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Was für den Veranstalter des 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife ein normaler Arbeitstag wird – 26. Mai, Fronleichnam – das wird auch von Motor-KRITIK zur Darstellung von ergänzenden Informationen heute – an Christi Himmelfahrt – in Anspruch genommen. Ein Feiertag wird zur Arbeit genutzt. Weil das auch zur Ergänzung der Informationen notwendig scheint, die die Kollegen der Presse am „Internationalen Tag der Pressefreiheit“ auf der offiziellen Pressekonferenz des ADAC Nordrhein im „Römisch-Germanischen Museum“ in Köln erhalten haben. - Motor-KRITIK war nicht eingeladen, weil man offenbar nicht sicher war, ob die Harmonie der Veranstaltung vielleicht sonst gestört worden wäre. Natürlich ist Motor-KRITIK auch aus dem Verteiler gestrichen, in dem die Empfänger von Presseunterlagen gelistet sind, in denen – leider – nur das steht, was man gerne in den Publikationen als Werbung für die Veranstaltung lesen möchte. Aber selbst aus solchen Unterlagen – wie z.B. der Teilnehmerliste, die Motor-KRITIK sich dann aus anderen Quellen besorgen musste – lässt sich eine Menge herauslesen, wenn man sich im Sport und in der Branche ein wenig auskennt. - Hier also:
Ergänzendes: 24h-Rennen Nürburgring
Nach dem 24h-Rennen 2015 war auf den Internetseiten des „stern“ zu lesen:
„Der Rennmarathon auf der Nordschleife lieferte wieder die ganz große Show. Doch hinter den Kulissen gärt es. Die Kult-Veranstaltung ist dabei, sich selbst abzuschaffen.“
Das betraf jedoch mehr die Umstände, unter denen in 2015 das 24h-Rennen durchgeführt werden musste. Der DMSB hatte Geschwindigkeitsbegrenzungen verordnet. Und (fast) Alle machten eine gute Miene zum bösen Spiel.
Dabei hat diese - natürlich unsinnige - Maßnahme eigentlich dem ADAC Nordrhein die Durchführung des Rennens überhaupt erst möglich gemacht. Der DMSB hatte Sicherheitsmaßnahmen – oder was die Öffentlichkeit dafür halten sollte – verkündet und der ADAC freute sich, seinem Sponsor-Partner Audi verkünden zu können:
„The Show Must Go On“
Schließlich hat alles funktioniert. Nur wenige hatten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten, in der Rennleitung hat man weggeschaut und – ach ja – Audi hat zufällig gewonnen. Da war dann nicht nur Audi zufrieden, sondern auch deren Gäste, denen man – nur durch ein Naturschutzgebiet zu erreichen – eine Aussichtsplattform dort errichtet hatte, wo Ende März bei einem Rennen ein Zuschauer zu Tode gekommen war.
Dieses Jahr, 2016, möchte BMW gewinnen. Und hat alle Vorbereitungen getroffen.
Dieses Jahr präsentiert man ein neues Einsatzfahrzeug, den BMW M6 GT3. Drei Teams setzen insgesamt 6 dieser Fahrzeuge ein. Da ist man bei BMW eigentlich sicher, dass es in diesem Jahr zum Gesamtsieg reichen sollte und läd Kunden und Fans zur Party ein. Es soll ein „M-Festival“ werden.
Natürlich ist das nicht umsonst. Mit gut 500 Euro ist man beim „M Festival“ dabei. Man kann so das Rennen dann sogar „authentisch“ genießen. Am „Metzgesfeld“ können die BMW-Fans die Fahrzeuge nicht nur direkt auf ihren Standort zu fahrend erleben, sondern haben – am Tage – immer einen Blick auf die Nürburg im Hintergrund. Man weiß also immer wo man ist und BMW verspricht – wie zu lesen:
„...erleben Sie ein spannendes Wochenende mit dem stärksten Buchstaben der Welt.“
Das ist doch ein Versprechen! - Wenn Sie zwischendurch mal ein wenig schlafen möchten... - Das wird problematisch sein. Man kann es ja mal im Stehen versuchen. - Sonst wird’s wohl auch zu teuer.
Wenn Sie als Zuschauer selber mal zum „Metzgesfeld“ wollen, um zu sehen, was BMW da auf die Beine gestellt hat, dann müssen oben nicht geradeaus fahren – es sei denn sie interessiert die Fatima-Kapelle – sondern sie biegen rechts ab, dort wo „E1, E2 und E3“ vielversprechend locken.
Jedenfalls erleben Sie dort dann die „schnellste Nummer“ mit „dem stärksten Buchstaben der Welt.“ - Sagt BMW.
Aber auch der ADAC Nordrhein „schiebt eine starke Nummer“ an diesem 24h-Wochenende:
Das sind kleine Auszüge aus der Ausschreibung und vermitteln einen Eindruck davon, was so ein 24-Stunden-Rennen für ein Team kostet, das hier z.B. einen GT3 zum Einsatz bringt. Die Summe endet sechsstellig. So versteht man dann auch, dass sich bis zum Nennungsschluss nur 157 Fahrzeuge eingeschrieben hatten.
Es wird sicherlich ein tolles Rennen werden, aber am Ende des Rennens werden weniger als 100 Fahrzeuge über die Ziellinie rollen. Und die Mehrzahl der Zuschauer, die den Start erlebten, werden nicht Augenzeugen der letzten Rennrunde werden. Denn die sind schon am Sonntagvormittag abgereist.
Um es in diesem Zusammenhang noch einmal klar zu sagen:
- Das 24h-Rennen am Nürburgring hat niemals 200.000 Zuschauer gesehen!
Selbst wenn man eine verkaufte Dreitageskarte mal drei nimmt, erreicht man nicht die Zahl, die der Veranstalter alle Jahre wieder verkündet. Auch dieses Jahr auf der Pressekonferenz in Köln. Wie man am Tag darauf lesen konnte. Die Zahl blieb auch unwidersprochen und wurde kolportiert. Damit ist das Weiterverbreiten einer unwahren und ungesicherten Behauptung gemeint.
Es ist erstaunlich, was man alles der eigentlichen Basis-Unterlage zum 24h-Rennen, der Teilnehmerliste, entnehmen kann, wenn man auch die gedanklichen Anregungen aufnimmt, die darin enthalten sind. Ganz ehrlich: Einiges habe ich nicht verstanden. Die vierte Spalte in dieser Liste ist z.B. mit
„Sponsor/Ort“
überschrieben. Aber ich fand überwiegend Nationen verzeichnet - und Orte. - Was hat das mit Sponsoren zu tun? - Weil ich keine Angst davor habe, mich auch mal mit einer dummen Frage lächerlich zu machen, habe ich eine Dame beim ADAC Nordrhein angeschrieben, der ich zutraue, mir das erklären zu können. Sie hat aber meine E-mail an den Medienbeauftragten des 24h-Rennen-Veranstalters weiter gereicht. So antwortete mir dann Herr Michael Kramp, exakt jener Michael Kramp, der auch die Pressearbeit für den DMSB verantwortet:
Guten Tag Herr Hahne,
in der Teilnehmerliste sind eine Menge Informationen auf engem Raum zu finden. Während die dritte Spalte in fett gedruckt den Bewerber und darunter die Fahrer zeigt, sind in der vierten Spalte die Wohnorte bzw. Länder der Fahrer zu finden. In den wenigen Fällen, wo eine Sponsorcard existiert (z. B. Startnummer 13), ist diese aus Platzgründen in der vierten Spalte fett gedruckt. Wie Sie sicher wissen, dient die Sponsorcard lediglich der Nennung eines Sponsors in Veröffentlichungen wie etwa dem Programmheft. Rechte und Pflichten eines Bewerbers sind damit nicht verbunden – daher die Unterscheidung von Bewerberlizenz und Sponsorcard. Weitere Infos dazu finden Sie auch in Art. 37 der DMSB-Lizenzbestimmungen.
Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Beste Grüße
Michael Kramp
_______________________________________________ADAC Nordrhein Sportpresse
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Bei dieser Gelegenheit lernen dann meine Leser eine weitere Spezialität des DMSB kennen: Die Sponsorencard. Tatsächlich wird sie bei den 157 Nennungen dann 28 mal genannt. Und weil in der Teilnehmerliste – die meine Leser selbstverständlich im Anhang finden – 29 mal die Wohnorte und Länder nicht zusammen passen, gehe ich davon aus, dass die genannte Nationalität sich auf den Fahrer bezieht, während man schon ein hervorragendes Grundwissen beim Leser voraussetzt, weil das Land in dem sein Wohnort liegt, nicht genannt ist. Beispiel:
- Start-Nr. 1, Fahrer Pierre Kaffer, Deutscher, wohnt in 8952 Schlieren/Schweiz
- Start-Nr. 7, Fahrer Nicki Thiim, Däne, wohnt in Flensburg/Deutschland
Es gibt auch andere Ungereimtheiten. So finde ich nicht die Start-Nr. 31, die angeblich vom AMG-Team HTP Motorsport mit Maximilian Buhk/Stefan Mücke/Christian Vietoris/Renger van der Zande gemeldet sein soll. - Das wird sich sicherlich noch aufklären.
Nein, es ist sicherlich keine Überraschung, dass Toyota einen Lexus RC F an den Start bringt. Er startet in der SP-Pro. Wenn ich das richtig überblicke: Als einziges Fahrzeug in dieser Klasse. Die wurde mal 2014 von der VLN ins Leben gerufen, um Werken die Möglichkeit zu bieten, mit verbesserten, deutlich überarbeiteten Motoren in geeigneten Modellen gegen die derzeitigen Spitzenfahrzeuge der GT3-Kategorie antreten zu können.
Es ist keine Überraschung, dass Toyota das versucht. Die Überraschung – so findet jedenfalls Motor-KRITIK - ist der Bewerber:
„TOYOTA GAZOO Racing with TOM'S“
Nach einer Reihe von Telefonaten ist dann klar, was zumindest mir neu ist:
- Toyota hat TOM's vor wenigen Wochen gekauft – oder man hat sich "vereinigt"!
Genau war das nicht in Erfahrung zu bringen. Man ist da sehr zurückhaltend. Was einen Journalisten noch aufmerksamer werden lässt. - Also schau'n mer mal!
Die Gründer dieser Tunerfirma, die sich vornehmlich mit der sportlichen Herrichtung von Toyota- und Lexus-Automobilen befasste, heißen Nobuhide Tachi und Kiyoshi Oiwa, woraus sich dann der Firmenname ergibt, der exakt TOM'S Co., Ltd lautet. Er steht für Tachi Oiwa Motor Sport.
Wenn eine so renommierte Firma nun mit der Motorsportabteilung von Toyota, Gazoo, zusammen an dem Lexus RC F arbeitet... - Und dann ist die Überraschung nach weiteren Telefonaten perfekt:
Toyota hat von Bridgestone den Betrieb gekauft, der in Meuspath – also nahe dem Nürburgring – zum Jahresende von Bridgestone aufgelöst wird. Man kann in Kenntnis dieser Neuigkeit mit einer gewissen Sicherheit vorhersagen:
- „TOYOTA GAZOO Racing with TOM'S“ werden einen neuen GT3 kreieren. Am Nürburgring.
Und keiner hat's bisher gewusst? - Es lohnt sich schon für einen Journalisten, Teilnehmerlisten genau zu lesen. Mit dem richtigen Hintergrundwissen kommt man so an exklusive Informationen für seine Leser.
Was auch nur Motor-KRITIK auffallen kann, ist die interessant Besetzung der
- Startnummer 171, ein BMW M 235i mit den Fahrern Dag van Garrel, Carsten Ohlinger, Olivier Fourcade und Meyrick Cox.
Zumindest Meyrick Cox sollte man als ernsthaften Interessenten bei der diskriminierungsfreien (!) Verkaufsaktion des Nürburgrings von KPMG und Insolvenz-Sachwalter kennen. Er trat gemeinsam mit einer englisch/amerikanischen Bieter-Gruppe auf, die es aber geradezu als Zeitverschwendung empfand, diese Absicht weiter zu verfolgen, nachdem sie erkannt hatte, wie in Rheinland-Pfalz „der Hase läuft“.
Nicht nur der Blick in die Teilnehmerliste ist interessant, sondern auch der Blick in eine Ausschreibung, die die Durchführung von
„Team-Taxifahrten Nürburgring-Nordschleife“
regelt. In zwei „Zeitslots“ am 26. und 27. Mai über
- insgesamt 70 Minuten zum wohlfeilen Preis von 2.500 Euro, inkl. 19% MwSt.
Natürlich sind nur Teilnehmer des 24h-Rennens zugelassen und... - Aber lesen Sie, lieber Leser, die gesamte Ausschreibung doch mal selbst. Sie finden sie als pdf-Datei im Anhang.
Nachdem ich heute noch mal einen Spaziergang am „Flugplatz“ gemacht habe, bin ich eigentlich auch davon überzeugt, dass Audi wahrscheinlich wieder knapp außerhalb des Naturschutzgebietetes seine Gäste lustig feiern lässt.
Die Zufahrt erfolgt – wie im letzten Jahr – dann durch das Naturschutzgebiet. Dafür spricht, dass man dort...
...alle Hecken und Bäume so beschnitten hat, dass sie bei der Durchfahrt mit Automobilen z.B. nicht zu Lackkratzern führen. Mir ist neu, dass in einem Naturschutzgebiet solche „Pflege-Arbeiten“ durchgeführt werden. - Aber man lernt nicht aus!
Schon bei der Einfahrt ins Naturschutzgebiet hat man „fremdes Gebiet“ nun deutlich mit hohen Zäunen geschützt. Da findet sich dann selbst der Hinweis auf ein Naturschutzgebiet jetzt praktisch hinter einem Schutzzaun. - Wenn ich das richtig verstehe: Das ist eine Schutzmaßnahme der Obersten Naturschutzbehörde, die im letzten Jahr – auf meinen Hinweis hin – eigentlich alles i.O. fand. In diesem Jahr möchte man offensichtlich keine Lücke lassen, aber auch keinen Kratzer abbekommen.
Man sollte es mit den „Ergänzungen“ auch nicht übertreiben. - Meine ich. - Nur noch dies:
Wichtiger Sponsor des 24h-Rennens am Nürburgring ist übrigens – seit Jahren - die „Zurich“-Versicherung. Auf Seite 4 der Ausschreibung für die „Team-Taxifahrten“ ist übrigens zu unter „Art. 9 – Versicherungen“ zu lesen:
„Die Veranstaltung ist bei der Agentur Jühe (Allianz Versicherungs-AG) - gemäß Ausschreibung 24h-Rennen – in Warstein versichert."
Das sollte nicht nur den Teilnehmern, sondern auch der „Zurich“ Sicherheit geben.
Aber insgesamt kann man schon den Eindruck gewinnen, dass der „stern“ im letzten Jahr mit seiner Einschätzung – aus welchen Gründen auch immer – nicht ganz so daneben lag:
„Die Kultveranstaltung ist dabei, sich selbst abzuschaffen.“