmer hätten: 15° - 16°C.) Aber dann geht es über viele Zeilen so weiter: Arrhenatherum elatius, Festuca rubra, Achillea ptarmica, Alopecurus pratensis, Caltha palustre ... - ich war echt überfordert. Wenn man aber mit einem Fachmann spricht, wird das ganz einfach: Glatt-Hafer, Rotschwinger, Sumpf-Schafgarbe, Wiesen-Fuchsschwanz, Sumpf-Dotterblume. - Es geht darum, ob die durch die Anlage eines Golfplatzes gefährdet sind. - Natürlich nicht. Das kann man dann folgenden Tabellen entnehmen. - Aber wer liest die schon? (Wenn man von mir absieht.) Ich habe so etwas über die Altersstruktur der Bäume erfahren, über "vegetationstypologische Merkmale, Hemerobie". Ich könnte auch etwas über "Skzessionsraum und Vernetzungs- und Refugialfunktion" erzählen. - Alles paletti!

Wenn Sie sich nun Sorgen machen sollten um den Aporia crataegi: "Keine erhebliche Beeinträchtigung zu erwarten". Das trifft auch auf das Braunkehlchen zu. - Was - Sie kennen Saxicola rubetra nicht? Nein, man darf Rotkehlchen nicht mit Braunkehlchen durcheinander bringen. - Auch die Leptophyes punctatissima, Sie wissen, die Punktierte Zartschrecke hat keine Nachteile zu erwarten. - Nun wissen Sie wieder nicht was das ist? - Unglaublich! - Das ist eine Heuschreckenart, die sich schon von der Gemeinen Eichenschrecke unterscheidet. Während die letzt genannte sich überwiegend im Bereich von Waldrändern mit Laubholz aufhält, siedelt z.B. das Grüne Heupferd (es hat übrigens nichts mit den GRÜNEN zu tun) häufig in Gärten, sonnigen Wegrändern und Trockenrasen - also das, was der Fachmann als "Kulturflächen" bezeichnet, an. - Und was es alles an Fledermäusen gibt! - Und keine davon benötigt eine "5-Sterne-Unterkunft". - Das steht alles in den Gutachten, die ich so lange gelesen habe, bis mir die Augen tränten.

Was nicht drin steht - und was ich nur durch Zufall (tagelange Beschäftigung mit diesem Golf-Thema) erfuhr: Bei "Rock am Ring" waren offensichtlich auch Botaniker mit angereist, die unter den 85 - 100.000 Besuchern nicht auffielen. Nur nach der Abreise der Rock-Fans war klar: Man hatte eine vom Aussterben bedrohte Pflanze mitgehen lassen, einige Quadratmeter davon ausgemacht, mit Unterboden verschwinden lassen: die Pfingstnelke. (Das ist die volkstümliche Bezeichnung, die wissenschaftliche lasse ich weg.) Sie ist vom Aussterben bedroht.

Am "Ring" ist inzwischen noch mehr vom Aussterben bedroht, bzw. muss den "gefährdeten Arten" zugerechnet werden: der Motorsport, die Touristenfahrten, eigentlich alles, was mal den Nürburgring ausmachte. Aber dafür erhalten wir dann "Fünfsternigen Ersatz".
Mit Gutachten. In denen auch wieder die übliche Verdächtigen auftauchen: ITC, Trier (inzwischen verkauft!) und Wenzel.... - Auch der holländische Privat-Investor weiß, was wichtig ist: "Wir wollen mit dem Nürburgring zusammen arbeiten, denn wir brauchen ihn. Man muss nur den Negativtrend dort stoppen." - Aha! - Vielleicht braucht man dazu noch ein paar Gutachten.

Als mich in diesen Wochen jemand fragte, ob ich das, was ich heute mache, noch einmal beginnen würde wenn ich auf die Welt käme, da habe ich - mit einem kleinen Lachen - geantwortet: "Nein!" -

"Und was würdest du werden wollen?", hat mein Gegenüber gefragt. - "Gutachter!"

MK/Wilhelm Hahne
*Bei Google eingegeben, ergeben sich zu diesem Begriff 16.600 Ergebnisse in 0,34 Sekunden.
Noch keine Bewertungen vorhanden

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!