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Natürlich war ich dabei, als 1984 bei der Eröffnung des GP-Kurses am Nürburgring, Ayrton Senna das Feld von fahrerisch sehr gut besetzten baugleichen Mercedes 16-Ventilern „von hinten aufrollte“. Ayrton Senna war der Überraschungssieger an diesem regnerischen Tag. Der „große Unbekannte“ hatte nicht trainieren können, startete darum vom letzten Startplatz und „pflügte durchs Feld“ der bekannten Formel 1-Größen, zu denen er dann bis zu seinem Unfalltod, rd. zehn Jahre später, selber zählte.
Ich habe – leider – nicht nur diesen Höhepunkt gleich bei der ersten Veranstaltung auf der neu erbauten Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings erlebt, sondern auch dessen Entstehung.
Das war schon eine wilde, eindrucksvoll „matschige“ Baustelle. Und das zu einer Zeit, als der Nürburgring, damals noch im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz, gleich zwei Geschäftsführer hatte. Rainer Mertel und Friedhelm Demandt. - Rainer Mertel war an einem Tag z.B. in Gummistiefeln und mit dem Fahrrad auf der Baustelle unterwegs, während Friedhelm Demandt mit einem Allrad-Geländewagen auf der unwegsamen Baustelle „stecken blieb“ und „rausgezogen“ werden musste.
Der Grand-Prix-Kurs am Nürburgring wurde aus damaliger Sicht „sehr modern und sehr sicher“ geplant. Wie man das schon mal – gerade in Deutschland – erleben kann, war Vieles deutlich überzogen – oder sollte man sagen – falsch angelegt. Da war z.B. Porsche für das „Sicherheitskonzept“ des neuen Grand-Prix-Kurses verantwortlich. Darum haben die Rennfahrzeuge auf diesem Kurs dann aus Zuschauersicht auch nur „Spielzeug-Größe“. Die Strecke hatte auch „zu wenig Grip“, weil man einen „falschen Asphalt“ verwendet hatte und die steilen „Curbs“ wurden bei den ersten Motorradrennen zu „Abschussrampen“. - So wurden die Motorräder immer zu Totalschäden. Die Verletzungen der Fahrer waren so auch oft – unnötig – größer.
- Es war eben die Planung von „Experten“! - Deutschland scheint voll davon. - Jeder Rundfunk-, jeder Fernseh-Sender, jede Zeitungsredaktion, die auf sich hält, zitiert nur „Experten-Meinungen“! - Achten sie mal darauf, liebe Motor-KRITIK-Leser!
Man hat später neuen Asphalt aufgetragen, die Curbs abgesenkt und große Fernseh-Bildschirme installiert, damit die zahlenden Besucher das besser sehen konnten, wofür sie bezahlt hatten. Für echte Rennfahrer war – und ist – ein Rennen auf dem GP-Kurs mehr eine Pflichtübung, wenn man die mit dem fahrerischen Erleben auf der Nordschleife vergleicht.
Mir ist das jetzt wieder eingefallen, als ich eine Presse-Information des neuen Nürburgring-Besitzers zum Jahrestag – „40 Jahre“ – der Nürburgring-Eröffnung las. Darin das Übliche:
„In den späten 1970er Jahren machten sich weltweit führende Experten im Rennstreckenbau daran, den Nürburgring neu zu gestalten. Sie entwickelten in kürzester Zeit innovative Entwürfe für eine moderne und sichere Grand-Prix-Rennstrecke, die neben der historischen Nordschleife bestehen sollte. Eine ursprünglich vorgeschlagene, fast sieben Kilometer lange Streckenführung mit zwei Boxengassen wurde aus Kostengründen verworfen.
Die Entscheidungsträger einigten sich schließlich auf einen rund 80 Millionen DM teuren Neubau, der am Standort des bisherigen Start- und Zielbereichs sowie der alten Südschleife realisiert wurde. Der finale Entwurf sah eine 4,542 Kilometer lange Grand-Prix-Strecke vor, die sowohl alleine als auch in Kombination mit der Nordschleife befahren werden konnte. Zum Erhalt dieser wirtschaftlich und kulturell bedeutsamen Strecke entstanden mehrere Bürgerinitiativen, darunter der Verein „Ja zum Nürburgring“, gegründet von Otto Flimm. Dieser spielte eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Finanzierung für das Bauprojekt.“
Immerhin hat man Otto Flimm und „Ja zum Nürburgring“ erwähnt, der mit seinem Verein – und dem ADAC im Rücken – auch später noch den Nürburgring „begleitet hat“. Nicht nur beim Bau der FIA-Zäune – über die Motor-KRITIK auch berichtete – sondern später auch beim Verkauf des Nürburgrings, der – wegen der Einwände von „Ja zum Nürburgring“, damals noch unter der Führung von Otto Flimm - bis heute noch nicht abgeschlossen ist, da noch die abschließende „Beurteilung“ eines EU-Gerichts fehlt.
- Da politisch offenbar nicht erwünscht, dauert das eben ein wenig länger! - Der „Kläger“ („Ja zum Nürburgring) droht inzwischen – aktuell in 2024 - mit einer Untätigkeitsklage!
Auch die Insolvenz (in Eigenverwaltung) der Nürburgring GmbH, einer landeseigenen GmbH, ist bis heute – rd. 12 Jahre nach der Anmeldung beim Insolvenzgericht in Ahrweiler – noch nicht abgeschlossen.
- Macht jeder hinter den Kulissen inzwischen „sein Ding“? - Schau’n mer mal!
Ich habe Rainer Mertel, nachdem er als CDU-Mann – nach einem Regierungswechsel in Mainz – durch einen SPD-Mann (Dr. Walter Kafitz) als Nürburgring-Geschäftsführer ersetzt worden war gefragt, ob er einen neu zu bauenden GP-Kurs noch einmal so konzeptionieren und umsetzen würde, wie das in der Vergangenheit hier am Nürburgring geschehen ist.
- Seine Antwort war ein klares NEIN!
Insofern ist das aktuelle 40jährige Jubiläum schon von Bedeutung!
Mir erscheint es richtig, zum Jubiläum des Grand-Prix-Kurses am Nürburgring daran zu erinnern, dass es immer gut ist, in Zusammenhängen zu denken. Es würden sich so durchaus auch andere Zusammenhänge herstellen lassen. - Aber dann hätte man vielleicht keinen Grund mehr zu feiern.
Ich weiß nicht, warum mir jetzt – zum „Muttertag“ (?) - ein altes chinesisches Sprichwort einfällt, das da heißt:
如果人們只說出他們所理解的內容,地球很快就會陷入一片寂靜