F1 in Spa: „Du bist, was du erlebst!“

Eigentlich weiß das nicht nur jede Kindergärtnerin, es sollten nicht nur Väter und Mütter wissen, sondern auch Journalisten: Kindern muss man Grenzen aufzeigen. - Max Verstappen ist offensichtlich noch ein Kind. Man hat seine Aktionen gesehen und sollte dazu eine eigene Meinung haben. Aber „moderne Journalisten“ lassen kritische Anmerkungen gleich welcher Art lieber von „Gesprächspartnern“ machen. So vermeidet man persönlich jeden Ärger. - Und die FIA, die jede Art von Motorsport inzwischen überreglementiert – die schweigt. - Weil die Formel 1 Spannung braucht. Weil die eigentlich nicht vorhanden ist, künstlich geschaffen werden muss, ist man wohl für jede „Anregung“ dankbar, die z.B. ein Max Verstappen gibt. Der seine Aktionen dann im Stundenrythmus vergisst, nicht bereit ist aus ihnen zu lernen, sondern die „Fehler“, die aus seinen „Ansätzen“ resultieren, gerne jemandem anders „in die Schuhe schiebt“. - Max Verstappen scheint aus der Sicht der „Macher der Formel 1“ als „anregendes Element“ empfunden zu werden. - So ist man – aus Motor-KRITIK-Sicht – auch nicht nachtragend. Der Formel 1-Lauf in Spa wurde so wirklich spannend, so dass die übliche teaminterne Auseinandersetzung zwischen Rosberg und Hamilton fast zur Nebensache geriet.

F1 in Spa: „Du bist, was du erlebst!“

Bei RTL konnte man ein Auto im Wert von 28.500 Euro gewinnen, wenn man wusste, wer vor 25 Jahren… - Und man gab den „Mitspielern“ als mögliche Lösung zwei Fahrer vor, von denen der eine 18 Jahre alt ist. So hoffte man wohl darauf, jede Menge Leute zum Telefonieren um den Gewinn anzuregen, weil man an jedem Anruf verdient.

RTL ist der Sender, der als „Privatsender“ die Formel 1-Fans in Deutschland kostenlos über die Satelliten nicht nur mit einem „Bildteppich“ von den GP‘s versorgt; man lässt das Produkt F1-Sendung auch noch von Fachleuten wie Florian König, Heiko Waßer oder Kai Ebel „anzeigenkundengerecht“ servieren. Da darf man dann nicht eine eigene Meinung haben. Niki Lauda ist da als Mitarbeiter von Mercedes-AMG oder Christian Danner als Ex-Formel 1-Fahrer eher schmückendes Beiwerk mit „Alibicharakter“.

Jeder kann in jedem Interview sagen, was er als richtig empfindet. Man lässt eben alle zu Wort kommen, äußert aber keine eigene Meinung. Niemand sagt einem Gesprächspartner, der seichte, an den Marketingzielen „seines Teams“ ausgerichtete Aussagen macht, dass man eigentlich mit Interviews nicht nur vorhandene Sendezeit füllen, sondern dem Zuschauer klare Zusatzinformationen von Insidern vermitteln möchte, damit die Zuschauer so erfahren, worauf es bei diesem Sport ankommt.

Auch die Formel 1 wird inzwischen vom Geld bestimmt. - Viel Geld! - Und von Leuten, die meinen, mit breiteren Reifen, aggressiver aussehenden Flügeln an Formel-Fahrzeugen dann im nächsten Jahr – in 2017 – mehr Zuschauer an die Rennstrecken locken zu können. - Weil die Formel-Wagen dann schneller werden? - Auf welcher Art von Rennstrecken?

Warum kommen wohl mehr Zuschauer zu einem F1-Rennen an die Rennstrecke im belgischen Spa als an die GP-Stecke am Nürburgring? Wer jemals Spa und z.B. den GP-Kurs am Nürburgring selbst in Rennen befahren hat, der weiß, das Spa eine wirkliche Rennstrecke ist, hat aber auch begriffen, dass viele der „Tilke“-Rennstrecken bei wirklichen Rennfahrern bestenfalls ein Gähnen hervorrufen.

Bei den Zuschauern offensichtlich auch.

„Früher“ war der Motorsport hart, brutal und es gab relativ wenig regulierende Gesetze. Aber mehr Tote. Als jetzt in Spa das Rennen mit „roter Flagge“ unterbrochen werden musste, damit man zunächst beschädigte Leitplanken austauschen konnte, da konnte z.B. an den Rennfahrzeugen in der Boxengasse gearbeitet werden. Es wurden Reifen gewechselt, Flügeleinstellungen verändert, und, und, und.

„Früher“ galten bei einer solchen Situation „Parc fermé-Bedingungen“. Die Fahrzeuge durften nicht angefasst werden. Dafür sind aber heute, des zusätzlichen Spannungselements wegen, Reifenwechsel vorgeschrieben. Das schnellere Team ist da das bessere Team.

Bei Langstreckenrennen dagegen schreiben die Sportbehörden „Mindest-Standzeiten“ vor, damit die Rennfahrzeuge auf der Strecke möglichst eng zusammen liegen und die Dramatik des Rennens so für den Zuschauer besser erlebbar wird.

Und die Zuschauerzahlen sinken. - Aber warum gibt es bei einem Formel 1-Rennen im belgischen Spa mehr Zuschauer als auf dem GP-Kurs am Nürburgring? - Weil das (übrigens von Porsche entwickelte) Sicherheitskonzept die GP-Rennstrecke am Nürburgring für einen Zuschauer sozusagen „klinisch rein“ macht. Beide Rennstrecken haben eigentlich landschaftlich gleiche Voraussetzungen. Auch wenn die Rennstrecke von Spa-Francorchamps in den Ardennen liegt, so ist das doch ein Teil der Eifel, der nur wegen der vorhandenen Landesgrenzen einen anderen Namen erhalten hat.

Darum ist – neben Spa – auch noch die Nürburgring-Nordschleife etwas Besonderes. Nicht nur für den Fahrer, sondern auch für den Zuschauer. Wer das nicht begreift, sind die Sportbehörden, gleich ob sie FIA oder z.B. DMSB genannt werden.

Da werden Strafen ausgesprochen, die dann – wie in Spa – einen Hamilton um 55 Plätze in der Startaufstellung zurückversetzen. Es gibt aber nur insgesamt 22 Starter. Und wenn dann so jemand wie Fernando Alonso um 65 Plätze zurück versetzt wird, dann startet Hamilton von Platz 21 und Alonso von Platz 22. - Toll!

Warum die Bestrafung? - Weil die Kosten für die Teams nicht ausufern sollen. Man darf in einer Saison darum nur eine bestimmte Anzahl von Aggregaten verwenden. Wenn‘s mehr werden, gibt‘s Strafen. So verfälscht man dann Ergebnisse. Denn dank dieser Strafe, fuhr dann ein Hamilton heute „nur“ auf Platz drei. - Sonst hätte er doch schon wieder gewonnen. Und man möchte doch die Formel 1 bis zum letzten Rennen spannend halten.

Die Jahres-Budgets der Spitzen-Formel 1-Teams liegen pro Saison übrigens bei 350 – 400 Millionen Euro. Einschließlich der Sponsoren-Gelder. Es gibt aber auch „arme“ F1-Teams, die nur pro Saison so um 150 Millionen Euro zur Verfügung haben.

Dem einen Team fliegen die Sponsoren zu, die anderen müssen darum kämpfen. Sollte man nicht auch da mal per Sportgesetz eingreifen? - Vielleicht sollte man alle Sponsoren-Gelder über die FIA laufen lassen, die dann gegen einen kleinen Prozentsatz für die Bearbeitung… - Wenn die FIA das nicht begreift, der DMSB wird unter Leitung seines Präsidenten diese Anregung sicherlich gerne aufgreifen.

Heute hat man mal (wieder) erleben können, wie ein junger Mann, weil er das Risiko nicht beurteilen kann, dann durch seine Aktionen auf der langen Geraden in Spa für Aufregung sorgte. Bei der FIA hat man wohl – um die Spannung zu erhalten – weggeschaut. - Aber vielleicht lässt man sich auch nach einigen Meetings oder Roundtabelgesprächen noch ein Bestrafung des Schuldigen einfallen.

Solche Aktionen auf der Rennstrecke hat es zwar vor Jahrzehnten auch schon gegeben, aber damals verdienten die Fahrer noch keine Millionen. Aber das war auch eine andere Zeit, wo man sich nicht auf Sportkommissare und -Behörden verließ, sondern innerhalb der Fahrergilde selbst dafür gesorgt hat, dass so etwas nicht mehr passierte.

Max Verstappen ist ein Kind der Neuzeit, gehört eigentlich noch in einen „Motorsport-Kindergarten“. Aber den gibt es nicht. Also werden auch hier die anderen Fahrer – wie früher - dafür sorgen müssen, dass das „Kind“ erwachsen wird.

Es wäre schade, wenn das „Kind“ durch seine Unvernunft Schaden nehmen würde. Denn dieser Max Verstappen ist ein großes Talent.

Auch andere große Talente haben leider keine Zeit gehabt sich zu entwickeln. Man sollte den GP von Belgien heute zum Anlass nehmen, sich daran zu erinnern.

Aber auch einen Max Verstappen.

MK/Wilhelm Hahne

PS: … und am nächsten Wochenende ist dann Monza, der Große Preis von Italien!

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