Nürburgring: Jedes „LOS“ ein Volltreffer?

Am Nürburgring ist vieles anders. So ist sein Neuausbau praktisch ein „Beck-Messer“ für sinnlose Geldausgaben und eine „Laudatio“ wird am Nürburgring anders übersetzt als im Duden. Es fällt nicht nur Politikern schwer, beim Thema Nürburgring „auf dem Boden zu bleiben“. Auch Hubschrauber schrauben sich nicht ganz so tief. Für die Guten (und Mächtigen) unter ihnen (auch Besitzer) hat man einen Landesplatz auf einem Hoteldach direkt an der Rennstrecke gebaut. Diese Rennstrecke – die alte Nordschleife – ist nicht nur die längste der Welt, sondern in 2015 auch weltweit die einzige mit Geschwindigkeitsbeschränkungen. Sie wird bewirtschaftet von einer Besitzgesellschaft die keine ist und deren zwei Gesellschafter sich vor Gericht vielfach verklagen und bekriegen. Der Nürburgring liegt eben in Rheinland-Pfalz, wo auch andere Gesetze gelten als z.B. in Nordrhein-Westfalen, und eine Mondfinsternis in Nürburg wirkt auch anders als der „Mond von Wanne-Eickel“. - Eine geglückte Mondlandung ist in der Praxis wahrscheinlicher als eine geglückte Hubschrauberlandung auf einem Hoteldach in Nürburg. - Aber man sollte das alles positiv sehen. - Empfehlen unsere Landespolitiker in Mainz. - Darum lautet auch der Titel zu dieser kleinen (dummen) Geschichte:

Nürburgring: Jedes „LOS“ ein Volltreffer?

Für die „Rhein-Zeitung“ von Montag (28.09.2015) hatte der Unfall die Bedeutung von 12 Zeilen (+ Titelzeile) auf Seite 11. - Ein Unfall mit Hubschrauber! - Für fünf (oder waren es mehr?) am Hotel direkt an der Rennstrecke parkende Autobesitzer war der Verlust größer. Es waren z.T. „Volltreffer“ die ihre Fahrzeuge zerstörten. -

War es wirklich so schlimm? - In den Internetmeldungen der Polizei ist dieser Unfall – ein Unfall mit/durch Hubschrauber - überhaupt nicht zu finden. Dabei war die Polizei vor Ort gewesen. - Hatte ich etwas übersehen?

Was war denn überhaupt passiert?

Um 11:26 Uhr, am Sonntag (27.9.2015), war – wie ich einer anderen Zeitung entnehmen konnte - ein Hubschrauber eingeschwebt, um vielleicht seine Passagiere pünktlich zum sonntäglichen Ein-Stunden-Rennen der DTM an die Strecke zu bringen. Der Hubschrauber schwebte auf dem Dach des ehemals „Linder-Hotel“ benannten Gebäudes ein und fünf Gitter der Landeflächenumrandung schwebten ab. Sie gingen „los“ und fielen als „LOS“ zur Erde.

Das ist ein Unfall, der in einem für diese Hubschrauber-Landefläche verfassten Gutachten – und einer Nutzungshäufigkeit, die in der Praxis niemals erreicht wurde – eigentlich erst nach deutlich mehr als 100 Jahren der Nutzung hätte auftreten dürfen. - Statistisch betrachtet.

Der Auslöser war ein Hubschrauber der Marke AgustaWestland, Typ AW 139, der in diesem Fall von einer Schweizer AG gechartert worden war. Dieser Hubschrauber verfügt über zwei Motoren und hat eine Reichweite von 1.000 Kilometern. Sein Gewicht liegt bei ca. 5 Tonnen und der Kaufpreis bei ungefähr 12 Millionen Euro. Er kann – neben den zwei Piloten – bis zu 15 Passagiere befördern.

Die von diesem Hubschrauber herunter gewehten Eisengitter trafen nicht nur die neben dem Hotel geparkten Fahrzeuge deutscher Autobesitzer von Audi A8 bis Opel Astra, sondern z.B. auch eine Mercedes A-Klasse, die in Belgien zugelassen ist.

Die exakte Fallhöhe der schweren Eisengitter – die ich einem Gutachten aus dem Jahre 2008 entnommen habe (hängt als pdf-Datei unten an), betrug 24 Meter.

Nein, Menschen wurde nicht getroffen! - Zum Glück und durch Zufall. - Niemand war auf dem Parkplatz und auch die hier „im Windschatten“ des Hotels befindliche Außenterasse wurde nicht genutzt.

War der Zustand der Landeplattform vorher - vor der Landung – nicht durch irgend jemand auf seinen ordnungsgemäßen Zustand überprüft worden? Welche Auflagen sind eigentlich in der Genehmigung durch die Aufsicht führende Behörde gemacht worden?

Am 1. Juli 2014 schrieb ich in einer Geschichte unter dem Titel, „U-Bahnhof am Nürburgring: Sinnvoll?“:

„Die Landeplattform ist, wie sich bei Recherchen im Baubereich ergab, bautechnisch gar nicht so einfach – weder zu bauen noch danach pflegeleicht – denn sie muss in regelmäßigen Abständen nachgebessert werden. Beton, Fugen und Technik sollten darum in Abständen von ca. 5 Jahren immer wieder überprüft werden. - Seit 2009 sind inzwischen 5 Jahre vergangen. - Das nur zur Erinnerung!“

In der gleichen Geschichte war auch zu lesen, dass sich für 2015 etwas ändert...

„...weil doch ab 1.1.2015 die capricorn NÜRBURGRING GmbH auch das Hotel betreiben wird. - Damit wird sich diese Firma auch um den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach dieses Hotels verantwortlich zu bemühen haben.“

Das war der Zustand der Hubschrauber-Landplattform, wie er sich auch noch 24 Stunden nach dem Unfall darstellte. Erstaunlich, dass die Maschine – allerdings nach entsprechenden Absicherungsmaßnahmen – vom gleichen Platz schon um 13:30 Uhr am Sonntag wieder starten konnte. - Da war der Schaden noch nicht beseitigt. - Aber wie konnte der Unfall bei regelmäßiger Überwachung überhaupt geschehen?

Ich habe aufgrund der bekannten Fakten ein paar wenige Fragen an die zuständige Genehmigungsbehörde des Landes Rheinland-Pfalz gestellt, die dann heute so beantwortet wurden:

„Sehr geehrter Herr Hahne,
der Unfall vom vergangenen Sonntag ist uns bekannt. Nach einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin ist die Sachverhaltsermittlung in behördlicher Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Adenau sowie der Kreisverwaltung Ahrweiler im Gange.
Hinsichtlich konkreter Folgen der bislang ungeklärten Ursachen bleibt das Ergebnis der gutachterlichen Prüfung abzuwarten.
Nach dem heutigen Kenntnisstand ist aber davon auszugehen, dass der Flugbetrieb im Rahmen der luftverkehrsrechtlichen Genehmigung erfolgte und dem Piloten kein ordnungswidriges Handeln vorzuwerfen ist.
Da der Landeplatz aber aufgrund der Beschädigungen den flugbetrieblichen Bestimmungen derzeit nicht umfassend entspricht, findet bis zur abschließenden Klärung und Wiederherstellung kein Flugbetrieb dort statt. Der Betrieb wurde durch uns untersagt und die Flugbetriebsfläche ist bereits demarkiert; der Landeplatz ist somit derzeit nicht nutzbar.
Mit freundlichen Grüßen“

Natürlich sind damit die Fragen, die auch beim Schreiben dieser Geschichte auftauchten, nicht alle beantwortet. - Warten wir also die „abschließende Klärung“ ab. - Motor-KRITIK bleibt am Thema.

Lassen Sie mich diese aktuelle Geschichte mit einem Zitat aus meiner „alten Geschichte“ (vom 1. Juli 2014) beenden:

„Manchmal hat man den Eindruck, dass alles was mit dem Nürburgring zusammen hängt, das Etikett „SINNLOS“ trägt. Der Hubschrauber-Dachlandeplatz, die Achterbahn, die „Grüne Hölle“, der „Boulevard“, die „Arena“ - ganz gleich ob sie nun die Zusatzbezeichnung „Warsteiner“- oder „Bitburger“- trägt – eigentlich alles, was als Projekt „Nürburgring 2009“ geplant und umgesetzt wurde, verdient dieses Prädikat.“

Spätestens wenn Sie das folgende Gutachten gelesen haben, werden Sie mir wahrscheinlich zustimmen.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Übrigens war ich zur Zeit des geschilderten Unfalls auf dem Hubschrauber-Landeplatz am Nürburgring im Fahrerlager und den Loungen unterwegs. Ich beantwortete u.a. Fragen von interessierten DTM-Zuschauern zum Thema Nürburgring und – Diesel! - Eine davon war übrigens zu meiner Überraschung:

„Wem gehört derzeit der Nürburgring?“

Eine gute Frage, die mir übrigens an diesem Wochenende nicht nur einmal gestellt wurde und die ich hiermit an meine Leser weiter gebe. - Wie wäre Ihre Antwort in Kenntnis aller offiziell bekannten Fakten? - Schreiben Sie mir doch bitte – wenn Sie es zu wissen glauben - kurz unter:

Um es Ihnen leichter (oder doch schwerer?) zu machen, lasse ich ein paar Möglichkeiten folgen: Das Land Rheinland-Pfalz, die Nürburgring GmbH, der Insolvenz-Sachwalter, die NG Besitzgesellschaft AG, die capricorn NÜRBURGRING GmbH, eine Treuhand GmbH in Frankfurt. - Habe ich eine Möglichkeit vergessen?

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