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Bei diesem Titel habe ich die Lagebeschreibung zu einer besonderen Situation im Bereich des Nürburgrings durch das Polizeipräsidium Koblenz verwendet. Die ist so weit weg von dem, was mir dazu eingefallen wäre, trifft aber gleichzeitig so gut die Gesamtsituation am Nürburgring, dass ich meine Leser unbedingt damit bekannt machen wollte. Meine Meinung zur Beschreibung der Polizei einer speziellen Situation: Besser kann man tatsächlich die aktuelle Gesamtsituation am Nürburgring nicht beschreiben, als es mit diesen vier Worten möglich ist, die für die Presse eine Zwischenbeurteilung vor Festnahme des „Täters“ nach einer – wie es zunächst aussah – „Geiselnahme am Nürburgring“ gewesen ist. - Darum habe ich sie auch hier zum Titel gewählt! - Zumal die „Geiselnahme“ (die keine war) auch der Ausgangspunkt für meine schon etwas umfassendere Berichterstattung zur Situation im Langstreckensport hier in der Eifel ist.
Aktuell am Nürburgring: „Die Lage ist stationär“!
Eigentlich begann „der Fall“, den die Polizeidirektion Koblenz beschreibt, aus meinem Erleben damit, dass am frühen Vormittag des Donnerstag, 29. Februar 2024, mehrere Polizeifahrzeuge auf der B 258 mit „Tatü-Tata“ durch meinen Wohnort Virneburg fuhren.
- Die Polizei weiß schon, wie man Journalisten zu einer Recherche anregt!
Dann war relativ schnell im Internet etwas von einer Geiselnahme zu lesen, die es aber dann wohl nicht gegeben hat. Ein Mitarbeiter der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hatte sich durch einen Besucher bedroht gefühlt und so wurde – wie es schien - ein Polizeieinsatz ausgelöst, bei dem wohl dann auch das Sonder-Einsatz-Kommando (SEK) der Polizei zum Einsatz kam.
Als ich mir gegen Mittag „vor Ort“ persönlich einen Überblick verschaffen wollte, kamen mir schon die ersten Einsatzfahrzeuge der Polizei wieder entgegen: Man hatte den „Täter“ festgenommen, der wohl – inzwischen ziemlich verängstigt – allein in einen Raum der Nürburgring-Anlage geflüchtet war. - Er ha sich nach „Verhandlungen“ mit der Polizei gestellt!
Im Internet waren dazu u.a. folgende Informationen zu finden:
„Am Nürburgring verschanzt: Polizei nimmt Mann mit Schreckschusswaffe fest
Am Donnerstagmorgen berichtete die Polizei von einer Gefahrenlage im Bereich des Nürburgrings. Ein Mann hatte sich mit einer Schreckschusswaffe in einem Gebäude an der Rennstrecke verschanzt.“
Aber auch:
„Gegen 8.45 Uhr sei die Polizei zu dem Einsatz am Nürburgring gerufen worden, teilte ein Sprecher mit. Grund war eine Bedrohungslage: Der Mann soll offenbar einen anderen Mann bedroht und sich dann allein in einem Gebäude verschanzt haben. Eine Gefahr für Unbeteiligte habe es nicht gegeben. Es sei auch niemand verletzt worden.“
Als Ergänzung sei noch ein anderer, weiterer Meldungs-Fetzen hinzu gefügt:
„Zuvor hatte sich der Mann in einem Gebäude im Bereich der Boxengasse des Nürburgrings verschanzt. Er habe einen waffenähnlichen Gegenstand dabeigehabt. "Wir müssen noch prüfen, ob es eine scharfe Waffe war", sagte der Sprecher. Die Hintergründe seien noch unklar.“
Ich habe dazu recherchiert und auch die Polizei zu diesem Einsatz befragt. Allerdings habe ich bis jetzt erst Zwischenbescheide erhalten. Das Gesamt-Ergebnis meiner heutigen Darstellung kann zusammen gefasst daher nur lauten:
- Der Polizei-Einsatz erfolgte wegen einer als „Bedrohungslage“ empfundenen Situation eines Nürburgring-Mitarbeiters durch einen Ex-Nürburgring-Teilzeitarbeiter.
Wie ich recherchieren konnte, stellt sich dieser Fall im Ansatz, wie im Ablauf, aber wohl so dar:
Der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende „Täter“ war wohl in 2023 noch in Teilzeit einer der von der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG „fest beschäftigten“ um 15 Mitarbeiter einer – nennen wir sie - „Safety-Group“, die – in diesem Fall einer von ihnen - u.a. bei der Streckensicherung von Trackdays eingesetzt worden war.
Diesem Mann hatte man wohl nun schriftlich mitgeteilt, dass man ihn für die kommende Saison aus bestimmten Gründen nicht mehr beschäftigen könne. Mir ist nicht bekannt, ob man einen – oder bestimmte – Gründe benannt hat. - Jedenfalls war die Absage aus meiner Sicht berechtigt!
Das hat diesen Ex-Mitarbeiter aber wohl so sehr erregt, dass er sich mit diesem Schreiben und einer Schreckschuss-Waffe auf den Weg gemacht hat, um die „Gründe aus der Welt zu schaffen“ und eine Wiedereinstellung für die Saison 2024 zu erreichen. - Schließlich ist er kein Lokomotivführer!
Nach einer unbestätigten – aber wahrscheinlich guten – Information, hatte er vorher sogar seine evtl. „Planung“ bei der Polizei angemeldet. Darum konnte die auch mit „passenden“ Einsatzkräften wohl schon so früh – und rechtzeitig – „vor Ort“ sein.
Aus welchen Gründen auch immer ist die „Diskussion“ zwischen Ex-Mitarbeiter und Nürburgring-Mitarbeiter eskaliert, der Mann hat seine Schreckschuss-Pistole gezogen, die einem normalen Revolver täuschend ähnlich ist, so dass für den Nürburgring-Mitarbeiter tatsächlich eine Bedrohungslage entstand, aus der er sich aber wohl selber befreien konnte.
Da in diesem Bürobereich eine Situation „der offenen Tür“ herrscht, ist die lautstarke Auseinandersetzung auch von anderen Nürburgring-Mitarbeiter gehört worden, von denen einer (auch?) sofort die Polizei alarmiert hat.
- Die Polizei ist sofort und umgehend mit einem Sonderkommando (SEK) angerückt. (Wer offiziell alarmierte ist – für mich – noch unklar, aber das offizielle Verhalten der in die Abläufe inzwischen eingebundenen Behörden mir gegenüber lässt das Ergebnis mehr als ahnen.)
Übrigens war hier in Motor-KRITIK schon am 2. Februar 2024 zum Problemfall „Streckenposten“, Strecken-Marshal oder wie es eigentlich korrekt heißt, „Sportwarte“ am Nürburgring zu lesen:
„Wenn man die aktuelle Situation auf dem Gebiet der Streckenposten beobachtet – und seit vielen Jahren kennt – dann kann man der PI Adenau für die ersten Rennen den Tipp geben, doch schon vor einer Rennveranstaltung häufiger mal durchs Streckenposten-Camp zu fahren, weil allein eine solche polizeiliche Vorbeifahrt schon beruhigend wirkt!“
Die Herrn am Nürburgring haben leider das Problem bisher nicht richtig erkannt oder aber falsch eingeschätzt, wenn sie glauben, das vor ihnen liegende Problem auf diesen jetzt zwei Gebieten – nämlich „NLS“ und „NES“ – im Fall „NES“ z.B. mit mehr Geld lösen zu können. - Die „Wurzeln des Übels liegen tiefer! - Auf einer menschlichen Ebene!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich hier in Motor-KRITIK darauf hinweisen, dass so manche Art der Abwicklung in Verbindung mit den auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragenen Langstreckenrennen, bisher der Öffentlichkeit verborgen geblieben ist. Das betrifft z.B. die Anzahl der eingesetzten – nennen wir sie – „Sicherheitskräfte“, die als „Sportwarte“ rings um den die für Langstreckenrennen genutzte Strecken-Variation die Sicherheit der Fahrer gewährleisten sollen.
Dabei sind an einem Rennwochenende der Langstreckenrennen in 2024 nicht nur zwei unterschiedliche „Basis-Organisationen“ tätig, sondern auch unterschiedliche Veranstalter. Die dann für die gleiche Strecken-Variante dann übrigens eine unterschiedliche Anzahl von „Sportwarten“ einsetzen.
Bei den vom DMSB genehmigten Langstreckenrennen wird eine lt. Streckenabnahmeprotokoll des DMSB vorgeschriebenen Anzahl von Sicherheitskräften rings um die Rennstrecke benötigt. Mir sind keine exakten Zahlen bekannt, aber die Zahl 450 dürfte der Realität sehr nahe kommen.
Am Freitag vor den Rennen, gibt es Vormittags evtl. schon eine vom Rennveranstalter angebotene Möglichkeit, evtl. auf einer Teilstrecke Probe- und Abstimmungsfahrten durchzuführen. Die Strecke ist dann entsprechend den DMSB-Vorgaben mit lizenzierten Sportwarten zu besetzen.
- Der eine mag nur die VLN/NLS, der andere nur NES. - Wie viele mögen beide Serien?
Am Freitagnachmittag sind meistens auch Test- und Einstellfahrten auf der gleichen Rennstrecke – auch mit „Taxifahrten“ - möglich, die ebenfalls für die am Samstag folgenden Langstreckenrennen genutzt werden. Hier ist aber dann seit einiger Zeit – so auch in 2024 – die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG der Veranstalter, der dafür auch eine separates Nenngeld fordert und kassiert.
In früheren Jahren waren dort zunächst um 80 „Sicherheitskräfte“ im Einsatz, die – weil es sich nicht um eine vom DMSB genehmigte Veranstaltung handelte – nur in so stark verminderter Zahl eingesetzt wurden, sondern auch in anderer Art bezahlt und gegenüber den Behörden abgerechnet werden, da es sich hier eindeutig um eine „kommerzielle Veranstaltung“ handelt. - Auch jetzt in 2024. - Nur wird die Zahl der eingesetzten Sicherheits-Mitarbeiter (Sportwarte) aber immer geringer!
Es kommen dort z.B. auch die (um) 15 Mitarbeiter der hier schon so benannten „Safety-Group“ zum Einsatz, die von der Firma des Nürburgring-Pächters als fest angestellte Teilzeitkräfte geführt und abgerechnet werden. - Hinzu kommt noch ein kleines Plus von weiteren freien Mitarbeitern. Das war’s dann auch schon!
Dieser „Safety-Group +“ gehörte auch – nach meinen Recherchen – der „Täter“ in der Saison 2023 an, der nun, nach seiner „Sonder-Vorstellung“ am Nürburgring (mit Voraanmeldung?) nun in Untersuchungshaft sitzt.
Polizei und Staatsanwaltschaft sind mit Informationen zum Ablauf des Geschehens und der evtl. die Öffentlichkeit schon interessierender Details „sehr sparsam“. - Ich warte auch noch auf Antworten zu meinen Fragen, weil mich auch die menschliche Seite interessiert!
Ich möchte hier für Motor-KRITIK im Zusammenhang mit den aktuellen Geschehnissen festhalten:
- Die Sicherheit der Fahrer bei den Probe- und Einstellfahrten, die in der Verantwortung des Nürburgring-Pächters durchgeführt werden, ist nicht auf Basis der DMSB-Forderung geordnet! - Muss sie auch nicht, da die rein kommerziell und nicht DMSB-genehmigt sind!
- Die Problematik auch bei den demnächst anstehenden ersten Langstrecken-Rennen wird schon mit der Durchführung des ersten Langstrecken-Rennens eines neuen Veranstalters auf dem Grand-Prix-Kurs deutlich! (Dort werden weniger Sportwarte zur Sicherheit der Fahrer benötigt.) So kann man vielleicht auch die Ansprüche des DMSB zunächst nur erfüllen! - Außerdem kann der GP-Kurs komplett mit Kameras überwacht werden!
Die Sicherheits-Problematik insgesamt ist natürlich noch viel komplexer als hier dargestellt, sollte aber hier einmal – indem ich die „Geiselnahme“ am Nürburgring zum Anlass nehme – zumindest mal angerissen und für eine interessierte Öffentlichkeit deutlich gemacht werden.
Sollten mich – bzw. Motor-KRITIK – ausstehende Antworten auf von mir an Behörden gestellte Fragen zum Thema „Geiselnahme“ Behörden noch erreichen, werde ich natürlich meine Leser informieren.
Natürlich werde ich auch bei einem „Aufschrei“ anderer der hier erwähnten Personen oder Organisationen genauso handeln.
Zur Erinnerung: Motor-KRITIK ist ein Branchen-Informationsdienst, der von einem Journalisten verantwortet wird, der seine Aufgabe die Öffentlichkeit auch in schwierigen Phasen zu informieren, noch sehr ernst nimmt!
Wer in der bisherigen Geschichte – bis hierher – einen Hinweis auf eine weitere Sicherheitsmaßnahme des DMSB, das „DMSB-Nordschleifen-Permit“, vermisst haben sollte, der sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die Einführung dieses „Permits“ von Motor-KRITIK schon seit seiner Einführung in der Saison 2015 als eine Alibi-Maßnahme empfunden wurde:
- Bei „Touristenfahrten“ auf der Nordschleife, die eine relativ hohe Unfallquote aufweisen, wird sie nicht verlangt.
- Bei Trackdays ist sie auch nicht vorgeschrieben, weil solche kommerzielle Veranstaltungen nicht vom DMSB genehmigt sein müssen.
- Bei den „Test- und Einstellfahrten“ vor einem Langstreckenrennen werden sie auch nicht verlangt. Es genügt, dass ein Fahrer 18 Jahre alt ist und im Besitz eines Führerscheins ist!
- Ein aktuell Motor-KRITIK bekannt gewordenes Beispiel zeigt auch, dass man bei der Ausgabe der Nordschleifen-Permits für die Saison 2024 beim DMSB wohl auch inzwischen die Übersicht verloren hat!
Inzwischen lässt sich die Lage am Nürburgring – gerade auf dem Gebiet der Langstreckenrennen – insgesamt wohl nicht besser als mit der Formulierung beschreiben:
„Die Lage ist stationär!“
Das wird leider von den Verantwortlichen „als normal“ empfunden, sollte aber eigentlich mehr ein vorübergehender Ausnahmezustand sein.