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Man kann über „Müller“ Vieles sagen. Es gibt genügend Müller in Deutschland. Nach Onomastiker (Namenkundler) Prof. Jürgen Udolph, tragen in Deutschland mehr als 700.000 Menschen diesen Namen. Selbst wenn man den Vornamen Dirk trägt, fällt es schwer, sich aus der Masse der Müller herauszuheben. Aber mit einer „Finanzethos GmbH“, der Herausgabe von Börsenbriefen, wenn man an der Frankfurter Börse „foto-taktisch“ gut platziert ist, Bücher schreibt, deren Inhalt im Mainstream mitschwimmen, dann hat man eine Chance, z.B. in den SPIEGEL-Bestsellerlisten weit vorne aufzutauchen. Oder auch, sich auf den Facebook-Seiten vom HANDELSBLATT in Sachen VW-Skandal mit einem Video in Szene setzen zu können. Die FAZ schrieb mal über Dirk Müller's „Lust an einfachen Deutungen“. - Die Richtigkeit dieser These soll hier nicht bewiesen werden, denn es geht auf diesen Motor-KRITIK-Seiten nicht um ein Börsen-Thema, sondern das böse Thema „VW-Betrug“. - Da ist Dirk Müller anderer Meinung und wird dabei vom HANDELSBLATT promotet. Er ist der Meinung:
„Wir reden über geschönte Abgaswerte“
Man muss sich dieses Video, das von der Website der Firma, der Dirk Müller als Geschäftsführer vorsteht, „Finanzethos GmbH“ und von deren Internetpräsenz „cashkurs.com“ stammt, zunächst einmal in ganzer Länge ansehen und - wichtiger - anhören.
Ich habe hier die Handelsblatt-Internetadresse angegeben, weil – meine ich – das Video so wirkungsvoller ist, da es so als Kommentar dieses Wirtschaftsblattes zu verstehen ist – und wohl auch so gemeint war. - Würde es sonst dort zu finden sein?
Natürlich ist es auch unter „cashkurs.com“ zu finden; dort wurde es am 23. September 2015 unter „Cashkurs TV“ veröffentlicht.
Dieser Video-Beitrag könnte von jedem Personalberater als hervorragendes Beispiel für eine Bewerbung per Video um eine gut dotierte Position auf dem Sektor Öffentlichkeitsarbeit in Wolfsburg genannt werden. Aber damit wird auch deutlich gemacht, was heute wirklich in der Öffentlichkeit ankommt, sich effektvoll in einem Erfolg machen lässt:
- Ein wunderschönes „Blabla“ ohne realen Hintergrund.
Hier bei Motor-KRITIK war die EU-Verordnung Nr. 715/2007, gegen das VW jahrelang verstoßen hat, in ganzer Länge veröffentlicht. Es war aber auch die Stelle zitiert, die aus den „geschönten Abgaswerten“ des Herrn Dirk Müller dann „Betrug“ macht:
„Der Hersteller rüstet das Fahrzeug so aus, dass die Bauteile, die das Emissionsverhalten voraussichtlich beeinflussen, so konstruiert, gefertigt und montiert sind, dass das Fahrzeug unter normalen Betriebsbedingungen dieser Verordnung und ihren Durchführungsmaßnahmen entspricht.
Pflichten des Herstellers
Der Hersteller weist nach, dass alle von ihm verkauften, zugelassenen oder in der Gemeinschaft in Betrieb genommenen Neufahrzeuge über eine Typgenehmigung gemäß dieser Verordnung und ihren Durchführungsmaßnahmen verfügen. Der Hersteller weist außerdem nach, dass alle von ihm in der Gemeinschaft verkauften oder in Betrieb genommenen neuen emissionsmindernden Einrichtungen für den Austausch, für die eine Typgenehmigung erforderlich ist, über eine Typgenehmigung gemäß dieser Verordnung und ihren Durchführungsmaßnahmen verfügen.
Die Verwendung von Abschalteinrichtungen, die die Wirkung von Emissionskontrollsystemen verringern, ist unzulässig.“
Den letzten Satz habe ich angefettet. Man hat bei VW also nicht geschickt eine Lücke – eine „Grauzone“ - in den EU-Verordnungen genutzt, so wie die Automobilindustrie die „amtlichen“ Prüfzyklen bei den „genormten“ Verbrauchsmessungen nutzt, um die Verbrauchswerte zu schönen, sondern man hat bewusst betrogen!
Und wir reden hier noch nicht einmal von Abgaswerten nach amerikanischen Verordnungen!
Dirk Müller vermischt elegant Äpfel mit Birnen und mischt noch ein wenig Ingwer, der Schärfe wegen, bei. - Gut gemacht! - So, wie man auch nach dem zehnten Bier an der Theke redet. -
„Und dann gib mich noch 'nen Doppelkorn! - Oder weisse watt: Tu mich 'nen Winterkorn! - Hahahaha-ha-ha! - Der macht so schön besoffen!“
Und die deutsche Wirtschaftspresse deckt auf! - Unter Anleitung der VW-Öffentlichkeitsarbeiter?
- Wollten die USA eine Diesel-Offensive der deutschen Industrie in ihrem gelobten Land stören und dann mit punktgenauer Aufdeckung von Betrug exakt zum Zeitpunkt der Vorstellung des neuen VW Passat verhindern?
Es ist erstaunlich, wie dumm sich selbst deutsche Fachjournalisten stellen, wenn es um die Verteidigung „nationaler Interessen“ geht. Da hat doch die Politik schon genügend Fehler gemacht und benötigt eine weitere (dumme) Unterstützung eigentlich nicht.
- Weiß man nicht, dass in Hydrieranlagen der USA mit anderen Verfahren gearbeitet wird als in Deutschland?
- Weiß man nicht, dass der Heizölbedarf in den USA verglichen mit dem in Deutschland verschwindend gering ist?
- Weiß man nicht, dass Benzin in Deutschland eigentlich – vereinfachend festgestellt - ein „Abfallprodukt“ bei der Heizölgewinnung darstellt?
- Weiß man nicht, dass es in den USA auch darum keine mit Deutschland vergleichbare Infrasturktur für die Versorgung von Dieselfahrzeugen an Tankstellen gibt?
- Weiß man denn nicht, dass die „ICCT“ (International Council on Clean Transportation) sich aktuell für die Verbesserung dieser Infrastruktur einsetzen wollte, in dem man den Amerikanern mal die günstigen Abgaswerte von Dieselfahrzeugen vor Augen führt?
- Weiß man denn nicht, dass diese Organisation aber – um sicher zu sein – vorher die Werte von interessanten Diesel-Automobilen für den amerikanischen Markt selbst überprüfen wollte?
- Weiß man denn nicht, dass es nicht die amerikanische Umweltschutzbehörde war, der dieser VW-Betrug auffiel, sondern der o.g. privaten Organisation, die ihre Messergebnisse dann enttäuscht dieser Behörde weiter meldete?
Und dann kann man – auch im Internet – lesen, was einem anderen Wirtschaftsmagazin dazu einfiel:
„Diese reichen Amerikaner (und ihre Erben) stecken hinter den Volkswagen-Jägern“
Aber reden wir ruhig auch mal – wie Dirk Müller – über „geschönte Abgaswerte“:
Das geht in der deutschen – aber auch europäischen Automobilindustrie – so weit, dass man die Prüfzyklen bei den für die ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) notwendigen amtlichen Messungen auf einem Rollenprüfstand nicht von Robotern vornehmen lässt, was billiger wäre, sondern von Menschen. Die reagieren besser als Roboter, weil Menschen im Kopf haben, was und wann als nächstes kommt und so in der Lage sind, die Messergebnisse noch einmal zu „verbessern“. - Zu schönen? - Auch das wurde gemessen und als bedeutend betrachtet:
- Um 2% (in Worten: zwei Prozent) sind die „amtlichen Werte“ dann besser!
Und darum fahren hochbezahlte Menschen die Prüfzyklen und nicht „billige“ Roboter!
Es ist auch erstaunlich, dass sich Fahrzeugabstimmungen im Detail schon mal nicht an den Ansprüchen der späteren Nutzer, sondern an gesetzlichen Grenzwerten (auch z.B. Geräuschwerte!) orientieren, was deren Praxiswert dann mindert. - Aber wem fällt das schon auf?
Es ist erstaunlich, bei welchen Gelegenheiten aus talentierten, intelligenten, beruflich erfolgreichen Ingenieuren und Kaufleuten dann plötzlich eine perfekt funktionierende Vereinigung werden kann, die man in anderen Zusammenhängen dann wohl als „kriminelle Vereinigung“ empfinden und bezeichnen würde.
Aber bei VW ist jetzt alles anders. - Und alles wird gut. - Wir müssen nach vorne blicken.
Bei Volkswagen wird man schon irgendwann dann irgendwen finden, dem man die Schuld an diesem jahrelang erfolgreichen Betrugsversuch zuweisen kann. - Es soll sein Schaden nicht sein!
Die Staatsanwaltschaft ist schon tätig!
Merke: Erst kommt Dirk Müller. - Dann kommt die Staatsanwaltschaft! - Und Matthias Müller wird’s dann schon richten. - Oder sonst eben ein anderer, wenn der nicht als passend empfunden wird. - Aufklärung sollte ja schon sein: Aber bitte nicht schonungslos!
Rennfahrer dagegen wissen: Aus einem Unfall kann man nur dann Lehren ziehen, wenn man auch sich selbst gegenüber bei der Analyse ehrlich ist.
VW sollte deren Lebensweisheit nutzen! - Oder gibt’s solche „Rennfahrer“ bei VW nicht?