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Tag der Arbeit. Das ist heute. Darum arbeite ich auch. Vor Tagen war ich vormittags an der Mosel zum Kaffetrinken und Kuchen essen. Danach – in Tagen gerechnet – bin ich in einem Naturschutzgebiet spazieren gegangen und habe ein wenig fotografiert. Wenn ich so überlege, entspanne ich in einer normalen Arbeitswoche – von Montag bis Sonntag – so um 100 Stunden. - Wie auch am Tag der Arbeit. - Meine Einstellung zur Arbeit war schon immer so. Sogar meine Freunde haben nicht gewusst dass ich überhaupt arbeite. Ich hatte immer Zeit. Für ein Gespräch, für eine Tasse Kaffe, für einen Gedankenaustausch. Und ich wundere mich heute, in einer Zeit da man z.T. eine Arbeitswoche von 32 Stunden noch als Belastung empfindet, dass man da in der „Restzeit“ keine Zeit hat etwas Vernünftiges zu kochen, sondern hektisch in Supermärkten den Einkaufswagen mit Fertiggerichten vollschaufelt. Und Erzieherinnen in Kindergärten den Vorwurf macht, dass man seine Kinder nicht noch länger dort abgeben kann, als es derzeit möglich ist. „Schließlich sind wir beide erwerbstätig.“ - Ach ja! - Und das evtl. sogar 36 Stunden. - In der Woche. - Drei Mal im Jahr muss man Urlaub machen. Sonst hält man das ja nicht durch. - Den Stress. - Den Urlaub macht man natürlich auf Kredit, weil ja das Einkommen kaum reicht, obwohl beide arbeiten. - Man hat kaum noch Zeit den einen Urlaub abzubezahlen, bevor man den neuen antritt. - Und die Lokomotivführer streiken. Und es gibt Piloten-Streik. Die Einen wollen mehr Geld, die Anderen früher in Rente. - Arbeit ist in unserem Digital-Zeitalter zu einer Riesenbelastung geworden. Weil wir durch Roboter und vielerlei elektronische Hilfsmittel immer weiter entlastet werden. Da hilft eben nur die Selbstdarstellung mit Handy und Terminkalender, einem Abo im Sport-Center und der regelmäßige Besuch beim Phychologen. - Und das Premium-Automobil bildet den Rahmen. - Geleast natürlich!
1. Mai 2015: Lieber Leser!
Zugegeben: Von der 16 Stunden die ich Tag für Tag – wenigstens - auf den Beinen bin, nutze ich auch schon mal Abends ein paar Stunden, um mir bei einem guten Glas Wein ein paar Gedanken und Notizen zu machen, ein paar Abläufe zu skizzieren, wie sie mir ideal vor kommen.
Und ich halte mich dran. Ich bin auch nicht enttäuscht, wenn alles nicht so läuft wie gedacht. Ich denke dann nur darüber nach, welchen Gedankenfehler ich wohl vorher gemacht habe. Zwei Mal den gleichen Fehler zu machen, das versuche ich zu vermeiden. - Und ich lerne gerne aus den Fehlern der anderen.
Ich plane die Arbeitsabläufe eines Tages zwar, bin aber immer bereit sie zu verändern. Ich lasse mich nicht von Plänen bestimmen, bin auch nicht der Sklave des Computers. Ich kann nicht alles wissen. Ich will auch nicht alles wissen. Aber das, was zum Umfeld meiner Geschichten gehört, davon möchte ich schon genaue Kenntnis haben. Darum bemühe ich mich auch.
Und ich lerne ständig dazu. - Dabei war ich mal – vor Jahrzehnten – der Meinung, dass mich eigentlich keine Entwicklung, wirklich nichts mehr überraschen könne. - Ich glaubte alles zu wissen.
Heute weiß ich, dass das Lernen niemals aufhört, so lange man lebt. Man muss nur aufmerksam zuhören, Geschehnisse beurteilen, zu einer eigenen Urteilsfindung kommen, sich die auch bewusst machen und ggflls. entsprechend handeln.
Wenn man dann einmal von der Entwicklung überrascht wird, sollte man das auch hinnehmen und es quasi als positiv empfinden, weil man wieder dazu gelernt hat.
Wenn ich früher – in den 50er Jahren - mit dem Motorrad vom Niederrhein in die Eifel fuhr, dann habe ich die Bauern bewundert, die den kargen Boden – mit viel Steinen – bearbeiteten. Sie hatten keine Pferde – wie am Niederrhein – sondern Kühe vor den Pflug gespannt und die Bauersfrau ging hinterher und sortierte die Steine aus.
Wenn um 11 Uhr die Kirchenglocken läuteten, dann wusste sie, dass sie nach Hause gehen musste, um Mittags das Essen fertig zu haben.
Doch der Bauer arbeitete am Vormittag nicht durch. Das ging schon deshalb nicht, weil die vorgespannten Kühe schon mal wiederkäuen mussten. Und dann saß der Bauer im Schatten eines unter einem mitten in freiem Feld stehenden Baumes und ruhte aus. - Wie auch die Kühe. -
Und wenn er dann – nach einem nach heutigen Maßstäben oft auch kargen Mittagessen - spät Abends nach Hause kam, dann hat er sparsam zu Abend gegessen und man hat sich an lauen Sommerabenden auf die Bank an der Straße gesetzt und evtl. mit den Nachbarn geplauscht. Und an besonderen Tagen dann evtl. noch ein (oder zwei?) Bier getrunken. Das hatten dann die Kinder – natürlich mit dem Fahrrad – in der meistens nahe gelegenen Kneipe in einer kleinen, weißen Emaille-Kanne geholt.
Die war dann von außen beschlagen, wenn das Kind heim kam, weil das Bier richtig kalt war und nach der körperlich harten Arbeit am Tag wirklich etwas Gutes – und ein Genuss – war. - Wer hat sich „damals“ schon nur einfach „volllaufen lassen“?
Heute gibt es viele Teilzeitbauern, die am Nachmittag von der normalen Arbeit kommen, dann mit einem PS- und hubraumstarken Traktor evtl. noch nachts mit eingeschaltetem Licht + Strahler auf dem Dach über die Felder jagen und keine Zeit für Nichts haben. - Auch nicht für Freunde.
Die Zeit, die früher vom Menschen als Freund empfunden wurde, weil man sie hatte, weil man sie sich nahm, die ist jetzt zur Bestie geworden, die den Menschen jagd. Und man lässt sich hetzen und spricht von Belastungen und Krankheiten, die man früher gar nicht haben konnte, weil es dafür keine Bezeichnungen gab.
Man wird an der Arbeitsstelle gemobbt, steht kurz vor dem Burnout, ist sowieso gestresst, weil man pausenlos unter Druck steht, für den schon der nächste Vorgesetzte sorgt, weil auch er – von seinem nächsten Vorgesetzten – unter Druck gesetzt wird. Schließlich müssen die Statistikzahlen stimmen. Es werden konstante Steigerungen erwartet. Und das erhöht den Druck.
Nur ich empfinde keinen Druck. Ich fahre ein Auto, das noch ein Auto – also ein Fortbewegungsmittel – ist und weder der Repräsentation noch als Wohnzimmer-Ersatz taugt. Ich halte vor dem Einsteigen von der Fahrerseite her, noch – mit einem Schlüssel! - meiner Frau die Beifahrertür auf, habe keine (giftige) Klimaanlage, verzichte auf ein ESP, erwarte auch von den anderen Sicherheitseinrichtungen meines Autos nicht zu viel, sondern versuche aufmerksam und rücksichtsvoll im heutigen Verkehr so möglichst unfallfrei von A nach B zu kommen.
Meine Versicherung dankt es mir mit vernünftig herabgesetzten Beitragssätzen. Auch die Kfz-Steuer stellt keine Belastung dar. Ärgerlich sind zwar die Kraftstoffpreise, aber dafür ist mein Automobil auch wirklich sparsam im Verbrauch.
In meinem Haus gibt es keine Überwachungskameras, ich kann auch nicht vor meiner Rückkehr von einer Recherchetour noch viele Kilometer vom Wohnort entfernt per Handy feststellen, was denn noch in meinem Kühlschrank ist und ich kann auch nicht per App über viele Kilometer die Heizung verstellen oder per App kontrollieren, ob noch irgendwo unsinnigerweise das Licht brennt. - Ich mache es einfach vor der Abfahrt aus.
Ich bin eigentlich ein armer, alter Mann. - Aber wirklich mit einer Einstellung „von Gestern“? - Mir tun die vielen jungen, dynamischen Visionäre leid, die am Ende eines arbeitsreichen Lebens beim Blick zurück feststellen müssen, dass sie eigentlich immer nur versucht haben den Erwartungen ihres Umfeldes zu entsprechen.
Aber ich habe mir sagen lassen: Man hat heute keinen Anspruch mehr auf ein selbstbestimmtes Leben! - Leider kann ich da keine Rücksicht drauf nehmen. Ich lebe mein Leben so, wie es meiner Auffassung von Recht und Freiheit und Gesetz entspricht. - Vielleicht sind meine Ansprüche an das Recht ein wenig überzogen, da ich im Dritten Reich aufgewachsen bin. Das macht empfindsam. - Damit bin ich so vielleicht schon ein ganzes Stück weiter als so mancher Staatsanwalt, der sich auch so verbiegen muss, wie es seine Vorgesetzten von ihm erwarten. - Recht hin, Recht her.
Aber so ist das eben in unserer Zeit. Jeder hat eine Entschuldigung dafür, warum er unglücklich ist. - Aber was tut er dagegen?
Ich kann sicherlich nicht glücklich sein, wenn mein Umfeld unglücklich ist. - Aber ich bin mit meiner Art Leben zufrieden. Ich habe nicht nur eine eigene Meinung zu vielen Dingen. - Ich spreche sie auch aus. -
Das ist – offensichtlich – in der heutigen Zeit ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann.
Ich kann mir z.B. den Luxus leisten am Tag der Arbeit, am 1. Mai, zu arbeiten. - Weil mir danach ist. - Die Freiheit nehme ich mir!