09.08, 16 Uhr: Business-Lounge, Segment 1

Das ist der Ort am Nürburgring (über den „Boulevard“ zu erreichen), an dem heute Entscheidungen fallen werden. Wenn sie dann von den einzelnen Interessengruppen – wahrscheinlich einen Tag später – vermeldet werden, werden das Erfolgsmeldungen sein. - Jede für sich. - Aber insgesamt wird der Motorsport – in diesem Fall primär der Breitensport – Schaden genommen haben. - Würde Motor-KRITIK sich darauf beschränken, über das Ergebnis des heutigen „Meetings“ danach zu berichten, würde dieser Bericht auch eine Fülle von „Erfolgs-Fakten“ sein können. Darum habe ich mich entschlossen, das Ergebnis der heutigen Verhandlungen vorherzusagen. Was bei einer „Wettervorhersage“ selbstverständlich ist und auch als „normal“ empfunden wird, wird in diesem Fall die Leser zunächst ein wenig verwirren. Man wird auf das Einstellungsdatum und -Stunde dieser Geschichte schauen und mit den Daten im Titel dieser Geschichte abgleichen: Tatsächlich wurde diese Geschichte vor Beginn des Meetings geschrieben und eingestellt. Und es werden nicht nur die wahrscheinlich dort getroffenen Entscheidungen, bzw. Einzelergebnisse der Verhandlung vorhergesagt, sondern die „Erfolge“ der einzelnen Interessengruppen auch noch in einen Zusammenhang gebracht, der sonst leicht übersehen und – vielleicht – dann erst in der nächsten Motorsport-Saison deutlich wird. - Selbst auf die Gefahr hin sich lächerlich zu machen: Motor-KRITIK begibt sich heute in die Position eines Meteorologen, der aber in diesem Fall die Entwicklung des Motorsports am Nürburgring vorhersagt, weil wir die „Hochs“ und „Tiefs“ nicht nur alle beim Namen kennen, sondern auch die Richtung, in der sie ziehen werden. Dabei ist „ziehen“ in diesem Zusammenhang eigentlich falsch, denn sie werden „geschoben“. Von fremden und eigenen Interessen. - Kommen wir also zu der Vorhersage des Ergebnisses eines nicht öffentlichen Meetings am:

09.08, 16 Uhr: Business-Lounge, Segment 1

Es wird von der Anzahl der Teilnehmer her das größte Meeting sein das jemals zu diesem Thema stattgefunden hat. Es wird praktisch eine Reihe von kleinen, vorbereitenden Gesprächen abschließen, die eigentlich bisher nur für Verwirrung gesorgt haben. Darum wird man bemüht sein, „einen Strich zu ziehen“ und – wie das auch Politiker gerne tun – alle Betroffenen auffordern, „ab sofort nach vorn zu schauen“. - Denn: Alles wird gut!

Motor-KRITIK schätzt die Zahl der Teilnehmer auf 25 – 30 Personen. Darunter sind natürlich auch die jeweiligen „Anführer“ der bisherigen Interessengruppen. Hier treffen also die Vertreter von VLN, RCN, ADAC, CNG – bzw. Vertreter der neuen Besitzer des Nürburgrings – mit denen der ILN, mit Teamchefs u.a. zusammen. Damit prallen auch unterschiedliche Interessen aufeinander, die sich über die Zeit etwas verschoben haben.

Manche schon gemachten Fehler wurden durch neue „Gefahren für den Motorsport am Nürburgring“ überdeckt. Wer spricht denn noch von der einsamen Entscheidung der RCN-Manager, die Zukunft der Serie von Hankook mit Einheitsreifen bestimmen zu lassen? - Davon wird kaum noch gesprochen, weil doch die größere Gefahr scheinbar davon ausgeht, dass „Visionäre“ auf eine Zusammenlegung von VLN und RCN zu einer „Wochenend-Großveranstaltung“ hin arbeiten.

Das alles wird heute wieder Thema sein. Und das Ergebnis kann nach Einschätzung von Motor-KRITIK nur lauten:

  • Die RCN wird auch 2018 weiterhin unabhängig von der VLN ihre Termine setzen und der Charakter dieser Serie wird – scheinbar – unverändert bleiben!

  • Die VLN wird nicht nur eine Aufsplitterung in zwei Divisionen, sondern gleichfalls eine Zusammenlegung ihrer Veranstaltung mit der RCN ablehnen und auf Eigenständigkeit pochen!

So weit – und scheinbar - alles gut!

Aber: Man wird sich kompromissbereit geben, wenn es darum geht, die VLN mit dem 24-Stunden-Rennen (und dem vorhergehenden Quali-Rennen) zusammen zu einer Serie unter einem neuen Titel zusammen zu legen. - Man wird das als unproblematisch empfinden und auch so darstellen wollen.

Das ist es leider nicht! - Denn jetzt kommen „Werksinteressen“ ins Spiel! - Nach Auffassung der Marketingabteilungen – die heute den Motorsport bestimmen! - kann es nicht sein, dass eine solche Serie dann am Ende eines Sportjahres, das nun nach dem Willen der neuen Gestalter über zwei Kalender-Halbjahre gehen soll, z.B. ein Renault Clio Gesamtsieger wird, weil der in der zahlenmäßig am stärksten besetzten Klasse seine Erfolge errang. (Bisherige VLN-Regelung)

Wie würde da – für die unbedarfte Öffentlichkeit oder Fernsehzuschauer – ein GT3 aussehen, der jeweils die Gesamtsiege einfuhr? Hier werden dann also heute mögliche Lösungen diskutiert werden. Nicht die beste Lösung im Sinne des Sports wird sich durchsetzen, sondern man wird – kompromissbereit – evtl. zu „getrennten Wertungen“ in einer Serie (!) finden. - Und das jeweils als „seinen Erfolg“ darstellen. (Darzustellen versuchen!)

Möglich, dass die VLN ihre Veranstaltungen – in der neuen Serie – weiter so wie bisher werten wird, während die neuen Serien-Manager wahrscheinlich eine „offizielle“ Wertung favorisieren, bei der z.B. jeweils nur die ersten Fünfundzwanzig im Gesamtklassement nach Überfahren der Ziellinie Wertungspunkte erhalten.

So kann dann am Ende in jedem Fall ein Spitzenfahrzeug (GT3) als Gesamtsieger vermeldet werden!

Der Versuch eine Wertung nach „Divisionen“ vorzunehmen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Die hätte – so war das wohl „werksseitig“ angedacht – in der 1. Division zum Gesamtsieg eines GT3, in der 2. Division zum Gesamtsieg eines GT4 führen sollen. - Das wird es dann so wohl nicht geben. Man wird sich damit bescheiden müssen, einen GT3 als Gesamtsieger vermelden zu können. - Das Marketing klatscht Beifall!

Also alles gut, wenn es denn so käme?

Man muss „die Weiterungen“ berücksichtigen, die sich aus solchen „Gruppen-Erfolgen“ für den Motorsport insgesamt ergeben.

Wenn es eine neue Serie gibt, so muss es dafür auch einen (!) Veranstalter geben. Der kann zwar die sportliche Umsetzung einer entsprechenden Ausschreibung deligieren, aber es kann nur einen sportrechtlichen Verantwortlichen geben, der z.B. die Ausschreibung zur Serie beim DMSB einreicht und dort Diskussions- und Gesprächspartner ist.

Das bedeutet, dass eigentlich eine neue Organisation gegründet werden müsste, in der dann der ADAC – fast automatisch – eine federführende Rolle übernimmt. Dazu kommt noch ein „Wunsch“, der von den neuen Eignern des Nürburgrings ausgeht:

  • Man möchte wieder ein 1.000-Kilometer-Rennen am Nürburgring haben!

Da hat es bisher nicht nur Gespräche, sondern – wie Motor-KRITIK das empfindet – schon Auseinandersetzungen mit dem ADAC gegeben, der das Recht ein solches Rennen am Nürburgring zu veranstalten, für sich in Anspruch nimmt. Was von den russischen Besitzern bisher so nicht akzeptiert wird.

Die „neue Lösung“, zu der es heute Nachmittag mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt, bietet nun die Möglichkeit, durch Einfügung eines solchen Rennens in die „neue Serie“ sowohl die Wünsche der Nürburgring-Besitzer, als auch die des ADAC zu erfüllen, denn die VLN verliert mit ihrer Zustimmung zu der oben skizzierten Lösung an Bedeutung, bzw. gibt ein Ass aus der Hand, das sie bisher geschickt ausspielen konnten:

  • Der noch mit der „alten Geschäftsführung“ der CNG abgeschlossene Vertrag, der ihr eine gewisse Anzahl von Veranstaltungen in den nächsten Kalender-Jahren garantierte.

Gibt es für die neue Serie einen neuen Veranstalter, von der VLN akzeptiert, ist dieser Vertrag nur noch das Papier wert auf dem er geschrieben wurde. Die VLN wäre dann nicht mehr Veranstalter „ihrer“ Rennen, bestenfalls „sportlicher Ausrichter“!

Natürlich bestünde die Möglichkeit, der bestehenden „VLN VV“ (unter Leitung des Herrn Dietmar Busch!) die sportrechtliche Verantwortung für die neue Serie zu übertragen. Da würde dann aber der ADAC eine entsprechende Beteiligung – und Einflussnahme – verlangen und das „VLN“ in der Firmierung dieser „Firma“ wäre praktisch nur noch eine Erinnerung an die Vergangenheit.

So ein 1.000-Kilometer-Rennen als „zusätzliches Rennen“ in einer neuen Serie wäre zwar auch – theoretisch – als „Tagesveranstaltung“ abzuwickeln, aber nur, wenn man alle arbeitsrechtlichen Auflagen – auch z.B. für die Strecken-Sicherheitsposten – außer acht lässt. Nach § 3 ArbZG darf die Arbeitszeit eines Beschäftigten z.B. acht Stunden an einem Werktag nicht überschreiten!

Bei anderer Gelegenheit (Touristenfahrten) wird Motor-KRITIK auf dieses Thema – das auch umfassender ist als man denkt – im Detail eingehen und die Problematik schildern, die auch von vielen Rennveranstaltern gar nicht wahrgenommen wird.

An diesem 9. August 2017, am Nachmittag dieses Tages, wird also über mehr entschieden, als hinterher in „Erfolgsmeldungen“ verbreitet werden wird. Die RCN hat wahrscheinlich bis heute nicht begriffen, was sie sich mit der „Verschreibung“ von Einheitsreifen für ihre Serie angetan hat.

Die VLN wird sicherlich aktuell nicht begreifen, dass sie mit dem, was heute als „neu und fortschrittlich“ beschlossen wird und den Motorsport – so wird man sagen – einen Schritt nach vorne bringen soll, eigentlich auch einen Schritt in Richtung Abgrund getan hat.

Nicht was heute als Erfolg verkündet werden wird ist wichtig, sondern die Auswirkungen auf den Motorsport – und da besonders auf den Breitensport – insgesamt. - Unter Berücksichtigung aller praktisch zu beachtenden Details, die leider selbst von sogenannten Fachleuten des Sports übersehen werden. - Es gibt eben zu viele Spezialisten da, wo „Generalisten“ gebraucht würden!

Ein Meteorologe würde wahrscheinlich jetzt eine „Unwetterwarnung“ ausgeben.

Motor-KRITIK belässt es bei dieser vorausschauenden Darstellung und wünscht sich nachdenkliche Leser!

MK/Wilhelm Hahne

 

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