Ach wäre ich doch Experte! - Es geht nicht ohne!

Will man in Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften oder Internet heute etwas eindringlich als „total richtig“ in den Vordergrund stellen, dann werden Experten bemüht. In Sachen Automobil, Motorrad, Motorsport u.ä. werden überall Experten zitiert. Da wimmelt es nur so z.B. von Formel 1-Experten, Auto-Experten, Verkehrs-Experten. Ich bin immer wieder beeindruckt. Weil das in den meisten Fällen durchaus stimmt. Es sind Experten auf einem bestimmten Gebiet, die dann auch über die Entwicklung – oder den Zustand – oder die Zukunft des Gegenstands in ihrer Expertise etwas als richtig und gültig – oder auch als falsch hinstellen. - Aber sollte man nicht versuchen, einen Zusammenhang, evtl. sogar einen Gesamt-Zusammenhang herzustellen? - Ein aktuelles Zeitungs-Interview war für mich die Anregung zu folgenden Überlegungen, weil ich nach dem Lesen einer Geschichte in der „Frankfurter Rundschau“ zu denken begann und mir vorhalten musste:

Ach wäre ich doch Experte! - Es geht nicht ohne!

Ich möchte diesen „Experten auch nicht widersprechen. Sie haben ja auch schon mal recht. Aber manches ist so stimmend dargestellt, wie es nur reine „Fach-Idioten“ darstellen können. - Aber es stimmt natürlich! - Wenn man es „für sich betrachtet“!

  • Es stimmt aber dann nicht, wenn man es in einen Zusammenhang stellt oder gar einen Gesamt-Zusammenhang herzustellen versucht.

Es widerspricht auch schon mal der eine Experte dem anderen. Eine Informationsquelle, die sich mit ihrer Einstellung zu einer Sache als „gut“ empfindet, selber aber kein Risiko eingehen will, wird natürlich dann Experten zitieren. Idealerweise gleich zwei! - Der eine ist dafür, der andere dagegen. Soll doch der Nutzer der Information sich selber eine Meinung bilden!

Mit Experten-Meinungen kann man aber auch Stimmung machen, indem man nur die zitiert, die der eigenen Meinung nahe kommt, aber da man sie als „Experten-Expertise“ verkaufen kann, ist sie natürlich die eindrucksvollere und – darum – auch für den Leser die überzeugendere.

Ich habe in meinem Leben sehr oft mit Experten zu tun gehabt und war oft beeindruckt, über welches Fachwissen diese Damen und Herren verfügen. Leider waren die aber – aus meiner persönlichen Sicht – nicht immer in der Lage, dann „1 und 1“ zusammen zu zählen“. - Sie kannten die andere „1“ nicht!

  • So bin ich zu der Erkenntnis gekommen, das wir – das unser Informationssystem – unter der extremen Nutzung von Experten-Meinungen nur leidet! - Und das immer mehr!

Was wir in unserem System brauchen, sind nicht Experten, sondern „Generalisten“, die von allem vielleicht „nur etwas“ verstehen, aber immerhin soviel – und damit ausreichend - dass sie auch (!) Zusammenhänge herstellen können.

Ich möchte dazu ein aktuell von mir – und zufällig – aufgeschnapptes (Internet-)Beispiel zitieren, das am 26. April 2024 bei der „Frankfurter Rundschau“ zu finden war. - Titel:

„‘Dumme Gerüchte’: Auto-Experte prangert ‚völlig abseitige Propaganda gegen Elektroautos‘ an“.

Und man kündigt die Experten-Meinung dann so an:

„Auto-Experte Helmut Holzapfel über die seiner Meinung nach nicht-existierende Zukunft des Verbrenners und die Aufgaben, die Politik und Unternehmen erledigen müssen.“

Am Ende des Interviews, das eigentlich nur „eine Richtung kennt“, wird auch der Experte wie folgt vorgestellt:

„Helmut Holzapfel leitet das Zentrum für Mobilitätskultur in Kassel. Bis 2015 war er Professor an der Uni Kassel.“

Wenn man mal bei „Wikipedia“ nachschaut, ist man schon beeindruckt von dem, was dieser Professor alles gemacht hat. Mir fällt dann aber dieser Satz besonders auf:

„Seit 2011 ist Helmut Holzapfel Mitglied im Beirat für Integrität und Unternehmensverantwortung der Daimler AG.

Dazu erzähle ich dann mal - passend oder unpassend - dass ich am 26. April 2024 mein Auto waschen ließ. Hinter mir wartete ein junger Mann (im Vergleich zu meinem Alter!), mit dem ich dann ins Gespräch kam. Der erzählte mir begeistert, dass er gerade mal einen Hyundai INONIC 5 N gefahren habe. Ein tolles Auto!

Ich war seiner Meinung. Ein E-Automobil  „im Stil der neuen Zeit“. - Wirklich toll, besonders toll! - Es wiegt knapp 2.300 Kilogramm und – so hatte ich am 13. Juli 2023 bei „Auto-Bild“ gelesen:

...“simuliert ein Achtgang-Doppelkupplunggetriebe samt Schaltunterbrechung“.

Das wird sicherlich auch dem Herrn Holzapfel gefallen. Sicherlich auch die intelligente Formulierung bei „Auto-Bild“ zu diesem „modernen“ E-Automobil:

„Und wir hatten trotz 2.250 kg Leergewicht ein gutes Gefühl.“

Ein „tolles“ Auto und ein „tolles Gefühl“!

In Erinnerung an diesen Eindruck meiner „Fachkollegen“ habe ich den jungen Mann dann – während mein Auto gewaschen wurde - gefragt, ob der denn ein E-Auto-Fan wäre. Er hat fast verlegen – aber ehrlich - geantwortet: „Eigentlich nicht.“

Und er hat mir dann erklärt, dass er zu Hause eine Lotus Elise S1, Baujahr 1999 stehen habe, die  690 Kilogramm wiegt und nur 146 PS hat. - Eigentlich entspräche das mehr seiner  Vorstellung von einem richtigen Automobil.

Helmut Holzapfel sagt dagegen in der „Frankfurter Rundschau“ einen Satz, von dem er behauptet, dass auch „die Wissenschaft“ davon überzeugt ist:

„Es gibt keine Alternative zum E-Auto.“

Helmut Holzapfel hätte nichts falsch gemacht, wenn er dazu noch gesagt hätte, aus welcher Sicht – und welchem Blickwinkel - er und die Wissenschaft das sagen.

Er sagte nämlich auch so einen vernünftigen Satz wie:

„Auf gar keinen Fall sollten E-SUV gefördert werden.“

Nachdem er auf „steigende CO2-Preise“ in der Zukunft hingewiesen hatte, wurde von ihm auch ein „schönes Beispiel“ für eine – aus meiner Sicht - einseitige Experten-Betrachtungsweise angeführt:

„Das wird auch beim Auto bald nach hinten losgehen, Stockholm hat jetzt als erste  Kommune von der EU die Erlaubnis erwirkt, in Teilen der Stadt Verbrenner ganz zu verbieten. Zahlreiche weitere Städte in Europa planen schon 2030 oder 2035 CO2-frei zu sein, was mit Verbrennern nicht geht. Entsprechende Verbote sind jetzt schon in Vorbereitung.“

Helmut Holzapfel schließt diesen Punkt dann in diesem „FR“-Interview mit dem Satz ab:

„Der Verbrenner hat keine Zukunft, doch es fehlt an Aufklärung dazu.“

Eigentlich ein schöner Satz, wenn er nicht auch deutlich machen würde, dass da mal wieder nicht im Zusammenhang gedacht wurde.

Szenen-Wechsel:

Die EU-Dame von der Leyen, uns in der BRD als etwas wirr handelnde Dame bekannt, die mal als Verteidigungsministerin eine Staatssekretärin einstellte, die vorher in der Privatwirtschaft deutlich mehr als in ihrer neuen Funktion verdient hat.

Als dann die Gutachten-Flut begann, habe ich – nur für mich  - Zusammenhänge herzustellen versucht. Ich habe mich dann auch nicht gewundert, als dann viel später – in einer Zeit der Untersuchungskommission zum entstandenen „Gutachten-Skandal“ – die Verteidigungsministerin sich leider nicht mehr erinnern konnte. - Ein Politiker-Syndrom?

Die Dame hat in ihrer „neuen“ EU-Funktion offensichtlich auch niemals auf einen Globus geschaut, wie man ihn z.B. auch in fast jedem Buchladen kaufen kann. Dort ist schon mit normalen Augen auszumachen, wie groß Deutschland und wie groß Europa - die EU - in Relation zum „Rest der Welt“ ist. - Und in der EU sind dann ab 2035 Verbrenner verboten!

  • Wo sind „im Rest der Welt“ dann sonst noch Verbrenner zu diesem Zeitpunkt verboten?

Und wenn dann jetzt in Stockholm als erster Stadt in der EU den Verbrenner-Automobilen das Befahren von Stadtteilen verboten wird, dann „gehen dort bald die Lichter in allen Geschäften aus“. - Toll! - Weil das auch den Stromverbrauch senkt?

  • Und die deutsche Automobil-Industrie liefert dann mindestens 50 Prozent der zukunftssicheren E-Auto-Produktion ins so genannte Ausland? - Wohin denn?

Das ist das, was ich an modernen Politikern und Managern – aber auch „Experten“ - so schätze: Sie passen sich an! Natürlich immer denen, die von Bedeutung sind, z.B. politisch ein Schwergewicht darstellen.

  • Warum hat wohl der VDA seinen Sitz von Frankfurt nach Berlin verlegt?

Natürlich sollte man den Begriff CO2 nicht aus dem Auge verlieren. Aber bitte auch nicht vergessen, in Zusammenhängen zu denken!

  • Radikale Lösungen können helfen! - Die Frage ist nur: Mit welchem Gesamt-Ergebnis?

Natürlich könnte ich die hier nur „angerissene“ Problematik zum Thema E-Automobile endlos weiter führen. Die politische Welt hält dazu viele Anregungen bereit. Aber ich möchte mit dieser Geschichte meine Leser auch nur anregen, mal selber „1 + 1 zusammen zu zählen“.

Mehr braucht es eigentlich nicht, um zu begreifen, dass es daran – gerade bei den Politikern – ein wenig fehlt.

  • Und „Experten“ sind eben auch leider nur Experten!

Sie sind Wissenschaftler, die Vieles, nur leider nicht „das wirkliche Leben“ studiert zu haben scheinen!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Die „Frankfurter Rundschau“ hat übrigens gute Redakteure, die verantwortungsvoll arbeiten. Ich habe das in 2009 erlebt. Da hatte ich von einem Redakteur der „FR“ eine Geschichte zum „Nürburgring-Skandal“ zu einer Durchsicht auf sachliche Fehler zugesendet bekommen. Er hat exakt am 9. Juni 2009 dann bei mir telefonisch um eine schnelle Erledigung seines Wunsches gebeten, als gerade durch die Staatsanwaltschaft Koblenz eine Hausdurchsuchung bei mir erfolgte. Er wird damals nicht begriffen haben dass es kein Spaß war, wenn ich ihm gesagt habe, dass ich gerade unter staatsanwaltlicher Aufsicht dabei wäre, seinen Wunsch zu erfüllen. - Das Leben schreibt eben die schönsten Geschichten! - Und ich notiere sie gerne für meine Leser in Motor-KRITIK!

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