Nürburgring & ADAC suchen engen Schulterschluss!

Am 10. Dezember 2018 gab es – auch für Motor-KRITIK – eine überraschende Pressemeldung der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG, die getitelt war mit: „Nürburgring und ADAC gehen gemeinsam in die Zukunft“. - Sollte da ein Zeichen gesetzt werden? -  Irgendwie ist das gelungen! - Denn wohin man auch hört: Man hört ein Murren! - Aus den verschiedensten Gründen. Selbst die vom Vertrag betroffenen kleinen Vereine waren unangenehm berührt, weil diese Pressemeldung nicht mit ihnen abgestimmt war. So gibt es dann auch aus den unterschiedlichen Kanälen unterschiedliche Informationen. Nicht immer stimmend, schon mal ablenkend, ablehnend, mit Absicht in die Irre zu führen versuchend. - Oder keine Antwort auf eine normale Journalisten-Anfrage. - Schon dieses „Echo“ zeigt, dass hier etwas nicht normal abgelaufen ist. - Um einer „unvollkommenen“ Presse-Info eine erdige Basis zu geben, hatte ich den „Verursacher“, den Pressechef des Nürburgring-Pächters angeschrieben und nach Details gefragt. Zum Beispiel danach, welche elf Veranstaltungen denn eigentlich in dem – nennen wir ihn – Rahmenvertrag erfasst worden sind. - Auch nach acht Tagen habe ich noch keine Antwort erhalten. - Am Abend des 10. Dezember hatte immerhin der Geschäftsführer der Nürburgring-Firma die Angaben in der Presse-Info insofern ergänzt, als er in einem SWR-Beitrag präzisierte, dass es sich um 11 Veranstaltungen „pro Jahr“ handeln würde. - Ich habe bis heute niemanden gefunden, der in der Lage gewesen wäre, die von dem „Sammelvertrag“ betroffenen Veranstaltungen exakt zu benennen. - Was darauf schließen lässt, dass die Presse-Info eine rein taktische Maßnahme war. - Per Saldo ein wenig unglücklich gelaufen.

Nürburgring & ADAC suchen engen Schulterschluss!

Versucht man einmal die Hintergründe zu diesem Vertrag „frei zu legen“, stößt man darauf, dass jeder der Akteure bei dieser scheinbar „gemeinsamen Aktion“ ganz persönliche Interessen verfolgte. Selbst die Pressemitteilung der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG wurde nur aus Eigeninteresse veröffentlicht, soll wohl einer positiven Selbstdarstellung dienen.

Eigentlich sind die Verhandlungen der Parteien zu diesem Thema schon fast ein Jahr alt. Nach meinen Beobachtungen wurde schon im Januar 2018 zu diesem Thema verhandelt. Es wurden dann die Vertrags-Entwürfe den jeweiligen „Betroffenen“ zugestellt, damit die noch dazu ihre Vorstellungen einbringen konnten.

Die wurden dann – aber längst nicht alle – in den Vertragstext eingearbeitet. Den ließ man dann – wie die Hausfrau sagt - „bei mittlerer Hitze langsam ziehen“. Erst im Herbst dieses Jahres wurde dann nachverhandelt. Die Verhandlungsführer sind nicht unbedingt auf dem Foto zu sehen, das der Nürburgring-Pressemitteilung beigefügt war.

Dazu muss man wissen, dass einer dieser Verhandlungsführer lt. § 14 der Vereinssatzungen (AG Köln, VR 4371) auch gar nicht zu einem Vertragsabschluss berechtigt – also unterschriftsberechtigt – gewesen wäre. Man findet darum auf dem Vertrag auch z.T. andere Unterschriften, als scheinbar  „fotodokumentarisch“ dargestellt.

Und der Abschnitt in der Pressemitteilung des Nürburgring-Verpächters, in dem es heißt:

„Der ADAC ist uns ein wichtiger und verlässlicher Partner, insbesondere als Ausrichter der vielen Veranstaltungen an unserer Rennstrecke“, erklärt Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort, beim gemeinsamen Termin mit Mirco Hansen, Sport und Ortsclubbetreuung des ADAC Nordrhein E.V. und Franz-Rudolf Urbach, Vorstand Sport des ADAC Mittelrhein e.V..  „Die Vertragsverlängerung bis 2023 gibt allen Beteiligten eine längerfristige Planungssicherheit und die Möglichkeit der strategischen Weiterentwicklung.“ …

...ist inhaltlich so überzeugend, weil die Namen der hier Genannten eben nicht unbedingt zu den Unterschriften auf dem Vertrag passen.

Wenn ein Mirco Hansen in dieser Presse-Info davon spricht, dass…

„in diesem Jahr 210.000 Besucher an den Nürburgring“

kamen, um das „weltweit bekannte ADAC 24h-Rennen“ zu sehen, so ist diese Aussage auf dem gleichen Niveau wie:

„Mit zusammengerechnet elf Events ist der ADAC fester Partner der Rennstrecke und zeitgleich Garant für ein attraktives und abwechslungsreiches Programm.“

Die Zahl „Elf“ ist nirgendwo detailliert dokumentiert und die Regional- und Ortsklubs des ADAC sollte man nicht mit dem ADAC-Gesamtklub in München „in einen Topf“ werfen.

So lange  es das 24h-Rennen gibt, hat es noch niemals 210.000 Zuschauer „vor Ort“ gegeben und – wenn man die feinen Unterschiede kennt – hat der ADAC in München nicht unbedingt zu bestimmten Dingen die gleiche Einstellung wie die „Könige“ der Regionalklubs.

  • In der immer wieder erwähnten Pressemitteilung ist alles „so echt“, wie in dem „wirklichen Leben“, wie man es in der Fernsehwerbung erleben kann!

Der hier erwähnte 5-Jahres-Vertrag hat übrigens – real – den gleichen Wert, wie die Verträge, die nach dem Konkurs (in Eigenverwaltung) der landeseigenen Nürburgring GmbH nur noch „Papier waren“.

Laut neuem Rahmen-Vertrag wird die Streckenmiete des Nürburgrings im Jahre 2023 theoretisch um 6 Prozent höher sein als 2019, aber tatsächlich in Euro um etwas mehr, weil die jährlich vertraglich festgelegte Steigerung der Streckenmiete vom jeweils jährlich höheren Betrag ausgeht.

Und was nutzt ein 5-Jahres-Vertrag, wenn durch eine Entscheidung eines EU-Gerichts plötzlich im nächsten Jahr – in 2019 - eine andere Situation entsteht?

Da werden mich jetzt einige als „Spökenkieker“ bezeichnen, wieder andere meine „Visionen“ als die eines alten - eigentlich zu alten - Mannes empfinden. - Damit tröstete sich damals schon ein Minister Deubel, als ich meine Meinung zum Projekt „Nürburgring 2009“ deutlich machte!

Nun, ich habe erlebt, was Verträge nach der Insolvenz (in Eigenverwaltung) der Nürburgring GmbH, einer landeseigenen Gesellschaft, wert waren. - Wir sollten erst gar nicht an die  Versprechungen denken, die z.B. ein Kurt Beck während seiner Amtszeit als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz im Falle des Projekts „Nürburgring 2009“ gemacht hat. - Zum Beispiel auch die Situation der Gläubiger betreffend!

Und wenn der aktuelle Besitzer des Rings, weil sich die Situation zu seinen Ungunsten ändert,  plötzlich „die Reißleine zieht“, eine Aktion die unser ehemaliger Ministerpräsident, Kurt Beck, leider bei Umsetzung des  Leuchtturmprojekts „Nürburgring 2009“ versäumt hat? - Was ist dann?

Es gibt zwar keine Formel 1 mehr am Nürburgring mehr, der „Ring-Racer“ ist trotz immer wieder kehrender Ankündigung niemals wirklich in Betrieb gegangen – wir sollten daher diesen neuen 5-JahresVertrag des neuen Nürburgring-Besitzers mit dem ADAC als das empfinden, was er wirklich ist:

  • Eine Information zur Selbstdarstellung und den öffentlichen Hinweis, dass es zwischen den – wohl überwiegend – russischen Besitzern des Nürburgrings und dem ADAC, dem größten europäischen Automobilklub nun einen scheinbar engen Schulterschluss gibt.

 Bei Wikipedia ist zum ADAC zu lesen:

„Seine ursprüngliche und bekannteste Dienstleistung ist die Pannenhilfe.“

Motor-KRITIK möchte darauf hinweisen, dass es bei der „Motor-Presse“ in Stuttgart eine interessante Buchreihe unter dem Obertitel gibt:

„Jetzt helfe ich mir selbst“

Da wäre man dann vielleicht beim ADAC nicht mehr auf Darstellungen in Presse-Informationen fremder Firmen angewiesen. Obwohl die nicht wirklich die Öffentlichkeit informieren. Denn:

  • Für wieviel Veranstaltungen gilt der neu mit ADAC Regional- und Ortsklubs abgeschlossene Vertrag wirklich?

Eigentlich kommt man bei der „Nachkontrolle“ nur auf 10 Rennen. - Oder gleich auf 17 – oder sind es 18? - Veranstaltungen, wenn man z.B. die RCN-Veranstaltungen mit rechnet. - Denn SIM-Racing ist inzwischen lt. DMSB auch „realer Motorsport“ und muss dazu gezählt werden.

Bei den kleinen ADAC-Klubs scheint man – wie meine Recherche ergab – auch ein wenig ratlos zu sein. Man weiß zwar, dass man zu einem ADAC-Pool gehört, für den irgendwelche Leute dann wohl irgendwelche Verhandlungen geführt haben. - Aber was das für sie bedeutet, ist ihnen nicht ganz klar.

Und die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG antwortet auf Presseanfragen – zumindest die von Motor-KRITIK – nicht.

  • Man wird wissen warum!

Denn eigentlich gibt es dort – neben einer motorsport-unerfahrenen „Spitze“, überwiegend nur „Handlanger“, Ausführende von Anweisungen, die sich an der Rendite orientieren – und an einer positiven Stimmungsmache.

Aber gut gemacht! - Wenn man nicht die Hintergründe kennt.

Oder – weil man als „alter Mann“ (und Journalist!) mehr Erfahrung hat, die Hintergründe besser ausleuchten kann.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Natürlich finden meine Leser die Original-Presse-Info des Nürburgrings-Pächters als pdf-Datei im Anhang.

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