Rückschau DLF-Sendung: 10.10. - 10:10

Uschi Schmitz hat eigentlich Recht: „Man kann nicht im Rückspiegel die Zukunft betrachten.“ Trotzdem sehe ich gerne in den Rückblickspiegel. Zum Beispiel: Bevor ich die Fahrbahn wechsle. Weil das „die Zukunft“ von mir erfordert. Sonst knallt's vielleicht. Darum habe ich mir schon etwas von der Sendung des Deutschlandfunks versprochen, die nach gründlicher Vorbereitung (!) am 10.10. um 10:10 Uhr seinen Hörern dann auch ein Bild von der Zukunft des Nürburgrings machen wollte. Dachte ich. Aber da die Vergangenheit bisher von einigen Verantwortlichen unter dem Einsatz all' ihrer Mittel unter dem Teppich gehalten wurde, ist doch sehr viel von der Vergangenheit geredet worden. - Aber auch viel Blödsinn. Über wichtige Entwicklungen wurde dagegen garnicht gesprochen. Man bekam aber einen Eindruck. Auch von der Politik und Politikern. Und Rechtsanwälten. Und dem Wert von Gutachten. Es klang auch ein Teil der Nürburgring-Vergangenheit an, den, über den man nicht gerne spricht. Da wurden nämlich mal „schwarze Zahlen“ geschrieben. - Das war in der Zeit „vor Beck“, der dann wohl Bundeskanzler werden wollte und sich in „seinem Land“ ein Denkmal zu setzen versuchte. Meinte ein CDU-Politiker.

Rückschau DLF-Sendung: 10.10. - 10:10

Als öffentlich-rechtlicher Sender – und das ist der Deutschlandfunk - hat man wohl „Pflichtbesetzungen“ bei Diskussionen zu beachten. So hatten dann auch Regierung und Opposition, die SPD und die GRÜNEN, aber auch die CDU je einen Vertreter entsandt:

Barbara Schleicher-Rothmund,
Nils Wiechmann und
Alexander Licht.

Die Dame der SPD, Frau Schleicher-Rothmund, war schlichtweg für diesen Auftritt in Sachen Nürburgring ungeeignet, da uninformiert. Arabisch und Spanisch reichen einfach nicht, um etwas zu den Problemen am Nürburgring zu sagen. Und die vielen Worthülsen – oft schon von Kurt Beck verwendet - sind nicht mal so überzeugend wie die vielen „Kamelle“ beim Kölner Karneval. - Wenn man mit beiden um sich wirft.

Nils Wiechmann wirkte tatsächlich etwas „grün“ und blutleer und vertraute der Zukunft. Man erhielt ein eindrucksvolles Bild von der Realitätsferne der derzeitigen Regierungsmannschaft in Mainz.

Alexander Licht war der einzige der Politiker, der wirklich um die Problematik am Nürburgring in Details informiert war und „zur Sache“ etwas sagen konnte.

Zu Beginn hatte die Moderatorin mit Sabine Schmitz und Henning Meyersrenken über den „Mythos Nürburgring“ gesprochen. Leider kam vom Mythos wenig rüber.

Meyersrenken ist der Anwalt des ADAC, der in der Vergangenheit mit der Nürburgring GmbH die Vertragsangelegenheiten verhandelt hatte, wenn es um die Durchführung von Veranstaltungen ging. In diesem Jahr hatte er – nach Kündigung der privaten Betreiber durch die Nürburgring GmbH und deren Insolvenz – mit Unterstützung der Insolvenzverwalter eine Prolongation der 2012er-Verträge für 2013 erreicht. - Jetzt sind ein paar Großveranstaltungen sozusagen rechtlich „in trockenen Tüchern“.

Die Insolvenzverwalter gaben sich in der Sendung auch „klinisch rein“. Alles ist offen. „Wir haben noch keine Übersicht.“ - „Wir sind erst seit zweieinhalb Monaten 'im Geschäft.“ - Das kann man bei dem Volumen, um das es bei der Insolvenz geht, dann wörtlich nehmen. - Auf die Insolvenzverwalter wartet ein Millionen-Honorar.

Daran lassen sie eine Kölner Agentur partizipieren, die die Herren nicht nur berät, sondern auch als deren Presseabteilung arbeitet. Es scheint in allen wichtigen Fragen inzwischen eine Sprachregelung zu geben. Entsprechend bedeutungsvoll war die Anwesenheit der Herren bei der Diskussion im DLF.

Die Sendung kam live aus Nürburg, wurde direkt aus dem „Hotel am Tiergarten“ übertragen. Dort standen zwei Mikrophone zur Verfügung, die jeweils dem Moderator und einem der Gäste vorgehalten wurde. So war auch sichergestellt, dass niemand „dazwischen quatschen“ konnte.

Da wirkte es schon erfrischend, wenn ein Ossi Kragl, Inhaber einer Marketingagentur am Nürburgring, seine Sprechzeit nutzte, um kleine Seitenhiebe auszuteilen. So wurde er zunächst auch einmal abgewürgt. - Diesen Eindruck hatte ich.

Den hatte ich dann wieder, als das Gespräch mit Marek Lieberberg, aus London zugeschaltet,  ziemlich abrupt beendet wurde. Dabei war Lieberberg gerade dabei gewesen, den „Schildbürgerstreich“ von „Nürburgring 2009“, richtig zu bewerten. - Danke, nach London!

Die Moderatorin, Thekla Jahn, auch mit der Organisation der Live-Übertragung betraut, was auch die Zusammenstellung der Gäste (Teilnehmer) betraf, schrieb mir nach der Sendung:

„In der Tat: das Thema Nürburgring ist so komplex - ein Thriller Proustschen Ausmaßes geradezu - dass man es schwerlich in Kurzform bringen kann.

Das haben wir bei der Recherche für unsere Sendung gemerkt! Und deshalb mußte wir uns bei der Anzahl und Auswahl der Gäste letztlich beschränken, wissend, dass sehr viel mehr Menschen etwas zur Diskussion beisteuern könnten. Aber: 70 Minuten sind eben nun mal nur 70 Minuten.“

Da der Berater der Insolvenzverwalter bei der Livesendung, zusammen mit einer Mitarbeiterin seiner Agentur auch „vor Ort war“, aber dort – da offiziell nicht eingeladen – praktisch nicht zu Wort kam, habe ich ihn nach der Veranstaltung um eine Darstellung der Situation gebeten. Die sieht dann nach seiner Auffassung, die auch die Auffassung seiner Auftraggeber ist, so aus:

„Prof. Dr. Thomas Schmidt und Jens Lieser sind inzwischen ca. zweieinhalb Monate im vorläufigen Verfahren tätig und haben bereits etliche Dinge angeschoben, um den Nürburgring zu erhalten und ihn in eine möglichst gesicherte Zukunft zu führen. Neben einer ausführlichen Bestandsaufnahme der Liegenschaften und der Vermögenswerte, die für einen künftigen Investorenprozess dringend erforderlich sind, zählen hierzu auch die Unterstützung bei der Sicherung der Veranstaltungen (wie z. B. 'Rock am Ring' und die ADAC-Veranstaltungen) für den Veranstaltungskalender 2013 sowie auch das Streben nach einer Einigung mit der NAG. In Kürze stehen auch erste Gespräche mit der EU-Kommission an, um eine Lösung für die EU-rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit der Beihilfe-Thematik zu finden. Dieser Prozess wird sicherlich etliche Zeit in Anspruch nehmen.

Brüssel spielt eine entscheidende Rolle bei der Zukunftslösung für den Ring. Eine Lösung ohne die Zustimmung der EU-Kommission wird es nicht geben. Schon jetzt ist klar, dass es nur eine EU-konforme Lösung geben wird, die daher europaweit und diskriminierungsfrei erfolgen wird. Welches Lösungskonzept hierbei eine Rolle spielen wird, steht noch nicht fest. Dazu ist es noch viel zu früh. Ob ein Stiftungsmodell in Frage kommt, ist daher ebenso völlig offen. In der Tat ist es eine von mehreren möglichen Varianten, die von den beiden Sanierern ergebnisoffen geprüft werden. Allein schon aus rechtlichen Gründen können sich weder der Sanierungsgeschäftsführer noch der Sachwalter zum jetzigen Zeitpunkt auf ein Lösungsmodell festlegen. Daher halten sich Herr Prof. Schmidt und Herr Lieser alle Optionen offen.“

Wer bisher keine Vorstellung von einer „Sprachregelung“ hatte, sollte sie nach Lesen dieser „Erklärung“ haben. Das ist dann das, was die Insolvenzverwalter auch sagen dürfen.

Überhaupt kam mir diese „Live-Diskussion“ sehr „öffentlich-rechtlich“ – oder sollte ich sagen: sehr gut vorbereitet? - vor. Alle Richtungen waren vertreten, die Runde ausgewogen besetzt; Kenner der Materie in ihrer Gesamtheit und Komplexität blieben aber außen vor.

Es war, wie leider von mir befürchtet, genauso eine Alibi-Veranstaltung wie es auch z.B. der Untersuchungsausschuss in Mainz war, der ohne einen Abschluss eine Auflösung erfuhr. Genauso wie die Akten, die wieder in „alle Winde“ zerstreut wurden. Der „Rest“ kam ins Archiv des Landtages. - Aber die sind nun nicht mehr – wegen der vielen Lücken - „zum alsbaldigen Gebrauch bestimmt“.

Ein Leser meiner Internetseiten kommentierte mein Fehlen bei der Live-Sendung so:

„Wir werden doch nicht im Ernst erwarten, daß die Mäuse die Katze zum Kindergeburtstag bei Schmitz Muschi einladen ?“http://motor-kritik.de/node/534#comments

Andere waren bei Schilderung ihres Eindrucks von der Live-Sendung des Deutschlandfunks detaillierter. Sie können das alles hier - http://motor-kritik.de/node/534#comments – unterhalb meiner Vorberichterstattung nachlesen.

Schade, es wurde vom DLF (Deutschlandfunk) die Möglichkeit vertan, eine breite Öffentlichkeit umfassend über die Abläufe in der Vergangenheit zu informieren und gleichzeitig einen Ausblick in die Zukunft zu gewähren, indem man klar legte, was der derzeitige Stand ist und in welche Richtung die Reise geht. - Alle sind orientierungslos.

Da finden Sie in meiner Darstellung in „Lieber Leser“ vom 9. Oktober schon mehr Details und Hinweise, die ich hier um weitere Recherche-Ergebnisse zum Thema ergänzen möchte:

Die Einleitung des Insolvenzverfahrens bei der Nürburgring GmbH erfolgte nicht etwa aufgrund einer Idee des Ministerpräsidenten Kurt Beck, sondern der hatte eine – nennen wir sie - „Agentur“ beauftragt, nach einer Lösung des Nürburgring-Problems zu suchen, die ihn entlasten würde.

Von der wurde die Einleitung der Insolvenz vorgeschlagen. Man hat in Mainz einen ganzen Tag gebraucht um zu begreifen, dass das die einzige Lösung im Sinne des Herrn Beck war.

Dass ich den Unterschied zwischen Arbeit und Verantwortung in Sachen Nürburgring und ZDF nicht verstanden habe, habe ich schon in der o.e. Vor-Geschichte verdeutlicht. Auch hier habe ich leider feststellen müssen, dass wir – mal wieder – dabei sind, einem vorzüglichen „Volksschauspieler“ auf den Leim zu gehen.

Kurt Beck hatte sich ja nicht nur für die gemachten Fehler in Sachen Nürburgring entschuldigt, hatte den „Schwarzen Peter“ der viertgrößten Wirtschaftsberatungsgesellschaft in die Schuhe geschoben, sondern war schließlich auch „aus gesundheitlichen Gründen“ zurückgetreten. Die Bauchspeicheldrüse. - Und er wird allgemein und überall bedauert.

Nach meinen Informationen handelt es sich aber „nur“ um eine Unterfunktion dieser Drüse, die für die Produktion von Insulin verantwortlich ist. Eine Unterfunktion bedeutet für einen Patienten: Er ist zuckerkrank.

Ich habe die folgende Darstellung vom DZD (Deutsches Zentrum für Diabetisforschung):

„In Deutschland leben laut Schätzungen etwa 6 Mio. Menschen mit Diabetes. Nach Angaben der International Diabetes Federation (IDF) sind Männer und Frauen annähernd gleich häufig betroffen, in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen ist der Prozentsatz am höchsten. Bis zum Jahr 2030 wird die Zahl der von Diabetes Betroffenen auf 8 Mio. Menschen steigen, lautet die Schätzung der IDF; das entspricht einem Prozentsatz von 13,5.“

Kurt Beck ist also einer von ihnen. Einer von Millionen. Grund genug, sich von der Verantwortung als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz zu trennen? - Oder ist es mehr der Versuch, durch die unerwartete Berufung einer von der Bevölkerung des Landes RLP weitgehend abzeptierten Nachfolgerin, bei den nächsten Landtagswahlen der SPD einen weiteren Wahlsieg zu ermöglichen?

Immer wieder ist Kurt Beck für eine Überraschung gut.

Aber irgendwann ist es wirklich gut. Wir sollten die Konsequenzen ziehen. Als Wähler in RLP. Als Bewohner der Eifel in Sachen Nürburgring. Und uns nicht einlullen lassen von Versprechungen, die sich dann als uneinlösbare Visionen erweisen. Oder von Diagnosen, die dank ihrer geschickten Darstellung mitleiderregend wirken.

Wir sollten uns auch nicht von Livesendungen beeindrucken lassen, die wie nach einem Drehbuch abgespult werden. Egal, ob das nun drei oder siebzig Minuten Länge vorgibt.

MK/Wilhelm Hahne
 

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2 Kommentare

Insolvenz ?

Nach alle dem Fragt man sich: Wie geht es nun am Ring weiter. Und zur Überraschung stellt man fest: Wie immer - wie schon seit Jahren. Sicher das Management ist noch schlechter - aber verdient sich weiter dumm und dämlich. Die Insolvenzverwalter kassieren jetzt auch noch Millionen und und und. Es scheint also weiter Geld da zu sein - woher auch immer. Fakt war: es sollte ein Freizeitpark gebaut werden damit die Rennstrecken (die seit Jahren rote Zahlen schrieben) erhalten werden können. Jetzt schreibt alles "Rote Zahlen" aber es geht trotzdem munter weiter. Selbst wenn das Land jetzt die Kredite übernommen hat - müsste die Ring GmbH doch im Tagesgeschäft pro Monat "Hunderttausende" an Verlust ausweisen. Wer kommt dafür auf - wenn staatl. Beihilfen denn verboten sein sollten. Man verstehe mich nicht falsch - ich freue mich das es weitergeht. Nur hatte ich die Hoffnung das es am Ring mal "ehrlich" und transparent zugeht. Es ist schließlich unser aller Geld !

Transparenz ....

... ist etwas,waswirschon lmage fordern. Auch unter Berufung auf das Infrmationsfreiheitsgerstz haben wir ,keinen Einblick in die Sitzungsunterlagen ders Aufsichtsrates der Nürburgring GmbH und des Unterschungsauschusses bekommen. Es bedarf eines Rechtsbeistandes und somit auch einiger Mittel (über die wir eleider nicht verfügen), einen solchen Rechtsanspruch auch durchzusetzen. Die Insolvenz ist doch nur Mittel zum Zweck: Es soll ein Schuldenschnitt erfolgen, damit die Assets/ die Immobilien schuldenfrei vom Land günstig von privater Hadn übernommen werden können. Wie titelte das Handelsblatt so schön: "Mit Steuerzahler-Sponsoring zum Millionär" Die beiden Ring°Pächter haben sich nicht nur die Finanzierung durch das Land gesichert, sie habes es auch verstanden, für sie güsntige Verträge zu schliessen udn das Land jedesmal in eine "Notlage" gebracht, die zum schnellen Handeln zwang. Auch jetzt befindet man sich wieder in einer sochen "Notlage", die die beiden Herren sicherlich gut für sich zu nutzen wissen: Diese Exit-Szenario haben wir leider vorher gesehen. :-(

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