Nürburgring: Ein Ort zum Vergessen?

Heute, am 24. Mai 2016, erscheint eine Sonderveröffentlichung der „Rhein-Zeitung“. Die Redaktion hat sich auf eine „Zeitreise“ begeben und „einen Bogen geschlagen von der Vergangenheit, von 1946 zu unserer Gegenwart. „Wir machen deutlich, wie es damals war und wie es heute ist – in vielen verschiedenen Themenwelten“. - Das schreibt der Verleger, Walterpeter Twer, im „Editorial“. Über 96 großformatige Zeitungsseiten geht die „Zeitreise“, in der auch Malu Dreyer, die „Königin der neuen Ampelregierung“ feststellt, wie wichtig die „Rhein-Zeitung“ für die Region ist: „Denn sie stellt die Lebenswelt der Menschen in der Region in den Mittelpunkt.“ - Nach einem Durchblättern stelle ich fest: Der Nürburgring gehört nicht zur „Lebenswelt der Menschen in der Region“. - In der „Rhein-Zeitung“, der Sonderausgabe, einer „Zeitreise“ über 70 Jahre findet der Nürburgring und die politischen Affären und Skandale, die gerichtlichen Auseinandersetzungen, die politischen Gewitter um die politischen Fehlleistungen in Verbindung mit der wohl bekanntesten und anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt keine Erwähnung. - Gehört der Nürburgring nicht zur „Lebenswelt der Menschen in der Region“? - Oder anders:

Nürburgring: Ein Ort zum Vergessen?

Die alte und neue Ministerpräsidentin des Landes gibt in der tagesaktuellen Ausgabe der „Rhein-Zeitung“ vom 24. Mai 2016 den Ratschlag:

„Man muss akzeptieren, dass man krank ist und aufhören, ständig seine Energie darauf zu verwenden, die Krankheit zu bekämpfen. Dann vergisst man irgendwann, dass man krank ist.“

Nicht nur Malu Dreyer empfindet diese Einstellung in Bezug auf ihre Krankheit richtig, sondern auch im Problemfall Nürburgring, der gerade der SPD – aber nicht nur dieser Partei im politischen Mainz – in den vielen Jahren der Regierungsverantwortung große Schmerzen bereitet hat. Wie man Beispielen beweisen kann, in denen nicht nur diese Politikerin jede Erinnerung an den Nürburgring und seine Skandale – eigentlich inzwischen eine einzige Affäre - vermeidet.

Inzwischen wollen nicht nur die politischen Parteien vergessen, was sie der Region angetan haben, sondern auch die „Rhein-Zeitung“ schließt sich diesem Vergessen an; lt. Hilmar Kopper, Ex-Deutsche Bank-Vorstand, ist die 'RZ' „ein Stück Identifikation“.

Ist es nicht Aufgabe einer Tageszeitung, die regional ausgerichtet ist, auch die regional wichtigen Themen aufzugreifen, sie ihren Lesern erklärend darzubieten und Diskussionen anzustoßen, die krankhafte, zukünftige Entwicklungen vermeinden helfen, indem man alte nicht vergessen macht?

Wenn Worte nicht nur Worte sind, mit denen man beeindrucken möchte, dann hat der Verleger der „Rhein-Zeitung“, Walterpeter Twer, durchaus recht wenn er in seinem Editorial schreibt:

„Eine gute Zeitung trägt durch Information und Einordnung, durch das Wahrnehmen und Verstärken relevanter Stimmen und Entwicklungen, durch das Thematisieren und Kritisieren unguter Tendenzen dazu bei, dass sich ein Gemeinwesen in die richtige Richtung entwickelt.“

Aber dann vermeidet die Redaktion dieser Zeitung, in einer Sonderausgabe, die „Mit Leidenschaft und Heimatliebe“ (Titel des Editorials) zusammengestellt wurde, jeden Hinweis auf die Bedeutung des Nürburgrings für die Region.

Dem Verlag, ein kaufmännisch geführtes Unternehmen, kann nicht vorgeworfen werden, mit dieser „Zeitreise“ über 70 Jahre „Rhein-Zeitung“ auch Geld verdienen zu wollen. Der „Anzeigenschlüssel“, der den Umfang des redaktionellen Teils bestimmt, scheint mit 50 Prozent festgelegt worden zu sein. - Und wurde wohl auch ohne eine Anzeige der Besitzer und Betreiber des Nürburgrings erreicht, während sonst wohl jedes Bettenhaus und Hotel um Anzeigen gebeten wurde.

Der Nürburgring findet in dieser „Sonderveröffentlichung“ der „Rhein-Zeitung“, einem Rückblick über 70 Jahre, auch nicht mit einer bezahlten Anzeige statt!

Es ist in der Presse insgesamt um den Nürburgring sehr ruhig geworden, wenn man davon absieht, dass im Moment in Sachen „24 Stunden-Rennen“ eine Welle von Positiv-Berichterstattung der Entwicklung am Nürburgring einen „rosa Anstrich“ zu geben versucht. Da dürfen dann auch die erwarteten 200.000 Zuschauer nicht fehlen, eine Zuschauerzahl, die es noch niemals in der Vergangenheit bei diesem Rennen gegeben hat, die aber immer wieder Titelzeilen zu dieser Veranstaltung aufwertet.

Gerade die Art der diesjährigen Veranstaltung, macht nach dem „Umbau“ und der Erstellung neuer „Sicherheitseinrichtungen“ an der Rennstrecke deutlich, wie „faul“ und hohl die gesamte Positiv-PR um und für den Nürburgring ist.

Und nun wieder ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen! - Unvorstellbar, was sich so alles als Argumentation für eine Rennstrecke verwenden lässt!

Das DMSB- Nordschleifen-Permit und eine „BoP“ (Balance of Performance) tun ein Übriges, um die tatsächlichen Absichten hinter all' diesen Maßnahmen zu verschleiern, die angeblich nur dem Darstellen von Optimierungen der sportlichen Auseinandersetzung im Sinne des Sports, der Zuschauer und der Sicherheit der Fahrer und der Zuschauer dienen sollen. - Es ist das (fast) unauffällige Abzocken auf allen Gebieten.

Gerade in diesen Tagen wurden noch einmal um 120 Teilnehmer zu einem Lehrgang durchgeschleust, der dann zum Erhalt des DMSB-Nordschleifen-Permits führt. Die Instruktoren wurden z.T. von der Industrie bezahlt. Die Kosten für die Teilnehmer liegen – mit einer Übernachtung im Lindner-Hotel (wo sonst?) und Essen bei 1.000 Euro pro Kopf.

Nachdem beim ersten Teil des Lehrgangs zwei volle und ein halbvoller Bus zum Kennenlernen der Nordschleife unterwegs waren – wie man beobachten konnte - kann von rd. 120 zahlenden Rennfahrern ausgegangen werden. Das macht deutlich, was für bestimmte Leute und Unternehmen so ein „Permit“ für ein Geschäft sein kann. - Der DMSB macht's möglich.

Und „Getspeed“, der Ein-Prozent-Teilhaber am Nürburgring, bietet für Besucher des 24-Stunden-Rennens aktuell Übernachtungen im Container(!) an, die mit „Lindner Flexotel“ bezeichnet werden und für die man – bei einem Mindestaufenhalt von 4 Nächten! - dann 289,-- Euro pro Nacht für zwei Personen einschl. Frühstück im Lindner-Eifeldorf verlangt. - Macht per Saldo 1.156,00 Euro + Eintritt + Parkgebühren + Speisen und Getränke. - Für Zuschauer.

Über das Startgeld für die Teilnehmer des 24-Stunden-Rennens – und die „Nebenkosten“ - wurde hier schon geschrieben.

Wer spricht da noch vom Sport? - Motorsport war immer teuer. Inzwischen hat er sich aber zu einer Geldvernichtungsmaschine entwickelt. Geldverdienen wird groß geschrieben und der neue Besitzer des Nürburgrings wird den „Motorsport“ in diese Richtung weiter entwickeln. Der Markt gibt es scheinbar her, wie man es auch Motor-KRITIK schon mal ab und an erklärt. - Ob das wirklich so ist, werden die Starter- und Zuschauerzahlen 2017 zeigen.

Motor-KRITIK-Meinung: Man hat überzogen! - Oder anders: Man hat „den Schuss nicht gehört“!

  • Motorsport - auch der am Nürburgring -  ist kein Spiel ohne Grenzen!

Betreiber einer Rennstrecke oder auch Motorsport-Funktionäre sind Dienstleister, sollten es zumindest sein. Aber auch das wurde vergessen, wie man aus der „Szene“ hört.

Nachdem man versucht hatte, eine funktionierende Rennstrecke durch die Erstellung von Bauruinen zu unwirklichen Preisen zu verbessern, zumindest eine Verbesserung der Ausgangsposition – gegenüber dem Wähler (!) – darzustellen, indem man auch zusätzlich Arbeitsplätze schafft, muss man nun feststellen: Man ist kläglich gescheitert! - Auf Kosten des Steuerzahlers!

„Falschspieler“ fallen übrigens früher oder später auf die Nase, weil sie gewisse Gesetzmäßigkeiten übersehen haben. Wie das Beispiel Kurt Beck zeigt. - Oder auch Eveline Lemke. Das ist nicht nur im Alltags- oder politischen Leben so, sondern auch im Motorsport.

Kai Richter, einem genialen „Investor“, der dazu gemacht wurde, ohne einer zu sein, dem wurde einmal nachgesagt, „dass er unter politischem Schutz stehe“. - Verfolgt man einmal die Entwicklung um einen weiteren „Investor“, den ersten Käufer des Nürburgrings, dann taucht die Frage auf, ob auch in diesem Fall ein „politischer Schutz“ zum Tragen kommt.

Was wurde am 16. Januar 2014 zwischen Malu Dreyer und den Herren Robertino Wild und Dr. Heinemann bei deren „Vorstellungsgespräch“ in Mainz vereinbart? - Ein Gespräch, ein Termin, der lange – zu lange – geheim gehalten wurde!

Dieser „Investor“, bzw. der mehrfach auf seine Solvenz überprüfte „Käufer“ konnte angeblich eine Finanzierung der Deutschen Bank vorweisen. Doch die gab es nicht. (Wie man auch bei Motor-KRITIK lesen konnte.) Die vagen Informationen eines Insolvenz-Sachwalters dazu, haben sich niemals bestätigt. Im Gegenteil: Dieser Käufer konnte dann auch eine der fälligen 5-Millionen-Raten nicht zahlen.

Der Insolvenz-Sachwalter ließ zur Absicherung dieser Forderung eine Sicherheitsübereignung auf eine Kunstsammlung vornehmen, die – so behauptet ein Kläger, der gerade vor dem Landgericht Düsseldorf einen Prozess gegen Robertino Wild führt – (Motor-KRITIK berichtete) diesem Mann, dem ursprünglichen Nürburgringkäufer, gar nicht im vollen Umfang gehörte.

Vor dem Düsseldorfer Landgericht ist in diesem Fall noch kein Urteil gefallen. Aber Jens Lieser, den Insolvenz-Sachwalter, scheint auch – inzwischen – gar nicht zu stören, dass diese Kunstsammlung, die er gegenüber der Öffentlichkeit als bedeutende  Sicherheit verkaufte, vorher schon mal als Sicherheit einem anderen Gläubiger übereignet worden war. - Was eigentlich schon alleine mehr als bedenklich stimmen sollte.

Wurde vom Insolvenz-Sachwalter überhaupt überprüft, ob die Kunstsammlung sich in vollem Umfang im Besitz des Robertino Wild befand? - In „Wikipedia“ kann man nachlesen:

„Die in den Sicherungsübereignungs-Verträgen enthaltene Versicherung des Sicherungsgebers, dass er zur freien Verfügung über das Sicherungsgut berechtigt sei, genügt für die Prüfung der Eigentumsverhältnisse nicht. Vielmehr werden den Kreditinstituten Erkundigungs- und Nachforschungspflichten auferlegt, die durch umfassende Eigentumsnachweise zu dokumentieren sind. Eine Mehrfach-Übereignung oder sonst wie fehlendes Eigentum des Sicherungsgebers müssen ausgeschlossen werden, auch weil ein gutgläubiger Erwerb durch Banken bei der Sicherungsübereignung nicht stattfindet.“

Wenn man diese grundsätzliche Kenntnis hat, dann wirkt eine Antwort der Staatsanwaltschaft Koblenz auf eine aktuelle Anfrage von Motor-KRITIK besonders interessant, in der man im Kern folgende Formulierungen findet, die hier der Einfachheit halber einkopiert werden:

"...Das von Ihnen erwähnte Ermittlungsverfahren ist mit Verfügung vom 05.04.2016 mit richterlicher Zustimmung gemäß § 153 Abs. 1 StPO eingestellt worden. Gegenstand des Verfahrens war der Vorwurf des Kreditbetruges. Einen solchen begeht - verkürzt gesagt -, wer bei einem Antrag auf ein Darlehen ihm günstige, falsche Angaben über seine wirtschaftlichen Verhältnisse macht, sofern diese Angaben für die Entscheidung über die Darlehensgewährung erheblich sind. Die geführten Ermittlungen haben ergeben, dass die Vertragspartner des früheren Beschuldigten der Sicherungsübereignung der Gemäldesammlung objektiv keine Bedeutung zugemessen hatten, da die Veräußerung der Assets des Nürburgrings in anderer Weise abgesichert gewesen sei. Bei dieser Sachlage konnte dahinstehen, ob und in welchem Umfang die Sammlung mehrfach übereignet worden und ob die Sicherungsabrede im Lichte der hierzu ergangenen BGH-Rechtsprechung "erheblich" im Sinne des Gesetzes und damit tatbestandsmäßig war. Nach den geschilderten Umständen, der nur kurzen Geltungsdauer der Abrede von Mitte August 2014 bis Ende Oktober 2014 und angesichts der Drucksituation, in der sich der frühere Beschuldigte im August 2014 befunden hatte, wäre seine Schuld allenfalls als sehr gering anzusehen gewesen. Das Verfahren war daher wie geschehen einzustellen. ..."

Ich möchte diese „amtliche Mitteilung“ nicht weiter kommentieren, sondern nur darauf hinweisen, dass entgegen den sonst üblichen Gepflogenheiten bisher die Öffentlichkeit über diese Entscheidung nicht informiert wurde. Meine Leser finden sie hier – sozusagen exklusiv – bei Motor-KRITIK!

Der Nürburgring und das Geschehen in seinem Umfeld ist nicht nur aus politischer Sicht immer noch eine Betrachtung – und Beobachtung (!) - wert.

  • Der Nürburgring ist kein Ort zum Vergessen!

Man sollte immer wieder an die Vorgänge erinnern und sie auch im Interesse einer nachfolgenden Generation als mahnendes Beispiel erwähnen. Hier wurden nicht nur hunderte Millionen Euro, sondern auch ein Stück deutschen Kulturguts verschleudert.

Darum hätten solch ungeheuerlichen Geschehnisse eigentlich auch in die aktuelle 96seitige „Zeitreise“ der „Rhein-Zeitung“ gehört.

Oder steht jetzt die aktuelle Landespolitik und deren Politiker in Rheinland-Pfalz unter dem Schutz der „Rhein-Zeitung“?

MK/Wilhelm Hahne
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