„The fucking Nuerburgring!“

Für die einen ist es ein Problemfall, den man inzwischen als gelöst betrachtet. Man möchte sich auch nicht mehr damit beschäftigen. Andere beschäftigen sich gerne damit, obwohl auch sie die Nürburgring-Nordschleife als „Green Hell“ empfinden, wie die „Grüne Hölle“ Jacky Stewart mal bezeichnet hat. Meyrick Cox z.B., der vielfach im Jahr auf diesem Kurs als Rennfahrer – manchmal auch mit dem Fahrrad (!) - unterwegs ist, aber auch als Vertreter der H.I.G. die „Green Hell“ als geschütztes Markenzeichen zu einem ungenannten Wert im Komplettangebot des KPMG-Teasers kennt, auch für den wurde der Nürburgring zum Problemfall, da ihm die „Bieterkonkurrenz“ Capricorn diesen Happen in letztem Moment wegschnappte. Die H.I.G. hatte wohl 75 Mio € geboten. - War Capricorn wirklich um 2 Millionen besser? - In einem Gutachten, das durch den Insolvenz-Sachwalter Lieser erst vor Monaten vor dem Koblenzer Landgericht publiziert wurde, ist der Wert des Nürburgring-Komplexes auch mit 77 Millionen Euro beziffert. Zufällig ist das dann auch die Höhe des (scheinbar?) erzielten Verkaufpreises. - Oder hätte man auch insgesamt 150 Millionen Euro erzielen können, wenn man sich etwas Zeit gelassen hätte? - „Nexovation“, ein US-Konsortium behauptet das und hat bei der EU eine Beschwerde eingereicht. Bekannt ist jedenfalls, dass es auch ein Gutachten zu 120 Millionen Euro gab. - Aber nur ungern wird sich heute noch jemand mit einem Thema beschäftigen wollen, das die Regierungschefin des Landes Rheinland-Pfalz in einem Gespräch mit dem o.g. englischen Rennfahrer und H.I.G.-Vertreter zwar als nun erledigtes Problem empfindet, aber gerade darum – deshalb? - von ihr dann so benannt wird:

„The fucking Nuerburgring!“

Nur 20 Minuten nach Beginn des Fernsehkrimis von Donna Leon, „Schöner Schein“ (am letzten Samstag), spricht jemand im Film beim gemeinsamen Essen und dem Diskutieren von Tagesthemen eine Wahrheit aus, die man auch in manch anderem Zusammenhang als passend empfinden könnte.

„Die Regierung ist die kriminelle Organisation“,

stellt jemand richtig und antwortet damit auf die Frage, wie eine Regierung gegen jemand vorgehen kann, der die Regierung „anfüttert“.

Der Fernsehfilm wurde im gesamten Bundesgebiet ausgestrahlt, konnte also auch in Rheinland-Pfalz empfangen werden. Auch hier gibt es eine Regierung, eine Landesregierung, die die Visionen von zufällig durch Wahlergebnisse in Spitzenpositionen gerutschten Politikern unterschiedlichster Couleur umzusetzen versucht, ohne die Fakten und Realität zu berücksichtigen, die z.B. „private Investoren“ in ihre Planungen einbeziehen und im Vorfeld ihrer Entscheidungen überprüfen.

Und es dauert hier deutlich länger, bis dass jemand auf die Idee kommt, dass etwas grundsätzlich falsch läuft. Das dauert evtl. Jahre. Wobei man dann nicht etwa an eine Änderung, an eine Veränderung denkt, die eine wesentliche Korrektur der ursprünglich eingeschlagenen – falschen – Richtung bedeuten würde, sondern daran, wie man das Ganze so darstellen kann, dass niemand auf die Idee kommt, hier sei etwas schon vom Ansatz her falsch gewesen.

Weil schon der Ansatz falsch war, hat man vor Jahren z.B. keinen „privaten Investor“ für die Planungen um „Nürburgring 2009“ gefunden, darum hat man auch aktuell keinen Käufer gefunden, der bereit gewesen wäre, die Summe für das Gesamtobjekt zu zahlen, die eigentlich als passend empfunden werden müsste, wenn die durch die Politiker des Landes getätigten Investitionen an der Realität orientiert gewesen wären.

So hat man inzwischen mehrfach „einen Schnitt“ (Politiker-“Speak“: Neuanfang!) machen müssen, der inzwischen den Zeit-Wert des Objekts auf ungefähr 10 Prozent des Realwertes minimierte. Aber das interessiert die Landesregierung nicht, wenn es ihr nur gelingen würde, sich von diesem Objekt, das durch den Ersatz von Erfahrung und Wissen durch Macht zu einem unglücklich verlaufenden Versuchs-Projekt wurde, schnell zu trennen. - Um jeden Preis! - Mit Millionen-Zusatzkosten für die Berater und Abwickler!

Wichtig ist, dass die Schlappe, die alle Parteien (!) im Zusammenhang mit diesem Projekt erlitten haben möglichst schnell vergessen wird. - In Verbindung mit den Fehlleistungen der jeweiligen Parteien. - Denn irgendwann ist wieder Wahltag. Und es geht um Macht! - Weiß man bei SPD, GRÜNE, CDU, LINKE und FDP.

Geld spielt keine Rolle. Denn es ist nicht das Geld, für das man im Schweiße des Angesichts gearbeitet hat. Es ist nur (!) das Geld der Steuerzahler. Einfach eingenommen, einfach ausgegeben. Vielleicht eine halbe Milliarde Euro. - Nur eine halbe Milliarde? - Wenn man einmal überlegt, was ein Flugzeugträger kostet... - Und immerhin erfolgte die Geldausgabe in guter Absicht. Sagt man. Es war immerhin an eine Infrastrukturverbesserung gedacht. Es sollten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

Wie jetzt auch der Verkauf des Nürburgrings im Interesse der Öffentlichkeit erfolgen soll. Sagt man und verweist auf neu geschaffene Gesetze. Und man hat sich abgesichert. Denn das war zwingend notwendig. Weil der Nürburgring insolvent wurde. Aber nicht einfach so, sondern weil die Landesregierung – nach eingehender Beratung durch „Fachleute“ - das als die beste Lösung empfand. Man konnte so die Verantwortung für die „logischen Weiterungen“ auf eine andere Ebene verlagern.

Ideal war die Lösung, die die gewählte Insolvenz in Eigenverwaltung darstellte. So hatte man immer von Mainz aus den „Durchgriff“, ohne dass das in irgendeiner Form nachgewiesen werden konnte. Die Verantwortung für den Verkauf an einen der (wie man inzwischen weiß: drei!) Bieter wurde auf den Gläubigerausschuss verlagert. Der hat die Entscheidung getroffen, auch wenn er z.B. nur von zwei Bietern wusste, aber selbst dazu wohl keine objektiven – oder kompletten! - Basisinformationen vorliegen hatte. So hat er dann den Bieter Capricorn als den Richtigen auserkoren und damit – zufällig (?) – dem Wunsch der Landesregierung entsprochen. - Soll man der Landesregierung nun daraus einen Vorwurf machen?

Oder sollte man den Vorwurf den Insolvenz-Sachwaltern machen, die gebetsmühlenartig erklären, dass das Capricorn-Angebot „das beste Angebot“ gewesen sei. Zu H.I.G. oder gar Nexovation hat man nichts gesagt, will dazu nichts sagen. - Das ist eine Masche, durch die alle Argumente der so genannten Angreifer fallen sollen. - Und die Mehrheit des Gläubigerausschusses – sowieso aufgrund gewisser Abhängigkeiten der Landesregierung hörig – schweigt auch und verweist darauf, dass man zur Vertraulichkeit verpflichtet sei.

Zufällig (?) ist Capricorn genau der Käufer, den die Landesregierung braucht, weil sie auch hier aufgrund der vertraglich eingeräumten Zugeständnisse im Falle eines Falles auch nach Vertragsabschluss (fast) immer den Durchgriff hat.

Wer hat denn die Details für die Zahlungsmodalitäten ausgehandelt? - Die Insolvenz-Sachwalter natürlich. Im enger Zusammenarbeit mit der KPMG. Und keiner ist trotzdem verantwortlich. Weil das in der Insolvenz-Ordnung so vorgesehen ist.

Natürlich war die Überprüfung der Bieter durch KPMG und Insolvenz-Sachwalter so, dass die Wünsche der Landesregierung berücksichtigt werden konnten. Und man setzte den Gläubigerausschuss zeitlich so unter Druck, dass dem eine Überprüfung der „Überprüfung“ nicht möglich war. - Aber der Gläubigerausschuss ist verantwortlich! - Und in Mainz ist man zufrieden. - Gut gemacht!

Niemand hat die Entscheidung des Gläubigerausschusses ernsthaft hinterfragt, hat nach der Entscheidung noch recherchiert, versucht die Basis zu hinterfragen, die natürlich auch bei Capricorn im Hinblick auf die Solvenz vorhanden sein muss. - Immerhin konnte man Capricorn der Öffentlichkeit gegenüber als sympathischen Kontrast zu so genannten „Heuschrecken“ (wie H.I.G.) aufbauen. - Und von Nexovation wurde gar nicht erst gesprochen. Auch jetzt im Nachhinein verweigert Prof. Dr. Dr. Schmidt, der Insolvenz-Geschäftsführer, jeden Kommentar dazu, so dass auch z.B. Nexovation befürchtet, dass die Mitglieder des Gläubigerausschusses „ihre Entscheidung auf Basis falscher und unvollständiger Informationen getroffen haben“.

Motor-KRITIK hat keine der vorgegebenen und verwendeten Phrasen (z.B. in der „Rhein-Zeitung“ vom 10. April) übernommen wo auf einer ganzen Seite, als „Wirtschaft extra“, nicht nur Capricorn Composite als „das dynamische Herz der Unternehmensgruppe“ vorgestellt wird, ohne eine einzige der Bilanzzahlen zu nennen, die einen Hinweis auf die Rentabilität des Unternehmens zulassen würden.

Motor-KRITIK hat im Hinblick auf Capricorn, aber auch im Hinblick auf die Abläufe des Bieterverfahrens selber recherchiert und muss feststellen:

Der Verkauf des Nürburgrings war nicht nur grundsätzlich eine Fehlentscheidung, sondern auch noch besonders dadurch, dass man als Bieter eine Firma akzeptierte, die man wohl intern selber „schön redete“. - Weil das im Sinne der Landesregierung war. - Und so nebenbei die „Öffentlichkeit“ beruhigte.

Wer hat schon auffallende Details hinterfragt und die zum Anlass für weitere Recherchen genommen? - Beschäftigen wir uns mal mit Capricorn, der Firma, die der Öffentlichkeit als Käufer des Nürburgrings genannt wurde.

Wir sind auf eigenartige Zusammenhänge gestoßen, auf „Umstrukturierungen“, wie man sie auch deshalb manchmal bei großen Konzernen – z.B. nach der Berufung eines neuen Vorstandes findet, weil so der Vergleich von Bilanzzahlen und Detail-Statistiken unmöglich wird.

Exakt solche „andere Zusammenstellungen“ von Firmenteilen, ein Verschieben in „andere Hände“ ist auch im Fall Capricorn wie selbstverständlich festzustellen, die der Eigner von Capricorn damit erklärt, dass solche Veränderungen z.B. auf Veranlassungen seiner Kunden aus der Automobilindustrie – Motor-KRITIK gegenüber wurde z.B. als Beispiel Porsche genannt – notwendig wurden.

Motor-KRITIK hat einmal hinterfragt, ob solche „Veränderungen“ auch den Geschäfts-“Partnern“ jeweils mitgeteilt wurden, z.B. solchen, die daran ein großes Interesse haben mussten, weil sie - aus welchen Gründen auch immer – wie in einem Fall, einen zweistelligen Millionen-Kredit einer der Capricorn-Firmen zur Verfügung stellten.

Einen Ansatz bot hier z.B. eine Presseinformation, die Motor-KRITIK durch „Verlinken“ auch seinen Lesern zugänglich gemacht hatte. In ihr war zu lesen:

„Hamburg/Kiel, 9. Oktober 2013 - Die HSH Nordbank stellt der capricorn GROUP für die langfristige Bestandsfinanzierung des Capricorn-Gebäudes im Düsseldorfer Medienhafen 85 Mio. Euro zur Verfügung. Das Signing der Verträge erfolgte im Rahmen der Immobilien-Messe Expo Real. ...“

Wer ist die Capricorn GROUP? - Nach Informationen von Motor-KRITIK war das Capricorn-Gebäude unter dem Firmenmantel der Capricorn Holzstraße GmbH platziert. Aber war das Capricorn-Gebäude eigentlich ganz im Besitz von Capricorn?

Einer meiner Leser hatte Motor-KRITIK vor Wochen folgendermaßen informiert:

„Robertino Wild hat die Kontrolle über eines seiner Lieblingsprojekte verloren. Nachdem Capricorn an der Capricorn Holzstraße GmbH & Co KG nur 25% hatte und die anderen 75% der in Liechtenstein ansässigen Pirol Stiftung gehörten, hat seit Februar die Pirol Beteiligungs GmbH die volle Kontrolle über die Capricorn Holzstraße GmbH & Co KG.“

Und beim Amtsgericht in Düsseldorf ist Motor-KRITIK bei der Recherche im Handelsregister folgende Eintragung aufgefallen. Sie ist vom Februar 2014:

„HRB 71473:Diamant 131. (Einhunderteinunddreißigste) GmbH, Düsseldorf, c/o VRB Vorratsgesellschaften GmbH, Friedrichstraße 133, 10117 Berlin.Die Gesellschafterversammlung vom 03.02.2014 hat eine Änderung des Gesellschaftsvertrages in § 1 und damit der Firma beschlossen. Ferner wurde § 2 (Unternehmensgegenstand) geändert. Neue Firma: Pirol Beteiligungs GmbH. Geschäftsanschrift: Speditionstr. 1 c/o Noerr LLP, 40221 Düsseldorf. Neuer Unternehmensgegenstand: Die Verwaltung des Vermögens und die Geschäftsführung der Capricorn Holzstraße GmbH & Co. KG. Nicht mehr Geschäftsführer: Vieth, Julia, Berlin, *01.10.1969. Bestellt als Geschäftsführer: Zimmermann, Wolfgang, Mülheim an der Ruhr, *12.06.1949, mit der Befugnis im Namen der Gesellschaft mit sich als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.“

Darüber habe ich in den letzten Wochen meine Leser schon informiert. Inzwischen musste ich auch feststellen, dass aus capricorn Holzstraße Beteiligungs GmbH unter der gleichen HRB-Nr. (70984) seit dem 19. März 2013 nun die capricorn CAMPUS Verwaltung GmbH geworden ist. - Selbst die „Rhein-Zeitung“ hatte eine solche Veränderung drei Wochen danach in ihrer großen Geschichte im „Wirtschaftsteil“ (!!!) nicht zur Kenntnis genommen.

Erfolgte diese Umbenennung, weil der bisherige „Inhalt“ der Firma auf der Holzstraße in Düsseldorf weggefallen ist und nun gerade auf dem „Campus“ der RWTH Aachen inzwischen die „Cluster“ erstellt, die man sich für den Nürburgring erträumt?

In diesem Zusammenhang sei die Feststellung gestattet, dass „Pirol“ nicht nur der Name für eine Beteiligungs GmbH in Deutschland ist, sondern sich auch in Liechtenstein für eine Stiftung oder ein Film Production Establisment findet, genauso, wie Pirol der Name für den „Vogel des Jahres“ in der Schweiz des Jahres 2013 war. Das ist ein Vogel, der gerne in Afrika unterwegs ist, dort Heuschrecken frisst und u.a. auch in Liechtenstein nistet.

Versucht man eine Verbindung zu Capricorn herzustellen, so findet man diesen Namen auch im Steuerparadies. Was aber nichts heißen muss. Denn es kommt darauf an, wer hinter diesem Namen steht.

Wer hinter Pirol in Liechtenstein steht, ist evtl. auch hinter OpenPictures in München zu finden oder war auch mal in Norddeutschland aktiv. - Auch schon mal in Verbindung mit Capricorn. - Aber in jedem Fall ist er mit einer Gräfin verheiratet und lebt in London.

Aber der Käufer des Nürburgring ist Capricorn. Genau genommen die „capricorn NÜRBURGING GmbH“ , die dann Tage später unauffällig zur „Capricorn NÜRBURGRING-Besitzgesellschaft mbH“ mutiert ist. Teilhaber (zu einem Drittel) an dieser Firma ist ein Mann, der über große Erfahrung im Beratungsgeschäft verfügt und schon mit großer Überzeugungskraft einen anderen (kleinen) Unternehmer „über den Tisch gezogen hat“. - Sagt der, den man über den Tisch zog. - Und es darf in dieser Sache noch eine gerichtliche Auseinandersetzung erwartet werden. - Erste Schriftsätze wurden bereits versendet.

Diese interessante Mischung von markanten Persönlichkeiten und bisher unbekannten Fakten wäre eigentlich ein Thema für BUNTE.

Insgesamt ist das ganze Geschehen rings um den Verkauf des Nürburgrings aus Sicht von Motor-KRITIK – und in Kenntnis der Details, die offenbar vielen Beobachtern entgangen sind - ein Skandal. - Und damit eigentlich auch ein Thema für BILD:

So habe ich, um Klarheit zu erlangen, die HSH Nordbank angeschrieben und um Auskunft gebeten, wie sie eigentlich die Situation sieht. Motor-KRITIK hat die registrierten Veränderungen (s.o.) noch einmal aufgelistet und am 4. April 2014 die Frage gestellt:

„Ist davon die von Ihnen in der Presseinformation erwähnte „langfristige Bestandsfinanzierung des Capricorn-Gebäudes im Düsseldorfer Medienhafen" irgendwie betroffen?“

Die HSH Nordbank hat sich nicht gerührt, so dass ich noch einmal mit einer E-mail am 9. April erinnert habe. Die Antwort ist interessant:

„...tut mir leid, Ihre Anfrage ist mir durchgegangen. Ich werde eine Kollegin bitten sich in dieser Sache aufzuschlauen. Sie wird sich in den kommenden Tagen bei Ihnen melden. ...“

Nun war mir die augenblickliche Situation der HSH Nordbank nicht unbekannt. Immerhin war für Donnerstag, dem 10. April eine Bilanzpressekonferenz angekündigt. Da ist es sicherlich auch nur ein Zufall, wenn exakt an diesem Tag nicht nur die „Heiligsprechung“ von Capricorn durch die „Rhein-Zeitung“ auf einer Extra-Wirtschaftsseite erfolgt, sondern auch zwei Seiten zur capricorn COMPOSITE GmbH in „Blick aktuell – Mayen/Vordereifel Nr. 15/2014“ erscheinen, eine davon als „Suchanzeige“ für neue Mitarbeiter.

Einige Seiten vorher war schon über die Reaktionen der „Freunde des Nürburgrings“ berichtet worden:

„'Das Konzept, das die neuen Inhaber Robertino Wild und Dr. Alex Heinemann dem Vorstand vorgelegt haben, hat uns überzeugt', berichtete Manfred Sattler auf der Jahreshauptversammlung der Initiative FdN.“

Die Öffentlichkeitsarbeit von Capricorn darf als vorbildlich bezeichnet werden. Aber wie sieht es hinter der Fassade aus? - Man durfte z.B. auf die Antwort der HSH Nordbank auf die Anfrage von Motor-KRITIK gespannt sein. Die traf dann heute um 11:24 Uhr ein:

„Sehr geehrter Herr Hahne,

dankend haben wir Ihre Mail erhalten. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir zu Einzelengagements und Kundenbeziehungen aus bankrechtlichen Gründen keine Stellungnahme abgeben können.

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Steinbacher
Pressesprecherin HSH Nordbank AG
Kommunikation
Gerhart-Hauptmann-Platz 50
20095 Hamburg Deutschland

Das hätte man Motor-KRITIK auch schon in der ersten Antwort – der auf eine „Erinnerung“ - mitteilen können. Über ihre Kundenbeziehung hatte die Bank außerdem schon ausführlich in einer Pressemeldung am 19. Oktober 2013 berichtet. - Hier noch einmal ein Link ins Archiv der Bank.

Jetzt, wo sich die Situation in Richtung kritisch und brisant entwickelt erinnert man sich der „bankrechtlichen Gründe“.

Die Bilanzpressekonferenz dieser Bank im Norden am gestrigen Tag hatte keinen besonders guten Eindruck von deren Geschäftsführung vermittelt. Um es mit ein paar Schlagzeilen aus den Medien zu verdeutlichen:

  • „Hoher Verlust: HSH Nordbank hat Desasterjahr hinter sich“
  • „HSH Nordbank macht erneuet Millionenverlust“
  • „Politik befürchtet Salamitaktik bei Krise der HSH Nordbank“
  • „Hoher Verlust: HSH Nordbank braucht mehr Geld vom Staat“

Es wird meine Leser nicht wundern: Die HSH Nordbank befindet sich zu gut 85 Prozent im Besitz des Landes Schleswig-Holstein und der Freie und Hansestadt Hamburg. Bei dieser Bank wurde auch schon wegen Untreue und Bilanzfälschung ermittelt, gab es z.B. auch schon einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss. - Aber es gab nicht einen einzigen Schuldigen, nachdem man 27 Zeugen vernommen, 50.000 Aktzenzeichen gewälzt und 800.000 € Kosten verursacht hatte. - Die Staatsanwaltschaft hatte von einem Schaden von 158 Mio E gesprochen.

Feine Leute, feine Geschäfte und „bankrechtliche Gründe“!

Aus „bankrechtlichen Gründen“ möchte man nicht zu den Veränderungen – und deren Auswirkungen auf einen Bankkredit für Capricorn Stellung nehmen. Aus bankrechtlichen Gründen hat man aber einen 85 Millionen-Kredit für Capricorn öffentlich gemacht?

Wenn die KPMG die Bieter um das Projekt Nürburgring nicht richtig auf ihre Solvenz überprüft haben, wenn hier auch die Insolvenz-Sachwalter Schwächen zeigten, wenn nicht nur in den nächsten Wochen die H.I.G. bei der EU ihre Verwunderung über die Art einer „bevorzugten Behandlung“ von Capricorn ausdrücken wird, wenn jetzt schon Nexovation bei der EU eine Wettbewerbsbeschwerde eingelegt hat, dann sollte eigentlich klar sein: Nun ist nichts mehr so wie es war, wie es der Öffentlichkeit „verkauft wurde“.

Inzwischen wird auch jene „Bestätigung“ der Deutschen Bank, mit der angeblich Capricorn eine Kreditzusage für den Kauf des Nürburgrings bestätigt wird, interessierten Kreisen zum Preise von 200.000 € (in Worten: Zweihundertausend Euro) angeboten. Was dieses Papier so wertvoll macht? - Es soll sich nicht um eine Bestätigung, sondern lediglich um eine Absichtserklärung handeln, nicht um eine definitive Zusage.

Der Skandal um den Verkauf des Nürburgrings ist perfekt!

Gibt es in dieser politischen Affäre wirklich nur Ahnungslose? - Sind Politiker so einfältig, wie sie sich nun geben? - Müssen! -

Wenn es unter diesen Umständen jetzt zu keinen deutlichen Reaktionen aus dem Gläubigerausschuss kommt, muss man ihn zu Verantwortung ziehen. - Oder tragen die Insolvenz-Sachwalter Verantwortung, weil ihre Überprüfungsmaßnahmen im Falle der Bieter nur unvollkommen waren und Zeitdruck, unter dem es zu der Verkaufsentscheidung kam, durch sie bewusst zur Entscheidung des Gläubigerausschusses „in die richtige Richtung“ genutzt wurde?

Jetzt ist kein Untersuchungsausschuss gefragt, liebe Frau Julia Klöckner, sondern die Staatsanwaltschaft. - Es geht hier nur noch um „grob fahrlässig“ oder „vorsätzlich“. - Das ist die Meinung von Motor-KRITIK. Und die Koblenzer Staatsanwaltschaft kann ihre Unabhängigkeit von politischen Weisungen durch ihre Aufklärungsarbeit – und Anklagen – in dieser Sache nun darstellen.

Oder anders: Der neue General-Staatsanwalt in Koblenz, Jürgen Brauer (57), Chef von 154 Staatsanwälten, kann nun aufzeigen, ob er das Weisungsrecht der Politik gegenüber Staatsanwälten als „wichtiges Korrektiv“, wie es „sein Chef“, Justizminister Hartloff, bei seiner Einführung im Koblenzer Theater bezeichnete, in diesem Fall „als Bremse“ akzeptiert oder seine Mitarbeiter auch dann eine ordnungsgemäße Aufklärungsarbeit im Interesse der Öffentlichkeit führen lässt, wenn es der Politik in Mainz nicht passt. - Wie war doch die Feststellung im eingangs erwähnten Fernsehkrimi? -

„Die Regierung ist die kriminelle Organisation!“

„Mainz wie es singt und lacht“ ist Vergangenheit! - Das darf am Ende einer Kette von unmissverständlichen Recherche-Ergebnissen hier in Motor-KRITIK wohl festgestellt werden.

So wie sich jetzt die Abläufe darstellen, müssen die Politiker dieses „Projekt Nürburgring 2009“ eben als „the fucking Nuerburgring“ empfinden.

Dr. Jochen Langen, als Leiter der Zentralabteilung des Wirtschaftsministeriums in Mainz im Jahre 2010 in Rente gegangen, hat das wohl alles vorher abschätzen können. Er hat in der kurzen Zeit von vier Monaten, die er im Jahre 2010 Aufsichtsratsvorsitzender der Nürburgring GmbH war, von Ernst & Young ein Gutachten erstellen lassen, um sich persönlich ein Bild machen zu können.

Motor-KRITIK ist bemüht Fakten und Daten aus diesem Gutachten zu erhalten, die sicherlich das Bild von den skandalösen Abläufen damals weiter ausleuchten können.

Damit zumindest die Motor-KRITIK-Leser umfassend und gut informiert sind.

MK/Wilhelm Hahne

 

 

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