Fortsetzung Mercedes: „...mehr als schöne Worte!“

Nicht nur Motor-KRITIK ist in Stuttgart nicht gerade beliebt, auch die Bundesregierung hat sich mit einem Eingriff in die Geschäftspolitik der Daimler-Mercedes-Organisation bei deren Management in Stuttgart nicht gerade Freunde geschaffen. Die Bundesregierung hatte mit Li Shufu einen der großen chinesischen Mercedes-Aktionäre und Inhaber des zweitgrößten chinesischen Automobilhersteller, Geely, im Wirtschafts-Ministerium zu Gast und ein Staatssekretär ließ sich von ihm die Zusage geben, dass er seinen Aktienbesitz an dem Stuttgarter Automobilhersteller nicht weiter vergrößern würde. - Berlin empfindet: 9,7 Prozent sind – weil es ein Chinese ist - genug.

  • Li Shufu hat diese Zusage lächelnd mit mit leiser Stimme – für die er bekannt ist – gegeben.

In Berlin ist man darum beruhigt. - Man hat schließlich alles getan!

Li Shufu wird sich dadurch in seinen Plänen aber sicherlich kaum eingeengt fühlen. Er hat schließlich auf andere Art seine Bedeutung und Einfluss auf den deutschen Autohersteller inzwischen deutlich erhöht. - Aber das wird man in Berliner-Regierungskreisen nicht begreifen.

In Stuttgart war man froh, als Li Shufu ihnen die Last der Marke „Smart“ abnahm, um in China - zusammen mit Mercedes - die Marke, dann modern elektrifiziert wieder auferstehen zu lassen. Außerdem hat Daimler/Mercedes mit „Geely“, der chinesischen Auto-Konkurrenz (im Besitz von Li Shufu), einen Vertrag geschlossen, der den deutschen Vorzeige-Hersteller in naher Zukunft abhängig von der Lieferung aller in Stuttgart verbauten Zweiliter-Vierzylindermotoren macht, die dann aus China kommen.

Diese Motoren braucht Li Shufu auch für seine chinesische Firma, aber auch z.B für Volvo, dem schwedischen  Hersteller, die genauso wie Lotus (England) in seinem Besitz ist und so durch die größeren Produktionszahlen dieses Motors durch den Vertrag mit Mercedes, auch einen günstigeren Herstellungspreis für seine Firmen garantiert.

  • Außerdem hat Li Shufu über „smart“ auch Einfluss auf die Geschäftspolitik des deutschen Herstellers Daimler/Mercedes.

So sollen z.B. jetzt alle deutschen Mercedes-Händler einen speziellen Verkaufsraum für den demnächst anrollenden, in China hergestellten, viersitzigen Elektro-“smart“ bereit stellen. Natürlich zu Lasten der deutschen Mercedes-Händler ausgestattet, was im Hinblick auf die in Stuttgart angedachte zukünftig „kleine Vermittlungsprovision“ (s. Motor-KRITIK am 6. Februar 2023) die Händler „auf die Palme bringt“.

Der Mercedes-Händlervertrag sieht nämlich vor, dass vom Hersteller verlangte Um- und Ausbauten der Händlerbetriebe voll zu deren Lasten gehen. Natürlich erfolgt so ein Ausbau entsprechend der Anweisung aus Stuttgart. - Bezahlen dürfen den aber vertragsgemäß die Händler!

Die wollen sich nicht unbedingt darauf verlassen, was ihnen bisher nur mit Worten aber nicht schriftlich für die Zukunft angedeutet wurde. Im Grunde ist die deutsche Mercedes-Handelsorganisation auch schon dabei, sich – fast unauffällig – aufzulösen. Immer mehr Mercedes-Händler sind zu Mehrmarken-Händlern geworden. Sie haben es wegen der Stuttgarter Vertriebspolitik werden müssen. - Sagen sie.

Höhepunkt dieser Entwicklung wird sein, wenn demnächst einer der wirklich bedeutenden großen  Mercedes-Händler in Deutschland für den Import der chinesischen Automarke „BYD“ verantwortlich sein wird. Die unter diesem Namen in Deutschland bisher weitgehend unbekannte große chinesische Marke baut – wie auch inzwischen aktuell durchgeführt Crashtests beweisen – sehr sichere und gut ausgestattete Automobile zu einem vernünftigen – aber nicht zu einem Luxus-Preis!

Nach Meinung von Fachleuten ist „BYD“ längst zu einer globalen Großmacht im Automobilgeschäft geworden, hat sich zu einem „Tesla“-Jäger aufgeschwungen und ist in China selbst inzwischen der führende Anbieter von E-Automobilen. - „BYD“ ist demnächst – wie zu hören - dann auch in Deutschland lieferbar. - Wirklich über einen Importeur, den man bisher nur als Mercedes-Händler kannte?

  • Auf einer aktuellen Internetseite liest sich das allerdings ein wenig anders: Bitte HIER klicken!

Diese Entwicklung, hin zu einem immer größeren chinesischen Einfluss auf den deutschen Automobilmarkt, wurde schon vor Jahren vom jetzigen Vorstandsvorsitzenden des Stuttgarter Nobelherstellers eingeleitet, als er noch – in Vorbereitung auf seine jetzige Position – als Vertriebsvorstand einige der von ihm verkauften Werks-Niederlassungen, an Chinesen verkaufte.

Bei Daimler/Mercedes hat die Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten schon viel „Ungereimtes“ in Sachen Geschäftspolitik erlebt. Eigentlich ging davon so einiges „daneben“. Dazu gehörte auch mal die zur damaligen Ausrichtung in Richtung Chrysler und USA scheinbar „passende“ Anweisung, Englisch zur konzerninternen „Amtssprache“ zu machen. - Das hat sich inzwischen wieder normalisiert, obwohl sich das „Schwäbisch“  zumindest in den Führungsetagen bisher nicht durchsetzen konnte.

Vielleicht werden demnächst chinesische Sprachkurse in Stuttgart angeboten werden müssen. Schließlich ist Chinesisch nach Englisch inzwischen auch die Sprache mit der zweitgrößten Verbreitung in der Welt.

MK/Wilhelm Hahne

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