Fernseh-Erinnerungen: „Immer wieder sonntags...“!

Nein, dabei habe ich nicht an Cindy & Bert gedacht und auch nicht an den ARD-Dauerbrenner, der inzwischen 20 Jahre das Programm belebt. Als Motor-Journalist bin ich da mehr auf den Motorsport fixiert, obwohl ich mich – selbst da – an einige interessante Fernsehübertragungen – sonntags - erinnere. Das betrifft z.B. die Übertragungen des Monte Carlo-Grand Prix. Ich meine nicht etwa den „Grand Prix Eurovision de la Chanson“, der dann später mit „Eurovision Song Contest“ getitelt war. Obwohl Monaco dort schon mal Gesamtsieger war. Im Jahr 1971, holte dort Séverine den einzigen Gesamtsieg für den Fürstenstaat, der der zweitkleinste auf der Welt ist. Aber gerade für Formel 1-Fans ist er eigentlich auch heute noch „das Größte“. Das größte Formel 1-Ereignis der Saison. Kann auch sein, dass es das nur für mich ist. Gerade in diesem Jahr wurde deutlich, dass sich da etwas auseinander entwickelt hat. - Im Motorsport. - Nicht nur in Monte Carlo, sondern auch z.B. am Nürburgring, wo dann in wenigen Tagen das 24h-Rennen über die Bühne geht. Ich habe dann beim sonntäglichen Frühstück einen Zusammenhang entdeckt, der noch dadurch unterstrichen wurde, dass ich den „Kölner Stadtanzeiger“, die Samstags-Ausgabe, gelesen habe. - Und wenn ich nun bei diesen unterschiedlichen Veranstaltungen und Dingen, Zusammenhänge entdeckt zu haben glaube, dann kann es auch bei diesem missverständlichen Titel bleiben. - Obwohl ich eigentlich mehr an die Entwicklung im Motorsport gedacht habe.

Fernseh-Erinnerungen: „Immer wieder sonntags…“!

Eigentlich war ich – auch – immer ein Formel 1-Fan. Ich habe dann, als es das Fernsehen möglich machte, auch kaum eine Übertragung eines F 1-Grand-Prix in Monte Carlo ausgelassen. Natürlich hat sich da im Laufe der Jahre auch einiges in Sachen Streckensicherung geändert, nicht geändert hat sich aber, dass die Straßen in Monte Carlo nicht topfeben sind. Das unterscheidet diesen Stadtkurs von der Mehrheit der heutigen – oft – „Tilke“-Rennstrecken. - Damit verglichen hat ein Stadtkurs – wie z.B. der in Monte Carlo - aber dann „Charakter“!

Da kommt zwar– wie z.B. in Las Vegas – kein Gully-Deckel hoch, aber da holpert und poltert ein gut auf „Tilke“-Strecken abgestimmer F1-Wagen geradezu von Kurve zu Kurve. Wie aktuell  auch Max Verstappen in Monte Carlo feststellen musste. Da war dann plötzlich die Konkurrenz nicht nur näher dran, sondern auch schneller. Weil deren Fahrzeuge  – bleiben wir mal dabei – auf „Tilke“-Kursen nicht so perfekt sind. Das machte sie dann in Monte Carlo zur echten Konkurrenz für Verstappen, der offensichtlich mit seinem „Red Bull-F 1“, über ein perfekt zu „modernen Rennstrecken“ passendes Fahrzeug verfügt.

  • So waren in diesem Jahr in Monte Carlo nicht nur die zwei Ferrari und die zwei McLaren schneller, sondern auch Russel hat seinen Mercedes F1 noch vor Verstappen’s „Red Bull“ platzieren können.

Charles Leclerc konnte so – aber auch mit einer großartigen fahrerischen und taktischen Leistung - in Monte Carlo, seinem „Wohn-Staat“, nach bisher vergeblichen Versuchen, seinen ersten Grand-Prix-Sieg im kleinen Fürstentum sichern. Er hatte dafür im Qualifying die besten Voraussetzungen geschaffen. Er stellte sein Ferrari-Einsatzfahrzeug auf Startplatz Eins!.

Was mir dabei als Fernseh-Zuschauer – aber z.B. auch meiner Tochter, mit Live-„Tribünen-Erfahrung“ - in Monte Carlo auffiel:

Durch den relativ späten Start, am Samstag um 16:00 Uhr zum Qualifying, gab es für die Fahrer veränderte Sichtverhältnisse. „Früher“ fand das Qualifying um 14 Uhr statt, da stand die Sonne dann nahe ihrem höchsten Punkt zur Erde. Entsprechend klein waren die Schatten. Die sind nicht nur im Hinblick auf eine gleichmäßige Streckentemperatur von Bedeutung, auch die Sichtverhältnisse für die Fahrer sind andere. Man denke nur an die  begrenzte Adaptation des menschlichen Auges.

Aber das ist wahrscheinlich noch nicht einmal den Fahrern bewusst geworden, die auch immer deutlicher zu exakten Bedienern von Knöpfen und Hebeln werden. Die Perfektion dazu erlangt man durch Üben im Simulator. So ein modernes F1-Lenkrad ist eben ein „Knopf-Wunderwerk“!

Die Zeiten sind vorbei, in denen ein Rennfahrer Grund hatte, über Blasen oder gar eine blutige Innenhand vom Bedienen des Schalthebels zu klagen.

Dafür sind z.B. die belastenden G-Kräfte in einem F1-Fahrzeug deutlich gewachsen. In schnellen Kurven reicht da kaum noch die trainierte Halsmuskulatur, um den Kopf stabil gerade zu halten. Und von einer „Komfortabstimmung“ des Fahrwerks können F1-Fahrer auch nur träumen. Eigentlich sind moderne Formel 1-Renner auch in Sachen „Komfort“ – um diesen Begriff einmal nicht unbedingt passend zu verwenden - den ungefederten Karts immer ähnlicher geworden. Man fährt insgesamt jenseits von Grenzen, die man noch als „menschlich“ bezeichnen könnte. Der Motorsport ist in vielen Klassen – man denke  dabei auch mal an die GT 3 – heute einfach „unmenschlich“ geworden.

  • Es ist zu einer Umkehr der Bedeutung von Mensch und Maschine im Motorsport gekommen: Die Maschine – und moderne Elektronik - dominieren inzwischen eindeutig den Menschen!

Insgesamt haben sich so Rennstrecken, wie z.B. die von Monte Carlo, für Rennen mit modernen Formel 1-Rennern dann ins Abseits begeben. Zu so „abstrakten“ Renngeräten passen nur „abstrakte“ Rennstrecken. Moderne Grand-Prix-Veranstaltungen sind inzwischen auch immer deutlicher zu reinen Marketing-Veranstaltungen „verkommen“.

Sie dienen sowohl der „Volksbelustigung“, als auch der Zufriedenheit der Investoren ins „Renngeschäft“. - Sport, das war „gestern“!

Die ständige Gewinnmaximierung, die man schon einem Bernie Ecclestone vorgeworfen hat, ist inzwischen geradezu maßlos geworden. Man denke nur an das Mehr – und immer mehr – an Veranstaltungen. Der Formel 1-Sport ist eigentlich zu einer Art „Zirkus“ verkommen. Ein Vergleich mit den Wagenrennen im alten Rom, liegt da eigentlich nahe.

Wobei wohl dort dann noch einiges „echter“ war, als heute in der Formel 1. Da fährt man im Qualifying z.B. dann um rd. 1 sec pro Strecken-Kilometer auf einer Rennstrecke schneller, als man das im Rennen kann. - ??? - Das lässt schon eine Menge Fragezeichen entstehen, zu denen aber bisher noch niemand eine Erklärung gegeben hat! - Nicht nur im Falle Monte-Carlo!

Was an diesem Wochenende – im Jahre 2024 – in einem kleinen Fürstentum ablief, das gab es schon 500 Jahre vor Christus im „Alten römischen Reich“. - Nicht nur in Rom, im „Circus Maximus“.

Auch „damals“ schon, in der römischen Kaiserzeit, gab es „einflussreiche“ Rennstrecken-Besitzer und „Rennfahrer“, die astronomische Preisgelder kassierten. „Damals“ war der Einfluss dieser Wagenrennen auf Kultur und Alltag der Römer allerdings größer, als heute der bei der Formel 1 in unserer Konsum-Gesellschaft.

Dieser Einfluss wird weiter dadurch minimiert, da er sich in seiner Wertigkeit immer weiter von Allem entfernt, was der Allgemeinheit in irgendeiner Form dienen könnte. Die Formel 1 hat sich ins Abseits begeben und es aus Begeisterung am Geldverdienen selber nicht gemerkt. Auch für diesen Sport gilt, was auch allen „modernen Managern“ ins Stammbuch geschrieben werden sollte:

    • Es gibt auf keinem Gebiet ein unendliches, natürliches Wachstum!

Das gibt es übrigens auch am Nürburgring nicht, wo dann gute Marketingleute – oder solche, die sich dafür halten – am Ende des 24h-Rennens eine Zuschauerzahl vermelden werden, die es in der Realität niemals gegeben hat.

Auch die Bedeutung dieses Rennens ist nicht in dem Maße gewachsen, wie sich das Kaufleute wünschen. Das 24h-Rennen ist zwar zu einem Geschäft geworden, aber der Ursprungsgedanke bei Einführung dieses Rennens ist verloren gegangen. Und die Begeisterung für dieses Rennens bei den Besuchern resultiert auch eigentlich nicht überwiegend auf einem wirklichen Interesse am Motorsport.

Den Fernsehzuschauern („NITRO“ überträgt) sei empfohlen, am Sonntag gegen Mittag mal bewusst auf den Fernsehschirm zu schauen, wenn – vielleicht – Aufnahmen aus dem Hubschrauber gezeigt werden, der die Spitzengruppe im Rennen beim Kampf um den Gesamtsieg begleitet.

  • Die Besucher-Plätze, die zum Campen und Erleben belegt wurden, haben sich schon Stunden vor Rennende deutlich geleert. Die Mehrheit der Besucher interessiert eigentlich gar nicht, wer denn schließlich gewinnt. Man braucht ein stimmungsvolles, lautes Umfeld, für ein stimmungsvolles, gemeinsames Feiern. - Und reist dafür dann evtl. auch schon Tage vorher an. - Prost!

Das wertet allerdings nicht das 24h-Rennen zu einem unbedeutenden Langstreckenrennen ab. Die Bedeutung erhält dieses Rennen allerdings nur durch die Marketingabteilungen der Industriefirmen, denen – leider – scheinbar jede Vorstellung von „sinnvollem Motorsport“ verloren gegangen ist. Das 24h-Rennen ist primär „VFW“ = Verkaufs-Förderung, Werbung!

Man orientiert sich heute in der Geschäftswelt nicht mehr an den Vorstellungen und evtl. Bedürfnissen der Verbraucher, sondern primär an den eigenen – inzwischen weit überzogenen Vorstellungen – von einem richtigen Handeln. - Die Rendite muss stimmen!

Das wurde mir z.B. auch beim Lesen der aktuellen Samstagausgabe des „Kölner Stadtanzeiger“ deutlich. Man hat inzwischen das Format gewechselt. Vom „Berliner Format“ hat man auf das „Rheinische Format“ umgestellt. Niemand hat die Abonnenten und Leser gefragt ob das als besser von ihnen empfunden wird. - Gut ist, was dem Verlags-Geschäft dient!

So lässt der Kölner Verlag inzwischen seine Zeitung – weil das offenbar günstiger ist – bei der „Rhein-Zeitung“ in Koblenz drucken. Die hat das „Rheinische Format“. Da musste dann wohl der „Kölner Stadtanzeiger“ folgen, wenn die Druckkosten günstiger sein sollten als bisher. Da wird der Leser doch nichts dagegen haben, wenn er jetzt „mehr Papier“ fürs gleiche Geld erhält! - So wird man – vielleicht - beim Kölner Verlag denken.

Und man hat dann gleich noch das „Magazin“  - „früher“ ein beigelegtes kleines Druckwerk – nun zu einem „normalen“ Teil der Zeitung – im Rheinischen Format – werden lassen. So ist das „Magazin“ aber nicht mehr „das“ Magazin! Man könnte sich das – aber will das sicherlich nicht – beim Verlag der „ZEIT“ erklären lassen, wo man auch schon mal das „ZEITmagazin“ als eigenes Produkt eingestellt hatte. Nachdem die Auflage der Zeitung sank, hat man es dann wieder eingeführt.

    • Sind „ZEIT“-Leser intelligenter und sensibler als die des „Kölner Stadtanzeiger“?

Ich möchte mit diesen Zeilen insgesamt nicht die Entwicklung in „unserer Zeit“ schlecht reden, weil sie zumindest aus der Sicht der „modernen“ Macher in jedem Fall einen Fortschritt bringt, der für sie - sozusagen - einen Gewinn bedeutet. Und „Mehrwert“ ist heute auf allen – wirtschaftlichen (!) - Gebieten entscheidend! - Vor allen Dingen aus der Sicht der „Macher“.

  • So geht denn alles weiter wie bisher. Zwar fühlen sich manche ob dieser Entwicklung  in „unserer Zeit“ unwohl. - Aber darf man sagen, was sich andere auch nicht zu sagen trauen?

Nun, bei mir sind an einem Sonntagmorgen ein paar Eindrücke zusammen gekommen, die ich dann noch einmal an den Ereignissen  - z.B. in Monte Carlo überprüft habe. Und zu dem 24h-Rennen am Nürburgring, habe ich nun mal eine besondere Beziehung, weil ich an seiner Entstehung und der ersten Weiterentwicklung mit gearbeitet habe. Das heißt: Wir Drei, Otto Paul Rutat, der 1. Vorsitzende des MSC Langenfeld e.V. im ADAC, der die „Vorlage“ schuf, Willy Knupp, damals für den Sport beim ADAC Nordrhein verantwortlich und ich, Wilhelm Hahne, wir haben die erste Ausschreibung bei mehreren Treffen in Düsseldorf entwickelt und noch einmal die Durchführbarkeit der Veranstaltung 1969 mit einer 24h-Zuverlässigkeitsfahrt (um die Versicherungskosten niedrig zu halten!) überprüft.

Da war ich dann mit dem hubraumkleinsten Automobil am Start, das wohl jemals 24 Stunden lang die Nürburgring-Nordschleife umkreist hat, einem Honda N 360, mit einem Hubraum von 354 ccm und einer Leistung von 20 kW (27 PS). Natürlich mit normalen 10 Zoll-Straßenreifen. Und mit Normalbenzin! - Ich wurde übrigens – mit der Start-Nr. 1 – von Juan Manuel Fangio gestartet!

Als dann später beim „echten“ 24h-Rennen in der Nacht die Teams dazu neigten, sich mit einem „Platzhalten“ zu begnügen, da haben wir für die Nacht zu unterschiedlichen Zeiten in einzelnen Klassen „Sonderwertungen“ vorgenommen: Wer in dieser Zeit die schnellste Runde fuhr, erhielt einen Sachpreis!

Wir haben versucht, uns an der Realität zu orientieren, unser Konzept immer wieder „überdacht“!. Möglichst verzögerungsfrei. Wir haben auf die Wünsche der Teams gehört. „Damals“, als mit den 24h am Nürburgring ein neues Extrem im Langstrecken-Motorsport noch eine Basis für eine in jedem Fall erlebnisreiche Teilnahme von Motorsportlern an einer Sonderform von Langstreckenrennen mit Automobilen war.

Übrigens hatten wir es als richtig empfunden, den Veranstaltungstermin für das Rennen immer möglichst nahe an den längsten Tag – und die kürzeste Nacht (!) - des Jahres, am 21. Juni, zu legen. Heute orientiert man sich da mehr an Feier- und „Brücken“-Tagen!

Inzwischen ist dieses Rennen – bestenfalls – zu einem Spielfeld der Automobilindustrie geworden. Offiziell gelten die Spielregeln des DMSB. Tatsächlich führt die Industrie den Veranstalter quasi am Nasenring durch die Manege. - Die BOP bietet da eine tolle Basis!

In ein paar Tagen ist es wieder soweit. - Ich werde mir das Rennen übrigens nicht anschauen. Es hat sich in seiner ganzen Art so weit von dem entfernt, was wir Drei – zwei davon sind inzwischen verstorben – eigentlich vorgestellt hatten. Das Rennen hat sich in eine falsche Richtung entwickelt. - Oder ist es erst jetzt wirklich modern?

Inzwischen hat es auch etwas von einem Wagenrennen in der Antike. Auf einer Rennstrecke, die aus der Antike zu kommen scheint. Sie wurde zum Ausgangpunkt einer Entwicklung, die leider – bei den aktuellen Beispielen – auch zu einer Überforderung der Teilnehmer durch ein immer dichter werdendes Reglement wurde.

  • Auch hier müssten dringend einmal „harte Schnitte“ gemacht, es müsste „entschlackt“  werden! - Selbst wenn dadurch die Bedeutung der selbsternannten „Aufsichts-Behörden“ sinken würde!

Manchmal ist es nicht so gut, wenn man mal ein ruhiges Wochenende zum Nachdenken über eine Entwicklung nutzt, die man eigentlich nicht so einfach hinnehmen sollte.

Inzwischen ist doch der Motorsport von heute, eigentlich zu einem Motorsport „von gestern“ geworden.

Und niemand hat’s gemerkt?

MK/Wilhelm Hahne

PS: Um meinen Lesern ein Rechnen oder Suchen zu ersparen. Die Sonne erreichte am 25. Mai 2024, dem Tag des F1-Qualifyings in Monte Carlo, ihren höchsten Stand um 13:37 Uhr. Da warf sie dann auch ihre kürzesten Schatten im kleinen Stadt-Staat. - Weshalb mir die veränderte Startzeit – dank der RTL-Fernsehübertragung - aufgefallen ist!

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