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Ernest Hemingway hat in dem Buch mit dem o.g. Titel seine letzte Safari beschrieben. Der Titel der englisch-sprachlichen Originalversion war „True at First Light“. Das Buch wurde erst nach seinem Tod – durch Selbstmord – im Jahre 1999 veröffentlicht. Hemingway starb aber schon 1961. - Wir, die wir zu dieser Zeit schon bewusst gelebt haben (und heute noch leben), können darum Aussagen werten, die er „damals“ machte. - Motor-KRIIK möchte nachstehend – an einem Ausspruch von Hemingway – aufzeigen, dass sich nicht nur die Zeiten geändert haben, sondern z.B. auch die Formel 1 „moderner“ geworden ist. Oder noch deutlicher: Heute wird sogar eine DTM dem Motorsport zugerechnet.
Formel 1: „Die Wahrheit im Morgenlicht“
Ernest Hemingway hat zu seinen Lebzeiten – also vor 1961 – einmal gesagt:
„Es gibt nur drei wahre Sportarten:
Motorsport, Stierkampf und Bergsteigen.
Alle anderen sind nur Spiele.“
Ich kann nicht die Bedeutung des Stierkampfes einschätzen, vermag ihn darum auch nicht zuzuordnen. Auch das Bergsteigen ist mir fremd. Obwohl mich dieser „Sport“ - zumindest Hemingway bezeichnet ihn so – immer deshalb fasziniert hat, weil er Mut, Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit vereint und weil seine Helden – wenn sie Fehler machen – sehr oft einsam sterben. Sie haben keine Öffentlichkeit. - Das war nicht nur zu Hemingway's Zeiten so, sondern kann auch heute noch so beobachtet werden.
Rennfahrer starben früher praktisch im grellen Licht der Öffentlichkeit. Sie gingen – wenn sie wirklich schneller als die Konkurrenz sein wollten – Risiken ein, die man heute als unverantwortlich empfinden würde. Ich weiß nicht, wie viele Tote im Motorsport ich in den 50er- und 60er Jahre erlebt habe. Jeder Tod ist mir nahe gegangen. Als Motorsport-Fan hatte man eine Beziehung zu den Fahrern.
Es ist heute nicht mehr vorstellbar, dass man „früher“ mit Formel 1-Boliden, die ein moderner Formel 1-Fahrer (auf „Tilke“-Rennstrecken!) als „nicht fahrbar“ bezeichnen würde, auf der Nürburgring-Nordschleife Rennen fuhr. Die Rennfahrer von „damals“ verdienten auch keine Millionen. Sie waren an den Rennwochenenden auch nicht von den Zuschauern abgesondert, sondern als Zuschauer fühlte man sich als Teil der Veranstaltung.
Heute ist das anders. Da sitze ich mit Block und Bleistift vor dem Fernseher, um z.B. den Formel 1-Lauf – den vorletzten in dieser Saison – in Brasilien zu beobachten. Schließlich habe ich in Motor-KRITIK schon im Juli dieses Jahres ein paar Anmerkungen zur Formel 1 gemacht und im September – nach dem Rennen in Spa – den kommenden Weltmeister vorhergesagt.
Mir tut es weh, wenn ich die RTL-Kommentare zu den Abläufen auf der Rennstrecke höre. Sie sind vom Marketing beeinflusst, versuchen das Denken und Empfinden der Zuschauer in eine bestimmte Richtung zu lenken. Da es in der Formel 1 des Jahres 2014 eigentlich an der Spannung fehlt, von der man ausgeht, dass die der Zuschauer braucht, konstruiert man praktisch diese „Spannung“.
Da wird Nico Rosberg dann zum Helden aufgebaut, die Konkurrenzsituation zwischen ihm und Lewis Hamilton aufgebauscht und man versucht eine Situation zu schaffen, die dem Fernsehzuschauer noch eine Chance für Nico Rosberg vorgaukelt. Schließlich ist er Deutscher. Man versucht da eine Spannung aufzubauen, wo es eigentlich keine mehr geben kann.
Auch in Brasilien hätte Nico eigentlich keine Chance gehabt. Ich habe mir natürlich auch das Freitagtraining (auf „sport1“) angesehen. Und ich mich dann am Sonntag informieren lassen, dass Nico Rosberg in allen Trainingssitzungen der Schnellste war. - Stimmt!
Am Ende des 2. Trainings ist gegen Ende Lewis Hamilton seine schnellste Runde (in den ersten Sektonen) nicht zu Ende gefahren, sondern in die Boxen abgebogen. - Anweisung?
Wer in den letzten Monaten dem Mercedes-Bediensteten Lauda bei RTL zugehört hat, der weiß, dass er mit all' seiner Erfahrung als Rennfahrer Lewis Hamilton um den“Hauch“ besser als Nico Rosberg einschätzt, den er auch besser ist.
Beim diesem Rennen hat er aber klar für Nico plädiert. Und wenn man dann noch „Toto“ Wolff hörte, dann war eigentlich klar, dass das Marketing von Mercedes die derzeitige Situation noch einmal nutzen wollte, um Schlagzeilen zu erzielen, wie man sie dann heute – am Montag früh – in den Zeitungen lesen kann:
„Rosberg macht es spannend“ - („Rhein-Zeitung“)
„Rosberg siegt und sorgt für Spannung“ (ARD-Sportschau“)
„Hamilton ins Schlamassel gelockt“ („Süddeutsche Zeitung“)
usw.
Der „Große Preis von Brasilien“ war eben das „Rennen vor dem Herzschlag-Finale“ (wie „rp-online“) meint. Das ist sicherlich richtig. Eigentlich hätte sich Hamilton nicht auf solche Marketing-Spielchen einlassen dürfen. Aber... - vergessen wir nicht das Einkommen eines heutigen „Werks“-Fahrers!
Hamilton hätte eigentlich – das war meine persönliche Einschätzung vor dem Qualifying – den Spurt um die beste Startposition gewinnen müssen. - Aber er machte einen Fehler. - Auch im Rennen hat er einen Fehler gemacht. Auf der anderen Seite hat er dann in 24 Runden einen Rückstand von mehr als 7 sec auf unter 1 sec minimiert. - Um dann bis zum Rennende wie ein Schatten Nico Rosberg zu folgen. Wenn Rosberg dann beim Sieger-Interview sagt, dass er den Abstand zu Hamilton immer regulieren konnte, so empfinde ich das schon als frech.
Lewis Hamilton fuhr seine Aufholjagd – also schneller als Rosberg - mit einem Benzinverbrauch der niedriger war, als der von Nico. - Kann man eine fahrerische Überlegenheit noch deutlicher machen?
Lewis Hamilton genügte in Brasilien ein zweiter Platz, wie ihm auch im letzten Rennen ein zweiter Platz zum Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 genügen wird. Er wird aber gut daran tun, in Abu Dhabi von Anfang an deutlich zu machen, „wer der Herr im Haus ist“. - Bitte keine Marketing-Spielchen mehr!
Es genügt nämlich ein technischer Defekt bei Lewis Hamilton in Abu Dhabi, um Nico Rosberg zum Weltmeister werden zu lassen. Wenn der Beste gewinnen soll und die Formel 1 noch etwas von dem spüren lassen will, was Ernest Hemingway mal empfunden hat, dann hat Lewis Hamilton in diesem Jahr den Weltmeistertitel echt verdient.
Reden wir, wenn wir von Motorsport sprechen, bitte nicht von der DTM. Diese Rennen sind reine Marketing-Spielchen. Und die Fahrer sind wie Puppen – und werden auch so genutzt.
Wenn man heute noch einen Hauch vom dem mitbekommen will, was früher – zu Hemingway's Zeiten – den Motorsport ausmachte, dann muss man „Moto GP“, die „Königsklasse“ des Motorradsports schauen. Obwohl auch hier schon vieles verwässert wird. Aber es kommt dem Motorsport von „damals“, der uns als junge Leute in ihren Bann zog, schon sehr nahe.
Wir leben heute in einer anderen Zeit. Wir werden mit scheinbaren „Informationen“ zweckbestimmt. Das kann man auch mit einer kleinen Geschichte - wie dieser - nicht verändern.
Nicht nur der Motorsport hat sich seit den Zeiten Hemingway's verändert, sondern auch der Journalismus.
Aber es gibt ihn noch: Schauen Sie heute einfach mal auf die Internetseiten der „Wirtschaftswoche“. - Dort gibt es eine – nach heutigen Maßstäben viel zu lange – Geschichte zum Thema Nürburgring. Sie fasst den "Hauptstrang" der Entwicklung (nach der Insolvenz) noch einmal zusammen. - Und Florian Zerfaß hat die Beweise zusammen getragen. - Perfekt!
Da versteht man dann, warum vor Tagen der „GetSpeed“-Eigner, Dr. Axel Heinemann, (auf dem Papier ist das seine Frau) die Teilnehmer an einem „Business Circle“ vor zwei Journalisten in Deutschland warnte: Florian Zerfaß und Wilhelm Hahne. - Mehr Namen hat er wirklich nicht genannt.
Ich nenne im Hinblick auf die Formel 1-Weltmeisterschaft 2014 nur einen Namen: Lewis Hamilton.
MK/Wilhelm Hahne
PS: Im Hinblick auf meinen Hinweis auf die hervorragende „wiwo“-Geschichte zum Thema Nürburgring habe ich diese F1-Geschichte für alle Leser – nicht nur für Abonnenten – offen gelassen. - Sie dürfen aber trotzdem gerne ein Abo abschließen.