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Virneburg, den 6. Oktober 2008
Man kann als Politiker auch von Fußballspielern lernen.
Lesen Sie mal bewusst, was vor vielenJahren einmal
Karl-Heinz Rummenigge als kleinen taktischen Hinweis
- eigentlich mehr für Fachleute - so formulierte:
"Wenn man über rechts kommt, muss die hintere Mitte
links wandern, da es sonst vorne Einbrüche gibt."
Guten Tag!
08-10-06/00 - Eigentlich hatte ich - wie Sie wissen - viele Zentner von alten Zeitschriften bei mir entfernt. Aber irgendwie findet sich immer noch irgendwo ein Blatt, das meine "Entsorgung" überlebt hat. Und so habe ich dann gerade noch mal in einem Vergleichstest über 15 Kleinwagen gelesen, bei dem man sich auch über "DIE ZUKUNFT DES 3-LITER-AUTOS" Gedanken machte. Gute Gedanken. Weil sie in einer wirklich guten Zeitschrift zu lesen sind, in denen gute Journalisten, wirkliche Fachleute ihre Gedanken zu Papier brachten. Das lese ich zum Beispiel den schönen - und richtigen - Satz: "Aber die große Vision, die Verantwortung einer Industrie, die in hundert Jahren eine Blechwand in Brusthöhe um uns errichtet hat, wird als Dienst nach Vorschrift abgehandelt, darüber sollten wir uns nicht täuschen lassen." -
David Staretz hat das geschrieben, der damals auch Chefredakteur der "auto revue", einer österreichischen Zeitschrift war. - Damals? - Geschrieben hat er das im Jahre 1997! - (Heft 7/97) - Vor 11 Jahren, mehr als einem Jahrzehnt!
Ich finde dieses Beispiel so passend, weil ich gerade - mal wieder - so viele Geschichten über die (nahe) Zukunft benzinsparender Kleinwagen und der Elektro-Automobile lese. Die gleichen - oder ähnliche - Vorhersagen habe ich schon vor mehr als drei Jahrzehnten gelesen. In den 70ern - so erinnere mich - sah z.B. der damalige GM-Chef die Elektro-Automobile in Massen in 10 Jahren über die Straßen "stromern". Und ich schrieb eine Kontra-Geschichte in der "WAZ" dazu, die den Unmut von Kraftwerk-Riesen erregte. Jetzt gibt es wieder ähnliche E-Geschichten, die gleiche Pro-Argumentation. Sie wird von der Industrie genauso als "Schutzschild" präsentiert wie "damals". Von einer neuen Generation von PR-Managern, die nach dem gleichen Schema denkt und arbeitet und das verwendete "Schnittmuster" für einmalig hält. Dabei vergisst man, dass es noch (allerdings wenige) Kollegen gibt, die schon die "alten Schnittmuster" kannten.
Natürlich hätte schon längst etwas passieren müssen, auch passieren können. Aber s.o.: "Dienst nach Vorschrift". - Nicht mehr tun, als die Öffentlichkeit gerade erwartet. Und auf Entspannung hoffen. - Und die Rendite erhöhen.
So entstand auch die "Finanzkrise". Sie kommt nicht unverhofft. Aber alle sind überrascht. Und die Wirtschaft hofft, bisher schon "unnatürlich" aufgebläht (aber statistisch gesund!) mit (insgesamt) einer Reihe von staatlichen (und stattlichen!) "Milliarden-Spritzen" den natürlichen (!) Zusammenbruch - "plötzlich und unerwartet"? - vermeiden zu können und wieder zu gesunden. Als wenn das unter der Leitung von so vielen "Kranken" so einfach wäre. Ich habe am 10. September mit einer Geschichte hier in Motor-KRITIK auf die Folgen auch für die Automobilindustrie aufmerksam machen lassen. Was mir klar ist, ist auch Fachleuten klar. Aber jetzt gilt es wohl einen "Flächenbrand" zu vermeiden. Und man löscht mit Handfeuerlöschern die hier und immer wieder ausbrechenden "Finanzbrände". Mit Millionen, Milliarden, Billionen. - Was wird denn gerade gebraucht? - Die Sozialisierung einer staatlichen Fehlleistung - einer globalen staatlichen Fehlleistung. - Im Stil der neuen Zeit!
In dieser Phase erinnern sich unsere Global-Politiker wieder der regionalen Besonderheiten unserer Welt. Peer Steinbrück, Bundesminister für Finanzen sagt: "Die USA sind der Ursprung der Krise, und sie sind der Schwerpunkt der Krise. Es ist nicht Europa, und es ist nicht die Bundesrepublick Deutschland." - Und es wird die Situation, unsere Situation verniedlicht. Von einer globalen Betroffenheit ist nicht die Rede. Wir sind wir. Und Steinbrück sagt: "Was wir bisher erlebt haben, ist, dass es viele Banken gibt, die sehr komplizierte Produkte außerhalb der Bilanzen geführt haben. Die Hauptanstrengung geht dahin - ganz banal ausgedrückt - ihnen dies nicht mehr zu erlauben, sondern dieses Element wieder in die Bilanzen zurückzuholen mit der Anforderung, dass dann Eigenkapitalunterlegungen notwendig sind. Das ist die disziplinierende Klammer für Bankmanager, mit dem Geld vorsichtiger umzugehen."
Und was, lieber Herr Bundesminister für Finanzen, ist die "disziplinierende Klammer" für Hauptgeschäftsführer und Aufsichtsräte von landeseigenen Gesellschaften und Betrieben? - Da sind "Eigenkapitalunterlegungen" mit dem Geld der Steuerzahler kein Problem, werden sozusagen - wenn man sich an den Worten des Herrn Bundesfinanzministers orientiert, sie ernst nimmt - "disziplinlos" vorgenommen. Entstehende Eigenkapitallücken werden so geschlossen, eine Wirtschaftlichkeit, die eigentlich nicht besteht, dem "gemeinen Volk" so vorgegaukelt. - Eventuell auch mit Gutachten über Gutachten, die auf der Basis von "Traumzahlen" erstellt, nicht aus der Realität dieser Welt stammen. Fehler des Staates oder des Landes, führen irgendwann zu einem Versagen von Märkten. Auch zum Versagen von Märkten in Regionen, Herr Landesfinanzminister.
Märkte brauchen eine Basis, eine gesunde Basis. Und die schafft man nicht mit unnatürlich großen, "aufgebläht" wirkenden Betonklötzen, mit Fremdkörpern in einer natürlichen Umgebung, wie z.B: der Eifel. Genauso wenig, wie man schlechte Kredite mit guten mischen sollte, um sie "dummen Anlegern" als "tolles Geschäft" anzubieten. Das Letztere hat sich per Saldo schon als nicht funktionierend erwiesen. Es konnte sich vor dem Exidus aber eine krankhafte "Profit-Blase" bilden. Trotz staatlicher Aufsicht. "Aber wir alle wussten seit vielen Jahren das, was fast täglich auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen stand: Wir, der Betrieb oder die Bank, wollen eine Kapitalrendite von 25 Prozent." Worte von Oskar Lafontaine - aber darum nicht falsch. Und richtig ist, wenn er an die Adresse des Bundesfinanzministers weiter feststellt: "Sie hätten früher sagen müssen: Das ist verrückt."
Die Geldverschwendung in der Eifel geschieht nicht nur unter staatlicher Aufsicht und Kontrolle, sondern ist sogar "politisch gewollt". - Bis zu welcher Wahl? - Denn man kann nicht die Wähler wie "dummes Vieh" mit "dummen Sprüchen" zur Wahl treiben, die man vorher mit dümmlichen Gutachten für eine spätere Schuldzuweisung in die "richtige Posiiton" gebracht hat. Auch ein zahmes Kaninchen beißt irgendwann zu, wenn es gequält wird. Leider schafft eine "meinungsfreudige und unabhängige" Presse (von Ausnahmen abgesehen) durch ihre Berichterstattung nicht die Transparenz, die eigentlich notwendig wäre, um die Dinge für breiteste Bevölkerungsgruppen durchsichtig und verständlich zu machen.
Wenn man mich fragt, warum ich mich überhaupt noch mit dem Thema beschäftige, weil sich doch gewisse Dinge nicht mehr aufhalten lassen, dann möchte ich das mit den Worten des SPD-Bundestagsabgeordneten Ludwig Stiegler so erklären: "Die Marktdisziplin hängt von der Transparenz ab. Wenn die Leute wissen, welche faulen Eier jemand im Nest hat, dann werden sie zögern, ihm noch Geld für den Kauf zusätzlicher fauler Eier zu geben. Deshalb ist Transparenz das Erste und das Notwendigste."
Am 1. Oktober rief mich vormittags ein Leser an um mir zu sagen, dass er gerade auf SWR1 in seinem Automobil das Interview mit einem Mitarbeiter des Landesrechnungshofs von Rheinland-Pfalz gehört habe und der habe das Projekt "Nürburgring 2009" als "fragwürdige Aufwertung des Nürburgrings" bezeichnet. Das Interwiev fand nach Darstellung meines Lesers im Hinblick auf die Haushaltsdiskussionen im Landtag von Mainz statt, wo die Ausgabenpolitik der Landesregierung in der Kritik stand. Die Frage des SWR-Reporters hatte darum wohl auch gelautet, wie und wo man denn noch nach Auffassung des Landesrechnungshofes sparen könne. Und eben da war das Projekt "Nürburgring 2009" als Beispiel genannt worden.
Ich habe mich danach sowohl mit Radio und Internet bemüht, diese Sendung irgendwie zu hören oder sonstwie aufzuspüren. - Ich habe nichts gefunden. - Bezeichnenderweise blieb auch eine schriftliche Anfrage beim SWR bis heute ohne Antwort. - Das kann Zufall sein. - Wenn man an Zufälle glaubt.
Hier in Motor-KRITIK wird geschrieben, was zur Transparenz eigentlich notwendig ist, es wird (auch) auf die Kehrseite der Medaille verwiesen. Wenn ich es mir einfach machen wollte, könnte ich auch sagen: Die Fehler bisher sind in Mainz gemacht worden. Darum müssen letztendlich auch dort die Probleme gelöst werden. - Leider ist das keine Lösung. Denn die Problemlösungen aus Mainz erfolgen immer mit dem Geld der vielen kleinen Steuerzahler. - Deren Meinung man dazu nicht hören will.
Am 4. Oktober gab es wieder mal einen "Ersten Spatenstich" zur Umsetzung des Projekts "Nürburgring 2009". Hier werden nicht nur "ein paar Bäume gefällt", neue Flächen versiegelt, sondern Ökosysteme zerstört und die so genannte "Grüne Hölle", die Umwelt, die Natur, wird zum wirtschaftlichen Spielball in der Hand von profitgierigen Spekulanten. Hier passiert regional im Kleinen, was wir gerade global in großer Darstellung - und in den Auswirkungen - im so genannten "Wirtschaftssystem" erleben. -
Man kann das auch anders sehen, wie das z.B. die "Rhein-Zeitung" in ihrer Ausgabe von heute (6. Oktober 2008) tut. Sie titelt ihre Geschichte vom "ersten Spatenstich" zur "Nürburgring-Partymeile" so: "In der grünen Hölle soll es heiß werden" und fasst ihre Zukunftserwartungen in einer Bildunterschrift mit den Worten zusammen: "Ein bisschen Ballermann in Fachwerkatmosphäre."
"Warsteiner" und die Nürburgring GmbH haben jetzt - mit dem "Ersten Spatenstich" zu dem von der Firma Mediinvest, Düsseldorf projektierten "Partydorf" am 4. Oktober sozusagen gemeinsam abgehoben. Man wird erst dann wieder Boden unter den Füßen haben, wenn die letzte "heiße Luft" verbraucht ist:
Herzliche Grüße von einer regionalen Großbaustelle
- leider ohne "disziplinierende Klammer" -