Niedrigwasser: In Deutschland für Autofahrer teuer!

„Warum ist es am Rhein so schön?“ - Wer so fragt ist von Gestern! - Denn der Rhein bestimmt derzeit durch sein Niedrigwasser die Höhe der Benzinpreise! - Es sind auch ein paar Raffenerien ausgefallen! - Und der Rohölpreis ist gefallen! - Und die Benzinpreise steigen? - Weil wir in Deutschland den – früher – so gerne besungenen Rhein haben? - Ja, sagt die Mineralölindustrie! - Die deutsche! - Also ist Motor-KRITIK mal in ein Land gefahren, dessen Benzinpreise nicht durch einen mächtigen Fluss gefährdet sein können. - Nach Luxemburg. -  Denn Luxemburg hat nicht nur um 50 Prozent weniger Flüsse als Deutschland; es ist auch keiner darunter, wie der Rhein, durch den im Normalfall 2.300 qm Wasser pro Sekunde fließen. - Also müsste doch eigentlich Luxemburg das Land sein, in dem Benzin günstiger in die Autotanks fließt. - Schließlich ist der Kraftstoffpreis dort auch noch um eine um 2 Prozent niedrigere Mehrwertsteuer belastet  Das wäre dann auch – selbst unter Berücksichtigung der Argumentation der deutschen Mineralölindustrie – logisch! - Nach einer Kontrollfahrt kann Motor-KRITIK bestätigen:

Niedrigwasser: In Deutschland für Autofahrer teuer!

Ich hatte vor Tagen schon mal unter „Aktuell“ nach einer Internet-Recherche nur kurz und knapp  vermeldet, wie günstig derzeit das Benzin in Luxemburg ist. Aber das hat die Leser kaum interessiert. - Jedenfalls war diese Meldung kein „Aufreger“. - War die Recherche falsch - oder zu theoretisch?

Also habe ich mich einfach mal ins Auto gesetzt und bin nach Luxemburg gefahren. Damit es ein richtiger Vergleich wird, habe ich vorher noch mal an einer deutschen Tankstelle in der Eifel – in Wittlich – getankt.

Dann bin ich nach Luxemburg weiter gefahren.

Vorher hatte mich ein Kollege – bei einem zufälligen Gespräch - schon darauf aufmerksam gemacht, dass ich als ADAC-Mitglied an jeder fünften Tankstelle in Deutschland bei Vorlage des ADAC-Mitgliedsausweises einen Rabatt von einem Cent pro Liter erhalten kann. - Wenn ich nun kein ADAC-Mitglied wäre – und ich bin es nicht – dann wäre ich eigentlich selber dafür verantwortlich, wenn ich nun teurer tanken müsse. - Ich bin ernst geblieben!

Ich hatte mir vorgenommen, eine Benzinmarke zu tanken, die es sowohl hier in der Eifel, als auch in Luxemburg gibt. Damit das Qualitäts-Niveau vergleichbar ist. - Denn ich weiß, wie der deutsche Autofahrer denkt.

Der eine schwört auf ESSO. Das ist die Marke, die früher z.B. dafür sorgte, dass man „den Tiger im Tank“ hatte. Der andere schwört auf ARAL. - „Alles super.“ - Das eine Benzin ist dann rot, das andere blau. Es gibt auch Grünes. - Es soll auch Autofahrer geben, die immer den preisgünstigsten Treibstoff tanken. - Weil doch alles „die gleiche Brühe ist“?

Ich erinnere mich, dass ich in den 50er Jahren schon mal in aller Frühe mit einem Tanklastzug bei einer Raffenerie in Duisburg-Ruhrort Benzin geladen habe. Da war ich dann nicht der Einzige. Neben mir standen die von ESSO und auch von ARAL. Wir alle füllten die gleiche Ware ein. Zum Schluss fügten wir dann alle aus kleinen Beuteln ein Pulver bei. Das sollte dann aus der „Einheitsbrühe“ eben die ESSO-Qualität - „mit dem Tiger im Tank“ - oder auch ein besonders gutes ARAL-Benzin machen. - Der Beutelinhalt war jeweils auf die Kammergröße der Tank-Lkw abgestimmt. - Die ESSO nannte das später darum wohl: „Forschung, die man tanken kann.“

Was wir sehen konnten war: Das gerade von uns geladene Einheits-Benzin färbte sich rot und blau – und auch grün. - Da gab es noch die DEA. - Alle anderen Veränderungen, die auch durch das Pulver aus dem Beutel hinein gekommen sein sollen, die haben dann später die Autofahrer gespürt. - Oder auch nicht!

Ich habe Jahrzehnte später auch erlebt, dass Ferrari zum Testen zum Nürburgring kam. Man fuhr SHELL. - Weil man dafür auch Werbung machte. SHELL war eben ein Sponsor. - Aber die SHELL-Fässer, mit denen man anreiste, die waren leer und wurden dann – offenbar weil das Super-Benzin hier billiger war – an einer freien Tankstelle in der Eifel mit „billigerer Ware“ aufgefüllt. Im Fahrerlager wurden die Rennfahrzeuge dann aus diesen SHELL-Fässern betankt, deren Inhalt man wahrscheinlich vorher mit dem Inhalt aus einem SHELL-Portions-Beutel für Fassgrößen verbessert hatte. - Oder so.

Ich könnte auch von anderen Beispielen aus dem Motorsport berichten. Aber das beträfe dann z.B. Motorenöl. Aber auch  mit Benzin könnte ich – aus der Erfahrung einige Jahre später – noch von eindrucksvollen Erlebnissen berichten. - Einem Freund von mir tränen beim Erzählen heute noch die Augen!

So ist beim Reflektieren der Erlebnisse aus der Vergangenheit mir die Reisezeit nach Luxemburg nicht lang geworden. Ich hatte noch nicht einmal das Radio eingeschaltet.

Dann rollte ich in Wasserbillig ein. Und war schon beeindruckt. In Luxemburg rechnet man noch mit Zehntel-Cent. Da gibt es Tankstellen, die sich im Preis um 2 Zehntel-Cent unterscheiden. In Deutschland kennt man bei allen Tankstellenpreisen nur 9 Zehntel-Cent hinter dem „vollen Preis“. Das macht sich eben optisch besser. Das macht man auch in Kaufhäusern so. 9,99 Euro empfindet der Kunde eben „günstiger“ als 10,00 Euro. - Auf unser Empfinden wird in Deutschland eben  Rücksicht genommen. - Auch von der Mineralöl-Industrie.

Aber als deutscher Autofahrer in Luxemburg wird man eigentlich weniger von den Unterschieden im Zehntel-Bereich beeindruckt, sondern an diesem Tag davon, dass der Unterschied zu deutschen Benzinpreisen geradezu unverschämt groß ist. - Es muss in Luxemburg in diesem Jahr verdammt viel geregnet haben! - Anders ist dieser Unterschied nicht zu erklären. - Oder vielleicht damit, dass der Rohölpreis in letzter Zeit gesunken ist?

Hatte ich in Wittlich vor 51 Minuten noch 1,609 Euro pro Liter gezahlt, so wurden hier in Luxemburg 1,202 Euro pro Liter „Super E5“ verlangt. Allerdings  hatte die gleiche Benzin-Qualität in Wittlich den längeren Namen: „EuroSuper 95“. - Beides ARAL!

Seit dem 12. Oktober 2018 war zwar verpflichtend in allen EU-Staaten nach Art. 7 der Richtlinie 2014/94/EU z.B. bei „EuroSuper 95“ die neue, europaweit einheitliche Kraftstoffkennzeichnung „Super E5“ einzuführen, aber in Berlin hat man derzeit so viel mit sich selbst zu tun, dass man noch nicht dazu gekommen ist, dazu für Deutschland eine Anpassung der 10. BimSchV (Bundes-Immissionsschutz-Verordnung) vorzunehmen.

Das verantwortliche Bundesumweltministerium wird einen entsprechenden Verordnungs-Entwurf erst irgendwann im Frühjahr 2019 vorlegen können. - Dabei war man eigentlich schon seit 2016 vorgewarnt, weil der Normungsausschuss…. -

Aber den deutschen Autofahrer wird nicht interessieren, dass er in Deutschland dann so lange den Kraftstoff falsch benamt tanken muss, weil das auch keine Erklärung für die Preisüberhöhung z.B. gegenüber dem Preis in Luxemburg wäre.

Dabei ist eine einheitliche Kraftstoff-Kennzeichnung in Europa schon deshalb sinnvoll, weil die Benamung in unterschiedlichen europäischen Sprachen einen normalen Autofahrer, der z.B. mit dem Auto in Urlaub fährt, schon verwirren kann. - Kennen Sie den Unterschied zwischen „gasolina“ in Spanien und „gasoil“ in Frankreich. - Das eine ist Benzin, das andere Diesel. Und wer Benzin braucht, sollte nicht Diesel tanken!

  • Merke: Frau Merkel versucht zwar den Europa-Gedanken zu fördern, aber – sie tankt nicht selber!

Weil mir doch die Mitgliedschaft im ADAC – wegen 1 Cent Ersparnis pro Liter beim Tanken – empfohlen worden war, ist mir dann auch jetzt hier beim Betanken in Luxemburg aufgefallen, dass man zusätzlich zum günstigen Preis von Marken-Kraftstoff noch ein Rabatt von 1 Cent pro Liter erhält, wenn man im daneben liegenden Supermarkt evtl. noch Zigaretten oder Kaffee – beides auch schon billiger als in Deutschland – kaufen würde. - Man findet einen entsprechenden Hinweis nicht nur an der Tanksäule, sondern auch auf der Benzinquittung, der noch eine Kopie – rot abgestempelt – beigefügt ist, die man dann an der Supermarkt-Kasse vorlegen kann.

Da fährt man dann schon nachdenklich wieder zurück ins durch Niedrigwasser und Hochpreis-Benzin gegenüber Luxemburg durch die Trockenheit leidende Deutschland.

Um dann an einer Autobahn-Tankstelle festzustellen, dass dort – wegen Niedrigwasser – wohl das Benzin inzwischen im Kanister per Rollator angeliefert wird. Hier kostet der als „Super“ bezeichnete Treibstoff, der inzwischen die verpflichtend vorgeschriebenen Bezeichnung „Super E5“ tragen sollte, dann gleich 1,699 Euro pro Liter, was dann gegenüber dem gerade in Luxemburg getankten Treibstoff eine Differenz von 497 Cent bedeuten würde.

Ich verstehe nun auch den Werbespruch von TOTAL total:

„Die Weltraum-Reisenden kommen an unsere Tankstellen.“

Nur für die scheint dieser Benzinpreis günstig zu sein. - Ich rechne: Bei 100 Liter Super E5, in Luxemburg getankt, würde man 49,70 € sparen! - Dafür sollte man dann gleich in Luxemburg essen gehen, weil dort das Essen in den Restaurants mit nur 3 Prozent Mehrwertsteuer belastet ist!

Ich bin mal gespannt, wann das Wasser im Rhein wieder steigt. Als Autofahrer muss man nicht singen, „Wenn das Wasser im Rhein gold‘ner Wein wär‘“, aber man muss dringend hoffen, dass sich das „Bett des Rheins“ schnell wieder füllt, so dass wir dann die Frage stellen können:

„Warum ist es am Rhein so schön?“

Die Antwort wird dann von den Herren des Verbandes der Deutschen Mineralölindustrie kommen müssen. - Weil denen dann ein heute genutztes, wichtiges Argument fehlt!

MK/Wilhelm Hahne
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