NLS 3: Ist „Breitensport“ wie „Radio Nürburgring“?

Alles was wichtig ist, um die Nürburgring-Langstrecken-Serie zu begreifen, findet man auf der Internetseite „vln.de“. So war eine Breitensportserie benannt, die im Jahre 1977 erstmals von der „Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring“ (VLN) durchgeführt wurde. Zehn Vereine, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu großen oder kleineren Motorsport-Organisationen, schlossen sich zusammen, um für den Motorsport am Nürburgring eine Basis zu schaffen. Diese Serie wurde zu einer Erfolgsserie, so lange sie von Idealisten geführt wurde. Das hat sich geändert, was sich nicht nur in der Umbenennung ausdrückt, sondern auch dadurch, dass es  Zuschauerinformationen zum Rennverlauf auf der Frequenz 87,7 per UKW nicht mehr gibt. In 2023 fehlt auch der Begriff „Breitensport“ in der entsprechenden Serien-Ausschreibung. Die Zersetzung dieser Serie wird dann 2024 auf ein neues Niveau gehoben werden. Dabei wird auf den Fan und Zuschauer immer weniger Rücksicht genommen. - Mit dieser „Vorkenntnis“ habe ich dieses Mal einen Lauf zur Serie besucht und beobachtet. Um meine Leser zwar nicht nach heutiger Journalisten-“Norm“ über das Rennergebnis, sondern kenntnisreich und - darum hoffentlich – gut auch zu anderen – wichtigen(!) - Details zu informieren.

NLS 3: Ist „Breitensport“ wie „Radio Nürburgring“?

„Alles da!“ - So könnte die Antwort auf die im Titel gestellte Frage lauten. Die würde dann allerdings einer kleinen Ergänzung – und Korrektur – bedürfen, indem man feststellt: „Alles nicht so richtig!“ - Aber alles hat seine Ordnung! Schließlich gibt es eine Serien-Ausschreibung, die von allen Teilnehmern durch ihre Nennung akzeptiert wurde.

Das sind zwar immer weniger Teilnehmer, aber die haben auch evtl. eine andere Einstellung zu „Vorschriften“, denen sie dann nicht folgen. Weil aber auch Kontrollen evtl. versagen, war z.B. bei NLS 1 von der „Technischen Abnahme“ übersehen worden, dass die dort eingesetzten Ferrari zwei der insgesamt fünf vorgeschriebenen Startnummern nicht an der in der Serien-Ausschreibung vorgeschriebenen Stelle – auf Fahrer- und Beifahrertür nämlich – aufgeklebt hatten.

Bei NLS 2 wurden die Teams darauf hingewiesen, dass man ihnen nun noch Zeit bis NLS 3 geben würde, um auch den Ansprüchen der Sport-“Behörden“ (FIA, DMSB) zu entsprechen. - Die können  allerdings auch Ausnahmen genehmigen! - Aber in diesem Falle war die weder für die NLS beantragt noch genehmigt worden. Aber ein Ferrari-Team war der Empfehlung der Abnahme-Kommissare bei NLS 2 gefolgt.

Zwei andere Ferrari-Teams hatten das nicht für notwendig gehalten, weil dadurch auch z.B. die auf den Fahrzeugen aufgebrachte Werbung nachhaltig gestört wurde. Zumal Ferrari auch serienmäßig eine Anbringung der Startnummern im hinteren Bereich des Fahrzeuges – und dann beleuchtet – vorgesehen hat. Dagegen hat z.B. der Veranstalter des 24h-Rennens auf dem Nürburgring auch keine Einwände. - In der NLS-Serien-Ausschreibung ist aber zu lesen:

„Nürburgring Langstrecken-Serie 2023
Teil 2 Technisches Reglement / Part 2 Technical Regulations Seite 18 von 56
Jedes Wettbewerbsfahrzeug ist gemäß Anlage 2.1.10, 2.1.11, 2.1.12, 2.1.13 mit 5 Startnummern zu versehen:
auf den vorderen Türen rechts und links und auf der vorderen Haube, sowie auf der Windschutzscheibe (bei Linkslenker auf der rechten Seite der Scheibe, bei Rechtslenker auf der linken Seite der Scheibe) und auf der Heckscheibe / Heckklappe
oben rechts.“

Da es aber nun einmal Rahmenbedingungen für die NLS-Rennen gibt, die von allen Teilnehmern bisher akzeptiert wurden, hat die „Technische Abnahme“ nun bei NLS 3 auf einer korrekten Anbringung bestanden. Was besonders einen der Ferrari-Besitzer in Rage brachte, weil das „seine Werbung“ auf dem Einsatzfahrzeug total „zerstörte“. Er hat einen ihm verpflichteten Redakteur Informationen gegeben, die den zu einer „interessanten“ Schilderung der Situation veranlassten, was dann zu einem „Shitstorm“ in den „Socialen Medien“ führte. - Bei mir zu einem Foto, das diesen „Skandal“ richtig kommentiert.

  • Eigentlich „viel Wind um Nichts“! - WOW!

Aber so wird auch von den eigentlichen Problemen der Serie am Nürburgring abgelenkt, zu dem der jetzige „Windmacher“ dann auch wahrscheinlich nach dem 24h-Rennen nicht mehr antreten wird.

Auf dem Schild am Aufzug im Start- und Zielhaus am Nürburgring ist der Hinweis auf einen Sender zu lesen, den es in dieser Form – auch – nicht mehr gibt. Von RPR 1 wurde die Frequenz 87,7 einmal so beworben:

„Das Radio Nürburgring hörst du nicht nur auf der Frequenz 87,7 rund um die Rennstrecke, sondern auch kostenlos im Netz im RPR1.Webradio! Egal ob direkt vor Ort oder von zu Hause aus: Klick' dich in den Stream und sei immer ganz nah dabei!“

Nun gibt es das in dieser Form auch nicht mehr. Man spart Kosten, die den – eigentlich möglichen – Gewinn schmälern würden.

Nachträglicher Einschub am 18. April, nachdem eine Antwort der verantwortlichenen Firma auf meine Nachfrage etwas verspätet eintraf:

"Der Nürburgring als Besitzer des Senders hat entschieden, den Betrieb des Eventradios auf der UKW 87,7 in diesem Jahr einzustellen. Nach Auffassung der Geschäftsführung des Rings rechtfertigen die Nutzerzahlen nicht die laufenden Kosten (Antennenwartung etc.). 

Wir waren und sind hier nur Dienstleister und haben das Programm im Auftrag der jeweiligen Rennveranstalter produziert. Neben UKW besteht auch die Möglichkeit, das Programm über die RPR1.- App zu empfangen. Die NLS hat uns dafür bislang aber nicht beauftragt.  Anders z. B. der ADAC Nordrhein für das 24h-Rennen.

Auf der UKW 87,7 wird es definitiv künftig kein Radio Nürburgring mehr geben.

Nur noch in der RPR1.-App. Wenn der Rennveranstalter die Leistung bei uns beauftragt."

Besonders, seit dem die Starterzahlen auf dem Weg bergab sind, versucht man neue Einnahmequellen zu generieren und Kosten zu sparen. Der neue Nürburgring-Besitzer, bzw. seine Vertreter „vor Ort“, begreifen nicht, dass das an ihren eigenen Entscheidungen liegt und nicht daran, dass sich „eben die Zeiten geändert haben“.

Weil man aber „mit der Zeit gehen“ will, wird sich ab 1. Januar 2024 im Hinblick auf die dann neue Saison der NLS-Serie noch deutlich mehr ändern. Das wird der Serie nicht gut tun und sie weiter negativ beeinflussen.

Schon an diesem Rennwochenende zu NLS 3 habe ich im Fahrerlager die unterschiedlichsten Gerüchte wahrnehmen können, mit denen man mir erklären wollte, warum man – mit hoher Wahrscheinlichkeit - dann in 2024 nicht mehr in dieser Serie fahren wird.

Ich hörte, dass z.B. ein Michael Bork – ehemals „VLN-Renndirektor“ – zurückkehren soll. Und ein Herr Schlüter, den die VLN- bzw. NLS-Teilnehmer niemals im Fahrerlager erlebt haben, soll einer der Geschäftsführer in einer neuen GmbH werden. Und… - Es wurde von den „Heiligen drei Königen“ gesprochen, die wieder ins „Nürburgring-Renngeschäft“ zurück kehren sollen. - Alles zwar Gerüchte, die aber dazu führen, dass man mir schon aktuell dann einen möglichen Rückzug aus dieser Nürburgring-Serie andeutet.

Eigentlich war ich nur beim ruhigen Durchqueren des Fahrerlagers und aufmerksamen Durchwandern der Boxengasse, weil ich mir zu diesem NLS-Termin selbst eine andere Aufgabe gestellt hatte. Aber auf dem Weg dahin habe ich natürlich auch interessiert fotografiert.

Es war gerade am Freitagnachmittag ein Unfall in der „Hohenrain“-Schikane passiert. Einem der langsameren Teilnehmer war wohl beim Anbremsen das Bremspedal durchgefallen und hatte dann einen Porsche als „Prellbock“ zum Abbremsen ausgewählt. Da gab es „ROT“ und einen Stau in der Boxengasse. So konnte ich auch einen Blick unter die Motorhaube eines der „Schnellen“ werfen: Umwerfend langweilig, so ein Blick auf eine Kunststofflandschaft. Da tut ein Blick auf eine teure Bremsscheibe direkt gut.

Bei „Bremsscheibe“, die bei den meisten der Teilnehmer nicht aus Karbon ist, fällt mir ein, wie eine als „Sicherheit“ verkaufte Anordnung – nämlich die zu den Boxen-Mindeststandzeiten – bei dieser Langstreckenserie zu einer Verteuerung und hin zu Renn-Etappen geführt hat, die nun „Sprint-Charakter“ haben. Es gibt Teams, die die nun überlangen Standzeiten nutzen, um jeweils die vorderen Bremsbeläge und Bremsscheiben (!) komplett zu wechseln. Weil man sonst – sozusagen – „nutzlos“ herum steht. Man fährt also auch keine Langstrecken-Rennbeläge mehr, sondern vernichtet die „Besseren" nun mit der Scheibe in jeweils einem „Stint“. Das ist „mit Sicherheit“ Blödsinn! - Aber „unsinnige Entscheidungen“ haben auch „unsinnige Auswirkungen“!

Am Freitag war dann – lt. Ausschreibung – um 18:30 Uhr eine Fahrerbesprechung angesagt. Es ist quasi Pflicht dazu zu erscheinen und ich hatte mir vorgenommen, mal – im Interesse meiner Leser – daran teilzunehmen.

Ich war pünktlich im „Mediacenter“, wo die Veranstaltung durchgeführt werden sollte. Auch ein vereinzelter Teilnehmer war pünktlich, was mich stutzig machte. Ein netter junger Mann, der Organisation zugehörig, machte mich darauf aufmerksam, dass die Strecke ja bis 19 Uhr befahren werden konnte. Weil es eine „Rot-Phase“ gegeben hätte, habe man darum entschieden, dass erst um 19:30 Uhr die Pressekonferenz – aber dann gleich in Deutsch und Englisch – durchgeführt würde. Die englische Version der Fahrerbesprechung war eigentlich – getrennt – nach der in deutscher Sprache, um 19:30 Uhr geplant gewesen.

So begann dann die deutsch/englische Fahrerbesprechung um 19:30 Uhr. Ich habe hier ein paar Fotos gemacht, damit meine Leser eine Vorstellung davon haben, wie so etwas abläuft. Es geht darum den Fahrern immer wieder die vielen Vorschriften zu erläutern und vor „unnötigen Kontakten“ zu warnen. Auf den im Media-Raum vorhandenen Bildschirmen werden den Fahrern Video-Szenen vorgeführt, die aus Wettbewerbs-Fahrzeugen stammen, um auch den Sinn der verhängten Strafen zu verdeutlichen. Die Reaktionen waren „durchwachsen“. Es gab Gelächter, Beifall oder auch schon mal ein lautes Stöhnen, wenn z.B. aus der Hubschrauber-Perspektive ein brutales Blockieren durch mehrfachen Fahrspurwechsel auf der „Döttinger Höhe“ gezeigt wurde. Eigentlich grundsätzlich eine gute Art, auf die Fahrer einen Einfluss auszuüben. Deutlich wurde – mir zumindest – aber auch deutlich, dass diese Serie eigentlich inzwischen mit Vorschriften überfrachtet ist.

  • Kommentar eines Teilnehmers: „Eigentlich bin ich ja hier oben, um Rennen zu fahren!“

Etwas eigenartig ist auch: Die Fahrer müssen selber die „Beweise“ für solche Vorfälle per Video liefern, die sie mit der im Fahrzeug verbauten Kamera aufgenommen haben. Man muss also bei einem Boxenstopp die Aufnahmekarte in der Kamera wechseln, damit man die als „Beweis“ der Rennleitung vorlegen kann. Posten darf man einen solchen Beweis aber nicht, da man eine Kamera im Fahrzeug vom Veranstalter nicht „lizenzieren“ ließ, weil damit auch eine nicht niedrige  „Lizenzgebühr“ fällig wäre. Man darf einen solchen „Videobeweis“ auf der Kamera-SD-Karte auch nicht erst nach Rennende herausnehmen, weil man dann gegen die „Park-fermé“-Bestimmungen verstoßen würde.

  • Wer denkt bei den Veranstaltern oder der Rennleitung heute eigentlich noch in Zusammenhängen?

Am Renn-Samstag habe ich dann noch in der letzten Rennstunde den Parkplatz „Brünnchen“ aufgesucht, um mir einmal anzuschauen, welche Auswirkungen die letzten Maßnahmen des Nürburgring-Besitzers bzw. seiner Nürburgring-Pächterfirma Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG dort zeigen.

Kurz vor dem Renntermin – am 13. April 2023 – hatte mir die Presseabteilung des Kreises eine Auskunft zu meiner Anfrage an das Bauamt des Kreises Ahrweiler zukommen lassen. Die lautete exakt:

„Die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hat am 08.03.2023 einen Bauantrag zur Errichtung eines bepflanzten Stabmattenzauns und die Herstellung einer Aufstellfläche für einen temporären Imbisswagen auf dem Grundstück in der Gemarkung Herschbroich, Flur 2, Flurstück Nr. 13 vorgelegt. Der Bauantrag enthält unter anderem eine naturschutzfachliche Stellungnahme.

Das Baugenehmigungsverfahren wurde zwischenzeitlich eingeleitet. Prüfungsgegenstand sind neben baurechtlichen auch sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften. Dazu gehört auch die Klärung, ob und inwieweit nachbarschützende Vorschriften betroffen sind. Der Ausgang des Verfahrens bleibt abzuwarten.“

Der nicht genehmigte „Stabmattenzaun“ ist längst errichtet und funktioniert in der Art, dass an einem Park- und Zuschauer-Platz im Landschaftschutzgebiet „Brünnchen“ inzwischen an Park- und Eintrittsgebühren 20 Euro für Eintritt und 10 Euro fürs Parken erhoben werden. Der Zugang durch den erstellten „Stabmattenzaun“ wird an insgesamt drei möglichen Zugängen kontrolliert.

Wie meine Fotos zeigen, haben die Zuschauerzahlen dort – wie auch an anderen Stellen der Nordschleife, die nun eintrittspflichtig sind – ein wenig nachgelassen. Man kann also feststellen:

  • Die bisherigen „Neuerungen“ bei Veranstaltungsserie wie Veranstaltungsort haben insgesamt zu nachlassendem Interesse bei Teilnehmern wie Zuschauern geführt.

 

Geblieben ist – wie meine Fotos zeigen – eine stimmungsvolle (Hotel-)Fassade im Bereich von Start- und Ziel und eine versöhnliche Abendstimmung.

 

Man sollte aber nicht „dahinter schauen“!

MK/Wilhelm Hahne
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