31. Januar 2016: Lieber Leser!

Zugegeben! Motor-KRITIK-Geschichten sind eindeutig. Hier werden nicht nur Fakten präsentiert, sondern auch mit den Erkenntnissen aus einigen Jahrzehnten Lebenserfahrung (= Erfahrung auf vielen Gebieten der Sparte MOTOR) angereichert und in die richtige (?) Position gebracht. Nicht weil sich der Autor dieser Zeilen für unfehlbar hält, sondern weil ein (Rück-)Blick in die Vergangenheit zeigt, dass eine solche Kombination der Darstellung dem Leser am ehesten die Möglichkeit bietet, seine Meinung an der Darstellung von Motor-KRITIK zu überprüfen. Er findet hier – hoffentlich (!) auch die Argumente und Fakten. Wir machen es uns nicht leicht. In manchen Geschichte steckt viel mehr Arbeit – und Erfahrung – als man vermuten sollte. Gerade die letzten Geschichten in diesem Monat zeigen, dass die Klarheit, die Eindeutigkeit der Motor-KRITIK-Darstellung auch eine Reihe von Lesern aufregt, die eine Darstellung, wie man sie auch in Presseinformationen finden kann, doch angenehmer finden. - Angenehmer mag stimmen. Aber wir halten das nicht für die richtige Art der Einstellung eines Journalisten, die sich bei uns auch durch den Titel Motor-KRITIK – mit dem Zusatz, „...mehr als schöne Worte“ - vom Anspruch her eindeutig darstellt. - Nachfolgend soll das Thema Journalismus und Journalisten ein wenig den Inhalt der Geschichte bestimmen.

31. Januar 2016: Lieber Leser!

In diesen Tagen ist in der „Wirtschaftswoche“ ein Interview mit Ulrich Wickert, „einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands“ („wiwo“) erschienen, wo der seine Meinung zu bestimmten Dingen sagen kann.

Manche Aussagen sind – meine ich – stimmig:

„...sind Medien in größten Teilen ein Teil der Wirtschaft.“

„...Medien sind geprägt durch wirtschaftliche Interessen.“

Andere Aussagen entsprechen gängigen Formulierungen zum jeweiligen Thema, werden dadurch aber nicht richtiger:

„Wichtig ist, dass Fakten von Meinungen klar getrennt werden.“

Herr Wickert vergisst, dass die „Meinungsmache“ schon bei der Auswahl von Meldungen, die z.B. überall gleich via „dpa“ in die Redaktionsstuben hereinflattern, schon durch ihre Auswahl zu einer Meinungsäußerung führen. - Welche Meldungen passen in ein rechtsgerichtetes, linksgerichtetes Blatt? Sind alle Zeitungen exakt mit den gleichen Meldungen versehen?

Sehr oft finde ich – der ich am Tag mehrere Druckerzeugnisse der Tagespresse lese – exakt die gleichen Meldung, hier ein wenig „gelängt“, dort ein wenig „gekürzt“. Auch das kann „Meinungsmache“ sein. Erst recht durch die unterschiedlichen Titelzeilen, so dass man schon daraus auf die „Meinung“ der Redaktion – oder des Chefredakteurs – (der Wiederum die Meinung seines Verlegers vertritt) schließen kann. - Wenn man aufmerksam hinschaut!

Aber eigentlich müsste zunächst mal gefragt werden:

  • Gibt es eigentlich heute noch Verleger?

Verlage sind heute Wirtschaftsunternehmen, die sich am wirtschaftlichen Ergebnis orientieren. Da ist dann der Schritt zu einer wirtschaftlichen Abhängigkeit nicht weit. Zum Beispiel über Anzeigen.

Auch die elektronischen Medien – einschl. vieler „Blogger“ - sind von den Zuwendungen der Industrie über „Anzeigen“ abhängig. Die Preise dafür wird häufig von der Anzahl der Klicks bestimmt, die das Medium nachweisen kann. Die Anzahl der Klicks ist um so höher, je attraktiver die Themen sind. An die „richtigen Themen“ kommt man aber oft nur, in dem man „positive Geschichten“ zu „wichtigen“ Produkten schreibt, im „Mainstream“ mitschwimmt. In der Branche, in der Motor-KRITIK tätig ist, da sind z.B. Testwagen „wichtig“!

Bedeutende Industriefirmen müssen eine furchtbar schlechte Meinung von ihren Produkten haben. Denn Anfragen von Motor-KRITIK werden einfach nicht beantwortet oder – abgelehnt. Schließlich wissen heute selbst viele Blogger die Vorteile enger Industriekontakte zu schätzen. Deren „Testberichte“ fallen entsprechend aus. - Bei Motor-KRITIK kann man da nicht sicher sein.

Und das nicht erst seit gestern. Als Wilhelm Hahne bin ich dafür bekannt, dass man meine Meinung nur mit Argumenten, nicht mit „geldwerten Zuwendungen“ verändern kann.

„Früher“ war meine Meinung als „Hilfe“ auch im Management großer Firmen gefragt. Aber dann kam die Zeit, in der man die größte Zahl der in der Branche tätigen Journalisten „passend gemacht“ hatte. - Da wurde ich dann zum „Fremdkörper“.

Prof. Niefer, Mercedes-Vorstand, sagte mal – lang, lang ist's her – mit mir an einer Theke stehend und ein Pils trinkend:

„Herr Hahne – das müssen sie verstehen: Wir haben Euch das Essen mit Messer und Gabel beigebracht, Euch die Welt bereisen lassen. Nun müssen wir auch irgendwann mal aus unseren Vorleistungen Profit ziehen.“

Kollegen aus jener Zeit erinnern sich sicherlich, dass wir – Niefer und ich - auch schon mal einer öffentlichen Auseinandersetzung nicht aus dem Wege gingen. Aber so ein Mann war nicht nachtragend, hat mir z.B. einen ganzen Nachmittag lang seine berufliche Vergangenheit erzählt, damit ich ihn begreifen konnte.

Bei anderen Firmen war das anders: Opel hat es über lange Zeit auf dem Klageweg gegen mich versucht. Vorher hatte ich einem Vorstandsmitglied „die Wahrheit gesagt“. Opel empfand das als „Vorstandsbeleidigung! Auf einem Treffen der Pressechefs innerhalb eines Zirkels des VDA kam es da z.B. zu der Situation, dass ein Firmenvertreter nun wissen wollte, wie man eigentlich mit dem Problem Wilhelm Hahne umgehen solle.

Von einem „erfahrenen“ Kollegen kam da dann sofort der Einspruch, dass man das Thema doch besser beim Mittagessen besprechen solle. - Warum? - Diese Diskussion wäre sonst im Protokoll dieser Sitzung nachzulesen gewesen.

Das ich beruflich wohl wenig falsch gemacht habe, wird auch daran erkennbar, dass ich auch – nach Wettbewerbsrecht – von der „Auto Zeitung“, also von „Kollegen“, verklagt wurde. Nach diesem Recht darf man noch nicht einmal schreiben, was zwar richtig ist, aber der „Konkurrenz“ schadet. - Und die „Auto Zeitung“ hat vor Gericht nachgewiesen, dass ich mit „Motor-KRITIK“ (damals noch auf DIN A4-Papier) auch Lesestoff und Information für die Vorstände der Automobilindustrie war. Bestätigt durch eine Eidesstattliche Erklärung von z.B. einem Pressechef.

Aber auch heute bin ich nicht allen Kollegen und Industrie-Managern unangenehm. Es gibt schon einige, die das Gespräch und den Meinungsaustausch suchen. - Aber vertraulich natürlich! - Eigentlich arbeite ich ja auch für meine Leser!

Es gibt auch Kollegen, die sich nicht trauen mich z.B. in Gegenwart eines hochrangigen Industriemanagers zu grüßen, obwohl wir uns gut kennen. - Aber sie entschuldigen sich auch hinterher dafür und bitten um Verständnis, weil doch... - Schon in Ordnung!

Und wenn dann die Staatsanwaltschaft bei einem Journalisten in der Nürburgring-Affäre unter einem vorgeschobenen Grund eine Hausdurchsuchung – mit Beschlagnahme der eigentlich für die Ausübung des Berufs wichtigen technischen Geräte vornimmt – dann ist das eigentlich wie ein Ritterschlag. - Zumindest – wenn man, wie ich es kurz angerissen habe – über Jahrzehnte die Einstellung zu seinem Beruf nicht verändert hat.

Um noch einmal auf alles was zum Thema Motor gehört und was die Technik und Elektronik betrifft zurück zu kommen:

  • Es gibt keine technische Lösung die nur Vorteile hat. Da ist es ähnlich wie bei der Medizin: Man muss Nebenwirkungen in Kauf nehmen.

Die Aufgabe eines Motor-Journalisten ist es, aufgrund seiner Erfahrung nun bei Tests im Interesse des Kunden abzuwägen, ob die getestete Kombination den Gebrauchsnutzen, die Wirtschaftlichkeit u.ä. erhöht oder per Saldo Nachteile bringt.

Dabei sollte der Faktor „Fahrfreude“ nicht unberücksichtigt bleiben.

Um noch einmal die Themen Motorsport und Sicherheit zu streifen, die bei meinen letzten Geschichten von Bedeutung waren.

  • Es gibt im Motorsport keine absolute Sicherheit!

Und wenn z.B. große Strecken der an der Nürburgring-Nordschleife aufgestellten FIA-Zäune praktisch nur dazu dienen, im Herbst die von den Bäumen fallenden Blätter aufzusammeln, während an kritischen Stellen – für die Fahrer! - immer noch Stücke FIA-Zäune fehlen, während an anderen Stellen mehrere Reihen zum Zuschauerschutz aufgestellt sind, dann ist das eine Farce. - Und bei Motor-KRITIK wird man dazu dann auch etwas lesen.

Während am „Schwedenkreuz“ z.B. FIA-Zäune zum Zuschauerschutz stehen, dort aber der Aufenthalt den Zuschauern verboten wird. Wobei hier ein ausgewiesener Wander- und Mountainbike-Weg vorbeiführt und z.B. während eines VLN-Laufes – von mir persönlich ermittelt – sich dort dann in der Vergangenheit nur um maximal 20 Besucher des Rennens aufhalten, weil dieser Bereich normalerweise (!) nur nach einem langen Fußmarsch zu erreichen ist.

Die Besuchergruppe eines VLN-Rennens, von denen einer dann am „Flugplatz“ von dem Fahrer eines GT3-Fahrzeuges tödlich getroffen wurde, war übrigens vorher schon mal häufig am „Schwedenkreuz“ zu finden. Und es gab am „Flugplatz“ einen FIA-Zaun und auch Leitplanken. Der Fahrer verfügte auch nicht nur über eine Lizenz, sondern auch über ein DMSB-Nordschleifen-Permit. - Der Tod kann nicht lesen!

Zu dem Thema insgesamt wird noch etwas zu sagen sein, wenn hier bei Motor-KRITIK über die Entscheidung des DMSB vom 29. Januar 2016 berichtet wird.

Lassen wir jetzt die Geschichte – und den Sonntag – versöhnlich ausklingen, in dem ich noch über das Ausscheiden eines Wolfgang Schattling in der Mercedes-Sportabteilung informiere. Nach 25 Jahren und zwei Monaten geht der Wolfgang Schattling heute in Rente. - So ist in der Presse zu lesen.

Wolfgang ist jetzt 65. Dann wird man – auch bei Mercedes - in die Rente gezwungen. Aber Wolfgang ist nicht der Typ dafür und schreibt in seiner „Abschieds-E-mail“:

„...für mich ist das Ende meines Berufswegs auch gleichzeitig ein Neubeginn.“

Bei Mercedes macht man jetzt nicht den Bock zum Gärtner, aber Michael Bock, bisher u.a. Geschäftführer des Mercedes-Benz-Museums, zum Nachfolger von Wolfgang Schattling. Er wird also jetzt verantwortlich für:

  • Motorsport Marketing, Sportsponsoring, Fashion Sponsoring, Laureus world Sports Awards, Customer Circle of Excellence, Driving Events und Product Placement.

Vielleicht wird alles seinen gewohnten Gang gehen, vielleicht wird auch alles anders werden. Wer weiß das schon. - Ich kenne Michael Bock nicht.

Aber Wolfgang Schattling. Der ist als Kind gegen meinen Bruder Armin hier in der Eifel „Seifenkisten-Rennen“ gefahren, hat später studiert, wurde Lehrer und an einem Gymnasium im Saargebiet (zumindest in dieser Richtung) tätig. Aber er wollte gerne journalistisch tätig sein, mit dem Motorsport zu tun haben.

Nebenbei hat er ein Formel 3-Team im Interesse dessen Sponsors – eine bekannte Schuhcreme-Marke – betreut und hat in dieser Zeit auch schon mal bei mir in Virneburg am Küchentisch gesessen, weil er in dieser und jener Sache gerne meinen Rat gehabt hätte.

„Und wenn du mal etwas weißt... - Du kennst meine Interessen!“

So hat er durch mich seinen ersten journalistischen Auftrag, einen Bericht über eine Volvo-Vorstellung in Stockholm – wenn ich mich recht erinnere – erhalten. Die Geschichte ist damals in „DIE WELT“ erschienen.

Das war sein Start, der ihn dann später für mehr als 25 Jahre bei Mercedes-Benz arbeiten ließ. Er war der „Wasserträger“ von Norbert Haug. - Nun geht’s zu neuen Ufern!

  • Viel Glück, Wolfgang!

Und meinen Lesern das Verspechen:

Fortsetzung folgt!
Wilhelm Hahne
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