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Dass der vorletzte Rallye-WM-Lauf am Wochenende als „Rallye Zentraleuropa 2023“ im Dreiländereck Deutschland-Tschechei-Österreich entschieden wurde, ist kein Zufall. Mit einem Beitrag dazu habe ich versucht, das in einer meiner vorhergehenden Geschichten zu verdeutlichen. Der ADAC-Sportpräsident – gleichzeitig dem Präsidium des DMSB angehörig – hatte per Saldo die richtige Entscheidung getroffen. Er hatte den einzigen Rallye-WM-Lauf, der in dieser Saison in Deutschland ausgetragen wurde, in ein Gebiet verlegt, in dem ihm die vorhandenen Kontakte zu Behörden besonders hilfreich sein konnten. Dr. Ennser ist nicht nur in Passau, einer Universitätsstadt, geboren, sondern hat hier in Niederbayern auch den größten Teil seines Berufslebens, sowohl als Weisungsempfänger, als auch als Disziplinarvorgesetzter verbracht und verfügt darum wohl auch dort über „gute Kontakte“ in jeder Hinsicht. - So darf man dem vom ADAC im offiziellen Auftrag der FIA hier ausgerichteten Rallye-WM-Lauf auch insgesamt eine gute Note erteilen. Aber selbst an „Sonnentagen“ geschieht es manchmal, dass das Strahlen der Sonne durch einen vorüber gehenden Wolkenschleier leicht gedämpft wird. - Darum soll hier nicht nur einfach „Lob gehudelt“ werden, sondern – wie es in Motor-KRITIK schon mal vorkommt – auch über die „Prüfungen“ informiert werden, die ein zweifacher Präsident dann schon mal – hier auch wegen seiner Doppel-Funktion - dann „zweifach“ erleiden musste:
„Sonderprüfungen“ für einen Präsidenten in Passau!
Dr. Gerd Ennser (64) hatte mit der Ausrichtung eines Rallye-WM-Laufs eine schwierige, weil auch komplexe Aufgabe übernommen, von der er sich – manchmal – bei der Durchführung anderer Aktionen ein wenig behindert sehen musste. So hatte er z.B. als Präsident im Präsidium des DMSB schon von Bedeutung, die Generalsekretärin des DMSB wegen einer „anderen Sache“ (Motor-KRITIK informierte auch darüber) zum „Rapport“ nach München einbestellt. Das geschah im Vorfeld des Rallye-WM-Laufs.
Frau Dr. Julia Walter, die DMSB-Generalsekretärin, - wie Dr. Ennser auch studierte Juristin - antwortete darauf „kühl und trocken“, dass man das, was wohl Thema wäre, dann auch beim nächsten Besuch in Frankfurt besprechen könne.
- Der ADAC-Sportpräsident, gleichzeitig im Präsidium des DMSB, war „nicht amüsiert“!
Genauso wenig, wie die so genannte „Öffentlichkeit“, über die Aussage eines anderen Generalsekretärs! - Aber man kann den – der Weltorganisation UN zugehörig – wohl nicht unbedingt mit der Generalsekretärin eines kleinen nationalen e.V. vergleichen. - Trotz gleichem Titel! - Die meisten Vergleiche „hinken“ eben.
- Obwohl auch „weit her geholte“ Vergleiche manchmal schon interessant sein können:
Vergleicht man z.B. die Bedeutung des Rallye-Veranstalters in Passau, den Münchner ADAC, gemessen mit seinem Mitgliederanteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland, so liegt der bei schon bedeutenden 31 Prozent, also etwa auf dem gleichen Niveau von Russland, wenn man dessen Bevölkerungszahl an der aller 27 EU-Staaten zusammen misst: Das sind dann 32 Prozent!
Nun glaubt sich ein Dr. Ennser, als ein Präsident des ADAC und des DMSB, schon mal in einer besonders guten Gesamtposition. Da stört ihn dann schon die selbstsichere Antwort einer DMSB-Generalsekretärin genauso, wie die Anmerkung eines UN-Generalsekretärs in einer Rede im anderen Zusammenhang einen Teil der interessierten Öffentlichkeit.
An seine DMSB-Funktion wird sich Dr. Ennser sicherlich erinnert haben, als die Polizei in Passau im Vorfeld der von ihm ausgerichteten Rallye darauf aufmerksam wurde, dass sechs von insgesamt 68 Rallye-Fahrzeugen nicht korrekt für die Teilnahme am deutschen Straßenverkehr zugelassen waren. Bei fünf dieser Fahrzeuge konnte das noch rechtzeitig vor dem Rallye-Start in Prag fast unauffällig korrigiert werden.
Bei der Überfahrt eines 6. Rallyefahrzeugs von der Tschechei nach Deutschland endete dann aber die Fahrt eines der Rallye-Teilnehmer nach zwei durchgeführten Wertungsprüfungen bei der deutschen Grenzkontrolle. Der Fahrer vermerkte dazu im Internet lakonisch:
„Leider endete unsere Reise nach zwei Wertungsprüfungen an der deutschen Grenze aus Gründen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen.“
Das ist in diesem Fall sehr gut – und umsichtig – formuliert. Er fährt ein Automobil aus Tschechien, dessen Hersteller in deutschem Besitz ist, für ein Team aus Italien, dass das Auto in einer deutschen Stadt zugelassen hatte. - Angeblich! - Aber das war dann wohl auch ein besonderer „Ausreißer“!
Die anderen Fälle vorher sollten aber schon einem DMSB-Präsidenten zu denken geben, weil doch hier irgend etwas bei der Dokumenten- bzw. der Technischen Abnahme der Rallye-Fahrzeuge nicht richtig funktioniert haben muss.
Es gibt da z.B. ein „DMSB-KFD“, der gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium entwickelt wurde und nach einer technischen Überprüfung durch einen Sachverständigen dem jeweiligen Rallyefahrzeug innen an die Windschutzscheibe geklebt wird. Nur Rallyefahrzeuge, die mit dieser „DMSB-KFD“-Klebeplakette“ versehen sind, dürfen als Rallye-Wettbewerbsfahrzeuge auf den Zwischenetappen zu den Wertungsprüfungen auch am normalen Straßenverkehr teilnehmen, da dann der DMSB mit diesen Plaketten einen ordnungsgemäßen Zustand zur Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr bestätigt und genehmigt!
Da ist dann in Passau dem „Personal mit DMSB-Ausbildung“ wohl einiges entgangen, was bei einem genauen Hinschauen... - Oder passierte das schon vorher?
Dr. Ennser hat nun eigentlich allen Grund, als ADAC-Sportpräsident auf solche „Lücken“ aufmerksam geworden, die als Mitglied auch des DMSB-Präsidiums nun schnellstens schließen zu lassen. Wenn da z.B. ein deutsches-Kfz-Kennzeichen mit den Fahrzeugpapieren deutlich erkennbar nicht übereinstimmt, dürfte das eigentlich auch ein Brillenträger mit „falschen Gläsern“ nicht übersehen. - Als Jurist müssten Dr. Ennser solche Vorkommnisse schon stören!
Aber das alles geschah praktisch im Vorfeld der Rallye. Die begann für viele der ehrenamtlichen Helfer schon eine Woche vorher. Sie hatten ihre Privat-Automobile, damit die als Fahrzeuge von „Offiziellen“ – und aus der Luft - leicht erkennbar waren, dem Veranstalter zum Bekleben zur Verfügung stellen müssen! - Diese „Helfer“ waren dann acht Tage vor der Rallye ohne Privatwagen!
Protestaktionen – auch der Helfer! – sind im Vorfeld der Rallye aber weitgehend ausgeblieben, obwohl sie wohl „drohend“ im Vorfeld Rallye schon angekündigt waren. Es ist dann hilfreich, wenn sich der Verantwortliche in der Organisation „vor Ort“ ein wenig auskennt, kein Unbekannter ist!
Es gab sonst nur im Umfeld der Wertungsprüfungen ab und an die „üblichen Verkehrsstörungen“, die durch das – in diesem Fall – schon große Zuschauerinteresse ausgelöst wurden.
Nun wurde bei dieser Rallye – zufällig – dann auch jemand noch vor dem letzten Lauf zum Rallye-Weltmeister des Jahres 2023: Kalle Rovanperä heißt der Glückliche. Sein härtester Konkurrent „küsste“ in einer Wertungsprüfung ein wenig unsanft ein Scheunentor, wobei er sich an einem Betonsockel das Hinterrad seines Wettbewerbwagens abriss. - Ende einer Dienstfahrt!
Damit war eigentlich die Spannung raus aus der Rallye! - Rovanperä, vorher geradezu tollkühn schnell – und riskant! - unterwegs, konnte es nun langsam angehen lassen. Ihn hat wenig interessiert, dass so ein Thierry Neuville, der nach den ersten zwei Wertungsprüfungen zwar schon mal die Rallye anführte, aber dann einem Kalle Rovanperä wenig entgegen zu setzen hatte, dieses Mal so den Gesamtsieg einfahren konnte. - Geradezu bequem!
Man konnte hier erleben, dass auch bei der Rallye-WM die Meisterschaft primär eine Fahrerangelegenheit ist, wobei die einsetzenden Firmen eigentlich mehr am Gewinn der Fabrikatwertung interessiert sind.
Aber beim nächsten – und letzten WM-Lauf dieser Saison – in Japan, wird es so jetzt zu einer Entscheidung um den zweiten Platz in der Rallye-WM kommen, da mit seinem aktuellen Sieg, ein Therry Neuville einem Elfyn Evans gefährlich geworden ist. Der eine auf Hyundai, der andere auf Toyota unterwegs. - Da weiß man dann schon, auf welchen Erfolg die japanischen Zuschauer demnächst hoffen werden.
Aber zunächst gab es am letzten Wochenende mal einen richtigen Prominenten-Auftrieb bei der Siegerehrung in Passau! Walter Röhrl überreichte den strahlenden Siegern die Pokale, die übrigens dann auf wohl untereinander gut abgestimmte Art die ihnen überreichten Sektflaschen zum Sprühen brachten.
Auch Michèle Mouton war – als eine FIA-Abgesandte – neben weiteren Prominenten vor Ort. Die Rallye-Fans erlebten – bei schönstem Sonnenschein – eine sehr gut organisierte, stimmungsvolle Siegerehrung!
Insgesamt betrachtet kann Dr. Ennser, als Verantwortlicher für diesen deutschen WM-Lauf eigentlich zufrieden sein. Manch kleine „Unterbrechung“ war zwar schon mal dem „deutschen Verhalten“ von Streckenposten geschuldet, aber wenn man großen Politikern große Fehler durchgehen lässt, sollte man bei „kleinen Mitarbeitern“ nicht kleinlich sein!
Und mit einer guten „Nacharbeit“ dieser Rallye, sollte schon eine gute Vorarbeit für den – hoffentlich – nächsten WM-Lauf in der Saison 2024 in Deutschland möglich werden!
Michèle Mouton kann das der FIA mit gutem Gewissen empfehlen!