Gemeinsame Firma - kein Kartell: BP, EXXON & SHELL

Folgende Geschichte ist eigentlich eine Ergänzung der bisherigen Motor-KRITIK-Informationen und Recherchen zum Thema Mineralölindustrie und ihrem charakterstarken Verhalten. Man beschwört eine Versorgungskrise herauf und alle, alle machen mit, sind überzeugt von der verständlichen Argumentation: Niedrigwasser im Rhein. - Einfach und wirkungsvoll! - Die „Formel Nr. 1“ der deutschen Mineralölindustrie für den Herbst 2018 könnte lauten:

Da wo ein Wille, da eine Pipeline, eine Sprachregelung und eine kleine Firma
=  Gemeinsam sind wir stark, konkurrenzlos teuer und stark gewinnorientiert

Es folgt der Versuch einer Erklärung mit dem Offenlegen von Fakten, die dann zu dem Titel dieser Geschichte führten:

Gemeinsame Firma - kein Kartell: BP, EXXON & SHELL

Hier in Motor-KRITIK war zu lesen, dass sich die Vorstände von konkurrierenden Firmen  eigentlich in bestimmten Dingen sehr oft einig sind. Das kann man sogar bei bestimmten Situationen beweisen. Eine solche Situation wird von der Mineralölindustrie – von allen konkurrierenden Firmen - durch NIEDRIGWASSER im Rhein herauf beschworen.

Wir zahlen in Deutschland deutlich mehr für Mineralölprodukte als im direkten Umfeld des Merkel-Landes. - Motor-KRITIK hat erst vor rd. einer Woche den Beweis geliefert und berichtete von einer Fahrt in das derzeitige Benzin-Wunderland Luxemburg.

Spricht man mit den Fahrern von Tanklastzügen, dann berichten die von stundenlangem Warten bei den Raffinerien. Sie werden zu einem Kaffee in Warteräume gebeten und von dort – nach langem Warten – dann zur Übernahme der Ladung aufgerufen. Vier Stunden Wartezeit sind da nicht selten. - Man tut eben bei den Raffinerien was man kann! - Der Andrang ist entsprechend.

Die Berichte der Fahrer bestätigen auch die Informationen der Mineralölkonzerne. Das Niedrigwasser im Rhein führt zu katastrophalen Zuständen. - Und wichtig: Zu Höchstpreisen! -

Verwirrend für den aufmerksamen Beobachter ist, dass gleichzeitig die Rohölpreise international einen Tiefstand erreichen. Man bekommt das in der Praxis bestätigt, wenn man – nur als Beispiel – in Luxemburg tankt.

Große Speditionen, die bisher ihre Firmentankstellen im Westen Deutschlands von deutschen Firmen betanken ließen, suchen sich nun – und darum – ihre Lieferanten im westlichen Ausland. Nicht nur  in Luxemburg. - Da spielen dann Transportkosten eigentlich keine Rolle mehr. - Hörte man z.B. in einem Fernsehbericht zur aktuellen Preissituation bei Mineralölprodukten, in dem auch ein Bonner Spediteur zu Wort kam.

Und das Rheinwasser steigt nicht. Und wenn es mal – wie gerade passiert - um 40 cm durch eine Art von „langer Welle“ kurzzeitig ansteigt, dann ist man z.B. in Wesseling bei den großen Raffinerien sehr dankbar, weil nun  – an einem Tag – Schiffe mal etwas mehr beladen anlegen können. - Und die Tankwagenfahrer tragen diese Art von Bestätigung des grundsätzlichen Problems weiter hinaus ins Land.

Wer spricht da von der RMR, der Rhein-Main-Rohrleitungstransportgesellschaft? - Die RMR wurde 1965 von der SHELL gegründet, die heute 63 Prozent Anteil an dieser Firma besitzt. Die BP-Gruppe hat sich mit 35 Prozent beteiligt, da blieben für die EXXON Mobil Gruppe nur noch 2 Prozent übrig. (AG Köln HRB 2918)

Die von dieser gemeinsamen Firma betriebene Pipeline von Herongen bis Ludwigshafen, möchte den Rhein nicht überflüssig machen, aber stellt eine kontinuierliche Versorgung von Rotterdam her sicher. Für diesen Anschluss an die praktische Verlängerung der Pipeline bis zum Küstenhafen Rotterdam, in die man sich bei der RRP (Rotterdam-Rijn Pijleiding Maatschappij) eingemietet hat, baute man 1968 eine Verbindungsleitung von Dinslaken aus. Insgesamt ist die genutzte Pipeline nun etwas über 600 Kilometer lang.   

In einer „RMR-Broschüre“, die meine Leser im „Anhang“ zu dieser Geschichte finden, ist u.a. zu lesen:

„Etwa fünfzehn Millionen Kubikmeter (15.000.000 m3) Mineralölprodukte transportiert die RMR Jahr für Jahr. Eine Menge, für die ansonsten annähernd 400.000 Straßentankzüge oder 300.000 Kesselwagen oder 10.000 Tankschiffe mit einem enormen Eigenverbrauch an Energie im Einsatz wären. Die Pipeline ist gleichzeitig Transportweg, Transportmittel und Transportbehälter. Somit entfällt jeglicher Rücktransport der Behälter. Die RMR verursacht daher auch nur einen Bruchteil des CO 2 -Ausstoßes anderer Verkehrsträger.“

Es gibt 13 Ein- bzw. Ausspeisestationen für Raffinerien, chemische Werke und Tanklager sowie 37 Streckenschieber.

Man kann auch im Internet nachlesen:

„Pumpstationen mit einer installierten Gesamtleistung von 32.000 kW befinden sich in Herongen, Dinslaken, Ratingen, Geyen, Köln-Godorf, Wesseling, Ramersbach, Schwall und Udenheim.“

An die Pipeline sind u.a. Werke und Raffinerien in Bottrop, Dormagen, Köln-Godorf, Wesseling und Oppau angeschlossen.

Die Pipeline wurde damals auch gebaut, um das Rhein-Main-Gebiet – und damit auch z.B. den Flughafen Frankfurt – zuverlässig versorgen zu können. Darum hat man auch aktuell noch nichts von Flugausfällen am Frankfurter Flughafen gehört. Beeindruckender sind da schon die „trocken liegenden“ Tankstellen, mit Flatterband optisch wahrnehmbar gemacht. - Solche Foto-Dokumente werden von „gläubigen“ Publikationen gerne verbreitet!

Motor-KRITIK denkt wahrscheinlich nicht national genug, wenn mal eine Recherche-Tour über die Grenze führt – und der Blick über die Schreibtischkante hinaus geht. In Luxemburg ist das Benzin derzeit so billig, weil es dort keinen Rhein gibt?  - Oder? - Und in Deutschland ist Benzin deshalb so teuer, weil das Pipeline-System mit seinen Pumpenstationen so einen hohen Kostenaufwand erfordert? - Nein, weil man derzeit z.B. über diese Pipeline nicht spricht!

Um meinen Lesern einen Eindruck von der Größe der RMR zu vermitteln:

  • Die Beschäftigtenzahl liegt seit Jahren um 65  Mitarbeiter.
  • Die Gewinne der letzten Jahre liegen so um 1 Million Euro.
  • Der Umsatz 2017 betrug z.B. rd. 44 Millionen Euro.

Wichtig ist, dass das – was man sagt – beim Verbraucher und der Politik glaubhaft rüber kommt. Die Politiker sind dabei sicherlich nicht das Problem. - Wer da Ahnung hat, schweigt! - Oder hilft! - NRW hat z.B. gerade das Sonntagsfahrverbot für Tanklastzüge bis Ende Mai 2019 aufgehoben. Bei Lieferungen in andere Bundesländer – besonders Rheinland-Pfalz – wird auf eine Dringlichkeitsprüfung verzichtet. - Übrigens auf Antrag des Mineralölwirtschaftsverbandes!

In einer Broschüre dieses Verbandes war schon 2015 zu lesen, dass man um die jährlich wiederkehrende Problematik der eingeschränkten Beladungsmöglichkeiten der Schiffe bei Niedrigwasser des Rheins wusste.  Dort ist z.B. zum Thema Rhein zu lesen:

„...wenn dieser aufgrund zunehmender Niedrigwasserstände mitunter vier Monate pro Jahr für große Schiffe nicht oder nur eingeschränkt befahrbar ist.“

Jetzt in 2018 zeigt man sich allerdings wegen des Niedrigwasser des Rheins überrascht und stellt in NRW Anträge zur Aufhebung des Sonntagsfahrverbots für Tanklastzüge. - In NRW sind tatsächlich die größten Raffinerien in Deutschland platziert: In Godorf/Wesseling bei Köln und in Gelsenkirchen.

Interessant ist, wenn man nun mal einen Blick in eine andere Broschüre wirft. Motor-KRITIK hat nochmal in der weiter oben schon erwähnte Broschüre der RMR, mit Sitz in Köln-Godorf, geblättert. Titel: „Einblicke“. Sie ist auch aus dem Jahr 2015. - Darin ist zu lesen (Seite 5):

„Die RMR beliefert die westdeutschen Verbraucherund Industriezentren entlang der Rheinschiene kostengünstig und zuverlässig mit Kraftstoffen und petrochemischen Grundstoffen - unabhängig von Witterungs- und Verkehrsverhältnissen sowie dem Wasserstand des Rheins.“

Man konnte 2015 schließlich nicht wissen, welche Sprachregelung in den „obersten Etagen“ der Mineralöl-Konzerne in 2018  verabschiedet würde, auch um die Bedeutung der verantwortlichen Vorstände für die Konzerne durch entsprechende Gewinnmitnahmen zu erhöhen!

Motor-KRITIK möchte noch einmal zusammenfassend festhalten:

  • Benzin und Geld verderben den Charakter und Reichtum fördert die Unmoral!
MK/Wilhelm Hahne
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