„Ring-News“ vom operativen Geschäft!

Am 13. Oktober 2014 überschrieb die Betreibergesellschaft am Nürburgring eine Presseinformation mit dem Titel: „Änderungen der Gesellschafterstruktur haben keinen Einfluss auf operatives Geschäft beim Nürburgring“. Es hieß darin u.a.: „Das operative Geschäft des Nürburgrings geht uneingeschränkt weiter und ist von dem Gesellschafterwechsel in keiner Weise betroffen. „Wir halten ausdrücklich fest, dass die bereits geschlossenen Verträge der capricorn NÜRBURGRING GmbH (CNG) mit Veranstaltern, Kunden und Lieferanten selbstverständlich eingehalten und umgesetzt werden. Alle Veranstaltungen sind gesichert“, ergänzt Schumacher. Damit weist die Geschäftsleitung der CNG die kursierenden Gerüchte und Spekulationen ausdrücklich zurück. Tatsache ist, dass der Gesellschafterwechsel keinen Einfluss auf die Erfüllung der seitens der CNG geschlossenen Verträge mit Veranstaltern, Lieferanten und Kunden hat.“ - Heute soll in Motor-KRITIK von den bisherigen Erfolgen im Hinblick auf die Vertragsabschlüsse für 2015 die Rede sein, denn es war weiter in der Presse-Information zu lesen: „Damit besteht uneingeschränkt Planungssicherheit für alle Veranstalter. Die CNG wird auch weiterhin die Verhandlungen mit Veranstaltern, Kunden und Lieferanten für den Zeitraum ab 2015 fortführen und abschließen.“ - Nach Motor-KRITIK-Recherchen hat sich in rd. einen Monat nach dieser Information in der Sache einiges – oder auch nichts - getan, über das hier berichtet werden soll.

„Ring-News“ vom operativen Geschäft!

Derzeit ruhen wohl die Verhandlungen und sind wohl auch noch nicht so recht weiter gekommen. Der in der Pressemitteilung benannte Geschäftsführer gleich zweier Firmen, der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH (NBG) und der capricorn NÜRBURGRING GmbH (CNG) befindet sich zur Zeit in Urlaub. Er hatte seinen Urlaub nur für die Pressekonferenz in Sachen „DER RING – 'Grüne Hölle Rock'“ kurz unterbrochen.

Diese Pressekonferenz – zu der Motor-KRITIK natürlich nicht eingeladen war – wurde nicht nur von einem verspäteten Beginn geprägt, weil der Berliner Veranstalter es versäumt hatte, eine Maschine früher von Berlin nach Frankfurt zu fliegen. Aber immerhin war es das erste offizielle Lebenszeichen für die Musikveranstaltung an einer Rennstrecke, die Ende Mai 2015 stattfinden soll seit Anfang Oktober. - Der Ex- und Erfinder des Titels „Rock am Ring“ ist da schon am neuen Veranstaltungsort Mendig bedeutend weiter.

Aber wer an Rennstrecken denkt, erwartet dort Rennveranstaltungen. Die sind nach Zusicherung in der o.g. Presse-Info alle gesichert. Nur schade, dass auch rd. einen Monat nach der Presseinformation noch kein Vertrag mit einem Rennveranstalter existiert. Die Herren Veranstalter trauen sich nicht, im Zeichen der immer deutlich werdenden unklaren Verhältnisse in der in Aussicht genommenen Besitzer- und Betreiber-Struktur ohne entsprechende vertraglichen „Sicherheitsvereinbarungen“ einen Vertrag zu unterschreiben. - Verständlich!

Aber Carsten Schumacher, Doppel-GF,  wird nach seiner Urlaubsrückkehr weiter locken. Er braucht Positiv-Meldungen! - Aus seiner Sicht ist jetzt – dank der russischen Geldspritze – doch alles gesichert. Und wenn es irgendwie nicht klappen sollte, dann kommt ab 1. Januar 2015 der Pachtvertrag zum Tragen. - Mit Zustimmung der EU? - Und wer tritt dann als Verpächter auf?

Klar ist eigentlich nur, dass die jetzige NBG zum Jahresende liquidiert wird. Das ist die Gesellschaft, die jetzt mit den Veranstaltern die Verträge abschließen möchte. Ohne jedes Risiko. - Für wen?

Aber der Nürburgring braucht jetzt aktuell Erfolgsmeldungen. Und so wurde – und wird auch nach Urlaubs-Rückkehr – von Carsten Schumacher weiter verhandelt werden. Vor allen Dingen die VLN liegt ihm am Herzen. Immerhin lassen sich damit gleich zehn Motorsportveranstaltungen für das Jahr 2015 als „gesichert“ vermelden.

Man hat zwar den noch bis Ende 2015 laufenden Vertrag gekündigt, aber weiß offensichtlich selbst, dass das eigentlich „ein Schuss in den Ofen“ war. Die Kündigung ist rechtlich ohne jeden Belang – also eigentlich ungültig – weil der der gekündigt hat, dazu die Gründe und Voraussetzungen selbst geschaffen hat. Es gibt im „alten“ Vertrag einen entsprechenden Passus. So hat Carsten Schumacher auch kein Druckmittel – z.B. Zeitdruck – mit dem er die VLN aus der Reserve locken könnte.

So versucht er es zwar mit einem neuen Vertrag zu gleichen Bedingungen – schon um sein Gesicht zu wahren – sah sich aber vor seinem Urlaub schon gezwungen der VLN die Termine frei zu geben, damit man die entsprechenden Ausschreibungen vom DMSB genehmigen lassen kann. - Über den Vertrag verhandeln kann man immer noch. Schon deshalb, weil es eigentlich für 2015 noch einen gültigen Vertrag gibt.

Ganz „kluge Köpfe“, die wissen, dass man den in Motorsport-Dingen unkundigen Geschäftsführer mit möglichen hohen Gewinnen locken kann, haben in die zehn VLN-Termine zwei Track-Days eingebaut, bei denen die CNG dann Mitveranstalter sein kann und soll. Aber ohne VLN-Beteiligung! - Motor-KRITIK kennt dazu nicht alle Details, aber schon das bei uns vorhandene Teilwissen nötigt uns schon jetzt Beileidsbekundungen ab. Nicht unbedingt was den ersten Termin dieser zwei Track-Days betrifft, sondern den zweiten. - Per Saldo: Verführer und Verführter handeln gleichermaßen kurzsichtig!

Hier sind aber die zehn inzwischen festgeschriebenen (vorläufigen!) Termine für die Deutsche Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring:

Lauf   1: 28.03.2015
Lauf   2: 25.04.2015
Lauf   3: 20.06.2015
Lauf   4: 04.07.2015
Lauf   5: 01.08.2015
Lauf   6: 22.08.2015
Lauf   7: 05.09.2015
Lauf   8: 26.09.2015
Lauf   9: 10.10.2015
Lauf 10: 31.10.2015

Und über einen Vertrag wird dann weiter gepokert. - Wie mit anderen Motorsport-Veranstaltern auch. - Heißen Dank dafür aus Motorportkreisen nach Mainz, wo für eine solche Situation die Voraussetzungen geschaffen wurden.

Aber man hat inzwischen auch von Seiten der NBG (CNG?) erste Verhandlungen mit der Automobilindustrie aufgenommen, in diesem Fall also mit dem so genannten „Industriepool“, einem lockeren Zusammenschluss der Werks-Testabteilungen, nach dem sich die NBG (oder CNG?) eine besondere Verhandlungs-Strategie überlegt hatte. Denn eigentlich möchte man – wenn es so läuft, wie man's geplant hat – der eigentlich in der Vergangenheit ein wenig überflüssigen „nürburgring driving academy“ nun eine Bedeutung geben.

Und so hat man bei der ersten Verhandlung, die vor Kurzem stattfand, den Industrievertretern klar zu machen versucht, dass man als Vertragspartner nur eine Firma, einen eingetragenen Verein, eben einen Partner akzeptiert, den man auch rechtlich belangen kann.

Nun sind die Testabteilungen der Werke zur Zeit in versicherungstechnischer Hinsicht schon in einer besonderen Situation, da die Prämien für eine Personenversicherung für Testfahrer in 2015 deutlich erhöht werden soll. Wegen des höheren Risikos. - Sagen die Versicherungen. - Also gibt es sogar werksintern die Vorstellung, dass man am Nürburgring nur noch Testfahrer beschäftigt, die als selbstständiger Unternehmer alle Risiken selbst tragen. Und in einer solchen Situation fordert dann die NBG einen einzelnen, rechtlich beanspruchbaren Vertragspartner für die Testfahrten der Industrie am Nürburgring. - Der „Industriepool“ wird in der jetzigen Form nicht mehr als Vertragspartner akzeptiert.

So hofft man dann, die „Tochter“ der ehemaligen Nürburgring GmbH, die „nürburgring driving academy“ ins Geschäft bringen zu können. Und die Gewinne – quasi unauffällig – zu maximieren.

Die Industrievertreter, im „Industriepool“ vereinigt, wissen davon allerdings bis jetzt – offiziell – nichts. Sie haben nach dem Meeting bei der Nürburgring GmbH noch im Industriegebiet Meuspath lange zusammen gesessen, um zu beratschlagen, was – und wie - man das jetzt den Arbeitgebern vorschlagen, ihnen verständlich machen kann und soll.

Es könnte sein, dass der NBG hier mal wieder gelingt, was ihnen schon mit „Rock am Ring“ überzeugend gelungen ist: Einen Crash zu produzieren. Das wäre dann der zweite Fehler nach dem Verlust von „Rock am Ring“. Abgesehen davon, dass dann auch das Industriegebiet in Meuspath drastisch in Mitleidenschaft gezogen würde.

„Von denen da oben“ denkt jeder zunächst an sich. Sowohl in Mainz, in Regierungskreisen, wie auch bei den privaten Besitzern des Nürburgrings (die zwar noch keine sind),  aber schon „eigenverantwortlich“ handeln.

Und wer denkt an die Auswirkungen auf die Region?

Denen bleibt nur, eine doppelten Wodka zu trinken. Und das Glas bis auf den letzten Tropfen zu leeren. Im Glauben an den alten russischen Trinkspruch:

„Давайте выпьем за то, чтобы мы испытали столько горя, сколько капель останется в наших бокалах!“

(Übersetzung: „Trinken wir darauf, dass wir so viel Kummer erfahren, wie Tropfen, die gleich in unseren Gläsern übrig bleiben!“)

"Будем здоровы!“

MK/Wilhelm Hahne
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