Es gibt im aktuellen „manager-magazin“ (September 2023) eine Titelgeschichte, die mit „DER COUP“ getitelt ist und beschreibt, „wie Porsche still und heimlich den Autokoloss Volkswagen übernimmt“. Mein erster Personenwagen war ein VW-“Käfer“, ein „Standard“ mit 24 PS, bei dem beim Kauf die „KDF“-Sparkarte verrechnet wurde, die mein Vater meiner Mutter – voll geklebt – mal geschenkt hatte. Das war in den ersten Nachkriegsjahren. Da führte ein Herr Nordhoff die Volkswagen AG, die vorher mal eine GmbH gewesen war.
Ich habe nicht nur alle VW-Modell mehr oder weniger kennen lernen dürfen, sondern über viele Jahre auch alle Vorstandsvorsitzenden dieses – dann – weltgrößten Automobilherstellers in Wolfsburg erlebt.
Nordhoff ist für mich unvergessen. Er bestimmte, was der Kunde zu kaufen hatte. Und jede technische Veränderung am „Käfer“ wurde von der Kundschaft „damals“ als Sensation empfunden. Die Einführung des Kunststoffhimmels im Wagendach war genauso eine Sensation, wie vorher die Vergrößerung des (vorher geteilten) Heckfensters.
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Interessant war aber auch die Entwicklung innerhalb der Herstellerfirma dieses Fahrzeugs:
Direkt nach dem Krieg hatte da eine Mannschaft unter Leitung von Nordhoff den Schutt der Kriegsjahre zur Seite geräumt und wieder einen funktionierenden Automobil-Hersteller entstehen lassen. Der Einfluss der Politik – der heute noch über den 20 Prozent-Anteil des Landes Niedersachsen besteht – kam deshalb zustande, weil keiner der damaligen anderen Automobil-Hersteller des Landes dieses Werk haben wollte. Das Produkt „Käfer“ passte angeblich nicht mehr in die Zeit, war technisch überholt.
Vielleicht wurde er deswegen zum Erfolg. Man konnte daran auch noch selbst arbeiten. Auch, um z.B. einem Freund mit einem solchen Auto einen „Streich zu spielen“. Mit einem dicken „Schreiner-Bleistift“ einen (Grafit-)Strich innerhalb der Verteilerkappe gezogen, konnte man das Fahrzeug still legen. Und sicherlich sind damals auch einige Fahrzeuge beim Ausflug mit einer Freundin „ohne Benzin“ auf einem einsamen Waldweg liegen geblieben, weil der Fahrer mit der Fuß unauffällig den unten liegenden Benzinhahn „abgestellt“ hatte.
In Wolfsburg selbst fand dann die erste große Veränderung statt, weil nicht nur die Produktion immer weiter anwuchs, sondern weil auch immer mehr Mitarbeiter gefunden werden mussten. Nach den ersten Wiederaufbauleistungen waren nun gut ausgebildete Akademiker gefragt, die auf die „VW-Urtypen“, die „ohne Unität“ das Werk wieder aufgebaut hatten, auf die dann wie auf „Leute 2. Klasse“ blickten. - Jedenfalls wurde das von allen so empfunden.
Dieser „interne Klassenkampf“ hat sich über viele Jahre fortgesetzt! - Und wenn ich jetzt die „manager-magazin“-Geschichte lese denke ich, dass wir gerade eine Fortsetzung auf anderer Ebene erleben.
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Auf er einen Seite die „VW-Arbeiter“; auf der anderen Seite „die Porsche-Fraktion“!
Schon früher hat das nicht funktioniert. Man war als ein Mitarbeiter – sagen wir mal – des „Mittel-Managements“ immer gut beraten, mit dem Rücken zur Wand über die Gänge in Wolfsburg zu gehen, weil man sonst immer damit rechnen musste, „von hinten abgestochen“ zu werden. (Um die Situation zu verdeutlichen.)
Das ist natürlich nicht wörtlich zu verstehen, hat sich aber über die Jahre erhalten. Es gab eigentlich nur drei Vorstandsvorsitzende, die jeder auf „seine Art“, diese Situation in jeweils anderer Weise unter Kontrolle hatten:
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Heinrich Nordhoff
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Carl Horst Hahn
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Ferdinand Piech
Alle anderen haben das Grundproblem dieser Firma einfach nicht verstanden. Auch junge Journalisten können die „gewachsene Situation“ in Wolfsburg sicherlich kaum verstehen, werden sie auch nicht zur Kenntnis nehmen. Weil sie sie das Entstehen nicht mit erleben konnten. - Da hilft auch kein Archiv!
Dabei ist man gerade in Wolfsburg dabei, wieder eine neue „interne Kluft“ zu schaffen. - Wie man im „manager-magazin“ lesen kann. Das ist eine gut geschriebene Geschichte, die aber nicht wirklich eine Übersicht schafft.
Der Weggang von Ferdinand Piech war das erste Anzeichen zum „Diesel-Skandal“. - Niemand hat das begriffen. Man hat auch den „Hoeneß-Skandal“ (Bayern München) nicht in Verbindung mit VW oder Audi gebracht, obwohl deren Vorstandsvorsitzende auch im Aufsichtsrat von Bayern München (neben Hoeneß) saßen.
Viele Dinge sollte man – muss man (!) - im Zusammenhang betrachten, darf Zusammenhänge nicht übersehen. Nicht nur beim „Hoeneß-Skandal“, sondern auch bei der derzeitigen Situation in der Volkswagen AG.
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Man sollte die Situation eines Automobilherstellers nicht so sehr mit den Augen eines Aktionärs, sondern mehr mit den Augen eines Kunden betrachten!
MK/Wilhelm Hahne