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„Vom 12. bis 14. August 2016 können sich Oldtimer-Fans wieder auf eine spektakuläre und einzigartige Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Motorsportgeschichte freuen. Weit über 500 Rennwagen machen den AvD-Oldtimer-Grand-Prix zu einem wahren Festival des historischen Motorsports und zu einer der größten und beliebtesten Oldtimer-Rennveranstaltungen auf der Welt.“ So war auf den Internetseiten des Nürburgring-Betreibers, der CNG (capricorn NÜRBURGRING GmbH) in diesem Jahr zu lesen. - Am Nürburgring konnte man so ein paar hundert Rennfahrzeuge von damals „in action“ bewundern. Motor-KRITIK traf sich zur gleichen Zeit in Virneburg mit „Oldtimern“, älteren Herren – es waren auch zwei „Youngtimer“ darunter – um sich über andere „Oldtimer“ der Branche mit ihnen auszutauschen. Weil die „Oldtimer der Branche“ aus Bayern kamen, wurde auch viel über Menschen aus diesem Landstrich erzählt. Und Motor-KRITIK konnte so seine alten Eindrücke durch „frische“ ergänzen, um festzustellen, dass Menschen schon Individien sind, die nicht in gleicher Art altern, nicht unbedingt an Wert verlieren – wenn man das auf ihre Persönlichkeit bezieht – aber z.T. doch von unserer „modernen Gesellschaft“ nicht mehr akzeptiert, d.h. ernst genommen werden. - Manchmal hängt das schon mit der Haltung dieser „Oldtimer“ zusammen, manchmal werden sie auch von unseren Dynamikern unter den Managern rein nach Alter sortiert, in entsprechende Schubladen abgelegt – die man dann auch nicht mehr aufmacht. - Oldtimer-Automobile gewinnen wegen der Jahre an Wert, Oldtimer-Menschen gehören aber sehr oft – wegen der Jahre - zu den Verlierern.
Anders: „Oldtimer“-Treffen in der Eifel
Die Herren trudelten so nach und nach ein. Nach dem Motto: „Es ist ja schon schlimm wenn man kein Geld hat. Aber wer keine Zeit hat….“. - Wir waren uns einig: Das ist dann ein besonders armes Schwein!. - Und schon gab‘s ein erstes Lächeln.
Und dann einen anerkennenden Blick auf Virneburg. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass das hier so schön ist. Bisher kannte ich das Dorf nur von den Kurven davor – wenn man von Mayen kommt. Aber...“ - und nach einer kurzen Pause – „wie muss man Virneburg sehen, wenn man es mit Nürburg vergleicht?“
Kurz nachgedacht und schnell geantwortet: „Von der Bedeutung her ist Nürburg wie München, davon ausgehend wäre dann Virneburg wie Bogenhausen!“ - Nun gab‘s sogar ein Lachen. Und eigentlich waren wir dann auch schon beim Thema:
- Die wichtigen Leuten in und um München. Was sie tun, welchen Eindruck sie vermitteln, was man so „in den besseren Kreisen“ von ihnen hält. Schließlich trifft man sich hin und wieder „in diesen Kreisen“ und man plaudert und tratscht – und erhält auch einen Eindruck, den man aber nicht unbedingt in München ausspricht. - Alles und jeder ist toll – und wenn Sie‘s noch nicht wissen sollten: „Alles wird gut!“
Wir greifen zum Grillgut und zum Glas, um in einer Höhe von 400 Metern (so hoch ist es an dieser Stelle in Virneburg) hinauf nach München zu schauen (rd. 500 m hoch gelegen), wo um 4.500 Menschen sich einen km² Fläche teilen müssen. In Virneburg sind es knapp 70 Menschen pro km².
- Die Frage die dabei auftaucht: Wovon wird eigentlich Lebensqualität bestimmt?
Damit sind wir dann schon beim Thema. Wir sprechen über Eberhard von Kuenheim, der nach dem Tod seiner Frau in einer Wohnung in München lebt. In diesem Jahr wird er 88 Jahre alt. - Feststellung der „Oldtimer“:
„Ein einsamer alter Mann, den man in München nicht mehr wahrnimmt.“
Dabei war dieser Eberhard von Kuenheim 23 Jahre lang Vorstandsvorsitzender bei BMW hat in dieser Zeit nicht nur den Umsatz der Firma verdreißígfacht, sondern mit wichtigen Weichenstellungen der Marke BMW zur Weltgeltung verholfen. Zu manchen Entscheidungen kam es rein zufällig, aber von Kuenheim hatte „das richtige Näs‘chen“ und auch das notwendige Bauchgefühl – als Ingenieur! - um zwar intuitiv, aber die sachlich richtigen Entscheidungen zu treffen.
Weil darüber „damals“ niemals gesprochen oder geschrieben wurde: Ebenhard von Kuenheim fuhr in dem ihm offiziell zustehenden Urlaub als BMW-Vorstandsvorsitzender mit seiner Frau (ohne Chauffeur) in einem 7er BMW durch Deutschland, um die Grabstätten seiner Vorfahren und Familienmitglieder zu besuchen. - Auch das ist Eberhard von Kuenheim!
Wir sind uns an diesem Abend am Grill sitzend und über „alte Zeiten“ plaudernd einig. - Es ist schon traurig zu sehen, wie da ein Kenner und Könner des Autogeschäfts mit all‘ seinen Erfahrungen und all‘ seinem Wissen nicht mehr aktuell genutzt wird.
- Wir in der Runde sind uns einig: In Japan würde so etwas nicht passieren!
Es ist interessant zu hören, dass in der Münchner Gesellschaft aber ein Bernd Pischetsrieder immer noch eine gute Rolle spielt.
„Man merkt diesem Mann die Zufriedenheit an, die wohl darin begründet liegt, dass er zwei bedeutende Automobilfirmen, BMW und VW, für einige Jahre geführt hat. „Sie müssten mal seine Augen sehen, die immer noch strahlen“, versucht einer der Münchner „Oldtimer“ seine Feststellungen zu verdeutlichen.
Und wir lachen dann gemeinsam, als wir zu der Stelle im Leben des BMW-Firmenlenkers Pischetsrieder kommen, als er einen Mc-Laren mit BMW-Zwölfzylindermotor an einem Wochenende zerstörte. Und alle nicken zustimmend, als jemand zu sagen weiß, dass Bernd Pischetsrieder aber über einen bemerkenswerten Weinkeller verfügt.
Ich werfe dann ein wenig provozierend ein: „Aber verglichen mit Reitzle war doch eigentlich ein Pischetrieder immer nur zweite Wahl“. „Da haben Sie sicherlich recht“, sagt einer meiner Gesprächspartner, „aber sie müssten Reitzle mal aktuell erleben. Er ist zwar sehr gut – und überall - „im Geschäft“, aber er macht ein vergrämten Eindruck. Obwohl er es wollte und konnte: Er ist niemals Chef einer Automobilfirma geworden.“
Ich erinnere an die „Premier-Automotive-Group“, wo er doch für Jaguar, Volvo, Aston Martin und… - Und schon kommt die Frage: „Aber an wen hat er dort berichtet?“ Heute, erfahre ich, verhält Reitzle sich so wie sich alle „modernen“ Manager verhalten: „Er verdient sicherlich sehr gut, nutzt alle seine Verbindungen, hat offensichtlich begriffen, dass man heute ‚Seilschaften‘ nutzen muss. - Und er nutzt sie.“ - Das inzwischen konsequent und gnadenlos!
Ich erinnere an Reitzles Erfolge bei Linde und… -
„Aber“, so höre ich, „glauben Sie mir: Er hatte wohl wenig Spaß daran. Ihm ist offensichtlich inzwischen klar: Das Einzige das in seinem Leben richtig und für ihn wichtig gewesen wäre, Chef einer Automobilfirma zu werden, das hat er nicht erreicht.“ - Und das verdunkelt nun wohl seine Stimmung.
Und was ist mit Joachim Milberg? - Anerkennendes Nicken in der Runde. Der war nicht nur Professor, hat nicht nur BMW beraten, sondern wurde dort auch Vorstandsmitglied, Vorstandsvorsitzender und später Aufsichtsrat. -
So eine Karriere wird in München anerkannt, merke ich. Ich erinnere mich noch, ihn zu seiner Beraterzeit bei BMW mit seinem 5er (zum Vorzugspreis erstanden?) beim kostenlosen Ölwechsel in der Preußenstraße gesehen zu haben, wo „damals“ Karl-Heinz Kalbfell Regie führte. - Das war übrigens einer der leitenden BMW-Mitarbeiter, zu dessen direkter Art den inzwischen immer diplomatischer agierenden Vorständen dann nur wenig einfiel. - Ein Mann ohne Titel, aber mit Rückgrat! - Leider ist er bei einem Motorradunfall auf einer englischen Rennstrecke ums Leben gekommen.
Heute sind die Titel eines Herrn Milberg angewachsen. Seine komplette Anrede würde heute lauten:
- Prof. Dr.-Ing. Dr. hc Dr.-Ing. Eh Joachim Milberg
Als er 2015 den Aufsichtsrat bei BMW verließ, sprach Stefan Quandt, einer aus der großen Aktionärsfamilie, von „einer neuen Zeitrechnung“ die nun beginnen würde.
Wir „Oldtimer“, die wir an diesem Grillabend 2016 in Virneburg über Gott und die Welt reden, sind uns aber eigentlich darüber einig, dass aus den Bayrischen Motoren Werken (BMW), deren Funktionalität über lange Zeit von einzelnen Menschen innovativ und positiv beeinflusst wurde, schon seit längerer Zeit so eine Art „Behörde“ geworden ist, die Innovationen bestenfalls verwaltet.
Die neue Zeitrechnung hatte schon vor 2015 begonnen. Bei den Quandts war das offensichtlich noch nicht bemerkt worden.
Auch hier am Nürburgring verliert BMW langsam aber sicher – auch optisch – an Bedeutung. Da gibt es nicht nur inzwischen „fehlende“ Werbetafeln, man hat nicht nur die Lounge aufgegeben, sondern man verzichtet auch auf das lange Jahre das große Nachfrage findende BMW-Ringtaxi. Nicht nur Touristen aus England ließen sich damit gerne z.B. von Sabine Schmitz um die „Nordschleife“ chauffieren.
Das Ende dieser Aera wurde im März 2011 eingeläutet – ich erinnere mich sehr gut – als BMW diese bis dahin sehr gut funktionierende Marketingmaßnahme „im Rahmen eines Gesamtkonstrukts“ in die Verantwortung der Nürburgring Automotive GmbH (NAG) verlegte. - Und da liegt sie wohl heute noch. - Nicht nur die NAG ist Vergangenheit.
Weil wir schon Stefan Quandt erwähnt haben, müssen wir auch einen anderen Teil der Großaktionärsfamilie erwähnen, eine Tochter des BMW-Retters, die nun den Namen Klatten trägt.
Da tun sich die „Oldtimer“ schwer, suchen nach einer passenden Beschreibung, die ihr – sowohl als auch – gerecht wird. Es ist Susanne Klatten gemeint, die gegenüber der „Zeit“ einmal äußerte, dass sie mehr als nur eine reiche Erbin wäre. - Ist das so?
Die Herren aus Bayern nicken. Schon, aber… - Und sie suchen nach Worten. Da versuche ich es mit einem Beispiel: Als BMW in den 50er Jahren den 507 vorstellte… -
Und schon fällt der Name des damaligen Amerika-Importeurs, Max Hoffmann, der mit dazu beigetragen hat, dass es dieses Fahrzeug überhaupt gab. Max Hoffmann war so ein Mann, der mit seinen Vorstellungen die damaligen Produkte von BMW auch im Details mit bestimmte.
Ich erinnere mich gut, dass er – als ihm in München ein neue Version des Zweizylinder-Boxer-Motorrades vorgestellt wurde – fast entsetzt auf die verbauten „Mikuni“-Gleichdruckvergaser zeigte und feststellte: So etwas kann ich in Amerika nicht als „Made in Germany“ verkaufen. Da müssen deutsche Gleichdruckvergaser dran.
So musste dann der deutsche Vergaserhersteller „BING“ einen Gleichdruckvergaser für die BMW entwickeln, nachdem man sich den „Mikuni“-Vergaser genau angeschaut hatte. Ich erinnere mich noch gut an die Test- und Vergleichsfahrten, die BMW „damals“ noch auf der „Südschleife“ des Nürburgrings durchführte.
Aber damit hatten wir uns schon wieder ein – kleines Stück – von dem entfernt, was ich eigentlich in Verbindung mit der Person Susanne Klatten erzählen wollte.
BMW hatte „damals“, als der 507 neu war, einen „Vorführer“, der mit diesem Fahrzeug in ganz Europa z.B. bei den Fürstenhäusern unterwegs war. So war er nicht nur beim belgischen König zu einer Probefahrt gewesen, sondern auch beim Fürsten von Monaco.
Als ich diesen „Vorführer“ damals mal traf – er trug immer ein offenes Hemd mit ein schmuckes Seidentuch um den Hals – da habe ich ihn dann auch gefragt, ob er Grace Kelly, damals schon Fürstin durch die Heirat mit Fürst Rainier, auch erlebt, mit ihr gesprochen habe. - Und welchen Eindruck er von ihr habe. - Er überlegte nur kurz und formulierte dann – für mich unvergesslich:
„Fürstin Gracia Patricia? - Prüde Person! - Nichts für mich.“
Nachdem meine Münchner „Oldtimer“ noch auf der Suche nach einer passenden Beschreibung von Frau Klatten waren, fragte ich dann, ob man diese Dame vielleicht auch so beschreiben könne? - Es gab - nach einigem Zögern und mit einem Lächeln – Zustimmung.
Wir haben an diesem Abend noch viel gegessen - „Schnibbelchen“ vom Grill mit frischem Salat – und dazu einen guten französischen Weißwein – der Frische wegen – getrunken. Und ich habe mein Wissen über und um Persönlichkeiten der Automobilindustrie und des Motorsport ergänzt.
Solche netten Treffen habe ich übrigens nicht nur mit „Oldtimern“.
Was aber nicht - zu bestimmten Themen - ernsthafte, Zeit verschlingende Recherchen ersetzt. Aber mit ein wenig Hintergrundwissen, zu dem man auch bei netten Grillabenden kommen kann, kann ich dann manch schwer verdaulichen Recherche-Extrakt ein wenig interessant verzuckern.
Wobei mir da zur Person von Martin Winterkorn, der zur Zeit ziemlich abgeschottet in seiner Villa in Bogenhausen hockt (er hat sie Wolfgang Porsche für einen „niedrigen zweistelligen Millionenbetrag“ abgekauft), nur wenig „Süßes“ einfällt. - Er bekommt zur Zeit „viel Saures“.
Winterkorn hat übrigens auch noch das Haus und Grundstück neben seinem jetzigen Wohnsitz zu einem wohlfeilen Millionenbetrag erstanden und das wohl auch nur erhalten, weil er der darin wohnenden alten Dame zugestanden hatte dort weiter wohnen zu können. - Bis dass der Tod sie scheidet. - Winterkorn wollte wohl vermeiden, dass er sonst – evtl. - einen unangenehmen Nachbarn erhält. - Und wenn es einem bösen Nachbarn nicht gefällt… -
Aber nun doch etwas Gutes: Immerhin ist Martin Winterkorn nun seinem Duz-Freund, Uli Hoeneß, sehr nahe und hat es auch nicht mehr so weit zu den Aufsichtsratssitzungen des 1. FC Bayern. Von diesem Aufsichtsratsposten ist Winterkorn nicht zurückgetreten. Und die Entwicklung seines Freundes Uli zeigt, dass es in München oftmals so zugeht, wie in schönen Märchen.
Um es mit den Worten einer Frau Reitzle – man kennt sie unter dem Namen „Nina Ruge“ - zu sagen:
- „Alles wird gut!“