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Eigentlich liefert der Nürburgring seit Jahren Stoff für ein Satire-Magazin. Nur hat man bei den entsprechenden Redaktionen das Thema noch nicht entdeckt. Es entwickelt sich halt in der Provinz zur Reife. Dann – bei entsprechendem Reifegrad - ist vielleicht so ein Provinz-Thema sogar für ein Nachrichten-Magazin reizvoll. Aber viele Prozesse beim Thema Nürburgring bleiben einfach unentdeckt. Obwohl man nur in Archive einsteigen muss und dann – das ist natürlich störend – kostet es eine ganze Menge intensiver Arbeitszeit. Aber welcher Chefredakteur hat schon soviel „Manpower“ zur Verfügung, dass er es sich leisten könnte anzuweisen: „Wir haben da eine Leseranfrage. Kümmern Sie sich mal drum. Und gleichen alles mit den letzten Aussagen des Ministerialdirektors Stich ab.“ - Stich? - Nun, dieser Mann heißt so, trägt den Vornamen Randolf und hat am Tag vor Weihnachten des letzten Jahres eine „Kleine Anfrage“ von zwei CDU-Abgeordneten in Mainz beantwortet. - Die bleibt natürlich den normalen Journalisten verborgen, weil die evtl. gerade am Südpol oder im Eismeer unterwegs sind. - Na ja – dort tanzt eben der Bär, während man in Mainz wohl keinen Stich machen kann. - Aber Motor-KRITIK macht beim Thema Nürburgring gleich einen Stich mit zwei Betreiberfirmen. Das ist alles Realität, keine Satire. - Die wir noch ein wenig über den Titel anreichern, indem wir schreiben:
Neues vom „toten Pferd“
Eigentlich bin ich so eine Art „Dr. Sommer“ bei Motor-KRITIK. Ich beantworte auch Leseranfragen. Manchmal kommt es vor, dass eine einzelne Anfrage genügt, einen ganzen Berg von unbeantworteten Fragen aufzuzeigen. Da genügt dann nicht eine kurze E-mail-Antwort, sondern da muss schon richtig in die Tasten geschlagen werden, nachdem man sich selbst in langer Recherarbeit schlau gemacht hat. - Sachen gibt es... -
Wo man auch beim Thema Nürburgring hingreift: Es tun sich neue Fragen auf. Viele lassen sich nur mit so viel Arbeit beantworten, dass es schade wäre, würde man damit nur einen Leser erreichen. Also gibt’s auch hier auf die Anfrage eines einzelnen Herrn eine umfassende Antwort. - Die Frage, in den ersten Tagen des Jahres 2015 gestellt, lautete:
„Kann ich jetzt schon Karten für das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring bestellen? - Und wo?“
Eine einfache – und nicht falsche – wäre gewesen:
Im Prinzip JA. - Aber... -
Und hier setzte dann die Recherche ein. Natürlich hätten wir einen Hinweis auf die Info-Hotline der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH geben können, aber – die sollte ja, wie im Beschluss der EU-Kommission vom 1. Oktober steht und auch auf diesen Internetseiten einer vor Kurzem angehängten pdf-Datei zu entnehmen ist, zum 31. Dezember liquidiert werden.
Ein aktueller Blick auf die Internetseiten des Nürburgrings zeigt: Diese Firma ist auch in diesen Januartagen noch „umtriebig“ für den Nürburgring tätig. - Mit einem kleinen Zusatz!
Es gibt inzwischen auch durch die capricorn NÜRBURGRING GmbH eine Terminankündigung. Das ist eine andere Betreibergesellschaft. Nach der findet das 24-Stunden-Rennen vom 14. - 17. Mai 2015 statt.
Da muss dann die Frage erlaubt sein: Gibt es denn schon ein mit dem Veranstalter abgeschlossenes und unterschriebenes Vertragswerk?
Nein, das gibt es wohl noch nicht, aber man verhandelt emsig miteinander. Das gilt auch für andere Veranstaltungen, die sich auch schon auf dem Terminzettel „EVENTS & TERMINE 2015“ befinden.
Nein, eine Formel 1-Veranstaltung befindet sich nicht auf dem Zettel. - Aber es gibt den FIA-Termin!
Da wirft man dann noch einmal schnell einen Blick auf die Nürburgring-Internetseiten: Selbst wenn man die Adresse so „falsch“ angibt, wie auf dem Zettel vermerkt (NUERBURGRING.DE) kommt man richtig an. - Toll!
Im Impressum findet man, das eine Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH i.L. dafür verantwortlich ist. „i.L.“ heißt in verständlichem Deutsch: in Liquidation. - Und diese Firma verkauft Karten für ein 24-Stunden-Rennen für das es noch keine Verträge mit einem Veranstalter gibt?
Auch die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ auf der Nürburgring-Internetseite kennen nur eine Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH, von der wir inzwischen wissen, dass sie sich in Liquidation befindet. Bei der kann man also Karten für ein Rennen am 14. - 17 Mai 2015 bestellen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt diese Firma garantiert nicht mehr geben wird.
Da ist es auch kein Trost wenn man weiß, dass der Geschäftsführer Carsten Schumacher sowohl bei der in Liquidation befindlichen Firma, als auch bei der capricorn NÜRBURGRING GmbH als Geschäftsführer tätig ist. - Garantiert jetzt Herr Schumacher für den evtl. Kartenbesteller per Internet auch, dass a) das Rennen stattfindet und b) das eingezahlte Geld bei der in Liquidation befindlichen Firma sicher ist?
Da tröstet es wenig, wenn zumindest der Hinweis auf der Bestellseite für die Karten des 24-Stunden-Rennens stimmt, wo man lesen kann:
„Das Motorsport-Highlight in der Grünen Hölle findet damit wieder am Himmelfahrtswochenende statt.“
Wir bei Motor-KRITIK sind froh, dass es für solche Fälle einen Stich gibt. Einen Randolf Stich, mit dem Titel Ministerialdirektor. Der sitzt im Ministerium des Inneren, für Sport und Infrastruktur in Mainz und hat dem Präsidenten des Landtages von Rheinland-Pfalz am 23. Dezember 2014 (Eingang 16:23 Uhr) mitgeteilt:
„Die Ring-Verwalter teilten auf Anfrage mit, dass in Abstimmung mit der EU-Kommission der Pachtvertrag zwischen den Verkäufergesellschaften und der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH zwingend bis Ende Januar 2015 beendet werden müsse. Die Beendigung dieses Pachtverhältnisses werde derzeit vorbereitet.
Anschließend werde der Besitz auf die Käufergesellschaft übertragen. Derzeit werde davon ausgegangen, dass dies im Rahmen eines neu abzuschließenden Pachtverhältnisses zwischen der Käufergesellschaft und einer Treuhandgesellschaft erfolge, bis der Kaufvertrag endgültig vollzogen werden könne.“
So kann Motor-KRITIK nicht nur dem einen anfragenden Leser eine vernünftige Antwort geben, sondern gleich allen Motor-KRITIK-Lesern:
Warten Sie mit der Kartenbestellung bis:
a) ein Veranstaltervertrag unterschrieben ist und
b) die capricorn NÜRBURGRING GmbH,ausgewiesen durch einen gültigen Pachtvertrag, den Kartenverkauf für das 24-Stunden-Rennen übernommen hat. Es ist billiger am Veranstaltungstag einen Aufpreis von 5 Euro auf den Kartenpreis zu zahlen, als den vorab gezahlten Kartenpreis an eine Firma zu verlieren, die sich jetzt schon in Liquidation befindet, die bis Ende Januar 2015 lt. EU-Vorgabe abgeschlossen sein muss.
Zur Zeit gelten die AGB dieser Firma i.L. - Erleben Sie also bitte nicht ein „Himmelfahrtswochenende“ am Himmelfahrtswochenende!
MK/Wilhelm Hahne