VLN/NLS 8: Juristische Siege allein helfen nicht!

Natürlich wollte ich eigentlich sofort nach dem Rennen am Samstag informieren. Aber dann war das Rennergebnis nur ein „Vorläufiges“. Der Grund war zwar schnell ausgemacht. Und nun kann das Endergebnis noch ein wenig auf sich warten lassen. Denn wenn der Einspruch des Disqualifizierten zu einer Verhandlung führt… - So ist das heute evtl. schon mal im modernen Motorsport, bei dem vieles reglementiert ist, was dann auch zu Strafen führt. In vorliegenden Fall geht es aber wohl darum, ob es irgendwann – irgendwo – einen „Rennunfall“ gab.  – Oder war es ein „grob unsportliches Verhalten“? - Die Sportkommissare haben nach Sichtung von Videos eindeutig und klar entschieden. - Man darf auf das Endergebnis – aber dann nach welcher Zeit? -  gespannt sein. - Das Gesamtergebnis könnte sich dann schon – aber nicht ganz vorne – verändern. Trotzdem habe ich mich entschlossen, nun doch – und vor dem „Endgültigen Rennergebnis“ - etwas zum Thema VLN/NLS 8 zu schreiben. - Aber der Titel bezieht sich nicht unbedingt auf die nun evtl. noch mögliche Verzögerung der Veröffentlichung einer endgültigen Klassifizierung im Rennen, sondern betrifft eigentlich mehr die Gesamtsituation des Breitensport-Klassikers am Nürburgring.

VLN/NLS 8: Juristische Siege allein helfen nicht!

Alles ändert sich. Es wird durch Erfahrung besser oder durch den Versuch allen zu gefallen ein wenig „dünner“. So haben sich auch die idealen Maße einer Frau geändert. Aktuell werden sie mit 93 – 63 – 91 angegeben. Das sind jeweils Zentimeter!

Auch bei der VLN hat sich einiges geändert, was sich schon in der Umbenennung von VLN in NLS ausdrückt. So waren die „idealen Zahlen“ zum „45. ADAC Barbarossapreis – vor 10 Jahren - mit 175 – 168 – 164 benannt. Das waren die Teilnehmer in der Nennung, beim Training, beim Rennen. Und man konnte in der damaligen Ausgabe von „racing news“, Ausgabe 07/2013 lesen:

„Liebe Motorsportfreunde, mit dem 45. ADAC Barbarossapreis feiert der MSC Sinzig im ADAC e.V. ein kleines Jubiläum. Nach zuletzt steigenden Starterzahlen und vor allem neuen Autos in der VLN, hofft auch der MSC Sinzig, dass dieser Trend am letzten September Wochenende weiter anhält.“

Nun sind 10 Jahre eine lange Zeit. Die ist auch nicht spurlos an der VLN vorüber gegangen. Sie hat nicht nur ihren Namen geändert, sondern ist auch deutlich „schlanker“ geworden. Ihre „Idealwerte“ (?) von 2023 lauten nun: 114 – 96 – 92!

Ich bin schon mal am Freitag-Nachmittag ins Fahrerlager gefahren. Da war eigentlich alles „wie sonst“. Wenn man vom Wetter absieht. - Das war so greulich wie die Starterzahlen des Jahres 2023. In den letzten 10 Jahren hat sich eben viel – oder nichts - geändert. Auch die Auffassung der Sportfunktionäre von „Breitensport“!

Da sieht es dann für 2024 „ziemlich schmal“ aus. Der Rennstreckenbesitzer möchte die Serie „nach seiner Fasson“, mit von ihm bestimmten neuen Freunden ausrichten! Natürlich unter neuem Namen. Da hat sich dann die VLN juristisch zur Wehr gesetzt. - Und gewonnen! - Sagt sie! (Ich habe das 40seitige Urteil des LG Mainz noch nicht gelesen!)

Aber ich frage mich: Was soll so ein Urteil, wenn eine Zusammenarbeit nicht von beiderseitigem Interesse an einer Sache getragen wird? - Wurden eigentlich Gerichtsurteile der letzten Zeit überhaupt zur Kenntnis genommen? - Haben solche Urteile überhaupt eine Bedeutung erlangt?

Ich erinnere mich, schon im März 2019 – unter dem Titel „Motorsport in Deutschland: Von nun an geht’s bergab!“ - geschrieben zu haben:

...“Die VLN ist nur ein Teil des Problems, zeigt Symthome auf, aber ist nicht die Basis einer Krankheit, die den Motorsport – nicht nur - in Deutschland fragwürdig erscheinen lässt. Man heilt keine Krankheiten, indem man an Symthomen herum quacksalbert. Mit „besseren“ Reglements, BoP, Sinnänderungen von Flaggensignalen, neuen Streckenbegrenzungen als „Track-Limits“ und alten Autoreifen vor Leitplanken; die vor FIA-Zäunen stehen, die dann für Auslaufzonen keinen Platz mehr lassen, kuriert man den Motorsport nicht! - Und „Fachleute“ diskutieren darüber, was nun richtig oder falsch wäre. Und man findet zu einem Kompromiss. - Motorsport ist kompromisslos! Entweder man betreibt ihn auf der Grundidee aller sportlichen Auseinandersetzungen, nämlich den Besten seiner Gattung heraus zu finden oder man lässt es besser. - Einen guten Golfer erkennt man schon am Handicap, weil es sein Spielpotential beschreibt. Woran erkennt man eigentlich einen guten Motorsportler? - Dass er zu einer Internationalen Lizenz noch ein Nordschleifen-Permit des DMSB besitzt? - Wer ist eigentlich dieser DMSB, was qualifiziert ihn, etwas zu zertifizieren? - Wer zertifiziert die Zertifizierer? - Gerade am 31. März wird einem klar, dass der Niedergang des Motorsports in Deutschland eigentlich eine „unendliche Geschichte“ ist, bei der die Geschicke des Nürburgrings – schon von der politischen Entwicklung in Rheinland-Pfalz bestimmt – eine nicht unwesentliche Rolle spielen.“…

Hat jemand der im Motorsport Verantwortlichen überhaupt jemals Gerichtsurteile, die gegen z.B. das Verhalten des DMSB entschieden wurden, überhaupt zur Kenntnis genommen? - Warum soll jetzt ein LG-Urteil Bedeutung haben, wenn z.B. ein OLG-Urteil – AZ 11 U 60/21 (Kart) – vom 15. November 2022 „offiziell“ überhaupt nicht wahrgenommen wurde?

Ein Einspruch des DMSB dagegen war lt. Urteil nicht möglich. Der DMSB hat versucht – gerade weil es für ihn so bedeutungsvoll war – beim Bundesgerichtshof - eine Abänderung zu seinen Gunsten zu erreichen.

  • Der Bundesgerichtshof hat eine Revision des Urteils erst gar nicht zugelassen, den Antrag des DMSB abgelehnt!

Und nun erwarten die VLN-Verantwortlichen, die vorher noch nicht einmal eine gutachterliche Beurteilung zur Einführung des Nordschleifen-Permits durch den DMSB offiziell zur Kenntnis genommen hatten, dass ein Urteil des LG Mainz die Dissonanzen zwischen ihnen und dem Nürburgring-Besitzer beendet?

Ich habe an diesem Freitag-Nachmittag wirklich nachdenklich ins trist wirkende NLS-Fahrerlager geschaut. Obwohl optisch alles so wirkte wie immer. Hier und da hat mich auch jemand am Ärmel gezupft um zu fragen:

„Und was meinen Sie, Herr Hahne? - Wird das 2024 wie bisher weiter gehen?“

Ich habe da „auf den lieben Gott“ verweisen müssen. Ich kann das kaum prognostizieren, da ich nicht zu den handelnden Personen gehöre. Die reden zwar – und reden; dabei müssten sie nun handeln, vorpreschen, deutlich machen, dass sie – und nur sie – die Richtung vorgeben.

  • Das kann nur eine neue Richtung sein! - Aber man muss nun handeln!

So ist das eigentliche Rennen dann ein wenig an mir vorbei gegangen. Ich kam mir manchmal vor, als hätte ich mich verlaufen.

Dabei war alles, wie sonst auch! - Meine Kamera hat es beobachtet. - Überall die gleiche Betriebsamkeit. Jeder schien zu wissen, worauf es ankommt. Der Preis für einen Liter Super-Plus schien mit 2,739 € auch „marktgerecht“ angepasst! Alles funktionierte! - Wer eigentlich im Moment nicht so richtig funktioniert, sind die Funktionäre. - Dachte ich!

Und ich habe mich bemüht, die Zieldurchfahrt der Gesamtsieger mit der Kamera einzufangen. Wie das wohl auch die Chronistenpflicht gebietet! - Aber ich darf noch ein paar nachdenklich machende Fotos nachschieben:

Da geht ein nachdenklich wirkender älterer Herr durch die Menge, die sich nach der Zieldurchfahrt unter dem Sieger-Podest angesammelt hat. Alleine. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sein Fahrzeug, der Ferrari mit der Startnummer 30 hat den Sieg knapp verfehlt, ist als Zweiter nach 4 Stunden Renndauer über die Ziellinie gerollt. - Als Teamchef fragt man sich da wohl, ob denn die kleinen Differenzen im Team bei der Entscheidung in der Reifenfrage vielleicht den Sieg gekostet haben. - Oder denkt er darüber nach, wie wohl Sabine die heutige Platzierung gefallen hätte?

Eine solche Frage stellt sich Frank Stippler sicher nicht, der den Start- und den Schluss-Turn im Audi mit der Start-Nummer 5 fuhr. Er übergab an seinen Team-Partner an Platz 1 liegend, übernahm den Wagen dann wieder von ihm, als der auf Platz 7 zurück gefallen war. Sein Partner ist wie er – von der FIA so eingestuft - ein „Profi“. - Da wird sich Frank Stippler sicherlich freuen, wenn er in zwei Jahren vielleicht wieder beim „Barbarossa-Preis“ am Start sein wird. Dann ist er 50 Jahre alt und wurde  von der FIA – reglementskonform - „zurück gestuft“.

  • Dann kann er als „Amateur“ sicher stellen, dass ein FIA-Profi auch mal gewinnt!

Ein kleiner Scherz (?) von mir, über den ich noch nicht einmal richtig lachen kann, weil er den Reglements-Wahnsinn verdeutlicht, der den so genannten „Breitensport“ inzwischen „durchzogen“ hat!

Inzwischen ist der Sekt oben auf der Sieger-Ebene bereit gestellt, die Kollegen haben mit ihren „langen Rohren“ die richtigen Positionen eingenommen. Die Show kann beginnen! - Und so stehen die Erstplatzierten nicht nur artig aufgereiht, sondern lassen auch etwas von der Siegesfreude verspüren, die einen auf dem Sieger-Podest – nach einer Phase des Durchatmens – dann doch überfällt!

Und das Rennen hat offiziell sein Ende gefunden! - Wird es eine Fortsetzung in 2024 geben? - Und wenn JA: In welcher Konstellation?

Ich gehe nachdenklich zurück zu meinem Fahrzeug, als ich im Fahrerlager noch zufällig auf eine Situation stoße, mit der man eigentlich beweisen könnte, dass bei der VLN/NLS nichts unmöglich ist:

Oder haben meine Leser schon einmal eine frisch vermählte Braut erlebt, die mit ihrem gerade Angetrauten, im Hochzeitskleid, eine Zigarette rauchend, durchs VLN-Fahrerlager schreitet?

Womit bewiesen wäre: Bei der VLN/NLS ist alles möglich! -

Warum nicht auch eine Saison 2024?

MK/Wilhelm Hahne
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