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Die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz ist entschieden. Das Ergebnis ist – abgesehen von den punktuellen SPD-Schwachpunkten – nicht nur von der Persönlichkeit einer Malu Dreyer bestimmt, sondern auch von dem verschwommenen Einheits-Angebot der so genannten Volksparteien. Nur darum konnte die Alternative für Deutschland auch ohne wirkliche Alternative so stark werden. Das Ergebnis dieser Partei spiegelt eigentlich – nur – die Wahlverdrossenheit der Wähler allgemein wider. Alle Parteien, die sich selbst als groß einschätzen, können sich ihre Wunden lecken. Besonders stark die SPD, die eigentlich vom Erfolg einer Malu Dreyer selbst überrascht sein muss. - Wer hätte schon gedacht, dass sie das sinkende Schiff der SPD in Rheinland-Pfalz trotz der vielen Lecks noch mal für fünf Jahre über Wasser halten kann? (Obwohl sie bald als Steuerfrau von Bord geht.) - Weil die Grünen sich schon im Koalitionsvertrag mit der SPD aufgegeben und jedes Profil verloren hatten, sind sie eigentlich die „ehrlichsten Verlierer“ dieser Wahl. - Aber dieser 14. März ist nicht nur der Beginn des Versuchs, eine bisher das Land an vielen Stellen schädigende Partei weiter in einer Führungsrolle zu belassen, sondern auch der Tag, an dem am Nürburgring ein neuer Geschäftsführer seine Arbeit aufnimmt. Mit einer ganz klaren Zielsetzung, die sich schon aus seinem ersten Statement ergibt, in dem er den Nürburgring als eine „hochinteressante Multifunktionsanlage mit großem Potenzial“ darstellt. Wenn man dieser aussagekräftigen Formulierung nun gegenüber stellt, dass der russische Dominator der Käuferfirma mit dem Namen eines deutschen Mittelständlers kurzfristig vom Besitzer (Pächter) zum Eigentümer des Kaufobjekts werden will, dann ist eigentlich das Handeln des neuen Geschäftsführers der CNG, der capricorn NÜRBURGRING GmbH vorgegeben. - Schon deshalb, weil man dabei die Zu- und Eingriffsmöglichkeiten der EU minimieren muss. - Der neue Geschäftsführer muss nur noch – in vorderster Front stehend – handeln. Die Abläufe sind vorgegeben. Und er ist dann auch dazu ausersehen, die Prügel einzustecken. - Um eine Verbindung herzustellen, die so eigentlich nicht besteht: Vor Malu Dreyer und Mirco Markfort liegen große Aufgaben!
14. März 2016: Lieber Leser!
Als ich vor der Wahl einen mir als „grün“ bekannten, intelligenten Bürger treffe und ihn scherzhaft frage, was er denn wählen wird, da erhalte ich eine überraschende Antwort: „Eveline Lemke nicht!“ - So ist dann auch das Wahlergebnis in ihrem persönlichen Wahlkreis.
Das macht insgesamt die Situation einer Partei deutlich, die an Schwerpunkten, an denen vor fünf Jahren eine Eveline Lemke stark punkten konnte, jetzt ins Nirwana versank, praktisch erloschen ist. In Nürburg, der Dorfgemeinde, die der Rennstrecke ihren Namen lieh, verlor die Partei einer Eveline Lemke exakt 20,8 Prozent gegenüber dem Wahlergebnis vor fünf Jahren, kam auf 0,0 Prozent. - Es konnte keine einzige Stimme für „Grün“ gezählt werden. Und die Wahlbeteiligung lag bei 84,9 Prozent.
In Adenau, der Stadt am Nürburgring, kam die CDU, die landesweit 31,8 Prozent erreichte, auf 48,4 Prozent der Stimmen, während die „Grünen“ dort gegenüber 2011 exakt 9,9 Prozent verloren, gerade mal 3,0 Prozent erreichten.
Quiddelbach, ein Ort, der im Zentrum der Streckenführung der Nürburgring-Nordschleife liegt, konnte die CDU 53,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, während die „Grünen“ gegenüber 2011 ein Minus von 16,9 Prozent hinnehmen mussten, gerade mal auf 2,0 Prozent kamen.
Wenn man mal hinüber zum Flughafen Hahn schaut, dann wurde in Lautzenhausen, der Gemeinde, in der sich der Flughafen befindet, zwar die SPD mit einem Minus von 12,6 Prozent gegenüber 2011 abgestraft, blieb aber immer noch knapp über der CDU, die um 3,7 Prozent zulegte. Die Grünen mussten dort ein Minus von 4,1 Prozent hinnehmen.
Selbst in Bad Bergzabern, wo der ehemalige SPD-Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, eine große Rolle spielt, wurde die SPD mit einem Minus von 4,3 Prozent abgestraft, konnte sich aber trotzdem klar vor der CDU behaupten, die auch um 5,8 Prozent verlor. Der Verlust der Grünen war noch größer, betrug 7,8 Prozent gegenüber dem Ergebnis von 2011.
Zweibrücken: Dort „glänzte“ die SPD mit einem Minus von 9,9, die Grünen verloren 8,3 Prozent.
Punktuell spielten die landespolitischen Problemfälle also schon eine Rolle, nicht aber allgemein. Sie wurden im Wahlkampf auch nicht von der CDU konsequent in den Vordergrund gestellt. Man war offensichtlich davon überzeugt, als knapper Sieger vor der SPD auf eine Koalition mit dieser Partei zur Regierungsbildung angewiesen zu sein und hat jede harte, rein landespolitische Attacke in Richtung dieses Wahlkonkurrenten vermieden.
Man hätte sich an der Realität im Land Rheinland-Pfalz, nicht an den Wunschvorstellungen einer Bundes-CDU orientieren sollen!
Das machen die russischen Investoren am Nürburgring anders. Darum haben sie einen jungen Geschäftsführer verpflichtet, der wenig Fragen stellen wird, wenn sie ihre Anweisungen erteilen. Mirco Marktfort scheint aber ihre Anforderungen schon zu kennen.
Die Mitarbeiter der aktuell am Nürburgring tätigen CNG (als Pächter) finden die Entscheidung der Russen gut. - Wenn man sie offiziell fragt! - Hinter vorgehaltener Hand – oder abseits, ohne Zeugen – hört man auch etwas anderes. - Auch wenn es diese Mitarbeiter nicht klar artikulieren können: Man fühlt sich unwohl. - Motor-KRITIK meint: Zu Recht!
Was wir in nächster Zukunft dort erleben werden, ist eine gewaltige Umstrukturierung. Zwar ist die alte NBG, die Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, noch nicht definitiv abgewickelt, da wird auch schon bald deren Nachfolger, die CNG, abgewickelt werden. Denn einen Pächter wird es am Nürburgring bald nicht mehr geben!
Das erscheint vielen Beobachtern sicherlich – schon wegen der Einspruchsmöglichkeiten und der z.Zt. noch laufenden Verfahren vor einem EU-Gericht – unmöglich, aber die Russen werden sich durchsetzen. Dazu sind – so die Motor-KRITIK-Vorstellung - eine Reihe von Firmen-Neugründungen notwendig, mit der Folge, dass davon auch welche in die Insolvenz geschickt werden. Das wird dann auch die bisher am Nürburgring tätige Beschäftigtenzahl und damit Kosten senken.
Füŕ diese neue Strategie wird der neue Geschäftsführer stehen (müssen). Dafür wird er gebraucht. Das hätte auch ein „gestandener Mann“, wie der bisherige GF Carsten Schumacher, nicht mit sich machen lassen. Der hatte nach seinen letzten Erfahrungen mit dem Durchsetzungsvermögen der russischen Investoren aber wohl auch begriffen, dass seine Chancen gegen Null gingen. (s. Dreijahresvertrag ADAC!)
Während der ADAC sich Hoffnungen macht. Man achte nur auf Veränderungen, die scheinbar gar nicht zum Thema Nürburgring dazu gehören und trotzdem das Thema beeinflussen werden. Da muss man dann vielleicht auch mehr auf den Einfluss (und die Verbindungen, Vernetzungen!) einzelner Leute achten, als auf den ganzen Verein.
So wie Malu Dreyer das Wahlergebnis der SPD beeinflusste, wird vielleicht der Einfluss eines Peter Meyer, einst einmal Präsident des großen ADAC in München, heute scheinbar nur „Provinz-Held“, für Weichenstellungen in Sachen Nürburgring Bedeutung haben. Meyer ist ein Mann, der heute schon seinem Nachfolger in München Probleme bereitet.
Lesen Sie zur Einstimmung auf kommende Entwicklungen mal eine schon Wochen alte Geschichte in der „Wirtschaftswoche“ und eine aktuelle in der „Süddeutschen Zeitung“. (Jeweils mit einem Klick auf den Titel zu erreichen.)