ADAC-Pläne: „Änderungen vorbehalten“!

Es ist besser geworden beim ADAC. Aber ein wenig Risiko muss sein. Man bindet seinen zukünftigen Vertragspartner auch dadurch, dass man ihn den Kartenvorverkauf übernehmen lässt. Wenn man jetzt – exakt am 15.1.2015 – einen Zeitplan für das so genannte „ADAC Qualifikationsrennen 24h Nürburgring”, ein 6-Stunden-Rennen, erstellt hat und veröffentlicht, dann rechnet man eigentlich sicher damit, dass die Verträge mit dem neuen „Dienstleister“ am Nürburgring, der CNG (capricorn Nürburgring GmbH), Ende Januar/Anfang Februar 2015 abgeschlossen werden können. Tatsächlich werden im Moment sowohl auf der Internetseite des ADAC als auch der des Nürburgrings „Tatsachen“ verbreitet, die eigentlich noch keine Grundlage haben: Es gibt zwischen Streckenvermieter und Veranstalter noch keinen Vertrag. Vielleicht lässt sich auch der ADAC so viel Zeit, weil der neue Betreiber des Nürburgrings bei Vertragsabschluss eine „Anzahlung“ verlangt. Beim ADAC, weil der als „sicher“ gilt, vielleicht so um 50 Prozent der Vertragssumme. Andere - „kleine“ - Veranstalter müssen 100 Prozent auf den Tisch legen. Die Vertragsabschlüsse verzögern sich auch deshalb. Weil der Eine möglichst spät zahlen will und der Andere eigentlich keine Sicherheit dafür bietet, dass es ihn zum Zeitpunkt der geplanten Veranstaltung noch gibt. - Darum sollte man bei den – wahrscheinlichen – Vertragspartnern Verständnis dafür haben, dass man als Journalist seine Leser darauf aufmerksam machen muss:

ADAC-Pläne: „Änderungen vorbehalten“!

Der neue Pächter am Nürburgring - aktuell auch noch ohne Pachtvertrag? - ist eine GmbH mit einem Eigenkapital von 25.000 Euro und in den Wintermonaten ohne besondere Einnahmen. Da ist man dann auf die größere „Mutter“, die capricorn NÜRBURGRING Besitzgesellschaft mbH angewiesen, die aber ohne ihren „Vater“, die NR Holding AG, auch nur eine leere Hülle wäre, seit dem der Namensgeber, der von der Landesregierung so umschwärmte Robertino Wild, aus Gründen, die eigentlich auch vorher nicht unbekannt gewesen sein sollten, ausgeschieden ist.

Ein Journalisten-Kollege gestern in einem Telefongespräch: „Wenn jetzt auch noch der Russe ausscheiden sollte, gibt es da ein Problem.“ - Warum der ausscheiden sollte? - Weil der vor seinem Einsteig z.B. keine „Due Diligence“-Prüfung (wie Wild/Heinemann) vornehmen konnte, sondern sich wahrscheinlich auf die „offene, transparente und diskriminierungsfreie“ Darstellung der Insolvenz-Sachwalter verlassen musste.

Als „Due Diligence“ wird eine mit „gebotener Sorgfalt“ durchgeführte Risikoprüfung bezeichnet, wie sie z.B. auch vor der endgültigen Zusage, den Bietern um den Nürburgring ermöglicht wurde. Aber der russische Investor hatte dazu bei seinem „Ersatz-Einstieg“ in die „Capricorn-Hülle“ keine Möglichkeit, sondern musste schon ein wenig „gläubig“ sein.

Nun, in den ersten Monaten seiner Erfahrung mit der harten Realität am Nürburgring könnte es sein, dass sich seine Einstellung zu diesem „Schnäppchen“ ein wenig verändert hat. Aber immerhin hat er zunächst einmal die CNG mit einem „Zuschuss“ von 5 Millionen € „flüssig gemacht“. Und einer „seiner“ Geschäftsführer, Carsten Schumacher, versucht auch mit vielen kleinen „Detaillösungen“ eine zukünftige Rentabilität des Nürburgrings sicherzustellen.

Schlechte Voraussetzungen wurden allerdings mit dem Verlust von „Rock am Ring“ geschaffen. - Gepokert und verloren. - Zumindest empfindet das die Geschäftswelt der Region so. Sollte auch die Formel 1-Veranstaltung in 2015 für den Nürburgring verloren gehen, so wäre das primär – auch für die Region - ein bedeutender Verlust. Zum Beispiel für das Hotel- und Gaststättengewerbe.

Außerdem wird sich der aktuelle Personalbestand am Nürburgring nicht halten lassen, zumal auch Bestands-Korrekturen bei den „Neubauten“ aus dem Projekt „Nürburgring 2009“ vorgenommen werden – müssen. - Weil das der EU-Wettbewerbs-Kommission quasi versprochen wurde.

Wie sich sich die Situation in den letzten Jahren – verglichen mit den Versprechungen der Politiker – geändert hat, kann man z.B. einem Brief des damaligen Ministierpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, entnehmen, den er einem verdienten Partei-Genossen am 6. Februar 2009 zukommen ließ:

„Mit diesem Projekt (Anmerkung: Gemeint ist „Nürburgring 2009“, im Brief als „Großprojekt Erlebnsiwelt Nürburgring“ benannt) betreibt das Land insbesondere in der aktuell schwierigen Zeit erfolgreich Wirtschaftsförderung. Bis Mitte des Jahres sollen rund 500 Arbeitsplätze entstehen. Um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden, war das Engagement des Landes deshalb notwendig und geboten.“

„Notwendig und geboten“ war sicherlich auch der „Rückkauf“ von Kai Richter für 1 Euro (der für die Landesregierung sehr teuer wurde), das Verpachten an Richter/Lindner, die Kündigung dieses Pachtvertrages, die Klageandrohung, die Insolvenz der Nürburgring GmbH, der Verkauf an Capricorn, der Ausstieg von Capricorn, der Einstieg eines russischen Investors. - Das alles immer begleitet von „stimmigen Erklärungen“ der Mainzer Politiker. - Alles wird gut. Und es gab immer wieder einen „Neustart“. - Zuletzt einen mit Capricorn.

Wo jetzt noch Capricorn drauf steht, ist aber nun nicht mehr Capricorn drin. Es geht auch nicht so stürmisch vorwärts – mit Allem! - wie uns das immer wieder vorgegaukelt wird.

Da gibt es 67 Tage vor dem Saisonauftakt auf den VLN-Internetseiten noch keine Ausschreibung für die Saison 2015. Die liegt noch beim DMSB, um dort eine Genehmigung zu erfahren. Aber immerhin hat die VLN einen Vertrag mit der CNG. - Den sie nicht gebraucht hätte, da sie noch einen gültigen Vertrag mit der NAG für 2015 hatte.

Für die Freitags-Einstellfahrten vor den jeweiligen VLN-Läufen gibt es – per heute 10 Uhr - aber noch keinen unterschriebenen Vertrag. Das ist aber ein für viele VLN-Teams wichtiger und notwendiger (!) Termin, weil sie z.T. nur über die hier bei Taxifahrten generierten Gelder die Teilnahme an den VLN-Rennen sicherstellen können.

Die Situation bei den 24-Stunden-Veranstaltungen wurde schon beschrieben.

Aber auch ein so bedeutendes Rennen (denkt man bei der CNG!) wie die „FIA World Endurance Championship“ (FIA WEC) das auf dem Grand-Prix-Kurs* des Nürburgring vom 28. bis 30. August 2015 ausgetragen werden soll, ist noch längst nicht „in trockenen Tüchern“. Zwar hat die CNG bei der FIA schon die Lizengebühr (sechsstellig) eingezahlt, da man hier selbst als Veranstalter auftreten möchte, hat aber bis jetzt noch keinen „sportlichen Ausrichter“ gefunden. Die Clubs die bisher angesprochen wurden, haben abgewinkt.

Auf den Internetseiten des Nürburgrings, verantwortet von der CNG, ist zu lesen:

„Die Sportwagen-Fans in Deutschland können sich bei den „6 Stunden vom Nürburgring“ auf ein großartiges Motorsport-Spektakel freuen, bei der Hightech-Rennwagen und berühmte Fahrer an den Start gehen werden.“

Immerhin markiert man den Termin mit einem „Sternchen“ (*) und merkt an:

„Vorbehaltlich der Bestätigung durch den FIA World Motor Sport Council.“

Das ist jedenfalls eindrucksvoller als „Änderungen vorbehalten“, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Vieles am Nürburgring noch Träume sind.

Der Ausstieg des russischen Investors wäre dagegen – z.B. für die Insolvenz-Sachwalter – ein Alptraum! - Und auch bei der EU könnte man sich mal überlegen, was da wohl falsch gelaufen ist.

Aber im Moment läuft's ja noch. - Wenn auch nicht so richtig.

Was man vielleicht erst dann versteht, wenn man die neue konzeptionelle Ausrichtung und Preis-Struktur am Nürburgring kennt.

MK/Wilhelm Hahne

*Zum Glück für die „berühmten Fahrer“, die auf der Nordschleife eine Zusatzlizenz benötigen würden. - Motor-KRITIK wartet schon seit gut einer Woche auf Antworten des DMSB zu diesem Thema. Vielleicht fehlt aber auch dem DMSB-Sachbearbeiter eine Zusatz-Lizenz für eine Antwort an Motor-KRITIK.

 

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