Gespeichert von wh am
Wir reden über Schadstoffe, darüber, dass wir von der Automobilindustrie beim Kauf von Diesel-Automobilen betrogen wurden. Wir diskutieren, was das E-Automobil für die Umwelt bringt. Derweil führen hochbezahlte Angestellte großer Hersteller international und öffentlich besonders beachtete Gespräche mit einer wichtigen ausländischen Regierung. Dieser Staat hat uns nach dem 2. Weltkrieg geholfen zu überleben und möchte uns aktuell nun mit Zöllen auf Produkte jener Hersteller das Leben erschweren. Wir beschäftigen uns alle mit großen, international wichtigen Problemen. Und übersehen die kleinen Probleme. - Es sind eigentlich Probleme, die man so nicht erwartet, weil sie eigentlich nicht in die Zeit passen. Es geht um Kinder. Aber nicht darum, dass es Produkte für Kinder gibt, die oft mangelhaft sind. Es geht um die „armen Eltern“ mehrerer Kleinkinder! - Liest man die Vita eines modernen Managers, dann steht da oft: Verheiratet, zwei Kinder. - Zwei Kinder sind eben die „Norm“ für eine moderne Familie. - Wer mehr Kinder hat, wird heute schon fast als asozial empfunden. Gibt es darum auch für solche Familien keine passenden Mittelklasse-Personenwagen mehr? - Da hilft dann auch die sprichwörtliche gewordene Aussage einer Angela Merkel nicht: „Wir schaffen das schon!“
Pkw-Käufer Achtung! Drei Kinder disqualifizieren!
Ich sitze in der Eifel bei einem türkischen Barbier, einem Herren-Friseur, auf einem modernen Frisierstuhl und werde von einem jungen syrischen Friseur bedient. Und das so, wie ich das bei einem deutschen Friseur in den letzten Jahren nicht erleben durfte. Man fühlt sich umsorgt. Und die Preise sind nicht „damenhaft“, wie man das bei deutschen Friseuren erleben muss, die – natürlich – oft auch gleichzeitig Damen bedienen.
In Deutchland gibt es den Beruf eines Herren-Friseurs überhaupt nicht als „meisterhaften“ Beruf. Wer in Deutschland einen Friseur-Salon eröffnet, muss den Meisterbrief als Damen-Friseur besitzen. Darum müssen Türken – oder Herren-Friseure anderer Nationalität – obwohl sie in ihrem Land als Herrenfriseur „meisterhaft“ anerkannt sind, in Deutschland die Meisterprüfung eines Damen-Friseurs nachmachen. - Sonst dürfen sie als Herren-Friseur einen „Barber-Salon only for man“ - so sagt man heute wohl in Deutschland – nicht selbständig betreiben.
Während ich also im Friseurstuhl sitze, spreche ich mit „meinem“ Friseur, der aus Syrien kommt. Er erzählt u.a.: Sein Vater ist nach 40 Jahren in Deutschland, wo er „gut Geld verdient hat“, wieder zurück in die Heimat. Inzwischen ist er 71 Jahre alt. Er findet die Einstellung der Deutschen zu ihrer Familie und die Art mit ihrer direkten Verwandschaft Kontakt zu haben, nicht so gut. - Er fühlt sich in Syrien, im Umfeld „seiner Großfamilie“ wohler. - Er ist Vater von neun Kindern. - Man hat dort eine andere Einstellung zur Familie.
Einer dieser neun Kinder bedient mich jetzt, schneidet mir die Haare – die ich noch habe – mit einem beneidenswerten Geschick und guten feinmotorischen Fähigkeiten. - Er macht die Augenbraunen passend, entfernt die Haare in den Ohren und die wenigen, die jetzt auf der eigentlich haarlosen Oberfläche des Kopfes in ihrer geringen Anzahl geradezu „unzivilisiert“ wirken. - Der junge Herren-Friseur ist eins von neun Kinder einer Familie in Syrien!
In Deutschland wird man als Vater von neun Kindern – und dann noch Käufer eines Mittelklasse-Personenkraftwagens - kaum noch akzeptiert. Denn natürlich besteht – aus Sicherheitsgründen – bei uns die Pflicht, Klein-Kinder in einem Automobil nur in einem – natürlich TÜV-geprüften -Kindersitz mitzunehmen.
In den Betriebsanleitungen für diese Automobile ist natürlich auch genau beschrieben, wie man einen Kindersitz – auf der hinteren Sitzbank einzubauen hat. Einen Kindersitz. Und es gibt auch viele Tests, mit denen Eltern deutlich gemacht wird, welcher Kindersitz nun der Beste ist. Solche Kindersitze brauchen Platz! - Schon wegen der Erfüllung des bei der Prüfung auch durchgeführten Seitencrashs!
Die meisten Darstellungen gehen – wenn man sie aufmerksam liest – wohl davon aus, dass eine Familie nur ein Kleinkind hat! - Oder?
Nun stellen wir uns einmal eine Familie mit drei kleinen Kindern in einem modernen Mittelklasse-Personenwagen vor!
Der Fahrer, der Vater sitzt links vorne – am Steuer. Die Mutter sitzt rechts daneben. Die Kinder müssten also mit drei Kindersitzen auf der hinteren Sitzbank Platz finden. Als „normales“ Automobil ist so ein Automobil auch für fünf Personen zugelassen.
- Aber drei Kindersitze lassen sich kaum noch auf der hinteren Sitzbank eines Mittelklasse-Automobils nebeneinander unterbringen und befestigen!
Kindersitze sind – wie gesagt - aus Sicherheitsgründen breit ausgelegt. Nun bauen Sie – bitte! - mal drei solcher Kindersitze in einen modernen Pkw auf der hinteren Sitzbank ein.
Ein Elternpaar auf der Suche nach einem passenden – möglichst preisgünstigen - Personenwagen unterwegs, musste sich bei dieser Gelegenheit in diesen Tagen von dem Verkäufer eines „freundlichen Autohändlers“ sagen lassen:
„Drei Kinder im Kindersitz-Alter disqualifizieren Sie eigentlich als Nutzer eines modernen Mittelklasse-Personenwagens!“
Jetzt weiß ich endlich, warum man in Deutschland beklagen muss, dass es zu wenig Geburten gibt und die Gesellschaft immer weiter „vergreist“. - Es liegt nicht „an der Pille“; es liegt daran, dass die Automobilindustrie nicht an eine Großfamilie denkt.
Angeblich gibt es normale Mittelklasse-Personenwagen, in denen sich auf dem Hintersitz drei Kindersitze einbauen lassen. - Aber der freundliche Autoverkäufer eines „freundlichen Automobilhändlers“ rät lächelnd vom Kauf eines solchen Mittelklasse-Automobils ab. _ Zu wenig Platz! - Schließlich hat man auch andere, größere Automobile im Angebot.
- Gibt es wirklich keine Mittelklasse-Limousinen mit so viel Platz, dass sich drei von den immer breiter werdenden modernen Kindersitzen (i-Size ECE R 129) hinten einbauen lassen?
Das würde nämlich auch jener Familie helfen, die wirklich drei Kleinkinder zu transportieren hat und tatsächlich in diesen Tagen auf einen Automobilverkäufer getroffen ist ist, der ihnen ganz aktuell – s.o. - wenig Hoffnung machen konnte, eine passende Limousine in der anvisierten Preisklasse zu finden.
- Gilt man heute in Deutschland – aus der Sicht der Automobilindustrie – als Familie mit drei Kleinkindern schon als „asozial“?
Oder sind vielleicht – natürlich aus Sicherheitsgründen – die Kindersitze zu breit?
Motor-KRITIK wollte nur einmal – wie immer - „dumm“ gefragt haben.
Die Großmutter der betroffenen Enkel erinnert sich, dass ihre Mutter, in einem anderen europäischen Land geboren, mit ihren – damals – vier kleinen Kindern sehr oft im Jahr mehrere hundert Kilometer zu ihren Eltern fuhr. Und wieder zurück. Sie war eins dieser vier Kinder. Man fuhr mit einem Fiat 500 in seiner Urform. Drei Kleinkinder saßen hinten, eins – das größere - auf dem Beifahrersitz.
Es gab keine Kindersitze, keine Anschnallpflicht, aber es gab „kinderreiche Familien“.
Heute werden Kinder besonders behütet und geschützt! - Weil sie – verglichen mit „früher“ Seltenheitswert haben?
Genauso wie scheinbar Mittelklasse-Personenwagen, in denen sich drei Kindersitze auf der hinteren Sitzbank gleichzeitig unterbringen lassen.