Malu Dreyer: Ein ahnungsloser Engel?

In folgender Geschichte möchte Motor-KRTIK die Öffentlichkeit zum Thema Nürburgringverkauf, aber auch H.I.G., ergänzend informieren. H.I.G. ist eine amerikanische Investmentfirma, die in London ein Europa-Büro unterhält (natürlich mit beschränkter Haftung) und auch zu den bekannten Bietern um das Projekt Nürburgring gehörte. Die H.I.G. ist – wie sich aus der Entscheidung des Gläubigerausschusses vom 11. März 2014 ergibt – unterlegen. Als neuer Käufer wurde an diesem Tag die Firma Capricorn mit ihrem Partner GetSpeed präsentiert. Mit dem Hinweis auf „Vertraulichkeit“ wurden die Öffentlichkeit, die Bürger des Landes Rheinland-Pfalz, die Steuerzahler dumm gehalten und werden inzwischen mit intelligent zubereiteten „Häppchen“ - auch von bestimmten Medien – auf eine Akzeptanz eingestimmt, die den Willen der Landesregierung mit den Wünschen der Nürburgring-Fans und Eifelbewohner vereinen und die als richtungsbestimmt empfundene Arbeit der Insolvenz-Sachwalter im Nachhinein legitimieren soll. - Dass die Öffentlichkeit z.B. in Sachen H.I.G. uninformiert ist weiß man. - Doch wie informiert war – und ist – die Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz, die mit dieser Funktion gleichzeitig die menschliche Vertretung einer Firmenkonstruktion darstellt, deren Eigner mehrheitlich das Land Rheinland-Pfalz war – und noch ist? - In diesem Zusammenhang wird hier nachstehend auch von bisher unbekannten Fakten zu lesen sein, woraus sich insgesamt eine Reihe von Fragen ergeben, die hier der Landeschefin öffentlich gestellt werden. (Es gibt sicherlich viel mehr Fragen als die Ministerpräsidentin Antworten hat.) - Bei den (evtl.?) Antworten der Dame am 30. April 2014 – dem „Tag der Begegnung“ - sollte man aber daran denken:

Unwissen: Kein Freibrief für Untreue!

„Nürburgring-Aas: Fraß für Geier?“ war der Titel der Geschichte, mit der Motor-KRITIK am 3. Februar 2014 zum ersten Mal die Öffentlichkeit ein wenig besser über einen der Bieter für den Nürburgring informierte, als das vorher geschehen war.

Motor-KRITIK machte hier auch – als Einziger bisher – auf eine Reihe von „Briefkastenfirmen“ aufmerksam, die die Londoner Dependance der H.I.G. zu diesem Zeitpunkt in Luxemburg (Stadt) unterhielt und hat sie alle aufgelistet. (Eine pdf-Datei der Firmen mit Adressen finden Sie auch hier noch einmal im Anhang.)

Nun hat sich die H.I.G. überraschenderweise immer an die Auflage „Vertraulich“ gehalten, die von dem jetzt als Sieger in dem Bieterverfahren hervorgegangenen Chef der Firma Capricorn wohl mehr als leere Floskel empfunden wurde. Von Seiten Capricorn hat man die Zeit bis zum Verkaufsentscheid am 11. März fleißig zur Eigenwerbung genutzt. Denn: Wer kannte vorher Capricorn?

Aber auch andere Ungereimtheiten im Bieterverfahren haben der H.I.G. London nicht gefallen, so dass man gerne von London aus direkt eine Beschwerde bei der EU-Behörde in Brüssel eingelegt hätte.

Aber die US-“Mutter“ war ob des Misserfolgs der „Tochter“ im Bieterverfahren um den Nürburgring wohl richtig sauer und hat den Londoner Mitarbeitern klar gemacht, dass sie sich bitte nicht mit zeitaufwändigem (und teuren!) „Nachkarten“ aufhalten, sondern – bitte, ganz schnell – sich um andere Neugeschäfte bemühen sollten. - Alleh hopp! - Dalli, dalli!

Meyrick Cox, der im Auftrag der H.I.G. in Sachen Nürburgring tätig war, ist ein cleverer Stratege im Londoner Bankengestrüpp und deren Umfeld von Investment-Gesellschaften. In unseren Medien wurde er gerne als Rennfahrer propagiert, da das seine Nähe zum Nürburgring symbolisch verstärkte, zumal er tatsächlich auch dort schon in vielen Rennen (z.B. VLN) an den Start gegangen ist.

Er war zur allgemeinen Überraschung sogar beim 3. VLN-Lauf (26.4.) wieder am Start, obwohl sein Einsatzfahrzeug, ein Opel Astra OPC, beim 2. Lauf nach einem fünffachen Überschlag zum Totalschaden geworden war. Aber „auf dem kleinen Dienstweg“ hat es dann innerhalb von 14 Tagen ein neues Einsatzfahrzeug gegeben. Cox steckt so einen Totalschaden leichter weg, als die Niederlage im Bieterverfahren.

Diese Niederlage bem Kauf des Nürburgrings hat ihn schon geschmerzt, so dass er sich mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung entschlossen hat, unter seinem Namen – da Direktbeteiligter - bei der EU-Behörde gegen den Verkauf des Nürburgrings an die Firma Capricorn eine Beschwerde einzulegen. - Und er hat eine Menge Argumente. - Das ist am 17. April 2014 erfolgt.

Der 30. April 2014 soll – wenn man als Journalist den Titel zu den entsprechenden Einladungen ernst nimmt – am Nürburgring zu einem „Tag der Begegnung“ zwischen Leuten werden, die sowohl pro als auch kontra der sich derzeitig abzeichnenden (Verkaufs-)Lösung gegenüber stehen. Sicherlich mit Argumenten. - Herr Cox wird wohl nicht da sein, zumal er nicht Deutsch spricht.

Auch die Vorlage des Konzeptes, das die H.I.G. der KPMG und den Insolvenz-Sachwaltern vorlegte war in bestem Englisch verfasst. Haben das eigentlich alle die, die Verantwortung trugen, wirklich lesen können? Die Ministerpräsidentin unseres Landes sollte das um ein Dutzend Seiten umfassende Konzept der H.I.G. aber z.B. schon kennen.

Darum möchte ich hier in Motor-KRTIK Frau Malu Dreyer ein paar Fragen öffentlich stellen, die sie dann gerne im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung (ab 18:30 Uhr im „Boulevard“) beantworten kann. - Ich bin selbstverständlich bereit, diese Fragen noch einmal „vor Ort“ zu wiederholen:

1) Waren Sie als Vertreterin des Besitzers der insolventen Nürburgring GmbH, die praktisch – dank 90prozentigem Anteil - eine „Landesgesellschaft“ ist, mit in den Verkaufsprozess eingeschaltet, kennen Sie die einzelnen Konzepte der Bieter?

2) Haben Sie sich in dieser Zeit – und davor - durch persönliche Gespräche mit den einzelnen Bietern ein Bild von deren Führungspersönlichkeiten und deren Absichten machen können?

3) Haben Sie sich in der Sache jeweils mit Insolvenz-Sachwalter und Insolvenz-Geschäftsführer abgestimmt?

4) In der Öffentlichkeit kursiert ein Gerücht, nach dem die Landesregierung bereits im November 2013 zum Thema Nürburgring-Verkauf mit der Firma Capricorn eine Vereinbarung getroffen hat?

5) Wieviele ernsthafte Bieter sind Ihnen während Ihrer Zeit als Ministerpräsidentin des Landes durch die Insolvenz-Sachwalter oder die KPMG nahe gebracht worden.

6) Haben Sie – quasi als Vertreterin des Besitzers (die Landesregierung) – jemals die Solvenz eines der Bieter überprüft, bzw. durch Ihre direkten Mitarbeiter, unabhängig von der Arbeit der Insolvenz-Sachwalter, überprüfen lassen?

7) Hat die Firma Capricorn den ersten im Kaufvertrag vereinbarten Teil-Zahlungstermin, der nach unseren Informationen bei Ende März 2014 lag, eingehalten?

8) Ist der neue – zusätzliche Geschäftsführer – der NBG, Carsten Schumacher, auf Betreiben des zukünftigen Besitzers, Capricorn bzw. GetSpeed, eingesetzt worden, oder durch die Insolvenz-Sachwalter?

Mit der offenen Beantwortung dieser Fragen können Sie, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, sicherlich zu einer offenen Atmosphäre am „Tag der Begegnung“ im „Boulevard“ am 30. April beitragen, die dann sicherlich auch eine Basis für weitere Fragen schafft.

Motor-KRITIK hat hier Fragen weggelassen, die uns beim Lesen einer Vorstandsvorlage beschäftigt haben, die in 2013 bei einem deutschen Automobilhersteller entstanden ist. Immerhin gibt es da viele interessante Passagen, von denen wir ein paar wenige herausgreifen wollen:

„Land sucht eine schnelle und politisch korrekte Lösung im Sinne eines langfristigen, vorzeigbaren Engagement, das gleichzeitig sehr positiv von der Öffentlichkeit aufgenommen wird.“

Eine Darstellung, die Insiderwissen voraussetzt. Tatsächlich ist die Textpassage auch im Original durch die Textfarbe ROT hervorgehoben. Es gibt an anderen Stellen noch weitere „Anregungen“, die man dann als Leser bemerkenswert findet, wenn man die jetzt von Insolvenz-Sachwaltern und Landesregierung favorisierte Lösung durch den Kauf des Gesamtobjekts durch Capricorn (exakt: capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH) kennt und lesen muss, was alles möglich wäre. Aus der Vorlage:

„Die Betriebsgesellschaft wird gemäß der Nutzung aufgeteilt in:

  • Eine Betriebsgesellschaft pachtet die Rennstrecke und vermarktet Renn-, Marketing- und Testbetrieb (NewCo-Racing-GmbH)
  • Die Immobilien und der Freizeitpark bleiben im Landesbesitz, mit separaten Betreibern werden Gastronomie, Freizeitpark und Immobilienvermarktung professionell entwickelt.
  • Es ist eine 'Automotive-Cluster' zu entwickeln, um die EU-Finanzierung von Rennstrecke und Gewerbeimmobilie zu rechtfertigen.

Eine interessante Argumentation, zumal auch Capricorn mit „Automotive-Cluster“ argumentiert. - An anderer Stelle wird noch einmal betont:

„Da Eifel Sonderfördergebiet/strukturschwaches Gebiet sind Zuschüsse denkbar.“

Da sollte man sich einmal überlegen, was uns die Landesregierung Rheinland-Pfalz und die Insolvenz-Sachwalter alles verschwiegen – und auch dem Gläubigerausschuss vorenthalten haben.

Auch in Verbindung mit einer angeblich sicheren Finanzierung des Kaufes durch Capricorn. - Von der man noch hören wird.

Wir wissen es vom gerade zu Ende gegangenen Koblenzer Prozess: Finanzierungs-Konzepte können auch zu Gerichtsverfahren führen.

Natürlich kann Frau Dreyer am Abend des 30. April auch zu diesem Thema – in Verbindung mit Capricorn - gerne noch ein paar Worte sagen. Sie könnte damit Verständnis wecken, bzw. bestehendes Unverständnis beseitigen. - Hoffentlich!

Weil der normale Eifeler z.B. auch nicht versteht, wie man einen solchen „Versöhnungstermin“ auf einen Tag und Zeitpunkt legen kann, an dem in den Eifel-Dörfern rings um den Nürburgring der „Maibaum“ aufgestellt wird. - ??? -

Da ist dann die Zuordnung „mangelndes Interesse“, wie das die Politiker und ihre (abgehobenen?) Berater deuten werden, programmiert.

Die Eifeler dagegen sprechen von mangelndem Einfühlungsvermögen in das Fühlen und Denken normaler Bürger. - In diesem Fall in der Eifel.

Das ist leider nicht der erste Fall – und es wird auch nicht der letzte bleiben.

Der Nürburgring wird zwar niemals eine „Ganzjahresdestination“ werden, hat aber als Affäre in jedem Fall Langzeitcharakter, ist mit dem aktuell verkündeten „Neubeginn“ noch lange nicht abgeschlossen. - Auch mit dem „Tag der Begegnung“ nicht.

Jedes – scheinbare! - Ende ist ein neuer Anfang. - Von Schwierigkeiten!

Hendrik Hering könnte davon ein Lied singen. - Aber Motor-KRITIK antwortet er inzwischen nicht mehr auf Anfragen. - Weil alle Antworten ihn belasten würden?

MK/Wilhelm Hahne

 

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