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Es ist für einen Journalisten schwer, die „richtigen“ Geschichten, die für jeden Geschmack zu schreiben. Beim SPIEGEL gelingt das manchmal. Diese Geschichten werden auch mit Preisen ausgezeichnet. Nur haben die nichts mit Journalismus zu tun. Meine Geschichten liegen – wenn man sie mit dem „Geschmack“ meiner Leser abgleicht, oft daneben. Sie sind eben zu nahe bei der Realität, treffen nicht unbedingt immer die Stimmung meiner Leser. Die ist natürlich beeinflusst vom Umfeld oder von der persönlichen Erfahrung. Immerhin stehen sie vielleicht – wenn es z.B. um‘s Thema VLN geht – schon seit 20 Jahren am „Brünnchen“. Oder sie haben eine andere – ähnlich enge – Beziehung zur VLN. Vielleicht kennen sie sogar „Olli“ Martini persönlich. Und der saß immerhin viele, viele Jahre an der Böschung oberhalb der kleinen Brücke „Wehrseifen“. - Und der ist Streckensprecher. Und der hat gesagt… - Da habe ich mir gesagt: Stelle deinen Lesern doch einfach dein Recherchematerial zur Verfügung, in das ich in diesem Falle in ungefähr nur 20 Stunden Arbeit investiert habe. Dann können sich meine Leser „ihre“ Geschichte zum Thema VLN – und evtl. VLN 8 – doch selber zusammen stellen. Man nimmt einfach die Stücke aus dem Angebot, die ins eigene Bild passen. - Es wird schon etwas dabei sein! - Es ist Zufall, dass mir diese Idee gerade zu dem Wochenende kam, an dem die VLN 8 durchgeführt wurde. - Also schauen Sie doch einfach mal rein. - Was heute – so hört man – jeder Computer dank „KI“ (Künstliche Intelligenz) kann, das werden doch auch intelligente Menschen schaffen.
VLN 8: MK-Recherche-Material zur Selbstverwertung!
Ein Computer würde vielleicht „seine“ Geschichte, dank „KI“ zu VLN 8 so beginnen:
„Unter strahlend blauem Himmel nahmen im Bereich Start- und Ziel vor 428 Zuschauern auf den Tribünen 154 Fahrzeuge in drei Startgrupppen Aufstellung. Nach dem Start der ersten Startgruppe wurde das Rennen mit „roter Flagge“ unterbrochen. ...“
So etwas könnte ich natürlich als Journalist nicht schreiben, denn ich habe weder Zuschauer noch Fahrzeuge gezählt.. Und „unterbrochen“ wurde das Rennen auch nicht. Es wurde abgebrochen und gilt darum – in diesem Fall - nach ISG (Internationalem Sportgesetz) als „nicht gestartet“.
Und was Zahlen betrifft, da habe ich bisher schon seit vielen VLN-Rennen vorab Schätzungen vorgenommen, die immer niedriger lagen als die vor dem Rennen verkündeten offiziellen Starterzahlen. Das lag übrigens nicht daran, dass im Training immer einige Starter ausfallen. Es handelt sich hier schon um größere Differenzen. - Für VLN 8 wurden z.B. in einem Fall 162 Starter genannt.
Zu VLN 8 stelle ich dann hier mal die ersten Zahlen – so weit ich sie offiziellen Dokumenten entnehmen konnte – meinen Leser für „ihre Geschichte“ zur Verfügung:
- Die von Motor-KRITIK für VLN 8 vorab geschätzte Starterzahl: Weniger als 150 Fahrzeuge
Zu dieser Veranstaltung habe ich für meine Leser Folgendes recherchiert:
Vor Training und Rennen VLN 8:
Boxenbelegungsplan am 8.10., 22:10 Uhr eingestellt: 154 Starter
Startgruppen-Einteilung 9.10., 11:10 Uhr eingestellt: 162 Starter
Vorläufige Teilnehmerl. 9.10., 16:18 Uhr eingestellt: 160 Starter
Teilnehmer lt. GPSauge 9.10., 19:22 Uhr abgelesen: 146 Starter
Teilnehmer lt. GPSauge 12.10., 07:00 Uhr abgelesen: 155 Starter, 4 IV‘s
Zum Training VLN 8:
Laut WIGE-Zeitnahme haben das Training aufgenommen: 156 Fahrzeuge
Laut „timingdeluxe“, basierend auf WIGE-Daten traten an:154 Fahrzeuge
Nachdem die Start-Nr 42, ein BMW M6 GT3 bei VLN 7 durch eine eigenartige Beteiligung am Rennen aufgefallen war, habe ich zu VLN 8 im Vorfeld recherchieren können, dass dieses Fahrzeug auch dieses Mal nur zu „Versuchszwecken“ unterwegs wäre und sich schon deshalb nicht an einem ordentlichen Rennen beteiligen würde, weil man im Hinblick auf 2020… - Ach so!
Da war ich also auch nicht überrascht, wenn nach den Einstellfahrten am Freitag vor dem Rennen von einem Kollegen auf einer Motorsport-Internetseite zu lesen war:
„- Der Schnitzer-BMW #42 wird wieder frühzeitig an die Box abbiegen. Der Traditionsrennstall wurde abermals zum Reifentesten abkommandiert und wird im Kampf um den Sieg keine Rolle spielen. Ungefähr ein halbes Dutzend Mischungen soll getestet werden.“
Ich war auch nicht überrascht, wenn zum zweiten Startversuch – nachdem der erste schon vor dem Start der 2. Startgruppe mit „roter Flagge“ abgebrochen worden war, offiziell nur noch 149 Fahrzeuge antraten. Das zeigte jedenfalls die offizielle Zeitnahme auf der entsprechenden Internetseite an. Später, nach 14 Uhr, waren es dann plötzlich 150 Fahrzeuge.
Schon am Freitagnachmittag hatte sich die Starterzahl für Samstag um „Grello“, den schnellen Manthey-911 minimiert, dessen Fahrer eine Redensart wörtlich genommen hatte, nach der man „immer auf dem Teppich bleiben“ soll. - Der DMSB hatte den vor Jahr und Tag schon mal – aus Sicherheitsgründen – dort ausgerollt. - Dumm gelaufen!
Streckensprecher Olli Martini nannte übrigens bei Beginn des Trainings eine Teilnehmerzahl von 156 Fahrzeugen. - Andere sprachen – immer wieder – von 160.
Sicherlich ist es auch nicht gerade wünschenswert, wenn das Zeittraining von einem Fahrzeug angeführt wird, das später im Rennen, weil nicht regelkonform, disqualifiziert werden muss.
Aber bei der VLN sind andere Dinge unverständlicher: Seit 1977 ist die VLN eine Ein-Tages-Veranstaltung. Daran gibt es keinen Zweifel, wenn man einmal auf die jeweilige Ausschreibung schaut. Interessanterweise ist eine Abnahme derzeit schon am Freitag Pflicht. In der entsprechenden Anordnung ist auch im Fall von VLN 8 für den Freitag zu lesen:
„Bitte beachten: Einlaß des letzten Fahrzeuges zur technischen Abnahme in Box 1 – 3 ist um 19:30 Uhr ! Später ankommende Teilnehmer können nicht mehr berücksichtigt werden.“
Da ist also eine Abnahme am Vortag der Ein-Tages-Veranstaltung verpflichtend, wird jedenfalls so vom Veranstalter dargestellt, der gleichzeitig aber in Sachen Boxenvermietung durch eine entsprechende Verlautbarung klar macht:
„Ab 19:00 Uhr stehen die Boxen der VLN bzw. dem Veranstalter zur Verfügung, der diese Boxen den Teilnehmer als Racing-Boxen überlässt.“
Das natürlich auch am Freitagabend vor dem Rennen. - Diese Art der Abwicklung scheint ein wenig wirr: Boxen sind erst ab Freitag 19:00 Uhr verfügbar; die Abnahme muss aber am Freitag bis spätestens 19:30 Uhr erfolgt sein!
Nach dem Rennen habe ich der offiziellen Information folgende Zahlen entnommen, die ich noch mal mit denen einer anderer Internetseite abgeglichen habe. Die o.g. kleine Veränderung fand ich dadurch auf der offiziellen VLN-Seite erklärt, dass die #42, wie schon geschrieben, vor Beendigung der ersten Runde in die Box abgebogen war und dann aber – wohl zu weiterem Reifenversuch – nach einer entsprechenden Standzeit wieder ein paar Runden gefahren ist.
Zum Renn-Endergebnis VLN 8:
Laut WIGE-Zeitnahme = Rennergebnis Nr 1 sind gestartet: 153 Fahrzeuge
Laut Rennergebnis NEU2, Vorläufiges (!) Ergebnis Rennen: 153 Fahrzeuge
Lt. „timingdeluxe“, sind aber – leider - nur gestartet: 147 Fahrzeuge
Dieses Mal war es anders als sonst: Zunächst wurde ein Rennergebnis wie ein „endgültiges“ verkündet, bevor es dann später zu einem „Vorläufigen Ergebnis Rennen NEU 2“ wurde. - Kann ja mal passieren!
Bei BMW war man wohl „zweigleisig“ gefahren: Ein Mal nur ab und zu mit einem M6 GT3 unterwegs, mit einem Zweiten, eines Privatteams, dann „richtig“. Leider waren da wohl schon 2020er Teile verbaut. - Oder so.
Ich möchte mir hier kein Urteil über den Zustand der derzeitigen VLN-Organisation erlauben, zumal hier inzwischen viele verantwortlich handeln, ohne sich verantwortlich zu fühlen. Wenn sich meine Leser z.B. ein Bild vom derzeitigen Renndirektor der VLN machen wollen, sollten sie sich die Video-Aufzeichnung des VLN 8-Laufs noch einmal ansehen, wo jener – oben schon genannte Streckensprecher – diesen Herrn nach Abbruch des ersten Startversuchs interviewte, um zu fragen, wie es denn nun weiter geht. - Im Film über VLN 8 nach ungefähr 3:55 h.
- Diese Recherche sollten meine Leser – wenn es sie interessiert – aber selber machen!
Wobei der Film grundsätzlich interessant ist, aber sicher nur dann, wenn man die Zeit hat, sich die Informationen über die gesamte Länge des Films anzusehen. - Achten Sie, lieber Leser, aber dann bitte auch mal darauf, wer in diesem Film wofür wirbt. Immerhin hat dieses Werbemittel heute, am Montag nach dem Rennen, schon um 85.000 Interessierte registriert.
Damit hier die Grundidee zu dieser Geschichte nicht irgendwie „verwässert wird“, möchte ich zu einem Textteil aus einer offiziellen VLN-Veröffentlichung zu VLN 8 abschwenken, wo es u.a. heißt:
„...Rund um die mehr als 20 Kilometer lange Nordschleife mit ihren unzähligen Wanderwegen ist der Eintritt frei. ….“
Ich bin dann am Renn-Samstagnachmittag einen offiziellen Wanderweg, den ich seit Jahrzehnten kenne, mal wieder zum „Schwedenkreuz“ gegangen. Auch da hat sich einiges verändert, von dem in der normalen Rennberichterstattung nicht gesprochen wird. Ich möchte diese Entwicklung hier auch nicht kommentieren, sondern meinen Lesern nur eine Anzahl von Fotos, die ich auf dieser Wanderung gemacht habe, für ihre – sozusagen „personalisierte“ - Geschichte zur Verfügung stellen. Dynamische Fahrfotos findet man auf „facebook“ jede Menge, weil viele Teams ihre Erfolge gerne durch eine Veröffentlichung dort multiplizieren. Da jubeln in der Vergangenheit selbst Klassensieger, die nicht immer einen Gegner in der Klasse hatten. – Klasse!
Hier folgen nun meine Fotos unkommentiert:
Wenn Sie etwas zum Schicksal der von mir als Ausfall am Schwedenkreuz fotografierten Start-Nr. 205 erfahren wollen, können Sie am besten gleich mit Herrn Trump sprechen, der sicherlich gerne seine Sicht der Dinge dazu darstellen wird. - Das Fahrerteam waren US-Amerikaner.
Ich freue mich schon auf VLN 9. - Als Journalist und Fan der VLN, die ich seit deren Beginn 1977 begleite. - Übrigens auch als Teilnehmer. - Aber ich werde als Journalist besser nicht über den Real-Zustand der VLN berichten, weil ich damit nur einen Teil meiner jungen Leser verärgere.
Weitere Informationen zum Rennen finden meine Leser übrigens im Rennbericht der VLN, wie er den Kollegen zum Abschreiben zur Verfügung gestellt wird.
Damit meine Berichterstattung auch beim nächsten Mal „nett und gefällig“ wird, werde ich gerne wieder zu VLN 9 neues Recherche-Material zur Verfügung stellen.
Jeder kann sich dann daraus die Geschichte basteln, die er gerne hätte! - Man möge bitte Verständnis dafür haben, dass ich als Jounalist nur die Realität schildern kann. Die ist im Fall VLN nicht nur auf der Rennstrecke beklagenswert, sondern z.B. auch in deren Umfeld. - An den Würstchenbuden zum Beispiel.
Recherchieren Sie dort, liebe Leser, doch einmal selber. - Wenn die Würstchen dort so gut sind wie die Stimmung, dann sollten Sie besser zu Hause essen!
Ich möchte da heute „meinen Senf nicht dazu tun“!