Landes-GmbH-Konkurs: Verkehrte Welt!

Je mehr Medien jetzt in die Berichterstattung darüber einsteigen, umso deutlicher wird, wie wenige von dem Ahnung haben über das sie schreiben und berichten. Ein sehr schönes Beispiel lieferte der SWR, der einen EU-Experten präsentierte. Der entschuldigt sich dann im Nachhinein bei Leuten die ihn darauf ansprechen, dass er vom SWR nicht umfassend informiert worden sei. Aber wie kann der SWR umfassend informieren, wenn es dort niemand gibt der umfassend informiert ist? - Damit „draußen“ wenigstens bei allen Interessierten die gleiche Basis für eine Diskussion besteht, folgen hier ohne große weiteren Erklärungen die Zusammenfassungen von Zahlen zu den „versuchsweisen“ (!) Forderungen des Landes Rheinland-Pfalz und was der Insolvenz-Sachwalter davon bisher anerkannt hat.. Motor-KRITIK hat in diesen Tagen deutlich gemacht, dass wir die unterschiedlichen Argumentationen unterschiedlicher Politiker nicht verstehen. - Und auch nicht ernst nehmen können. - Nach unserer Einschätzung sind hier auch keine Verhandlungen mehr möglich, sondern das Land Rheinland-Pfalz müsste nun klagen. - Das Land, das seine eigene GmbH und ihre Satelliten mit unsinnigen Investitionen in den Konkurs getrieben hat, fordert jetzt mit abenteuerlichen Argumenten das Geld von ihrer Pleite-GmbH zurück. - Und spricht von Recht und Gesetz! - Aber auch die Europäische Kommission wird sich – nach dem Wirrwarr in Deutschland – nun bald zu dem Thema offiziell äußern (müssen!). - Und es wird Ernüchterung eintreten. - In Mainz.

Landes-GmbH-Konkurs: Verkehrte Welt!

Zwar wurde es auf diesen Seiten schon geschrieben, aber sicherlich wohl (gerne?) überlesen. Aus einer nüchternen Situation mit klaren Zahlen lassen sich keine emotionalen Geschichten machen. Aber mit realen Zahlen ganz traurige.

Die Sachlage ist folgende:

Das Land Rheinland-Pfalz hatte niemals (s. auch die Aussagen eines Kurt Beck) die Absicht, seine Forderungen anders als „nachrangig“ darzustellen. Was Kurt Beck dazu im Landtag gesagt hat, ist richtig! - Das ist auch durchaus in dem von Motor-KRITIK erwähnten Gutachten des Insolvenz-Sachwalters Jens Lieser (von Prof. Dr. Dr. Schmidt rechts unterschrieben) vom 29. Oktober 2012 richtig dargestellt.

Nun gibt es – nach der Kurt Beck-Aera – ein paar oberschlaue SPD-Politiker, die die Situation – auch (!) - für „politische Spielchen“ zu nutzen versuchen. Darum ist die Anmeldung ihrer Forderungen beim Insolvenzgericht gleich zweifach erfolgt:

1) als „normale“ Insolvenzforderung nach § 38 InsO
2) als „nachrangige) Insolvenzforderung nach § 39 InsO

Das betrifft nicht nur die

  • Forderungen aus der Insolvenz der Nürburgring GmbH,

sondern auch – was nirgendwo geschrieben oder erwähnt wird - die Insolvenz:

  • der Motorsport Resort Nürburgring GmbH (MSR) und
  • der Congress- und Motorsport Hotel Nürburgring GmbH (CMHN)

Vielleicht erinnern sich Motor-KRITIK-Leser noch der Anmerkung auf diesen Seiten, als Hendrik Hering den Kauf der MSR für 1,00 € als Erfolg vermeldete, während hier zu lesen war:

„So teuer kann ein Euro sein!“
(Weil das Land RLP dafür im Gegenzug alle bestehenden Schulden übernahm!)

Motor-KRITIK will – um die Übersicht zu vereinfachen – hier nur die Zahlen darstellen, die insgesamt für die einzelnen Firmen durch das Land Rheinland-Pfalz aktuell (Stand 5. Mai 2015) geltend gemacht werden. Und diesen Zahlen gegenüber stellen, was bisher vom Insolvenz-Sachwalter anerkannt wurde:

Nürburgring GmbH:
angemeldet als „einfache Forderung“ nach § 38 durch das Land:...............612.624.952,55 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter:......................................................22.452.289,68 €

angemeldet als „nachrangige Forderung“ nach § 39 durch das Land:.........613.310.169,62 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter......................................................375.997.461,28 €

Motorsport Resort Nürburgring GmbH (MSR):
angemeldet als „einfache Forderung“ nach § 38 durch das Land:................131.017.115,53 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter:....................................................................... 0,00 €

angemeldet als „nachrangige Forderung“ nach § 39 durch das Land:.........131.017,115,53 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter :......................................................96.374.094,28 €

Congress- und Motorsport Hotel Nürburgring GmbH (CMHN):
angemeldet als „einfache Forderung“ nach § 38 durch das Land:..................32.896.688,79 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter:........................................................................0,00 €

angemeldet als „nachrangige Forderung“ nach § 39 durch das Land:...........32.896.688,79 €
anerkannt durch den Insolvenz-Sachwalter :.....................................................24.198.278,02 €

Während in den Medien die Zahl 613 Millionen Euro missbraucht wird, stehen dem als bisher als realistisch durch den Insolvenz-Sachwalter anerkannten Forderungen an die eigene (!) GmbH, die Gesamtsumme von exakt:

  • 519.022.123,26 €

gegenüber. Das sind fast 100 Millionen weniger – trotz (!) der Berücksichtigung der neben der Insolvenz der Nürburgring GmbH weiter in Insolvenz gegangenen Firmen - die bisher in der Berichterstattung anderer Medien keine Rolle spielten.

Interessant ist, das die Mainzer Politiker heute gerne die Begriffe „Recht und Gesetz“ ins Spiel bringen, während sie diese Worte beim Verschleudern von Millionen Steuergeldern einfach vergessen hatten. - Dabei waren die EU-Gesetze doch wohl auch in Mainz bekannt. - Man hat sie missachtet! - Und missachtet jetzt Ethik und Moral, Begriffe, die man so gerne für sich in Anspruch nimmt.

Wären die Medien in der Sache wirklich informiert gewesen, hätte sie von einer Forderung der Landesregierung in Sachen Insolvenz (in Eigenverwaltung!) einer Landes-GmbH von einer Forderung – nach § 38 InsO von

  • 776.538.756,876 €

sprechen und schreiben müssen. - Das sind doch auch die eindrucksvolleren Zahlen, die man sogar mit Dokumenten aus dem politischen Umfeld belegen kann.

Diese Veröffentlichung hier in Motor-KRITIK hat keinen anderen Sinn, als die Öffentlichkeit mit den wirklichen – unwirklichen (!) - Zahlen bekannt zu machen, die den Wahnsinn der unwirklichen Geldausgaben und Investitionen, Geld, das dann irgendwo versickerte, erst verdeutlichen.

Und wir warten – in dieser Sache – jetzt auf die offizielle Stellungnahme der europäischen Kommission in Brüssel.

Der rheinland-pfälzische politische Unsinn treibt nämlich inzwischen in Mainz unsinnige Blüten! - Und die Medien kochen darauf mit ihrem Halbwissen ihr Süppchen!

MK/Wilhelm Hahne

PS: Und sind Sie bitte nicht traurig, wenn Sie, lieber Leser,  die o.g. Zahlen nicht inzwischen auch digitalisiert im Archiv des Landtages von Rheinland-Pfalz  - und damit im veröffentlichten - Dokument 16/5046 finden. - Wähler müssen dumm gehalten werden! - Die „Anlagen“ fehlen! - Obwohl alles "öffentlich" ist!

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