Gespeichert von wh am
Der Vorstandsvorsitzende von Toyota ist nicht nur einmal das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring mit gefahren. Unauffällig im Auftreten. Er hält sich nicht für einen Rennfahrer, aber er will sich so einen Eindruck verschaffen. In 2017 war er allerdings nicht dabei. Da war er durch eine sehr wichtige Händlertagung in Las Vegas verhindert. Aber er hat sich für 2018 wieder vorgenommen, beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring mit zu mischen. - Japan ist weit. - Frankreich ist näher. - Wenn es dann noch am Freitag vor einem VLN-Rennen in Frankfurt eine Peugeot-Händlertagung gibt… - Da war für den Vorstandsvorsitzenden der PSA-Group – oder anders, den Chef von Peugeot/Citroen/DS/Opel/Vauxhal der Nürburgring nahe. Wem ist schon aufgefallen, dass dieser hochrangige Automobil-Manager seit seinem 22 Lebensjahr dem Rennsport frönt? - Der Mann kennt sich aus! - Bei Opel sollte man vorsichtig sein, was man ihm zum Thema Automobilrennsport und seine Auswirkungen auf den Verkauf erzählt. - Carlos Tavares ist schon die Monte Carlo gefahren! - Für den PSA-Chef zählt der Sport! - Er weiß sehr gut zwischen Amateur- und Werks-Einsatz zu unterscheiden. Ihm ist klar, dass er mit Werksinteressen nicht den eigentlich wichtigen Amateur-Rennsport zerstören darf. - Der PSA-Vorstandsvorsitzende ist kein Schaumschläger. - Er ist auch nicht um den Beifall der Öffentlichkeit bemüht. Er fährt, weil es ihm Spaß macht! - Und er schätzt den Motorsport der Basis-Motorsportler, die er nicht „von oben herab“ betrachtet. Er zählt sich selbst dazu. Darum scheint er auch die VLN im europäischen Motorsport zu schätzen. Aber natürlich auch deshalb, weil diese Langstreckenserie am Nürburgring, auf der Nordschleife, ausgetragen wird. - Die VLN hat sich zwar in eine falsche Richtung entwickelt, aber der Vorstandsvorsitzende von PSA empfindet offensichtlich die VLN immer noch innerhalb Europas als eine Art von Motorsport, die Spaß, Freude und – man glaubt es nicht – Entspannung vermittelt, weil so ein Motorsport-Wochenende wie ein Urlaub vom Manager-Alltag sein kann. - Und gleichzeitig Information!
VLN 8: PSA-Chef setzt Zeitzeichen!
In allen normalen Informationen findet man den Vorstandsvorsitzenden des PSA-Konzerns, der sich inzwischen Opel und Vauxhal einverleibt hat, als Carlos Tavares verzeichnet.
Blickt man einmal aufmerksam in die Nennliste zum 8. VLN-Lauf, der am letzten Wochenende stattfand, so findet man für die Klasse H2 eine Nennung, bei der einer der Fahrer ein Carlos Antunes Tavares ist. - Auf einem Opel Calibra! - Er fährt mit französischer Lizenz.
Dieser Fahrer ist genau der, den man auf einem solchen Automobil nicht vermutet. Es ist der Vorstandsvorsitzende eines Konzerns, der mit seinem Start auf einem Opel Calibra (!) beweist, auf welche Art er seine Einstellung zu der Marke findet, die er gerade – mit der Überzeugung, daraus einen Gewinn ziehen zu können – gekauft hat.
Tavares ist kein Franzose, er ist Portugiese, und er liebt den Motorsport. Über ihn hat er auch ein Verhältnis zu den Automobilen entwickelt, die er „ans Volk bringen“ muss.
Er sammelt „alte“ Automobile, besitzt u.a. einen "1979 Peugeot 504 V6 Coupé, einen 1976 Alpine A110 und einen Porsche 912 von 1966".
Wo gibt es das noch, das „Chefs“ eine wirkliche Beziehung zu dem haben, was sie verantworten müssen. - Tavares ist wirklich ein „Auto-Freak“!
Dass er beim 8. VLN-Lauf 2017 auf einem Opel-Calibra auf der Nürburgring-Nordschleife startete, ist eigentlich ein „Zeitzeichen“, das nicht unbedingt in das Konzept der anderen Vorstandsvorsitzenden anderer Konkurrenzmarken passt.
Es spricht für die „schlichte Art“ des Herrn Tavares, dass er mit seinem Start auf einem Opel Calibra nicht um einen Effekt in der Öffentlichtkeit bemüht war. Dieser Start war von ihm lange vorbereitet. So war er war bereits seit August im Besitz des DMSB-Nordschleifen-Permit. Dafür hatte er sogar einen Lehrgang gemacht.
Das reichte ihm aber nicht unbedingt, so dass er sich noch einmal am Freitag vor dem Rennen vom Opel-Mitarbeiter Volker Strycek in die Geheimnisse der Nordschleife einweihen ließ.
Wie dieser Ausschnitt aus dem offiziellen Rennergebnis (nach Klassen) ausweist, hat er – hat das Opel Calibra-Team – mit seiner Hilfe gewonnen, einen Klassensieg heraus gefahren.
Und am Sonntagmorgen, nach dem Rennen, ist er wieder unauffällig in Richtung Heimat abgereist.
Man stelle sich vor, ein deutscher Vorstandsvorsitzender - wie z.B. Zetsche - würde ein Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife fahren. Wer das Niveau der Daimler-Communication durch Wiedergabe einer Pressinfo im O-Ton hier bei Motor-KRITIK kennen gelernt hat, ist in der Lage sich vorzustellen, welche Offensive die Fachleute aus Stuttgart gestartet hätten. Auf Twitter, Facebook, Instagram, über Influencer, per E-mail, und youtube wäre versucht worden, den „Chef“ ins richtige Licht zu rücken. Das bedeutet in Stuttgart: Ihn so darzustellen, wie die Öffentlichkeit ihn sehen soll.
Da spart Peugeot! Und der Chef zeigt Leistung! - Mit diesem Klassensieg auf dem Nürburgring hat der Peugeot/Opel-Chef gleichzeitig ein Signal für einen werksfreien Basis-Motorsport gesetzt.
Ich kann nicht wissen, welchen Eindruck Carlos Tavares vom 8. VLN-Lauf am Nürburgring mit nach Hause genommen hat. - Wir hatten jedenfalls keinen guten Eindruck. Es begann schon am Freitag damit, dass der Rennleiter nicht bereit war, die Verantwortung für den Start eines Rollstuhlfahrers zu übernehmen, der in einem auf Handbetrieb umgerüsteten BMW starten wollte und mit diesem Fahrzeug auch schon einige Rennen – auch im Ausland – bestritten hatte.
Als dann noch das Einsatzteam zu einer Nachprüfung bei den Sportkommissaren zu spät kam, hat das die Entscheidung des Rennleiters nicht leichter gemacht. Er hätte gerne die Verantwortung für eine Startzusage deligiert. Darüber wurde dann noch am Freitagabend spät auf den Gängen im Start- und Zielgebäude endlos verhandelt.
Am Samstagmorgen bekam dieser Starter dann „Grünes Licht“ für einen Start!
Anderen Fahrern ging das – auf andere Art - nicht anders. Für diese Starter wurde nämlich das Nordschleifen-Permit erst kurz vor dem Rennen dem Veranstalter vom DMSB zugefaxt. Es handelt sich um eine zweistellige Zahl von DMSB-Permits!
Eigentlich ist das, was hinter den Kulissen des deutchen Motorsports abläuft, ein Skandal! - Wobei da z.B. dem Nordschleifen-Permit gerade bei der VLN eine Hauptrolle zukommt. Wie das auch in einer gutachterlichen Stellungnahnme verdeutlicht, und die auch hier bei Motor-KRITIK in ihrem Gesamtumfang – also detailliert - der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Der DMSB hat danach keinerlei rechtliche Berechtigung, eine solche „Sondergenehmigung“ zum rennmäßigen Befahren der Nürburgring-Nordschleife zu verlangen.
Selbst die FIA ignoriert diese „DMSB-Forderung“ bei ihren Veranstaltungen, wie sie z.B. auch im Umfeld des diesjährigen 24-Stunden-Rennens auf der Nordschleife stattgefunden haben. - Aber niemand probt sonst den Aufstand, obwohl die Rechtslage klar und eindeutig ist! - Die das bestreiten, sind ausnahmslos angebliche Nürburgring-Kenner, die dieses Permit als Lizenz zum Geldverdienen missbrauchen!
Bis zum Sonntagabend war das Ergebnis dieses 8. Laufes nur „vorläufig“, weil zuerst noch technische Überprüfungen vorgenommen und Proteste aufgearbeitet werden mussten.
Um in diesem Zusammenhang daran zu erinnern: Das Ergebnis des VLN 5 ist bis heute immer noch „vorläufig“ und wird es auch bis zu einer DMSB-Sportgerichtsentscheidung bleiben. - Motor-KRITIK versucht auch hier am Ball zu bleiben, weil hier per Saldo – ganz gleich wie das Urteil ausfällt – der DMSB keine gute Figur machen wird.
Der Protest des Dritten in der TCR-Kategorie gegen den Zweiten war relativ schnell erledigt. Wer unter Rennbedingungen in einen 100 l-Tank 98 Liter nachtanken kann, der ist entweder ein Künstler oder der Inhalt des verbauten Tanks entspricht nicht dem Reglement. - Und so war es dann auch, wie sich beim Nachlitern heraus stellte. So wurde dann in dieser Klasse der Dritte zum Zweiten und der Vierte zum Dritten!
In der SP7 hatte man zwar einen Teilnehmer zur Untersuchung aufgeladen und abtransportiert, aber da gab‘s wohl nichts zu beanstanden. Damit ist das Gesamtergebnis des VLN-Lauf 8 nun endgültig, der übrigens einen talentierten 19jährigen Belgier zusammen mit Markus Winkelhock auf einem Audi GT3 als Gesamtsieger sah!
Audi stellte bei diesem Lauf übrigens seinen neuen GT4 vor, der in der SPX-Klasse zum Klassensieger wurde – weil sonst kein Teilnehmer in dieser Klasse ankam. - Motor-KRTIK-Eindruck: Ein schönes Auto, aber wie man feststellen konnte, nicht einfach zu fahren. - Ein nervöses Auto, das sicherlich im neuen Mercedes AMG GT4 seinen Meister finden wird.
Verglichen mit diesen „Ungetümen“, zu denen auch der BMW GT4 zu zählen ist, wirkt ein KTM GT4 – aber nicht in dieser Kategorie homologiert – wie ein richtiger Sportwagen, der in diesem VLN-Lauf 8 von der Stuck-Brüdern auf Platz 7 im Gesamtklassement gefahren wurde. Zum Vergleich: Der neue Audi GT4 landete auf Platz 31.
Eine andere Geschichte die – Motor-KRITIK – unangenehm auffiel: Wer Gesamtsieger werden möchte, der meldet inzwischen seinen GT3 in der Klasse SPX. Das ist so eine Art Prototypen-Klasse. Bei diesem Rennen sind aber alle diese cleveren Teilnehmer irgendwie, irgendwann ausgefallen. Einer kam durch und konnte so Klassensieger werden: Der Audi V10 GT4, den man Audi R8 LMS GT4 nennt.
Ein schönes Automobil. Aber im Rennsport ist nicht Schönheit entscheidend. Ein GT4 soll mal wieder „nahe der Serie“ sein. Um einen kostengünstigen Motorsport zu ermöglichen. Wie das schon mal zu Anfang des GT3-Booms propagiert wurde. Dieses Mal beginnt dieser preisgünstige Einstieg für einen deutschen Käufer (also einschl. MWSt.) bei 235.620 Euro. Dafür bringt der heckgetriebene Audi GT4 auch rd. 1,5 Tonnen auf die Waage. - Ein Sportwagen-Schwergewicht! - Aber der Begriff Sportwagen wird hier wohl von der Leistung des 5,2 l-V10-Saugmotors bestimmt, der 495 PS leistet. Das Fahrzeug hat einen 118 l-Tank. Einmal am Nürburgring vollgetankt, werden rd. 260 Euro fällig. Und beim Langstreckenrennen muss mehrfach getankt werden. Wenn man dann noch an Felgen, Reifen, und, und, und denkt, dann weiß man, was die Automobilindustrie heute unter „kostengünstigem Motorsport“ versteht.
Und man muss den Vorstandsvorsitzenden des inzwischen zweitgrößten europäischen Automobilskonzerns loben, wenn er um „Freude am Fahren“ zu erleben, auf einen „alten“ Opel Calibra zurück greift. - So geht preisgünstiger Motorsport!
Die VLN sollte sich bei ihrer Ausschreibung der Klassen an diesen Ansprüchen und nicht an den Wunschvorstellungen der deutschen Automobilindustrie orientieren.
Interessant ist übrigens die Feststellung, dass den VLN-Interessierten die während des Rennens ausgesprochenen Bestrafungen zum großen Teil vorenthalten werden. Motor-KRITIK zeigt hier die im Endergebnis zu Lauf 8 veröffentlichte Strafenliste und daneben ein Foto, das kurz nach Rennende vom Bildschirm eines Einsatzteams gemacht wurde. - Was auch dort nicht steht: Ein Fahrer wurde mit einer Sportstrafe von 250 Euro belegt, weil er keine feuerfeste Unterhose trug. Die Strafe ist innerhalb von 48 Stunden an den DMSB zu zahlen!
Dem hier eingestellten Foto ist z.B. auch zu entnehmen, dass das Manthey-Team, das in der 8. Runde durch eigenes Verschulden (Verschulden des ital. Fahrers) durch einen spektalulären Unfall ausgeschieden war, dafür mit einer Strafe von 270 Sekunden = 4:30 min belegt wurde, die dann beim nächsten Rennen zur Anrechnung kommen soll.
Man kann also davon ausgehen, dass das Manthey-Team darum beim nächsten - und letzten VLN-Lauf in diesem Jahr - erst gar nicht antreten wird.
Und in 2018 wird dann alles besser?