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Die Feiertage werden in diesem Jahr wahrscheinlich wenig zum Lesen interessanter Berichte genutzt werden. Dazu ist in unseren Breiten das Wetter zu schön. Außerdem wird man sich bei einer solchen Folge von Feiertagen gerne daran erinnern, dass es im Leben auch noch andere Dinge als Computer und Fernseher gibt. Aber etwas stellt man eigentlich an solchen Tagen nicht ein: Das Denken und Nachdenken. Es müssen nicht Probleme sein, die man gedanklich zu lösen versucht. Man denkt vielleicht nur über „Dies und Das“ nach, über Dinge, die man sonst schon mal (beim Denken) „links liegen lässt“. - Ich denke so an dieser Feiertagsfolge mal über Dinge nach, die ich zwar nicht vergessen, auch bedacht, aber für meine Leser nicht beschrieben habe. Da gibt es sicherlich viele. Aber nur manche sind so wichtig und bedeutend, dass es auch Ihnen, lieber Leser, aufgefallen sein muss, dass darüber in Motor-KRITIK nicht geschrieben wurde.
Ostern 2014: Lieber Leser!
Da wäre z.B. der Skiunfall von Michael Schumacher. - Warum sollte ich ihn hier vermelden? Das haben andere getan. Zu diesem Thema kann man als verantwortungsbewusster Journalist nichts schreiben. Zumindest im Moment nicht. Hier in Motor-KRITIK müssen schließlich keine Seiten gefüllt werden. Und warum sollten hier Vermutungen, Annahmen oder gar unqualifizierte Äußerungen um weitere ergänzt werden? - Zu gegebener Zeit wird dazu sicherlich etwas zu sagen sein. - Etwas Qualifiziertes.
In der Zwischenzeit überlasse ich das Thema gerne Günther Jauch und der Pressesprecherin von Michael Schumacher. - Der übrigens schon mal vor Jahren hier in Virneburg Fußball spielte. - Es wurde in Motor-Kritik darüber berichtet. Und Michaels Frau, Corinna, saß noch mal einige Jahre davor, hier in Virneburg in der Küche meiner Frau gegenüber, schaute ihr beim Bügeln zu und beide plauderten über Dies und Das. - Darüber stand auch nichts in Motor-KRITIK.
Eigentlich steht hier wenig, was primär der Selbstdarstellung dient. Es geht immer um die Sache. Aber es bleibt nicht bei der Vorstellung eines Ergebnisses, sondern ich versuche „den Weg dahin“ verständlich zu machen. Was dann wiederum meine Geschichten „aufbläht“ und – zugegeben – für Leute die „nicht so im Thema sind“ (und es beim Lesen eilig haben) auch schwer verständlich macht. BILD-Schlagzeilen lesen sich leichter.
So wäre es sicherlich einfach, nun nach dem (scheinbaren) Ende des Prozesses vor dem Landgericht Koblenz in Sachen Nürburgring plakativ auf das Urteil (die Urteile) einzugehen. Aber was soll das? - Sie sind noch nicht rechtskräftig. - Was daraus werden kann ist unbestimmt. Man denke doch nur mal dran, was aus den Berlusconi-Urteilen geworden ist. - Auch da waren die ersten Kommentare nach der Urteilsverkündung aus heutiger Sicht nicht sinnvoll.
Hier in Motor-KRITIK war einen Tag vor dem Urteil in Koblenz eine Geschichte zu lesen, die eigentlich den Blick dafür öffnen sollte, dass man das Geschehen hier in der Eifel nicht auf eine Schein-Privatfinanzierung minimieren kann. Zu dieser Geschichte, die sich zu einer Affäre und Skandal auswuchs, gehört erheblich mehr. - War vor dem Gericht in Koblenz irgendwann mal von Korruption die Rede? - Waren die Baukosten, wie sie in der Realität bei der Umsetzung des Projektes entstanden, eigentlich in dieser Höhe notwendig?
Geredet wurde vor dem Richterpult in Koblenz zwar viel, auch viel geheuchelt und manchmal auch ein wenig die Wahrheit verbogen, aber die Empfehlung guter Anwälte in aller Welt hat sich auch wieder in Koblenz bestätigt: Die beste Verteidigung ist – zu Schweigen. - Wie das Beispiel Dr. Walter Kafitz beweist. - Oder finden Sie die Urteile gegen Deubel und Kafitz gerecht, wenn man sie miteinander vergleicht?
Weil die Ostertage viel Zeit zum Denken bieten, versuchen Sie doch mal – lieber Leser – die Nürburgring-Tragödie in Stücke zu zerlegen, so wie jeder Konditor seine Torte in Stücke zerlegt. Heute ist man dort inzwischen bei 16er-Teilungen angekommen, der Nürburgring-Skandal erfordert aber wohl nur eine 8er-Teilung.
Phase 1: Es wird nach gewonnener Wahl durch eine neue SPD-Landesregierung ein ungeeigneter Geschäftsführer zur Leitung der vorhandenen landeseigenen Nürburgring GmbH eingesetzt. Der Vorgänger, der sich bis zu diesem Zeitpunkt gerade eingearbeitet hatte, verfügte – natürlich – über ein CDU-Parteibuch und musste deshalb gegen jemand mit SPD-Parteibuch ausgewechselt werden. Wogegen nichts spricht, wenn es ein kenntnisreicher Geschäftsführer gewesen wäre. Leider gehörte es nur zu den wesentlichen Stärken dieses Mannes ein SPD-Parteibuch zu besitzen und Radler-Freund des neuen SPD-Ministerpräsidenten Rudolf Scharping zu sein.
Phase 2: Natürlich will dieser neue Geschäftsführer, der von den Mitarbeitern seiner Firma als „Doktor-Kann-Nix“ empfundene Mann, gegenüber der Landesregierung mit besonderen Leistungen brillieren. So steigt die Anzahl der Tochterfirmen, steigen die Umsatzkurven, steigen die Verluste. Als sich abzeichnet, dass evtl. Zuflüsse aus Mainz geringer würden, wird von diesem Geschäftsführer mit Marketing-Studium eine Geldkasette in Mainz mit der Aufschrift „Tourismus“ ausgemacht, in der 40 Millionen gebunkert sind. - In der Folge lässt er sich von seinem Chauffeur durch Deutschland fahren, um funktionierende Freizeitparks zu erkunden und aufgrund seiner „Sekunden-Eindrücke“ ein Konzept entwickeln zu können, das geeignet ist, Mainzer Politiker zu beeindrucken. - Schließlich hat er Marketing studiert.
Phase 3: Die Idee kommt in Mainz an. Und alle örtlichen Provinz-Politiker – gleich welcher Parteifarbe - beugen sich den Wünschen der Mächtigen aus Mainz, die den Vorstellungen des Geschäftsführers entsprungen sind. Die Genehmigungsverfahren sind nur Formsachen und wo sie – der Form wegen – noch nicht erteilt werden können, da wird mit Teil-Baugenehmigungen gearbeitet. So lange, bis die eigentliche Baugenehmigung eigentlich nicht mehr zu verweigern ist. - Auch CDU-Provinzfürsten schwingen da demonstrativ gerne den Spaten beim „Ersten Spatenstich“.
Phase 4: Mit dem Bau dieses „Phantasieprojekts“ am Nürburgring wird begonnen, ohne dass eine Finanzierung gesichert wäre. Von Seiten der Landesregierung und der Nürburgring-Geschäftsführung werden (auch schriftlich!) Versicherungen abgegeben, dass, wenn nicht wenigstens eine 50prozentige Privatfinanzierung... - Aber an dieser nicht zu schließenden Lücke darf dieses „Leuchtturmprojekt“ des Landesvaters nicht scheitern. Und keiner in seinem Umfeld möchte von „König Kurt“ wegen „Nichterfüllung einer Auflage“ dann verstoßen werden. - Also verstößt man seinerseits... - Es passiert da schon mal, dass bei „Stockungen“ der N-GF drohend fragt: „Oder muss ich erst Kurt anrufen?“
Phase 5: Es müssen Strukturen verändert werden, um Ergebnisse unvergleichbar zu machen. Also trennt man Besitz- von Betriebsgesellschaft, gibt die mit einem lückenhaften Vertrag in Privathand und das eigentlich so programmierte Chaos wird als „Neuanfang“ deklariert. - Alles wird gut? - Und man installiert noch zur Untersützung den Verein „Freunde des Nürburgrings“. - Weil aber der Kern der Sache schon „faul ist“, kann aus der Sache auch nichts werden. Trotzdem gibt es sicherlich Leute, die es in Phase 4 und 5 zu etwas gebracht haben. Weshalb die Staatsanwaltschaft Koblenz schon lange ermittelt. - Und ermittelt. - Und ermittelt. - Wie lange noch?
Phase 6: Der Preis wird heiß! - Und in Mainz sucht man nach einer Lösung. Eigentlich soll es eine Endlösung sein, aber... - Eine Ausschreibung beschert der Landesregierung einen optimalen Berater, der eine Insolvenz der Landesgesellschaft empfiehlt und auch – gegen die ursprüngliche Meinung der Herren Beck und Lewentz – durchsetzt. Wie auch den Rücktritt von Kurt Beck, dank einer Bauchspeicheldrüsen-Erkrankung. - Malu Dreyer übernimmt nun die Regierung des Landes und – über Insolvenz-Sachwalter - die Abwicklung der Landes-GmbH, deren Geschicke sie aber immer unter Kontrolle behält, da die Abwicklung als „Insolvenz in Eigenverwaltung“ deklariert ist.
Phase 7: Mit dem Verkauf an einen – offensichtlich von Mainz gewünschten – Interessenten (Capricorn) werden die gleichen Voraussetzungen wie beim Bau des Projekts geschaffen: Durch eine unklare Finanzierung. Im ersten Beispiel war es eine italienische Bank, die die Landesregierung dadurch in Schwierigkeiten brachte, weil sie eine mündliche (!) Zusage nicht einhielt; im neuen Fall wird es eine deutsche Bank sein, deren Zusage... - welche Zusage? - Aber in Brüssel wird man immerhin – trotz vorliegender Beschwerden (inzwischen auch von der H.I.G.) Goodwill beweisen wollen und – und trotzdem wird sich nicht vermeiden lassen...
Phase 8: ...dass der Ballon platzt, an dessen „Aufblasen“ sich Viele – auch viele Medien – aktiv beteiligt haben. Man hat sich nicht um die Zahlen in Bilanzen geschert, nicht eigenartige Kredite (auf eigenartiger Basis) hinterfragt, nicht Lieferanten oder Kunden befragt, sondern denen geglaubt, die schon seit vielen Jahren die Meinung vertreten: Alles wird gut! - Und: „Wir müssen nach vorne schauen!“
Der wievielte Neubeginn war das eigentlich? - Man wollte es offensichtlich – mit aller Gewalt - „hinter sich bringen.
Damit habe ich dann schon wieder einen Blick in die „neue“ Zukunft geworfen, die mit dem Verkauf des Nürburgrings zum Preise von wohlfeilen 77 Millionen (nach interessanter Aufrechnung) begann und den ich gegenüber „auto motor und sport“ am Tag der Entscheidung so kommentierte:
„Wir haben soeben den Start in eine neue Insolvenz erlebt.“
Exakt das war mein Bauchgefühl, exakt das sagt mir „mein Bauch“ auch noch heute. - Während der Osterfeiertage werde ich noch einmal darüber nachdenken. Vielleicht wird mein Bauchgefühl inzwischen durch meinen Kopf bestätigt. - Sonst müssen wir auf den 1. Januar 2015 warten.
Aber vielleicht versuchen Sie es auch mal über die Oster-Feiertage mit stillem Nachdenken – so wie ich. Tun Sie es auch, lieber Leser. - Denken Sie mal und ordnen Sie den einzelnen Phasen (s.o.) die Namen zu, die ich nicht eingesetzt habe, um Sie mit einzubeziehen. - Oder verdrängen Sie inzwischen das Thema, weil sie es eigentlich „nicht mehr hören können“. - Das tun übrigens inzwischen viele Menschen, auch hier in der Region. - Leider! - Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir irgendwie durch die Ereignisse alle betroffen sind. - Sie haben keine Lust?
Vielleicht denken Sie dann einmal daran, ein Abo für Motor-KRITIK abzuschließen, obwohl Sie Wesentliches sicherlich auch kostenlos hier lesen können. - Weil ich es vor langer Zeit einmal versprochen habe. - Und ich halte mein Wort.
Tatsache ist aber auch, dass man ohne Einnahmen nichts ausgeben kann. Und gute Recherchen, die die Basis meiner Geschichten sind, erfordern nun mal Ausgaben.
Sehen Sie also ein Abo evtl. nicht so exakt auf einzelne Geschichten bezogen. Es ist auch eine Unterstützung meiner Arbeit insgesamt. Ich bin da nicht empfindlich, wenn Sie so etwas dann als „Spende“ empfinden. - Nennen Sie es also wie Sie wollen, denken Sie aber vielleicht mal über Ostern über ein Abo nach, mit dem Sie sich dann auch selbst zu einem Leser der besonderen Art machen: Zu einem bewussten Leser von Motor-KRITIK!
Übrigens gerade passiert: Da fragt ein Motor-KRITIK-Leser Jemanden, der eigentlich betroffen sein müsste, nach seiner Meinung zu einer aktuellen Motor-KRITIK-Geschichte. Antwort: „Ich lese diese Hahne-Geschichten nicht!“ - Ein paar Sätze später dann: „...und übrigens hat der Hahne auch nicht Recht!“ - Das war die Reaktion eines unbewussten Lesers, oder?
Ich denke, dass es bald wieder irgendwo knirschen wird, weil es Gründe dafür genug gibt. Und damit auch Gründe bald wieder zu schreiben, Hintergründe aufzuzeigen, Geschichten zu schreiben, die – Entschuldigung bitte! - nicht immer unbedingt leicht zu lesen und zu verstehen sind. - Das bezieht sich auf das Thema Nürburgring.
In München beginnt nach Ostern dann vor dem Oberlandesgericht das große Zittern des großen Formel 1-Zampano, Bernie Ecclestone. Der kann, das wurde ihm zugestanden, zwischen den Prozessterminen jeweils Deutschland wieder verlassen. - Vielleicht hat er sich darum aktuell in Brasilien einen neuen Besitz gekauft. - Es könnte ja sein, dass er dort erkrankt. - Und Brasilien muss ihn nicht ausliefern. - Also:
Fröhliche Ostern!
&
Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne