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„Die Hockenheim-Ring GmbH bedankt sich bei allen Fans, die das Wochenende so einmalig gemacht haben. Es war ein emotionaler Deutschland-Grand-Prix mit vielen Gänsehautmomenten – dank euch, den unzähligen treuen Fans.“ - So kann man auf der Internetseite der Hockenheim GmbH lesen. Denn es kam wirklich auf jeden Besucher an. Darüber war man sich vorher schon im Klaren. Im Berliner „Tagesspiegel war zu lesen: „Für Sonntag wurden 52.000 Tickets verkauft. Um alle Kosten zu decken, bräuchte Hockenheim 60.000 Besucher.“ - Es sind dann nach Auskunft der Organisatoren 57.000 geworden. - Zu wenig! - Erstaunlicherweise fehlte jemand als Besucher in Hockenheim, den Motor-KRITIK sicher dort erwartet hätte: Hans-Joachim Stuck. - Nicht nur weil er vor 39 Jahren hier – damals noch Lokalmatador – den ersten von insgesamt zwei Podiumplätzen in seiner Formel 1-Karriere einfuhr, sondern weil er – nun als Österreicher – gerade als Präsident der nationalen deutschen Vertretung der FIA in Deutschland, als Präsident des DMSB, eine gewisse Verpflichtung haben sollte, der einzigen Formel 1-Veranstaltung seit zwei Jahren in Deutschland einen Besuch abzustatten. - Motor-KRITIK hat sich auf die Suche begeben und in Hockenheim nur den Geschäftsführer des DMSB, Christian Schacht, finden können. - Schauen wir uns also mal weiter um:
GP von DE: DMSB-Präsident gesucht!
Hockenheim 2016, da gibt‘s nicht nur durchdrehende Räder (beim Start von Rosberg), sondern vorher auch schon durchdrehende Rennfahrer, weil ein Cockpitschutz, der lt. FIA-Untersuchung um 17 Prozent mehr Überlebenschance in einer besonderen Unfallsituation versprach, nun doch nicht eingeführt werden soll.
Da werden Vorwürfe der Fahrer laut, die davon sprechen, dass nun wohl Geschäft vor Sicherheit gehe. Das sagen die, die sich die Unsicherheit ihres Berufs mit Millionen vergelten lassen. Es wäre tatsächlich richtig, wenn man ihnen dieses Mehr an Sicherheit gewähren würde, um dann ihr Honorar um die 17 Prozent zu kürzen, um die sich ihre Überlebenschance verbessert. - Jeder Fahrer sollte sich da schon frei entscheiden können, damit auch für die Zuschauer deutlich wird, wer für mehr Sicherheit, wer für mehr Geschäft ist.
Es könnte aber auch sein, dass ihnen die Entwicklung im Sport in nicht ferner Zukunft eine Entscheidung abnimmt: Die Zuschauerzahlen nicht nur an den Veranstaltungsorten, sondern auch vor den Fernsehgeräten nehmen ab. Das nicht nur in der Formel 1, sondern es gibt immer mehr Menschen, die z.B. ihren Fernseher selbst zu den vor uns liegenden Olympischen Spielen nicht mehr einschalten wollen.
Zu viel Event, Marketing, Show. - Kein echter Sport mehr. - Unsere Gesellschaft hat sich eben weiter entwickelt, braucht keine Vorbilder mehr. Wer mehr darstellt als das Mittelmaß, fällt unangenehm auf. Es ist Masse gefragt, nicht Klasse.
Im Motorsport versucht man das z.B. durch die „BoP“ (Balance of Performance) sicher zu stellen oder bei Langstreckenrennen auch durch Mindeststandzeiten. Keiner soll besser sein. - Der Bessere soll gewinnen? - Der Bessere ist dann schon mal „der bessere Betrüger“. - Und man lässt das – in Deutschland - durchgehen, weil man unnötige Diskussionen mit bedeutenden Industriemanagern vermeiden möchte. - Es könnte ja sein, dass man mal ihr Wohlwollen braucht.
Weshalb denke ich dabei wohl an das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring? - Weil die Ereignisse beim 24-Stunden-Rennen in Spa damit verglichen eher ein positives Beispiel sind? (Darüber dann mehr auf diesen Seiten, wenn ich dazu die Recherchen abgeschlossen habe.)
Solche Gedanken um solche Ereignisse werden sicherlich auch Hans-Joachim Stuck geplagt haben, wenn er sich damit beschäftigte, was er wohl am Wochenende, 30./31 Juli 2016 macht. - So haben wir bei Motor-KRITIK gedacht, als wir uns damit beschäftigten, wo an diesem Wochenende wohl der Präsident des DMSB war. - Aber wir haben uns geirrt und den Herrn Präsidenten in seiner Position und seinem Format wohl überschätzt.
Hans-Joachim Stuck hatte an diesem Formel 1-Wochenende „Dienst“ als Vertreter des VW-Konzerns. Vertreter, das ist übrigens eine Bezeichnung von „früher“, heute sagt man „Repräsentant“, wird auch entsprechend „modern“ bezahlt, ist dafür aber auch Weisungsempfänger, für den keine Ausreden gelten. Das ist vertraglich geregelt.
Am Wochenende vor dem Formel 1-Rennen in Hockenheim hatte Hans-Joachim Stuck „Dienst“ am Nürburgring, trat als Repräsentant von Porsche auf, d.h. er war vom VW-Konzern, mit dem er einen entsprechenden Vertrag hat, dorthin beordert worden. Er war jedenfalls nicht in seiner Funktion als DMSB-Präsident beim WEC-Lauf am Nürburgring, auch wenn das einige Besucher so empfunden haben wollen.
Am Wochenende des „Großen Preis von Deutschland“ in Hockenheim, hatte ihn der Volkswagen-Konzern, wo er lt. Vertrag alle Konzernmarken zu vertreten hat, nach Österreich abkommandiert. Zur „Ennstal-Classic“, einer „Oldtimer“-Veranstaltung (auf die Automobile bezogen!), die nicht nur zu den renommiertesten Veranstaltungen dieser Art in Europa zählt, sondern auch den Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche zu seinem Hauptsponsor hat.
So war Hans-Joachim Stuck in diesem Fall nicht nur irgendeiner der vielen dort anwesenden „Repräsentanten“, sondern er kam auch als Fahrer in einem Porsche (natürlich!) zum Einsatz. - Aber es gab da auch eindrucksvolle Auftritte anderer Repräsentanten. BMW hatte z.B. Rauno Aaltonen mit einem MINI – natürlich einem „Oldtimer“ - nach Gröbming entsendet.
Bei der ersten Bergprüfung wurde der auf einem Austin Mini Cooper des Jahres 1972 Erster, während Stuck auf einem Porsche Carrera Abarth des Jahres 1960 den 104.Platz belegte.
Aber vielleicht empfindet Hans-Joachim Stuck ja auch seine Repräsentanten-Tätigkeit für den VW-Konzern als „Ehrenamt“, während er in einem Interview z.B. eigentlich seine Position als Präsident des DMSB als ein solches empfand, indem er erklärte:
„Von den Diäten kann keiner im DMSB-Präsidium leben. Die Präsidiumsmitglieder haben alle ihren Job. Wieso sollte ich als Präsident keinen haben?“
Es ist also ein „Job“, den der „Jobber“ Aaltonen für BMW aber wohl ernster nimmt. - Aber er ist auch 13 Jahre älter als Hans-Joachim Stuck, empfindet seine Aufgabe wohl anders. - Oder er fährt „noch jünger“ als Stuck.
Damit Motor-KRITIK-Leser eine Vorstellung von der Veranstaltung entwickeln können, hier eine Einstimmung, die aber auch deutlich macht, warum der VW-Konzern – auch mit Wurzeln in Österreich – die „Ennstal-Classic“ als so bedeutend empfindet, sich dort auch als Sponsor zu engagieren. - Darum gibt es hier Ankündigungen aus den Jahren 2015 und 2016 zu sehen.
Um es abzukürzen und gleich zum Ende der „Ennstal-Classic“ zu kommen:
- Gesamtsieger: Friedrich Radinger/Thomas Wagner mit einem MINI 1275 GT, 1971
- Platz 18 im Gesamtklassement, Rauno Aaltonen, Austin MINI Cooper, 1972
- Platz 102 belegte Hans-Joachim Stuck auf einem Porsche Abarth des Jahres 1960
Motor-KRITIK empfindet einen jungen Mann, Ferdinand Porsche, einen Sohn von Wolfgang Porsche aus zweiter Ehe (23 Jahre jung) als den besten Vertreter des Sponsors Porsche, weil der mit einem Porsche 911 RS des Jahres 1972 auf dem 40. Platz des Gesamtklassements landete.
Hier übrigens zwei Fotos, die Hans-Joachim Stuck mit seinem „Werkswagen“ (aus dem Porsche-Museum) bei der „Ennstal-Classic“ zeigen:
Ich kenne übrigens diesen Porsche-Abarth aus persönlichem Fahrerleben aus der Zeit seiner Produktion in den 60er. Damals bin ich mit meinem Bruder Hubert, der so einen Abarth sein eigen nannte, mit ihm zum „Elefanten-Treffen“ an den Nürburgring gefahren. Das war im Januar und es war bitter kalt. So ein Porsche-Abarth hatte einen tollen Königswellen-Motor, von Professor Fuhrmann entworfen. - Aber keine Heizung! - Er war als reines Wettbewerbsfahrzeug konzipiert.
Mein Bruder hatte – ich glaube, man nannte das – einen Katalyt-Heizofen in den Beifahrer-Fußraum gestellt und ich habe während der Fahrt zum Nürburgring mit einem Eisschaber immer die Frontscheibe innen freigeschabt, die von unserem Atem vereiste. - Das war (fast) genau so abenteuerlich, wie mit einem Motorrad bei solchem Wetter zum „Ring“ zu fahren, was ich „damals“ aber auch schon gemacht habe.
Dagegen ist natürlich eine „Ennstal-Classic“ eine Urlaubsreise mit Wohlfühlcharakter.
Aber solche „sportlichen“ Oldtimer-Veranstaltungen sind heute immer deutlicher gesellschaftliche Veranstaltungen, dienen der Vermarktung von Namen und Marken, sind zu Events „verkommen“. Der Sport bildet nur noch den Hintergrund, den offiziellen Anlass.
Hier ein Überblick über die Abendveranstaltungen, wovon die letzte am Samstagabend, 30. Juli, vor dem Renn-Sonntag in Hockenheim stattfand. In Gröbming (Österreich), natürlich mit Hans-Joachim Stuck.
Hans-.Joachim Stuck hier – offensichtlich gut gelaunt - zwischen den Gesamtsiegern. Er wird den „Großen Preis von Deutschland“ nicht vermisst haben.
Die Mehrheit der deutschen Motorsportler – das ist der Eindruck hier bei Motor-KRITIK – würde ihn auch als Präsident des DMSB nicht vermissen!