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Alle reisten froh gestimmt an! Da gab es die, deren Eltern die Tour in die Eifel als Belohnung für ein gerade bestandenes Abi schenkten und für die das ganze Erleben neu war. Da gab es auch die, die seit einem Jahrzehnt zu diesem Rock-Festival in die Eifel reisen und sich über die Preisentwicklung schon ein paar Gedanken machten. Da gab es anscheinend auch die, die sich gar keine Gedanken machten, die Musik genossen haben und – all’ ihren Müll in der „grünen Umgebung“ der Eifel zurück ließen. Argumentation: Bei den Preisen können die auch unseren Müll entsorgen! - Andere, die sich in einem Camp „einge-igelt“ hatten, haben in den Tagen -zig Müllsäcke gefüllt und sind trotzdem des anfallenden Mülls nicht Herr geworden, weil der auch – so im Vorbeigehen – von anderen bei ihnen abgeladen wurde. - Aber grundsätzlich, so hört man, ist das alles halb so schlimm. - Weil man auch das Leben wohl noch nicht so richtig ernst nimmt. Der Veranstalter und seine „Satelliten“ aber schon. Da wird knallhart gerechnet und gerne der Begriff „nachhaltig“ verwendet. Es gab nach offiziellen Angaben bei Rock am Ring in diesem Jahr zwar nur um 70.000 Zuschauer, die aber – dank der Preise – (man hört davon, dass ein Bier 9 Euro kostete!) dem Veranstalter insgesamt auch einen „nachhaltigen“ Gewinne beschert haben dürfte. Nach meinen Beobachtungen insgesamt – alle Eindrücke zusammen fassend - sei die Frage erlaubt: War für die angereisten Jugendlichen und jung Gebliebenen...
Rock am Ring 2023: Erlebnisreise zu Müll und Musik?
Man sollte bei den offiziell vermeldeten Besucherzahlen schon etwas nachsichtig sein. Es waren jedenfalls deutlich weniger als bei der letzten Veranstaltung. Aber lassen wir es mal bei der vom „Versanstalter“ (s. Foto 1) genannten Zahl. Immerhin war das vor Beginn der Veranstaltung fotografierte Schild, dann am Ende der Veranstaltung entfernt. Und die Veranstaltung war auch ein (finanzieller) Erfolg!
• Die Besucher hatten viel Freude! Und alle Bewohner im Umfeld der Veranstaltung waren beeindruckt! - So oder so!
Beeindruckt sind derzeit auch die Teams, die aktuell die Spuren beseitigen, die die Besucher hinterlassen haben. Interessant ist, was sich in „Fachgesprächen“ mit den Arbeitern der „Müller“-Teams heraus kristallisierte. Deren Experten-Meinung:
- Man kann eindeutig zwischen den Besuchern des 24h-Stunden-Rennens und denen von „Rock am Ring“ unterscheiden! - Hier wird ein Generationen-Unterschied deutlich, der sich auch am hinterlassenen Müll messen lässt: Die „RaR“-Besucher waren im Durchschnitt eindeutig jünger!
Entsprechend größer waren auch die Müllmengen, die zu entsorgen sind, die sich aber nicht nur von der Menge her, sondern auch von der Größe der Einzelteile klar unterscheiden! Die Besucher des 24h-Rennens haben ihre „Aufbauten“ meistens wieder mitgenommen. Da zeigten die diesjährigen Rock am Ring-Besucher in ihrer Mehrheit oft ein anderes Verhalten!
Fragt man die „RaR“-Besucher, die meist recht jung sind, so hört man oft:
„Das finde ich auch nicht so cool!“
Aber der Müll, der während dieser Veranstaltung entstanden war, ist nun einmal unübersehbar. Selbst eine Gruppe wie „Fever 333“ hielt es für passend, ihren Auftritt mit dem Ausruf zu beginnen:
„Müll, Müll, Müll!“
Verglichen mit „Rock am Ring“ war das 24h-Rennen – Wochen zuvor durchgeführt - eigentlich mehr eine besondere Art von „Vatertag-Veranstaltung“, was man auch schon daraus schließen kann, dass die Mehrheit der Zuschauer schon ab Sonntagsvormittag die Rückreise antrat, während das Rennen eigentlich bis 16 Uhr am Nachmittag lief!
Nur noch wenige dieser neuen Gruppe von Motorsport-Besuchern scheinen sich inzwischen bei dieser Art von „Durchmischung“ von Teilnehmern, bei denen die möglichen Gesamtsieger ausschließlich mit Automobilen unterwegs sind, die von der Mehrheit der Besucher nicht gefahren wird, für das Rennende, den/die Sieger, bei der Zieldurchfahrt um 16 Uhr zu interessieren.
Bei “Rock am Ring“ ist das anders. In diesem Jahr wurden zwar die Besucher im direkten Umfeld der Burg von der großen Temperatur-Differenz zwischen Tag und Nacht überrascht. Tagsüber sorgte die Sonne durchweg für hohe Temperaturen. Aber wenn es dunkel wurde… - Besucher aus dem direkten Umfeld haben da schon mal auf den Auftritt der letzten Gruppe gerne verzichtet, weil sie wirklich durchfroren waren. Sonst bleibt man eigentlich, bis der letzte Ton verklungen ist. So sind sie aber schon bald nach Sonnenuntergang „schnell nach Hause gefahren“, um sich aufzuwärmen. - Andere mussten auch schon mal aus anderen Gründen „ins Warme gefahren werden.“
Das Umfeld von „Rock am Ring“ ist wirklich einmalig. Es gehört wirklich zu den Gegenden in Deutschland, in dem z.B. Holländer gerne Urlaub machen. Auch Engländer zieht es oft an den Nürburgring, aber nicht unbedingt wegen „Rock am Ring“, sondern wegen der Rennstrecke Nordschleife. - Der Nürburgring-Pächter hatte aus diesem Grunde selbst während der Veranstaltungstage von „Rock am Ring“ die Nordschleife für die so genannten „Touristenfahrten“ frei gehalten. So war auch z.B. am Sonntag der Parkplatz „Brünnchen“ von Nordschleifen-Fans gut besucht und nicht nur Engländer drehten Runde um Runde á 35 Euro. - Wie man sehen kann, war das nicht unbedingt immer folgenlos. Hinweisschilder auf Unfälle und entspechende Arbeiten an den dabei beschädigten Sicherheitseinrichtungen dämpften das wohl angestrebte Fahr-Vergnügen.
Am Montagvormittag löste sich dann auch das Gedränge auf den Zeltplätzen der „Rock am Ring“-Besucher auf. Aber langsam und ohne jede Hektik. Mein Eindruck war, dass man wohl im Vorfeld mit deutlich mehr Zuschauern und einem entsprechenden An- und Abreiseverkehr gerechnet hatte. So gab es Teilsperrungen von Straßen, die schon die einheimische Bevölkerung zu so manchem Umweg zwang. Überhaupt musste man in diesem Jahr den Eindruck von einer Überorganisation gewinnen, die man nicht rechtzeitig angepasst hatte, als der – wohl erwartete – Ansturm ausblieb. So fiel denn die Bilanz von Polizei, Behörden und Veranstalter aber positiv aus. - Aus der Polizeimeldung:
„Die polizeilichen Einsätze erfolgten größtenteils aufgrund von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Hier konnte ein leichter Anstieg im Gegensatz zum letzten Jahr festgestellt werden. Dafür gab es im direkten Vergleich weniger Taten im Bereich der Eigentumskriminalität. Vereinzelt kam es, insbesondere unter dem Einfluss von Alkohol, zu Rohheitsdelikten. Der Anreiseverkehr entzerrte sich über mehrere Tage und verlief störungsfrei. Im Abreiseverkehr kam es auf den Abfahrtsstrecken B 257 und B 258 zu vereinzelten temporären Staubildungen, die durch verkehrslenkende Maßnahmen minimiert wurden. Auch hier konnte ein besonnenes und verständnisvolles Verhalten der Besucher festgestellt werden.“
Meine Beobachtungen der „Rock am Ring“-Szene führten nicht nur zu nachdenklichen Überlegungen, sondern ich erhielt durch Zufall auch einen Eindruck von „Jugend forscht“! Wenige Meter abseits des durch Zäune abgetrennten Gelände, hatte ein Besucher eine Rolle Toilettenpapier auf die abgebrochene Astgabel eines kleinen Baumes gesteckt. So brauchte er – und vielleicht auch andere – nur leicht über sich zu greifen, um einen Beitrag zu „immer sauber bleiben“ zu leisten. -
Leider muss man aber auch darauf hinweisen, dass selbst in der Eifel nicht alles so ist wie es sein sollte. Zwei abgestorben wirkende Fichten erinnerten mich z.B. daran, dass man bei allem Spaß auch die andere Seite des Lebens nicht vergessen sollte.