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Wenn der oben Genannte am 17. Februar 2016 im Internet einen „Abschiedsbrief“ veröffentlicht, mit dem er sich – als Mitveranstalter von „Rad am Ring“ und Veranstalter des gleichzeitig ausgetragenen „Nürburgringlaufs“ von seiner bisherigen „Laufkundschaft“ verabschiedet, so geschieht das sicherlich so „smart“, wie er auch 2003 eine Zeitschrift der Nürburgring GmbH verantwortete. Denn Hanns-Martin Fraas war dort „der Mann für alle Fälle“. Er war im Impressum der Zeitschrift als Leiter Marketing/Vertrieb ausgewiesen, Motor-KRITIK hat ihn auch als Geschäftsführer des „Kompetenzzentrum“ BikeWorld Nürburgring erlebt. Das war der erste Verlustbringer einer Reihe von Landesbeteiligungen über die Nürburgring GmbH, deren Verluste per Saldo nicht mehr so ganz erfasst werden können. - Motor-KRITIK möchte aber noch einmal daran erinnern, zumal die „politische Elite“ des Landes den von ihr verschuldeten „tiefen Fall“ des Nürburgrings wohl inzwischen vergessen hat. Der Nürburgring spielt auch in der Wahlwerbung der Parteien – da sind sich alle einig – keine Rolle. - Schließlich weiß man nicht, was zum 13. März 2016 wirklich geschieht. Und wenn da nun... - Genauso würde Hanns-Martin Fraas reagieren, der damals die Nürburgring GmbH verließ, um dann hier mit seiner Event-Agentur als Veranstalter wieder aufzutauchen. - Und nun gibt es den „Abschiedsbrief“, zu dem Motor-KRITIK aber noch ein paar Worte verlieren möchte.
Unverwechselbar: Hanns-Martin Fraas
Am 15. Dezember 2015 verkündete Uwe Baldes, Leiter der Unternehmens-Kommunikation bei der capricorn NÜRBURGRING GmbH in einer Presse-Information:
„Erstmals seit 1978: Profi-Radrennen auf dem Nürburgring
Organisationsleiter Hanns-Martin Fraas, der 'Rad am Ring' gemeinsam mit seiner Eventwerkstatt und dem Rad-Club Herschbroich durchführt, konnte diesen historischen Schritt vor allem dank des neuen Dreijahresvertrages mit der capricorn NÜRBURGRING GmbH und des neuen Partners 'Grofa – House of Brands' mit den Marken Giro, Bell-Helme und GoPro-Action-Cams realisieren.
'Das wird ein spannender neuer Weg. Ich bin glücklich, dass durch das Grofa-Engagement 'Rad am Ring' unerwartete Zukunftsperspektiven bekommt', freut sich Hanns-Martin Fraas“.
Einen Tag später, am 16. Dezember 2015, verkündet Hanns-Martin Fraas auf den Internetseiten www.nuerburgring-lauf.de:
„Im nächsten Jahr geht für den Nürburgringlauf eine Ära zu Ende.“
Es wurde von „Konzept herauslösen“ gesprochen und von einem „alternativen Termin im Sommer 2016“ gefaselt. Man würde ihn „schnellst möglich kommunizieren“.
Am 17. Februar 2016 gibt es dann den „Abschiedsbrief“, in dem man u.a. lesen kann:
„Wir haben ab 2004 den Nürburgringlauf in unserem Veranstaltungskonzept mit Radfahren zu „Rad&Run am Ring“ kombiniert. Während sich die Rad-Komponente stetig entwickelt hat, stagnierten die Laufzahlen oder waren teilweise sogar rückläufig. Durch die Einbettung in Rad am Ring waren wir aber in der Lage, das organisatorische Niveau und das Ambiente einer Großveranstaltung zu halten.
Und genau das werden wir bei der Organisation des Nürburgringlaufs als Einzel-Veranstaltung nicht mehr schaffen. Der Nürburgringlauf hat mit der Tradition und mit der Bedeutung im ausgehenden letzten Jahrtausend ein besseres Ende verdient, als dass er als schlechtes Abbild seiner Vergangenheit irgendwann zu Ende dümpelt.
Den 35. Lauf 2015 haben wir noch mit großem Anstand über die Eifler Bühne gebracht. Und das ist nach augenblicklichem Stand der Dinge auch der richtige Zeitpunkt für einen Schnitt.“
Schon der Einstieg zu diesem „Abschiedsbrief“ ist nicht falsch, aber auch nicht richtig:
„...wir haben in den letzten Monaten versucht, eine neue Grundlage für den traditionsreichen Nürburgringlauf zu finden.“
Wir erfahren, dass die „Laufzahlen stagnierten“, teilweise sogar rückläufig“ waren. So hat Motor-KRITIK mal die Starterzahlen der letzten vergleichbaren Jahre ermittelt:
- 2015: 1.739
- 2014: 1.723
- 2013: 1.637
- 2012: 1.956
- 2011: 1.979
- 2010: 2.140
- 2009: 1.704
- 2008: 1.597
Die durchschnittliche Starterzahl in acht Jahren betrug 1.809 Läufer über die ausgeschriebenen Lauf-Distanzen. Daran gemessen war das Jahr 2008 das schlechteste. Aber elegant zu verdeutlichen, dass man etwas für den Laufsport getan habe, indem man z.B. den „Nürburgringlauf“ 2015 „noch mit großem Anstand über die Eifler Bühne gebracht“ habe, ist einfach eine Verfälschung der Realität.
Vielleicht muss man das so sehen: Radfahrer sind die bessere Ausgangsbasis für ein Geschäft. Hanns-Martin Fraas ist bemüht, das mit Unterstützung der capricorn NÜRBURGRING GmbH auszubauen. - Das Rad muss sich drehen! - Der Rubel muss rollen!
Hanns-Martin Fraas war bei „Radfahrern“ immer großzügig. Als der „Radfahrer“ Dr. Kafitz (damals Geschäftsführer der Nürburgring GmbH) zwar als Teilnehmer gemeldet war, aber nicht mitfuhr (warum auch immer), da hat man einen Ersatzfahrer unter dessen Namen mit der Kafitz-Startnummer starten lassen. - Geht doch! - Wer soll's auch merken?
Und wenn im letzten Jahr die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner für das 24-Stunden-Rennen in einem Team gemeldet war, dass für einen Erfolg gut war, so war das sicherlich – aus der Sicht eines Hanns-Martin Fraas – nicht ungeschickt gemacht. Wenn dann die CDU-Dame – die übrigens gut und routiniert in die Pedale treten kann – nicht am Start war: Nun, dann lag das am Wetter und der so notwendigen Zeitverschiebung, die dann Julia Klöckner einen Start beim 24-Stunden-Rennen (für Radfahrer!) verunmöglichte.
Aber sie taucht in der Sieger-Urkunde der Mannschaft auf. - Politisch geschickt gemacht? - Hat das der Veranstalter nicht mit bekommen? - Aber es passt zur Linie eines Hanns-Martin Fraas. - Frau Klöckner wird diesen „Fehler“ auch nicht reklamiert haben. - Aus Zeitgründen natürlich. - Sie hat es vielleicht auch gar nicht registriert.
Im Oktober 2007 habe ich – es ist in meinem Nürburgring-Buch nachzulesen – Hanns-Martin Fraas „globalen Charme“ bescheinigt und den Verdacht gehegt, dass er sich schon 2003 den „Weltverbesserern“ zurechnete. Er, der einmal Leiter Marketing/Vertrieb bei der Nürburgring GmbH war und auch Geschäftsführer der BikeWorld Nürburgring GmbH, von der später einmal Dr. Walter Kafitz im Januar 2007 sagte:
"BikeWorld ist so ein Thema. Es läuft nicht so, wie wir es uns erhoffen, da muss man reagieren, insbesondere, wenn interne Fehler gemacht werden. Wenn wir die Leute noch belohnen, die Mist machen, dann wären wir wirklich völlig falsch am Platz."
Da war Hanns-Martin Fraas – warum auch immer – schon nicht mehr bei der Nürburgring GmbH.
Nun betreibt er die „eventwerkstatt GmbH“ in Vaihingen an der Enz. Eventwerkstätten gibt es viele. Hanns-Martin Fraas nur einmal.
Und den Nürburgringlauf nun keinmal mehr.
MK/Wilhelm Hahne
PS: Anfang 2008 schrieb der der Landesrechnungshof in Speyer in seinem Jahresbericht zum Thema BikeWorld: „"Die Veräußerung der Beteiligung der Nürburgring GmbH an der BikeWorld Nürburgring GmbH führte zu Aufwendungen von 4,8 Mio €. Hiervon hätten mehr als 1 Mio € bei einer früheren Aufgabe der Beteiligung vermieden werden können." - Die BikeWorld Nürburgring – das sei zur Entlastung von Hanns-Martin Fraas gesagt – hatte deutlich mehr als nur einen Geschäftführer.