Porsche: Ein Stück „Alte Schule“ fehlt für immer!

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller informierte, dass Harald Wagner, langjähriger Vertriebschef der Stuttgarter  für den deutschen Markt, am 20. März 2023 im Alter von 99 Jahren verstorben ist.  Das ist eine Meldung, die mich – und alle die ihn kannten – ein wenig traurig stimmt. Natürlich kommt irgendwann der Tag, der für jeden für uns das Ende bedeutet. Bei so Manchem nimmt man seinen Tod zur Kenntnis. - Es ist wie es ist! -

Bei dem Tod anderer ist man betroffen! - Wie auch in diesem Fall. - Harald Wagner war noch ein Manager der „Alten Schule“, ein Mann, auf dessen Wort man sich verlassen konnte, dessen Aussagen niemals eine Floskel waren, sondern immer seinen Gesprächspartner erreichten, weil er immer als Mensch zu einem Menschen sprach.

Irgendwie hatte man immer das Gefühl, dass Harald Wagner ein Stück Porsche war. Tatsächlich war er es auch: Er war Neffe von Ferry Porsche und hat sich um den deutschen Markt im Sinne „seiner Firma“ so bemüht, als wäre es seine eigene.

Er hat die Werksabholung in Stuttgart-Zuffenhausen eingeführt, gilt als „Erfinder“ des Typennamens „Targa“, war auch nach seiner aktiven Zeit an der „Verkäuferfront“ immer noch als Sonderbeauftragter des Porsche-Vorstandes unterwegs.

Ich erinnere mich, dass mich vor Jahren, bei einem Besuch in Stuttgart, ein jüngerer Porsche-Mitarbeiter fragte, ob ich ihm sagen könne, wer eigentlich dieser Herr Wagner – Harald Wagner – wäre. - Ich habe ihn wohl etwas erstaunt angeschaut, so dass er mir seine etwas – für mich – unverständliche Frage so erklärt hat:

„Der ist schon richtig alt, hat immer noch ein eigenes Büro hier, in dem er jeden Tag zu finden ist. Was ist das für ein Mann, der dem Vorstand so wichtig ist, dass der in seinem Alter immer noch hier arbeiten darf?“

Ich war wirklich erstaunt, dass mich das ein Porsche-Mitarbeiter fragte. Aber ich habe dann begriffen, dass die Differenz zwischen diesen beiden Porsche-Mitarbeitern nicht nach Jahren, auch nicht nach Generationen, sondern an einer unterschiedlichen Grundeinstellung festzumachen war.

Harald Wagner verkörperte noch die „Alte Schule“ eines Firmen-Mitarbeiters, in diesem Falle noch stärker, da zur Familie der Porsches auch eine familiäre Bindung bestand. So hatte Harald Wagner  zu den Kunden – auch den „Promi“-Kunden - der Firma eine andere Einstellung als ein „normaler“ Porsche-Mitarbeiter. Und wenn er später, als „Sonderbeauftragter“ des Porsche-Vorstandes z.B. auch „seine Firma“ bei Beerdigungen von verdienten Porsche-Händlern vertrat, war das für dessen Familien von anderer Wertigkeit, als wäre „Irgendwer“ aus gegebenem Anlass „pflichtbewusst“ mal eben vorbei gekommen. - Auch die Porsche Handels-Organisation war für Harald Wagner ein Stück Familie!

Harald Wagner wird von mir der „Alten Schule“ zugerechnet, weil er niemals – bei allem vorhandenen geschäftlichen Interessen – den Faktor Mensch aus dem Auge verloren hat. So war er für seine Verhandlungspartner nicht nur einfach ein „Firmenvertreter“, sondern ein Mensch, dessen Wort etwas galt, ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte! - Er war für Porsche eine gute, weil unvergessliche Visitenkarte!

Nicht nur ein Porsche 911 ist heute eigentlich schon ein „Dinosaurier“, sondern auch dessen eigentliche, ursprüngliche Kundschaft stirbt langsam aus. Und mit ihnen die Porsche-Mitarbeiter, die dieses Fahrzeug einmal für Menschen mit einer besonderen Einstellung zum Automobil geschaffen haben.

Merken wir uns also den Todestag von Harald Wagner, den 20. März 2023, als den Tag, an dem spätestens das Ende einer Sportwagen-Epoche eingeläutet wurde. Es ist der Tag, an dem ein Mensch starb, der niemals für statistische Zahlen gearbeitet hat, sondern als Mensch für Menschen tätig war.

Die richtigen statistischen Zahlen ergaben sich praktisch als Abfallprodukt!

Ja! - Ich habe Harald Wagner nicht nur gekannt. - Ich mochte auch seine Art! - „Alte Schule“ eben!

Porsche ist um eine menschliche Persönlichkeit ärmer geworden! - Nicht alle werden das begreifen!

Wilhelm Hahne

Tags: 

Durchschnitt: 5 (bei 45 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!