Hat der ADAC beim DMSB den Rückwärtsgang eingelegt

Folgende Sätze stammen aus einer offiziellen Information des DMSB. Da sagt Wolfgang Wagner-Sachs, der damals (relativ neue) Präsident des DMSB, am 1. Juli 2021: „Mit Dr. Julia Walter und Silke Langhorst haben wir zwei Führungspersönlichkeiten in den Vorstand berufen, mit denen das Präsidium des DMSB schon seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. Sie haben bislang schon das Präsidium im Tagesgeschäft unterstützt und Entscheidungsvorlagen erarbeitet. Diese können sie nun bei zahlreichen Detailfragen selbstständig und damit im Einzelfall sicherlich auch zügiger und unbürokratischer verabschieden.“ - Damit ist auch schon etwas zu deren Haftung gesagt! - Dieses Thema hat mich eigentlich weniger interessiert, als vor Kurzem das Präsidium des DMSB tagte. Mein Interesse war eigentlich zu erfahren, welche Position das DMSB-Präsidium zum derzeitigen „Kleinkrieg“ am Nürburgring einnimmt. - Schon alles sehr interessant. - Aber dann habe ich noch etwas gehört, was bei mir als „Grundstimmung“ in Kenntnis – allerdings sicher nicht aller Fakten – aufgrund der mir zugeflüsterten Informationen zurück bleibt. Es ist die Frage:

Hat der ADAC beim DMSB den Rückwärtsgang eingelegt?

Am Ende der zweiten Dekade im September gab es eine Präsidiumsitzung des DMSB am Standort  Frankfurt, „Lyoner Stern“. Da waren dann nicht nur die Präsidenten vor Ort, sondern auch die Mitglieder einiger betroffener Fachausschüsse.

  • Das Präsidium des DMSB besteht z.Zt aus den Herren Wolfgang Wagner-Sachs, Hans-Robert Kreutz, Gebhard Sanne, Dr. Hans-Gerd Ennser und Jürgen Hieke.

Eigentlich ist es nicht normal, dass ich solche Sitzungen beobachte.Natürlich war ich auch nicht vor Ort, aber ich hatte in diesem Fall schon ein paar Brieftauben so platziert, dass mich die Geschehnisse sozusagen mit einer „sozial verträglichen Geschwindigkeit“ erreichen konnten. Brieftauben kreisen nämlich zunächst einmal, bevor sie die richtige Richtung ausgemacht haben.

  • Mir kommt es auch nicht darauf an, dass ich schnell, sondern dass ich gut informiert werde.

Darum waren von Motor-KRITIK auch gleich mehrere Brieftauben in Frankfurt platziert worden, um durch evtl. unterschiedliche Informationen zu einem „abgeglichenen“ Ergebnis zu kommen.

Natürlich waren die DMSB-Präsidenten nicht nur eingeladen, sie waren auch alle „vor Ort“. Von den beiden geschäftsführenden Vorsitzenden (Vorstandsvorsitzende & stellvertretende Vorstandsvorsitzende) des eingetragenen Vereins, Dr. Julia Wagner und Silke Langhorst, war leider nur Frau Dr. Wagner erschienen. Frau Langhorst hatte krankheitsbedingt dieser wichtigen Sitzung fern bleiben müssen.

Es gab eine ganze Reihe – mehr als zehn - von Tagesordnungspunkten, von denen mich eigentlich nur der interessierte, der sich mit den möglichen Veränderungen bei der VLN-Langstreckenserie – inzwischen in NLS umbenannt – beschäftigte. Gut, dass der ziemlich am Anfang der Sitzung abgehandelt wurde. - Da schien die Sitzung noch relativ spannungsfrei.

Von Seiten eines AvD-Vertreters wurde deutlich gemacht, dass man der Meinung wäre, dass sich der ADAC inzwischen am Nürburgring lange genug ausgetobt hätte. Dort würde man nun in 2024 das sportliche Ruder bei einer Langstreckenserie übernehmen! Man rechne da dann genauso mit der Unterstützung von Seiten des ADAC und seiner Klubs, wie man bisher auch diese durch AvD-Leistungen unterstützt habe.

Dr. Gerd Ennser, nicht nur beim DMSB im Präsidium, sondern auch Sport-Präsident des ADAC, hat diesen AvD-Vortrag relativ ungerührt hingenommen, so dass der Eindruck entstand, dass man von Seiten des DMSB insgesamt bemüht bleibt, in dem „Kleinkrieg“ am Nürburgring – trotz der engen Verbindung zum ADAC - eine relativ neutrale Position einzunehmen.

  • Man ist offensichtlich um eine Art Burgfrieden bemüht!

Von „Frieden“ auf der Präsidiumssitzung war dann aber nicht mehr die Rede, als Dr. Ennser den Antrag stellte, Punkt drei der Tagesordnung „ganz nach hinten“ zu verschieben, weil dann mehr Zeit für Diskussionen vorhanden wäre und Mitglieder, die dieser Punkt – zum Thema  Rechtsverfahren – nicht so sehr interessierte, schon mal – vielleicht – den Heimweg antreten könnten.

Da kam Stimmung auf, weil nicht alle der gleichen Meinung waren! - Einige schienen eine Absicht zu verspüren und man war verstimmt! - Es musste also abgestimmt werden. Das Ergebnis von 3:2 Stimmen für den Antrag des Herrn Dr. Ennser machte dann die Verschiebung möglich.

  • Durch die bessere Besetzung in den entsprechenden Fachausschüssen durch ADAC -nahe Persönlichkeiten, ist praktisch beim DMSB die Voraussetzung geschaffen, das praktisch jede Abstimmung in den Ausschüssen des DMSB 3:2 durch den ADAC gewonnen werden kann!

Wie auch in diesem Fall! - Der „Tagesordnungspunkt III“ wurde also – sozusagen auf ADAC-Wunsch – „ganz nach hinten“ verschoben!

Frau Dr. Julia Walter machte sich später zum Thema „Rechtsverfahren“ dann bei Herrn Dr. Ennser – und damit dem ADAC – unbeliebt, indem sie für irgendein noch laufendes Gerichtsverfahren einen Vergleich und damit eine außergerichtliche Regelung vorschlug, was vom DMSB-Präsidenten als eine Verschwendung von DMSB-Geldern empfunden wurde. Er hat Frau Dr. Walter deswegen deutlich gerügt.

Einer weitergehenden Diskussion versuchte Herr Dr. Ennser später, als die für ihn – bzw. den ADAC – wohl ein wenig in die falsche Richtung abdriftete, dadurch auszuweichen, indem er die Präsidium-Sitzung auf eine „besondere Art“ zu beenden suchte.

  • Er hat mit seinen „Getreuen“ die Sitzung verlassen, die damit nicht mehr beschlussfähig war. - Nach Auffassung des Herrn Dr. Ennser war damit diese Sitzung beendet!

Sein Präsidenten-Kollege Hans-Robert Kreutz (DMV) hatte aber vorher festgestellt, dass die Sitzung in einem solchen Fall „nur unterbrochen“ und entsprechend den DMSB-Gepflogenheiten – nach entsprechender Einladung – dann später einmal weiter geführt würde.

  • Diese Vorgänge fanden natürlich auch Eingang ins Protokoll!

Da Dr. Ennser im „erlernten Beruf“ Jurist und Direktor eines Amtsgerichts ist, ist er auch durchaus mit der Wertigkeit eines Protokolls und dessen Bedeutung bei einer – später möglichen – gerichtlichen Auseinandersetzung vertraut. - Und er hat dann auch – telefonisch – nach dieser DMSB-Präsidium-Sitzung entsprechend reagiert.

Eigentlich hat mich diese Entwicklung persönlich aber weniger interessiert, habe es aber als Journalist schon interessant gefunden, bei dieser Gelegenheit zu erfahren, dass die Kosten für die letzten vom DMSB verlorenen (teuren) Prozesse – die ich z.T. auch „live“ miterleben konnte -  vom DMSB selber voll getragen wurden. Der ADAC hatte allerdings für Zweidrittel der Kosten wohl eine Bürgschaft übernommen!

  • Die aktuelle finanzielle Situation des DMSB scheint nicht gar so rosig zu sein!

Mein Eindruck – aufgrund der Stimmung auf dieser DMSB-Präsidiumsitzung - ist, dass die aktuellen geschäftsführenden Vorstände des DMSB vielleicht in nächster Zeit vom ADAC „allein gelassen“ werden könnten. In München scheint man aus den verschiedensten Gründen „etwas verschnupft“ zu sein. Da spielt die Entwicklung am Nürburgring natürlich auch eine Rolle.

Die beiden Vorstands-Damen des DMSB in Frankfurt würden dann evtl. - ohne „ADAC-Schirm“ -  „ganz schön im Regen stehen“, da sie nicht ehrenamtliche Führungskräfte dieses eingetragenen Vereins (e.V.) sondern „hauptamtlich“ sind, die für ihre Leistungen voll bezahlt werden. Da gibt es dann wohl keine Ausreden, wenn es z.B. mal um eine „persönliche Haftung“ gehen sollte! - Das ist von mir nur so mal „laut gedacht“. (s. auch mein Einstiegs-Zitat des Herrn Wolfgang Wagner-Sachs.)

  • Dr. Gerd Ennser kennt sich im Gesetzes-Dschungel genau aus!

Wäre es vorstellbar, dass er – und der ADAC – die beiden Damen dann für die evtl. Schulden des DMSB die Haftung übernehmen lässt, zu denen es inzwischen – nach meinem Eindruck - bei diesem e.V. durch die verlorenen Prozesse gekommen sein könnte?

Gefühlsmäßig habe ich den Eindruck, das der ADAC, inzwischen von der Mitgliederzahl her größer als die katholische Kirche in Deutschland, sich aus dem aus seiner Sicht „Klein-Klein-Geschachere“ des DMSB ausklinken möchte. Man hat offenbar auch durch die Größe des eigenen Vereins inzwischen genug eigene Probleme.

Gerade das Thema Motorsport in seiner jetzigen Form passt da aktuell nicht so recht zum „Mainstream“. Durch die hohe Zahl seiner Mitglieder muss sich auch der ADAC an der „allgemeinen Stimmung“ orientieren. - Oder er muss die Voraussetzungen für „den richtigen  Mainstream“ selber schaffen!

So ist nun diese Geschichte  - zufällig - weniger eine zum Thema Nürburgring geworden, als mehr eine, die die Situation des Motorsport in Deutschland insgesamt verdeutlicht!

  • Dessen Situation wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern!

Ich wäre den vielen Brieftauben im Lande dankbar, wenn sie mich weiter „zur Sache“ informieren würden. Es muss nicht tagesaktuell sein!

Meine vielen Motor-KRITIK-Leser interessiert das Thema „DMSB & deutscher Motorsport“ – und dessen Zukunft – mit Bestimmtheit auch.

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 4.7 (bei 62 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!