„Auto-Bild“: „Fans feiern PS-Party“

Mit einer Beilage hat man in der letzten Woche für die Käufer der „Auto-Bild“ beim Springer-Verlag einen Mehrwert geschaffen. Es gab „32 Seiten Extra“. Die Leser wurden auf „Das größte Rennen der Welt“ eingestimmt, das nach dieser Einstufung - der Kenner der Szene eigentlich nicht folgen können - das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist. Man verspricht den Lesern im „Editorial“: „Es ist ein prall gefülltes und kunterbuntes Starterfeld. Dazu feiern über 200 000 Fans eine riesige Motorsport-Party an der längsten und gefährlichsten Rennstrecke der Welt – der Nürburgring-Nordschleife mit ihren 25,378 Kilometern.“ - Mit Zahlen scheint man es beim Springer-Verlag auch nicht so genau zu nehmen: Es hat noch niemals 200.000 Fans bei einem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring gegeben und die Nordschleife ist auch nicht 25,378 Kilometer lang. - Man läd auf den Seiten 30 und 31 dann seine Leser zu einem Fotowettbewerb ein, bittet um die Zusendung der „besten Fotos (im JPEG-Format) vom 24-Stunden-Rennen 2015“ und verspricht: „Den Sieger des Wettbewerbs erwartet ein besonderes Erlebnis: Im Intervention Car der Rennleitung darf der Gewinner eine Runde auf der Nordschleife mitfahren.“ - Motor-KRITIK stellt die dumme Frage: Wann? - Und möchte nachstehend ein paar Fotos – aber hier bei Motor-KRITIK – vor dem 24-Stunden-Rennen veröffentlichen. - Es sind keine Wettbewerbsfotos für „Auto-Bild“.

"Auto-Bild": "Fans feiern PS-Party"

Motor-KRITIK zeigt wo die Fans feiern, die von einem deutschen Automobilhersteller dazu eingeladen werden. Eigentlich müsste als Titel über dieser Geschichte „Ohne Worte“ stehen. Aber die folgenden 21 Fotos sollen schon kurz eine Erklärung erfahren.

In Grün sind hier entlang der „Nordschleife“ die Stellen markiert, an den sich normalerweise die Zuschauer aufhalten können. - Nicht beim 24-Stunden-Rennen 2015. Das „Schwedenkreuz“ ist zu diesem Termin für Zuschauer z.B. gesperrt und darum auch – von Motor-KRITIK – in Rot markiert. Zwar sind an dieser Stelle noch niemals Zuschauer verletzt worden, aber unter dem Weg, der zu diesem interessanten Zuschauerplatz führt, hat das RWE vor Jahren eine Hochspannungsleitung in die Erde verlegt. Als Verbindung zwischen der Umspannstation Wimbach und dem Nürburgring - Vielleicht deshalb die Sperre?

Hier geht’s zum Streckenabschnitt „Flugplatz“. Die Durchfahrt ist normalerweise gesperrt, weil es sich um ein Naturschutzgebiet handelt. Man erkennt in der Ferne – links und rechts des Weges - Schilder, die das Naturschutzgebiet anzeigen.

Hier ist eins der Hinweisschilder deutlicher dargestellt und auf einer weiteren Tafel wird erklärt, warum das Gebiet schutzbedürftig ist.

Ringsum ist scheinbar alles unberührte Natur. - Aber dann wird deutlich, dass dieses Gebiet auch aktuell schon im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens...

...mit schweren LKW befahren wurde. Die hinterlassen Spuren auf dem z.T. feuchten Weg. Folgt man dem Weg, dann erreicht man einen Punkt, der aus dem Naturschutzgebiet ausgeklammert wurde, weil dort das so genannte „Götzehaus“ seit Jahrzehnten steht.

Das ist aber aktuell durch Partyzelte verdeckt, die – wie zu hören – Audi für seine Gäste beim 24-Stunden-Rennen aufbauen ließ. Der Aufbauort ist nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Zufahrt schon. Und während des 24-Stunden-Rennens wird hier ein reger Autoverkehr herrschen.

Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. - Könnte man sagen, wenn man sieht, dass zusätzlich zu dem bereits vorhandenen FIA-Zaun, der den Tod eines Zuschauers an dieser Stelle nicht verhindert hatte, nun – neu -  drei weitere Zäune erstellt wurden. - Die Kreisverwaltung Ahrweiler erklärte: Ein Bauantrag dafür wird nachgereicht. Was nicht gesagt wurde: Dann wird auch umgehend genehmigt. - Im Nachhinein.

Vor Zuschauern geschützt ist auch die Unfallstelle, an der die Freunde des Toten Blumen, Grabkerzen und einen Kranz abgelegt haben. Das Tor ist mit einem Schloss gesichert. In einer Ecke, weiter hinten, nahe dem Partyzelt, steht - durch Stacheldraht „gesichert“ - ein Holzkreuz, das an den tödlich verunglückten Zuschauer erinnert. - Die Partygäste werden es nicht wahrnehmen, haben aber einen guten Ausblick...

...auf die Erinnerungs-Stätte. Da das Partyzelt höher liegt, hat man einen guten Blick über den Zaun. Beim 24-Stunden-Rennen dann nicht nur aufs Renngeschehen auf der Strecke, sondern auch auf Blumensträuße, Kranz und Leuchten, die dann aber sicherlich nicht brennen werden.

Während des 24-Stunden-Rennens wird die Zufahrt zum Party-Zelt durchgehend geöffnet sein, weil Audi seine Gäste während des Rennens immer wieder an andere Zuschauerpunkte an der Rennstrecke befördert. Es wird also im Naturschutzgebiet ein reger Autoverkehr herrschen, den aber offensichtlich die Obere Naturschutzbehörde, bei der SGD-Nord (Struktur- und Genehmigungs-Direktion-Nord) in Koblenz angesiedelt, nicht stört. Eine Genehmigung zum ständigen Hin und Her im Naturschutzgebiet wurde nicht erteilt, weil auch kein Antrag gestellt wurde. - Wie das zweite Foto zeigt, ist bei geschlossener Schranke das Schloss wettersicher in dem rot-gefleckten Kästchen untergebracht.

Vom Naturschutzgebiet aus hat man übrigens einen sehr schönen Blick auf die Tribünen und den ring°racer, dessen Betrieb zwar durch die Kreisbehörde Ahrweiler, unter Leitung des gerade wieder für acht Jahre gewählten Landrats, Dr. Jürgen Pföhler, genehmigt wurde, aber nur für wenige Tage in Betrieb war. - Eine 14-Millionen-Ruine.

„Das größte Rennen der Welt“ - lt. Beilage in „Auto-Bild“ - kann beginnen. Es ist angerichtet! - Die einen brauchen keine Genehmigungen, die anderen müssen zahlen, sich aber auch beschränken lassen.

Aber das betrifft neben den Zuschauern auch die Rennfahrer, die mit unerhörter Präzision auf der Rennstrecke die vom DMSB verordneten Geschwindigkeitsberschränkungen einhalten müssen. 24 Stunden lang. - Wenn man sie überhaupt fahren lässt. Denn Voraussetzung ist ein „Nordschleifen-Permit“.

Wie wichtig eine solche Selektion ist, hat der Unfall am „Flugplatz“ Ende März gezeigt.

Doch nun heißt es: Mit den Problemen – die man selber geschaffen hat – fertig werden. Wenn es denn sein muss: Auch ohne Genehmigung.

Man muss nach vorne blicken und mit Kurt Beck in den alten Schlachtruf der rheinland-pfälzischen SPD-Landesregierung einstimmen:

„Wir machen es einfach!“

MK/Wilhelm Hahne
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