Beispiel 2010: Sagenhaftes Langenfeld

Die Eifel: Ein Land der Sagen und Mythen? - Nachfolgende Geschichte ist ein Beispiel dafür, dass man hier in der Eifel als Journalist über Themen stolpert. Dazu muss man nur aufmerksam durchs Leben schreiten. Und ich bin dazu noch Brillenträger.

Natürlich könnte ich sagen, dass mich das alles nichts angeht. Das sagen viele. Und die meinen das auch so. Ich bin als Motor-Journalist über das Thema gestolpert, weil ich die Langenfelder Feuerwehr durch meine vielen Besucher von Rennen am Nürburgring schon wahrgenommen hatte. Mich hatte auch interessiert, wie es dazu kommen konnte. Es war einfache journalistische Neugier. Und schon war ich im Thema. War schon mal am Abend bei der Sitzung der Feuerwehr-Oberen dabei, habe die Fernsehaufzeichnung beobachtet. - Und mir so meine Gedanken gemacht. - Ich bin dabei in Gesprächen auf das Bergwerk-Thema gestoßen. - Einfach so. - Und es war einfache journalistische Neugier, die mich... - Aber ich will Sie nicht langweilen und erzähle einfach die Geschichte.

Beispiel 2010: Sagenhaftes Langenfeld

10-12-03/04 - Der Eintrag in den Fernsehzeitschriften für einen Mittwoch, vor Wochen um 18:15 Uhr, SWR, war unauffällig: „Reiss & Leute“. Die 30-Minuten-Sendungen war es für eine Reihe von Leuten der Eifel weniger. Thema war u.a. eine Geschichte, die scheinbar nur Feuerwehrleute interessiert, aber die Bewohner im gesamten Umfeld von Langenfeld, einem Dorf mit rund 700 Einwohnern interessiert verfolgten.

Die Feuerwehr Langenfeld ist Stützpunktfeuerwehr, zuständig für ein Gebiet von rd. 3.000 Einwohnern und mit 48 aktiven Mitgliedern die personell am besten besetzte. Zufällig liegt ihr Stützpunkt inmitten des größten zusammenhängenden Waldgebiets des Kreises Mayen-Koblenz (MYK).

Zur Bekämpfung von Waldbränden sind Feuerwehr-Fahrzeuge notwendig, die das Löschwasser mitführen. Da gibt es auch ein Feuerwehrfahrzeug des Baujahres 1974, in dem dann auch 6.000 Liter Wasser mitgeführt werden können.

Da Langenfeld im Einzugsbereich des Nürburgrings liegt, erreichte die Wehr vor Jahren auch eine Anfrage einer Veranstaltergemeinschaft der Rennstrecke, ob man nicht auch für Feuerschutzaufgaben während der Rennveranstaltungen (VLN) zur Verfügung stehen könnte. Es wurde auch über die mögliche Bezahlung gesprochen.

Da bei der Rechnungstellung für die Feuerwehr die jeweilige Verbandsgemeinde zuständig ist, aber die verpflichtende Gebührenordnung eine Rechnungstellung in der dann notwendigen Höhe nicht erlaubt, kamen die Verantwortlichen – in Abstimmung mit der Verbandsgemeinde – zu dem Entschluss, einen Förderverein zu gründen und die dort möglicherweise erwirtschafteten Überschüsse wieder der Allgemeinheit zukommen zu lassen.

So konnte durch den Einsatz der Langenfelder Feuerwehr auch andere Wehren im Umfeld in den Besitz von Tragen und anderem – leider auch notwendigem – Material kommen. Wozu z.B. auch eine sinnvolle Bekleidung gehört.

In der Verbandsgemeinde wechselte in den Jahren der Verbandsbürgermeister und damit auch die bis dahin als „bürgernah“ empfundene in eine „militärisch strenge“ Politik. (Kein Widerspruch möglich.)

So schaffte sich z.B. die Feuerwehr Langenfeld zu Lasten des Fördervereins ein zusätzliches (natürlich gebrauchtes) Feuerwehrfahrzeug des Baujahres 1985 an, mit dem 2.600 Liter Wasser mitgeführt werden können.

In der Zwischenzeit hatte man über die Verbandsgemeinde eine Anhängerleiter zugeteilt erhalten, die aber auch nicht in der gewünschten kleineren Größe bereit gestellt wurde, sondern in einer Länge, die ein einfaches Handling unmöglich macht. Erklärung der VG: „Nur so konnte hier ein Zuschuss erreicht werden.“

Nachdem es bei einem Verkehrsunfall im Jahre 2006 bei der Bergung einer Leiche (Herzinfarkt eines Kraftfahrers und dadurch entstehender Verkehrsunfall) im Zuständigkeitsgebiet zu Komplikationen gekommen war, weil das Einsatzfahrzeug der Feuerwehr Langenfeld am Nürburgring war und die Feuerwehr Ettringen bemüht werden musste, wurde der Langenfelder Feuerwehr untersagt, mit dem Einsatzfahrzeug, für dessen Kosten die Verbandsgemeinde aufkommt, zum Nürburgring zu fahren.

So fand man zu einer anderen Konstellation: Die Feuerwehr Langenfeld organisiert die Renneinsätze weiter, aber setzte andere Wehren als Sub-Unternehmen ein, weil die über andere Fahrzeuginstallationen verfügen. Diese Sub-Unternehmen werden „in Naturalien“, in diesem Falle also Brandschutz-Equipment, bezahlt.

2009 verkaufte nun die Feuerwehr in Mayen ein oben schon beschriebenes Einsatzfahrzeug, das wesentlich moderner als das bisherige Feuerwehrfahrzeug der Langenfelder war. Das Fahrzeug sollte auf die Verbandsgemeinde zugelassen werden, während der Unterhalt vom Förderverein gezahlt wurde. Dachte man in Langenfeld. So hätte man dann auch die jeweils vereinbarten Einsätze an der Nürburgring-Rennstrecke wieder selbst durchführen können.

Da waren andere Wehren, die plötzlich als Konkurrenten auftraten, dagegen. Und Langenfeld wurde durch die Verbandsgemeinde die Zulassung verwehrt. Plötzlich waren die „Geschäfte“ der Langenfelder „illegal“, während der – neue – Verbandsbürgermeister aber der Feuerwehr seines Wohnortes Ettringen erlauben wollte, nun an den (illegalen?) Einsätzen am Nürburgring teilzunehmen.

So hatte die Feuerwehr Langenfeld über ihren Förderverein ein Lösung gefunden, die aber nicht den Vorstellungen des Verbandsbürgermeisters (und den Wehrleitern anderer Wehren?) entsprach.

Von diesem Streit handelte die Sendung des SWR an jenem Mittwoch, 18:15 Uhr bei „Reiss & Leute“. Wer sie verpasste, findet mit dieser Geschichte eine „Basis“, die auch gleichzeitig ein Beispiel für „Sagen und Mythen der Eifel“ sein könnte.

Das Umfeld von Langenfeld ist aber auch „Tatort“ für eine weitere „sagenhafte“ Entwicklung. In St. Jost, einem Wallfahrtsort, der vor Wochen gerade durch den Weihbischof von Trier besucht wurde, wurde am 17. September eine „Bergmannshütte“ eingeweiht. Sie soll Besuchern eines wieder aufgebauten Bleibergwerks, der „Grube Bendisberg“ ab Sommer 2011 als Gastronomie, Museum und Übernachtungsmöglichkeit dienen.

Das Bergwerk war 1957 geschlossen worden und wird nun wieder als Touristen-Attraktion aufgerüstet. Für 1,5 Millionen Euro. Wäre das Projekt kleiner angegangen worden – wie es zunächst eigentlich geplant war – hätte man keine Zuschüsse erhalten. Auch hier hatte im Laufe der Jahre nicht nur die „Leitung“ (die Bürgermeister) gewechselt, sondern es war auch zu einer Veränderung der Pläne und deutlichem Anwachsen der Kosten gekommen.

Wie am Nürburgring gibt es auch für die „Grube Bendisberg“ kein wirkliches Konzept. Aber es wurde – im Naturschutzgebiet (!) - ein Parkplatz angelegt, die „Bergmannshütte“ gebaut. Betrachtet man die Details, ist kein Konzept erkennbar.

Außer, dass man für die Grube ein „Alleinstellungsmerkmal“ in Anspruch nimmt: „Ein Erzbergwerk mit drei Ebenen ist in Deutschland einzigartig“. - Woher die Besucher kommen sollen, die die Investition wirtschaftlich werden lässt, steht wohl wieder einmal in Gutachten, die niemand kennt.

Ein Langenfelder Bürger, nach dem Sinn gefragt, mit dem ein Naturschutzgebiet zerstört, ein Jagdgebiet entwertet wird: „Wenn wir den Zuschuss nicht erhalten hätten, wäre er irgendwo anders hin abgeflossen“. - Ist das ein Argument?

Der Pastor der Pfarrgemeinde, Monsignore Dechant Schrupp, antwortet auf eine entsprechende Frage, bevor sie komplett gestellt ist: „Ich war zur Einweihung nicht eingeladen.“

Natürlich klingt das absonderlich. Aber es entspricht der Wahrheit. Wie es auch eine Tatsache ist, dass sich der Verbandsbürgermeister mit der Feuerwehr nach der oben beschriebenen Fernsehsendung mit der Langenfelder Feuerwehr geeinigt hat. Es wurde eine Lösung gefunden, die nun angeblich beiden Teilen gerecht wird.

Die Langenfelder Feuerwehr wird so wieder in 2011 am Nürburgring im Einsatz sein.

Ob das sich abzeichnende Besucher-Desaster am Nürburgring in 2011 allerdings von einem Ex-Erzbergwerk mit drei Ebenen („in Deutschland einzigartig“) ausgelöst wird, kann hier nicht verbindlich vorhergesagt werden.

Nur, dass hier wie da dort Geld der Steuerzahler verschwendet wurde – und wird.

MK/Wilhelm Hahne
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